Titel: | Ueber die Verbesserung der Luft durch die Verdampfung des Wassers; von A. Morin. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XII., S. 25 |
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XII.
Ueber die Verbesserung der Luft durch die
Verdampfung des Wassers; von A.
Morin.
Aus den Comptes rendus, t. LVII p. 720.
Morin, über die Verbesserung der Luft durch die Verdampfung des
Wassers.
Bei meinen Untersuchungen über die Ventilation fiel es mir auf, daß die englischen
Techniker, welche sich mit dem gleichen Gegenstande beschäftigten, bezüglich der
Zuträglichkeit für die Gesundheit einen großen Werth auf die Einrichtungen legen,
die zum Zwecke haben, der Luft der bewohnten Räume einen gewissen Grad von
Feuchtigkeit zu ertheilen.
So z.B. wird die Luft, welche in das Haus der Gemeinen im englischen
Parlamentsgebäude eintritt, im Winter durch eine Dampfcirculation erwärmt und die
Retourröhren des condensirten Dampfes liegen in mit Wasser gefüllten Trögen,
welches, indem es sich in Berührung mit denselben erhitzt, eine gewisse Menge Dampf
erzeugt, den die in den Saal eindringende Luft auflöst und mitzieht. Im Sommer wird
der gleiche Zweck dadurch erreicht, daß die aus dem Hofraum angesogene Luft vorerst
in einer unter dem Sitzungssaal befindlichen Kammer durch Leinenschirme filtrirt und
dann mit einem feinen Staubregen in Berührung gebracht wird, so daß sie sich mit
Feuchtigkeit beladet.
Es erschien mir nicht unmöglich, daß insbesondere bei letzterer Wasserverdampfung
noch andere als die gewöhnlich angenommenen Erscheinungen auftreten, daß vielleicht
wie beim Thau und Regen eine gewisse Menge Elektricität sich entwickelt, wie dieß
von Saussure und Pouillet
beobachtet worden ist, und daher durch Bildung von activem Sauerstoff die
Beschaffenheit der Luft in Bezug auf die Gesundheit modificirt wird.
Natürlich würde man, wenn dieß sich bestätigte, hier ein Mittel haben, die Luft der
bewohnten Räume gesünder zu machen. Es ist ja bekannt, daß die Luft, welche activen
Sauerstoff enthält, in hohem Grade die Eigenschaft besitzt, gewisse Miasmen durch
Verbrennung zu zerstören.
Ich habe sonach durch den Assistenten Hrn. Saint-Edme Versuche über den Einfluß anstellen lassen, welchen die Zertheilung
von Wasserstaub in der Luft auf deren elektrischen Zustand ausübt.
Zu diesem Zwecke wurden Streifen von Jodstärkepapier mit beigegebenem Lackmuspapier
in Glasröhren von 3 Centimet. Durchmesser gelegt, welche äußerlich mit schwarzem
Papier bedeckt waren, um den Einfluß des Lichtes auszuschließen.
Mehrere dieser Röhren wurden in einer gewissen Neigung in die Mitte eines Staubregens
gebracht, welcher mittelst einer Brause im Freien hergestellt wurde. Aehnliche
Versuche wurden später in der Versuchsgallerie, also bei Ausschluß der
Sonnenstrahlen ausgeführt.
Da hierbei möglicherweise Wassertropfen einen directen Einfluß auf das Papier ausüben
konnten, so wurden die Versuche auch so wiederholt, daß der Wasserstaub in durch ein
Metallsieb höchst fein vertheiltem Zustande in ein verticales Blechrohr von 32
Centimet. Weite und 3,7 Meter Länge unten eintrat, während sich das Papier oben
befand und daher von keinem Tröpfchen getroffen werden konnte. Die Feuchtigkeit,
welche es erhielt, konnte also nur von dem hygroskopischen Zustande der die Röhre
durchströmenden Luft herrühren.
Die Resultate dieser neuen, am 4. September (vorigen Jahres) angestellten Versuche
mit geröthetem Lackmuspapier, welches zum Theil mit neutraler Jodkaliumlösung
überzogen war, haben die früheren genau bestätigt, und dieses vor Licht geschützte
Papier zeigte ebenfalls schwach veilchenblaue Flecke.
Endlich haben noch Versuche am 31. October, bei welchen das Papier 1 1/2 Stunden der
Wirkung der Luft ausgesetzt blieb, analoge, nur auffallendere Resultate
geliefert.
In allen Fällen erzeugte der feuchte Luftstrom auf dem Jodstärkepapier oder auf dem
mit Jodkalium überzogenen Papier veilchenblaue Flecke, ein Beweis für das
Vorhandenseyn von activem Sauerstoff, und auf dem blauen Lackmuspapier röthliche
Flecke, ein Beweis für die Anwesenheit einer Säure, wahrscheinlich einer
Stickstoffverbindung, welche in Folge der Gegenwart des activen Sauerstoffs
entstand. Jedenfalls haben beide Körper die Eigenschaft, gewisse Fäulnißproducte,
welche schon von Bergmann als Unreinigkeiten der Luft
bezeichnet worden sind, zu zerstören und es kann also gewiß geschlossen werden, daß
die Luft, welche durch einen feinen Staubregen geht, nicht allein feuchter und
kühler wird, sondern auch bezüglich ihres Einflusses auf das thierische Leben eine
sehr beachtenswerthe Veränderung erleiden muß.
Die Temperaturerniedrigung der Luft ergab sich bei den verschiedenen Versuchen zu 1
1/2 und zu 2° C. Die Luft war also abgekühlt und ähnlich wie durch einen
elektrischen Strom modificirt. Wenn, wie ich nicht zweifle, diese Versuche durch
Andere bestätigt werden, so dürfte der Gegenstand die Aufmerksamkeit der Aerzte und
der Commissionen für Gesundheitspflege verdienen, da für die Verbesserung der
Hospitalluft u.s.w. sich gewiß wichtige Thatsachen ergeben werden.