Titel: | Gasofen zur Erzeugung eines hohen Hitzegrades, von G. Gore. |
Fundstelle: | Band 171, Jahrgang 1864, Nr. XCII., S. 35 |
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XCII.
Gasofen zur Erzeugung eines hohen Hitzegrades,
von G. Gore.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Gore's Gasofen zur Erzeugung eines hohen Hitzegrades.
A, Fig. 31, ist ein Cylinder
von feuerfestem Thone, ungefähr 8 Zoll hoch und 6 Zoll im Durchmesser, an beiden
Enden offen und nahe an seinem unteren Ende mit einer seitlichen Oeffnung versehen,
welche in einen Schornstein führt. Der Cylinder ist mit einem abnehmbaren Deckel B versehen, in dessen Mitte eine Oeffnung zur Einführung
der zu erhitzenden Materialien sich befindet. Diese Oeffnung kann mit einem
Thonpflock C verschlossen werden, welcher in seiner
Mitte wiederum eine mit einem Pflock D verschließbare
Oeffnung hat. E ist ein Schornstein von Eisenblech,
ungefähr 5 oder 6 Fuß hoch, aufrecht gehalten durch den Ring F, der an den Ofen selbst befestigt ist. Der Thoncylinder ist von einem
Eisenblechcylinder umgeben, der unten mit einem Boden von Eisenblech versehen ist
und auf drei Füßen G steht. Eine eiserne Röhre H ist in den Boden eingesetzt und trägt einen Fortsatz
I, an welchem mittelst einer Schraube J der Brenner K und die
Röhre L befestigt sind. Letztere ist an beiden Enden
offen. Das Gas wird mittelst eines Hahnes M, der mit
einem Index versehen ist, in den Brenner geleitet.
Im Innern des weiten Thoncylinders befindet sich noch ein zweiter engerer O, ebenfalls an beiden Enden offen und nahe an seinem
oberen Ende im Innern mit drei Ansätzen aus feuerfestem Thone versehen, welche
bestimmt sind, den Tiegel Q zu tragen. Dieser Cylinder
wird durch drei Thonkugeln i aufrecht stehend
erhalten.
Der Gasbrenner ist ein Cylinder aus Metallblech, an seinem oberen Ende mit tiefen
Riefen versehen, welche nach unten zu allmählich verlaufen.
Die Wirkung des Ofens ist folgende. Das Gas strömt in die offene Röhre L und mischt sich hier mit Luft zu einem explosiven
Gemenge, welches durch den Brenner in den Cylinder O
steigt, wo es die zur vollständigen Verbrennung noch nöthige Luft empfängt, welche
der Flamme durch die Riefen des Brenners zugeführt wird. Die Flamme, sowie die
Verbrennungsproducte steigen durch den Cylinder aufwärts und dann außerhalb abwärts
nach dem Schornsteine; die größte Hitzeentwickelung findet bei Q statt. Es ist wichtig, daß die Achse des Brenners
genau mit der Achse der
Röhre 0 zusammenfällt, und daß man einen Tiegel wähle, der weder zu groß, noch zu
klein ist. Soll ein kleiner Tiegel erhitzt werden, so setzt man ihn in einen
größeren, welcher oben abgebrochen ist. Der Eisenblechcylinder, welcher den
Thoncylinder A umgibt, kann oben und unten mit
feuerfestem Thone lutirt werden, damit keine Luft von außen eintritt.
Soll der Ofen in Thätigkeit gesetzt werden, so werden die Pflöcke C und D herausgenommen, ein
Licht in die Oeffnung gehalten und der Gashahn ganz aufgedreht. Sollte die Flamme
unten zu der Röhre L herausblasen (was indessen, wenn
nicht der Ofen schon heiß ist, selten geschieht), so muß man den Gashahn abdrehen,
das untere Ende von L einen Augenblick zuhalten und das
Gas wie vorher anzünden. Wenn die Flamme nicht bis hinab zum Brenner reicht, sondern
erst an der Oberfläche des Deckels B brennt, so muß sie
sofort ausgelöscht und von Neuem angezündet werden, weil sonst ein unverbranntes
Gasgemenge in den Schornstein steigen und zu einer Explosion Veranlassung geben
kann. Ist alles in Ordnung, so brennt anfänglich eine große Flamme zu der Oeffnung
C heraus; sie ist weiß, wenn sie zu viel Gas
enthält, und violett oder roth, wenn die Gasmenge richtig abgemessen ist. Diese
Flamme wird in der Regel von selbst kleiner und verschwindet nach Verlauf einer
Minute fast ganz in dem Ofen; mag dieß nun geschehen oder nicht, so setzt man den
Pflock O ein, wodurch die Flamme gezwungen wird, in den
Schornstein zu treten; sobald dann nur noch eine ganz kleine Flamme aus der Oeffnung
D heraustritt, wird auch diese verschlossen. Den
Tiegel setzt man entweder vor oder einige Zeit nach dem Anzünden in den Ofen, aber
(wenn der Ofen kalt war) nicht unmittelbar darnach, es könnte sonst durch
unvollkommen verbranntes Gasgemisch, welches oberhalb des Tiegels in den Schornstein
gelangt, eine Explosion eintreten.
Nach ungefähr 5 Min. wird der Zufluß des Gases regulirt, bis man im Innern ein
sausendes, durch viele kleine Explosionen veranlaßtes Geräusch vernimmt. Mitunter
ist dieß nicht entschieden wahrnehmbar, besonders bei hoher Temperatur, und daher
muß man, um den Gang des Ofens richtig beurtheilen zu können, denselben durch
öfteren Gebrauch studiren. Das Geräusch ist der sicherste Führer zur Beurtheilung
des richtigen Gaszuflusses und muß daher wohl beachtet werden. Der Index am Gashahne
M erleichtert die Regulirung. Es ist gut, wenn man
unterhalb der Oeffnung L einen kleinen Spiegel anbringt,
durch welchen man die Flamme beobachten kann, und dann den Gashahn so regulirt, daß
das Licht der Flamme ganz violett oder weißlich erscheint. Allein dieß Mittel kann zu Täuschungen
führen, wenn man es anwendet, sobald das Gas eben angezündet ist, weil die Kälte der
umgebenden Theile die Flamme viel weißer macht als sie sonst seyn würde; ebenso ist
das Mittel trügerisch, wenn der Tiegel sehr heiß ist, da in diesem Falle die Flamme
weißer erscheint als sie ist. Bei mittleren Temperaturen aber bietet es immerhin
einen ziemlich richtigen Anhalt.
Wenn ein Tiegel im Ofen steht, wird weniger Gas gebraucht als wenn der Ofen leer ist;
ebenso verbrennt weniger Gas, wenn die kleine Oeffnung im Deckel offen und endlich,
wenn der Ofen noch kalt ist. Hat man einmal den Gasstrom richtig regulirt, so
verlangt der Ofen keine Aufmerksamkeit weiter.
Die Gasröhre darf nicht enger als 1/2 Zoll, die Ausströmungsöffnung nicht enger als
3/8 Zoll seyn; inzwischen ist dieses Verhältniß ganz von dem Drucke abhängig, mit
dem man arbeiten kann. Die Menge Gas, welche in 1 Stunde consumirt wird, beträgt
30–40 Kubikfuß.
Das obere Ende des Schornsteins muß ins Freie gehen, damit man von den
Verbrennungsproducten nicht belästigt wird. Leitet man es aber in einen Schornstein,
so ist dafür zu sorgen, daß der Zug nicht allzustark ist.
Man kann in diesem Ofen mit Leichtigkeit 1/2 Pfd. Kupfer oder 6 Unzen Gußeisen
schmelzen. 20–30 Min. sind zur Hervorbringung der höchstmöglichen Temperatur
nöthig. Wenn eine Unze Kupfer in den kalten Ofen gethan, das Gas angezündet und
richtig regulirt wird, so beginnt das Kupfer ungefähr nach 10 oder 12 Minuten zu
schmelzen und ist nach 15 Min. in vollem Flusse. Mit voller Hitze schmilzt man 1
Unze in 2 1/4 Min., 1 Unze Gußeisen in 3 Min., 4 Unzen Kupfer in 4 1/4 Min. und 3
Unzen Gußeisen in 5 Min. Wenn man die kleine Oeffnung in dem oberen Pflocke aufläßt,
so schmilzt 1 Unze Kupfer in 3 1/2 Min.; mehrere Unzen können leicht beliebig lange
im Flusse erhalten werden. Diese Resultate erhielt der Verf., wenn er das Gas in
einen gewöhnlichen Schornstein leitete; wurde der Ofen in einem freien Raume
aufgestellt, so erzielte man fast denselben Effect, allerdings in etwas geringerem
Grade. (Philosophical Magazine, 1863, vol. XXVI;
chemisches Centralblatt, 1864, Nr. 6.)