Titel: Ueber die Construction von Saccharometern nebst dazu gehörenden Procent-Thermometern, mit deren Anwendung man bei jedem Temperaturgrade zwischen dem Frost- und Siedepunkte den Concentrationsgrad einer Zuckerlösung sofort ersehen kann; von Dr. G. Th. Gerlach.
Autor: G. Th. Gerlach
Fundstelle: Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XIV., S. 31
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XIV. Ueber die Construction von Saccharometern nebst dazu gehörenden Procent-Thermometern, mit deren Anwendung man bei jedem Temperaturgrade zwischen dem Frost- und Siedepunkte den Concentrationsgrad einer Zuckerlösung sofort ersehen kann; von Dr. G. Th. Gerlach. Mit einer graphischen Darstellung auf Tab. II. Gerlach, über die Construction von Saccharometern nebst dazu gehörenden Procent-Thermometern für Zuckerfabriken. Um die specifischen Gewichte der Zuckerlösungen bei den Temperaturen zwischen dem Frostpunkte und dem Siedepunkte berechnen zu können, ist es nöthig: erstens die specifischen Gewichte der Zuckerlösungen von den verschiedenen Concentrationsgraden bei irgend einer Normaltemperatur genau zu wissen; zweitens die Ausdehnungen der Zuckerlösungen von den verschiedenen Concentrationsgraden zu kennen, welche diese Lösungen durch die Temperaturveränderungen zwischen dem Frostpunkte und dem Siedepunkte erleiden. Beide Aufgaben sind von dem Verfasser gelöst worden und mögen hier Platz finden. Tabelle der specifischen Gewichte der Zuckerlösungen bei 17°,5 C. für die einzelnen Procentgehalte von 1 Procent bis 75 Procent. Procent-gehalt. SpecifischesGewicht. Procent-gehalt. SpecifischesGewicht. Procent-gehalt. SpecifischesGewicht. Procent-gehalt. SpecifischesGewicht. 75 1,383342 56 1,266600 37 1,164056 18 1,074356 74 1,376822 55 1,260861 36 1,159026 17 1,069965 73 1,370345 54 1,255161 35 1,154032 16 1,065606 72 1,363910 53 1,249500 34 1,149073 15 1,061278 71 1,357518 52 1,243877 33 1,144150 14 1,056982 70 1,351168 51 1,238293 32 1,139261 13 1,052716 69 1,344860 50 1,232748 31 1,134406 12 1,048482 68 1,338594 49 1,227241 30 1,129586 11 1,044278 67 1,332370 48 1,221771 29 1,124800 10 1,040104 66 1,326188 47 1,216339 28 1,120048   9 1,035961 65 1,320046 46 1,210945 27 1,115330   8 1,031848 64 1,313946 45 1,205589 26 1,110646   7 1,027764 63 1,307887 44 1,200269 25 1,105995   6 1,023710 62 1,301868 43 1,194986 24 1,101377   5 1,019686 61 1,295890 42 1,189740 23 1,096792   4 1,015691 60 1,289952 41 1,184531 22 1,092240   3 1,011725 59 1,284054 40 1,179358 21 1,087721   2 1,007788 58 1,278197 39 1,174222 20 1,083234   1 1,003880 57 1,272379 38 1,169121 19 1,078779   0 1,000000 Die unten folgende Tabelle A enthält die scheinbaren Ausdehnungen der Zuckerlösungen bei den verschiedenen Temperaturen zwischen dem Frostpunkte und dem Siedepunkte, das Volumen der Zuckerlösungen bei 17°,5 C. als Einheit angenommen. Die in derselben mitgetheilten Volumenveränderungen der Zuckerlösungen wurden auf zweierlei Weise bestimmt und zwar erstens mit einem Gewichtsaräometer, zweitens mit einem Dilatometer. Beide Versuchsreihen stimmten in sehr befriedigender Weise überein, indem sich nur hier und da geringe Abweichungen herausstellten, die aber selten größer als ein oder zwei Einheiten in der vierten Decimalstelle betrugen. Beide Versuchsreihen waren also mit gläsernen Instrumenten angestellt, und geben deßhalb die scheinbare Ausdehnung der Zuckerlösungen an, denn da jedes gläserne Gefäß bei den Temperaturveränderungen sein Volumen ändert, so kann die wirkliche Ausdehnung erst aus der gefundenen scheinbaren Ausdehnung durch Multiplication mit dem Glasvolumen berechnet werden. Beispiel: Ein hohler Glaskörper, welcher bei 0° Cels. 1,000000 Einheiten faßt oder verdrängt, wird bei 17°,5 C. 1,0004525 Einheiten fassen oder verdrängen, aber bei 50° C. 1,0012930 derselben Einheiten.     Eine Flüssigkeit, welche bei 17°,5 C.  1,000000 Volumina einnahm, deren scheinbare Ausdehnungaber bei der Anwendung von Glasgefäßen bei 50° C. zu 1,012197 Volumina gefunden wurde (wie dieß z.B. bei einer 40procentigen Zuckerlösung der Fall war) wird in Wahrheit bei 50° C. das Volumen einnehmen 1,012197 × 1,0012930/1,0004525 = 1,013047 Volumina, vorausgesetzt, daß ihr Volumen bei 17°,5 C. als Einheit angenommen bleibe. Die specifischen Gewichte verhalten sich umgekehrt wie die Volumina; man kann daher leicht aus einem bekannten Volumen bei einer bestimmten Temperatur und einem bekannten specifischen Gewichte, für jene erwähnte Temperatur das specifische Gewicht berechnen. Beispiel: Das specifische Gewicht einer 40procentigen Zuckerlösung, bezüglich auf die Temperatur von 17°,5 Cels. ist 1,179358. Wurde das Volumen dieser 40procentigen Lösung bei 17°,5 Cels. = 1,000000 angenommen, so wurde das scheinbare Volumen bei 50° C. = 1,012197 gefunden; das scheinbare specifische Gewicht dieser Lösung bei 50° C. ist also 1,179358/1,012197 = 1,165147. Diesem specifischen Gewichte bei 50° C. liegt als Einheit Wasser von 17°,5 C. zu Grunde. Das scheinbare specifische Gewicht ist also ein solches, wie es ein gläsernes Instrument direct beim Einsenken in eine heiße Zuckerlösung anzeigt; dem scheinbaren specifischen Gewichte liegen nicht die Gewichtsmengen absolut gleichgroßer Volumina als Vergleich zu Grunde, sondern derjenigen Volumina, wie sie durch die Glasausdehnung bedingt werden. Wollte man aus dem scheinbaren specifischen Gewichte, das wirkliche specifische Gewicht ableiten, d.h. dasjenige specifische Gewicht, welchem als Vergleich die Gewichtsmengen absolut gleichgroßer Volumina der zu untersuchenden Flüssigkeit einerseits und reinen Wassers von einer bestimmten Temperatur andererseits zu Grunde liegen, so würde es nöthig seyn das scheinbare specifische Gewicht durch die Glasausdehnung zu dividiren. Beispiel: das wirkliche specifische Gewicht der 40procentigen Zuckerlösung berechnet sich für die Temperatur von 50° C. wie folgt: (1,179358 × 1,0004525)/(1,012197 × 1,0012930) = 1,164169. Diesem wirklichen specifischen Gewichte liegen als Vergleich die Gewichtsmengen gleichgroßer Volumina einer 40procentigen Zuckerlösung von 50° C. einerseits, und reinen Wassers von 17°,5 C. andererseits zu Grunde. „Für die Praxis hat es hohen Werth, das spec. Gewicht der Zuckerlösungen bei den verschiedenen Temperaturen zu kennen, jedoch wird selten der Fall eintreten, daß die Kenntniß der specifischen Gewichte von Werth sey, Wasser von gleicher Temperatur als Einheit gesetzt. Will man z.B. das spec. Gewicht einer Zuckerlösung bei 50° C. wissen, so wird man diesem spec. Gewichte nicht Wasser von 50° C. als Einheit zu Grunde legen wollen, sondern in den meisten Fällen Wasser von 17°,5 C., da die Instrumente, mit welchen die spec. Gewichte ermittelt werden (meistens Scalen-Aräometer) in den bei Weitem am häufigsten Fällen auf die Temperatur von 17°,5 C. geaicht wurden. Die Ausdehnung, welche die gläsernen Instrumente beim Einsenken in die heißen Flüssigkeiten durch den Einfluß der Wärme erleiden, ist aber die Ursache, weßhalb man mit diesen Instrumenten auch immer nur die scheinbaren und nicht die wirklichen specifischen Gewichte erhält, und für die Praxis haben daher auch nur die scheinbaren specifischen Gewichte Werth. Eine solche Tabelle für die scheinbaren specifischen Gewichte bei den verschiedenen Temperaturen ist also berechnet worden und zwar nach der Formel S/V, in welcher Formel S das specifische Gewicht der Zuckerlösung bei 17°,5 C. ist, Wasser von 17°,5 C. = 1, V aber das scheinbare Volumen dieser Zuckerlösung bei den verschiedenen Temperaturen, das Volumen der Lösung bei 17°,5 C. = 1. Allen diesen specifischen Gewichten liegt also Wasser von 17°,5 C. als Einheit zu Grunde, es sind scheinbare specifische Gewichte, d.h. solche, wie sie ein gläsernes Instrument direct beim Versuch anzeigt, z.B. ein gläsernes Scalen-Aräometer, welches für die Temperatur von 17°, 5 C. geaicht wurde. Siehe die unten folgende Tabelle B. Da die Gesetze der Ausdehnungen von Zuckerlösungen durch Curven repräsentirt werden, so müssen auch die specifischen Gewichte ein und derselben Zuckerlösung bei verschiedenen Temperaturen in ihrer graphischen Verbindung Curven bilden. Die einzelnen Punkte dieser Curven bei 5 zu 5 Grad Temperaturzunahme lassen sich aus der Tabelle B entnehmen; die Zwischenglieder aber lassen sich durch Interpolation finden. Man begeht keinen sehr großen Fehler, wenn man die Verbindung der bekannten Punkte sich durch gerade Linien vorgenommen denkt und alle Zwischenglieder lassen sich alsdann berechnen nach der Formel: (d . D')/D + s = x. In eben erwähnter Formel ist: d die Differenz zwischen dem größeren spec. Gewichte der betreffenden Lösung bei der niederen Temperatur und dem kleineren specifischen Gewichte bei der höheren Temperatur; D ist die Differenz zwischen der höheren Temperatur und der niederen Temperatur, auf welche sich die beiden gegebenen specifischen Gewichte beziehen; D' ist die Differenz, welche sich ergibt beim Abzug der niederen von den beiden gegebenen Temperaturen, auf welche sich die beiden gegebenen specifischen Gewichte beziehen von der bekannten, zwischen den beiden gegebenen liegenden Temperatur, für welche das unbekannte specifische Gewicht gesucht werden soll; s ist das kleinere der beiden gegebenen specifischen Gewichte, bezüglich auf die höhere Temperatur, und x ist das zu suchende specifische Gewicht als Zwischenglied zwischen den beiden bekannten specifischen Gewichten. Will man hingegen durch Interpolation die Temperatur kennen lernen, bei welcher eine gegebene Lösung ein bestimmtes spec. Gewicht zeigt, so bedient man sich der Formel: (D . d')/d + t = x in welcher Formel d die Differenz ist zwischen dem größeren spec. Gewichte der betreffenden Lösung bei der niederen Temperatur und dem kleineren spec. Gewicht derselben Lösung bei der höheren Temperatur; d' ist die Differenz zwischen dem größeren spec. Gewichte bei der niederen Temperatur und dem gegebenen spec. Gewicht, für welche die Temperatur gesucht werden soll; D ist die Differenz zwischen der höheren Temperatur und der niederen Temperatur, auf welche die beiden gegebenen spec. Gewichte sich beziehen; t ist die niedere der beiden gegebenen Temperaturen und x ist die zu suchende Temperatur, bei welcher die Lösung von bekanntem Procentgehalte das gegebene spec. Gewicht zeigt. Nach dieser zuletzt entwickelten Formel findet man, daß die 5procentige Zuckerlösung bei 6°,6 C. das spec. Gew. der 5,2 procent. Lösung zeigt = 1,020893 12,3 5,1      „ 1,020491 17,5 5         „ 1,019686 25,8 4,5      „ 1,017689 32,8 4         „ 1,015691 43,8 3         „ 1,011725 53,0 2         „ 1,007788 61 1         „ 1,003880 68,45 0         „ 1,000000 Die 10procentige Zuckerlösung zeigt bei   0°,9 C. das spec. Gew. der 10,4 procent. Lösung = 1,041792   9,2 10,3 1,041356 12,4 10,2 1,040948 15,3 10,1 1,040521 17,5 10 1,040104 25,5   9,5 1,038037 zeigt bei 32°,4 C. das spec. Gew. der   9 procent. Lösung = 1,035961 43,3    „   8 1,031848 52,6    „   7 1,027764 60,9    „   6 1,023710 68,7    „   5 1,019686 75,9    „   4 1,015691 82,4    „   3 1,011725 88,5    „   2 1,007788 94,3    „   1 1,003880 99,9    „   0 1,000000 Die 20procentige Zuckerlösung zeigt bei 5°,9 C. das spec. Gew. der 20,5 procent. Lösung = 1,085477 17,5    „ 20 1,083234 31,6    „ 19 1,078779 42,6    „ 18 1,074356 52,0    „ 17 1,069965 60,8    „ 16 1,065606 68,9    „ 15 1,061278 76,3    „ 14 1,056982 83,1    „ 13 1,052716   89,4    „ 12 1,048482   95,6    „ 11 1,044278 Die 30procentige Lösung zeigt bei   9°,2 C. das spec. Gew. der 30,5 procent. Lösung = 1,131996 17,5    „ 30 1,129586 31,2    „ 29 1,124800 42,4    „ 28 1,120048 52,0    „ 27 1,115330 61    „ 26 1,110646 69,3    „ 25 1,105995 77,2    „ 24 1,101377 84,5    „ 23 1,096792 91,3    „ 22 1,092240 97,9    „ 21 1,087721 Die 40procentige Zuckerlösung zeigt bei 0°,18 C. das spec. Gew. der 41 procent. Lösung = 1,184531 +   9,8    „ 40,5 1,181945 zeigt bei 17°,5 C. das spec. Gew. der 40 procent. Lösung = 1,179358 30,9    „ 39 1,174222 42,0    „ 38 1,169121 52,0    „ 37 1,164056 61,0    „ 36 1,159026 69,6    „ 35 1,154032 78,0    „ 34 1,149073 85,9    „ 33 1,144150 93,3    „ 32 1,139261 Die 50procentige Zuckerlösung zeigt bei 1°,96 C. das spec. Gew. der 51 procent. Lösung = 1,238293 17,5                 „        „ 50       „            „ 1,232748 30,4                 „        „ 49       „            „ 1,227241 41,9                 „        „ 48       „            „ 1,221771 52,2                 „        „ 47       „            „ 1,216339 61,8                 „        „ 46       „            „ 1,210945 70,9                 „        „ 45       „            „ 1,205589 79,5                 „        „ 44       „            „ 1,200269 87,6                 „        „ 43       „            „ 1,194986 95,3                 „        „ 42       „            „ 1,189740 Die 60procentige Zuckerlösung zeigt bei 3°,1 C. das spec. Gew. der 61 procent. Lösung = 1,295890 17,5    „ 60 1,289952 30,7    „ 59 1,284054 42,4    „ 58 1,278197 52,9    „ 57 1,272379 62,9    „ 56 1,266600 72,5    „ 55 1,260861 81,5    „ 54 1,255161 90,1    „ 53 1,249500 98,4    „ 52 1,243877 Die 70procentige Zuckerlösung zeigt bei 3°,3 C. das spec. Gew. der 71 procent. Lösung = 1,357518 17,5    „ 70 1,351168 31,0    „ 69 1,344860 43,8    „ 68 1,338594 55,1    „ 67 1,332370 zeigt bei 65°,5 C. das spec. Gew. der 66 procent. Lösung = 1,326188 75,0    „ 65 1,320046 84,4    „ 64 1,313946 93,4    „ 63 1,307887 Scalen-Aräometer, welche statt der specifischen Gewichte direct den Procentgehalt der Zuckerlösungen angeben, nennt man Saccharometer. Ein für die Temperatur von 17°,5 geaichtes Saccharometer wird also bei den eben genannten Temperaturen zwischen 0 und 100° C. die angegebenen Procentgehalte der Zuckerlösungen anzeigen und weil die Zuckerlösungen durch Wärme specifisch leichter, durch Kälte specifisch schwerer werden, wird der angezeigte Procentgehalt bei Temperaturen über 17°,5 geringer, bei Temperaturen unter 17°,5 aber größer seyn, als der wahre Procentgehalt der Lösung beträgt. Tabellarische Zusammenstellung der Temperaturgrade, bei welchen ein Saccharometer die verschiedenen Procentgehalte der Zuckerlösungen anzeigt, und zwar beim Schwimmen in Lösungen von reinem Rohrzucker von folgendem Procentgehalte: Textabbildung Bd. 172, S. 38 Proc.; Temperaturgrade; Angezeigter Procentgehalt Diese Tabelle läßt sich in einer anderen Form wiedergeben und zwar in der Weise, daß man daraus ersieht, wie viel Procente zu dem angezeigten Procentgehalte bei den betreffenden Temperaturen in Addition oder von ihm in Subtraction zu bringen sind. Bei folgenden Temperaturen sind zu dem gefundenen Procentgehalte, welchen ein Saccharometer anzeigt, die in Colonne P angegebenen Procente in Addition oder von ihm in Subtraction zu bringen und zwar bei Lösungen von folgendem Procentgehalte: Textabbildung Bd. 172, S. 39 Bei den Lösungen von folgendem Zuckergehalt; Procente; Bei folgenden Temperaturgraden nach Celsius; Es sind in Subtraction zu bringen; Es sind in Addition zu bringen Vergleiche hierüber die auf der lithographirten Tab. II beigegebene graphische Darstellung von Procentthermometern, welche für Saccharometer gültig sind, die bei der Temperatur von 17°,5 C. geaicht wurden. Bringt man in einem Saccharometer ein Thermometer an, in der Weise, daß ein Theil des Quecksilbers, welches zum Beschweren des Saccharometers dient, gleichzeitig als Thermometerkugel benutzt wird, so hat man ein sehr bequemes Mittel an der Hand an der Stelle der Thermometergrade nach Celsius, direct die Anzahl der Procente zu verzeichnen, welche bei den verschiedenen Temperaturen zu wenig oder zu viel angezeigt werden, und weil also die einzelnen durch Rechnung gefundenen Thermometergrade den Procenten an gelöstem Zucker entsprechen, so kann man ein solches Thermometer Procent-Thermometer nennen. Ist das Saccharometer für die Temperatur von 17°,5 geaicht, so hat man statt der Temperatur 17°,5 bei allen Concentrationsgraden 0 einzuschalten. Wie man aus vorstehender Tabelle ersieht, sind bei den verschiedenen Concentrationsgraden der Zuckerlösungen die Temperaturen nicht gleich, bei denen der Procentgehalt um die gleiche Größe zu hoch oder zu niedrig angegeben wird. Genau genommen können also nur bei einem bestimmten Procentgehalte die Grade eines solchen Thermometers einem gewissen Procentgehalte entsprechen, um welchen das Saccharometer zu hoch oder zu niedrig ergibt; indeß ist es bei der praktischen Handhabung solcher Instrumente nicht immer genehm in betreffenden Tabellen die nöthigen Reductionen aufzusuchen und häufig wird es in der Praxis vorgezogen auf Kosten größerer Genauigkeit schnell ein annähernd richtiges Resultat zu erhalten. Bei Alkoholometern ist es ein alter Brauch, selbige mit Procent-Thermometern zu versehen und man geht hierin sogar oft so weit, auf einer einzigen Scala sämmtliche Procente von 0 bis 100 Procent zu verzeichnen und dennoch alle Correcturen nur auf Grund der Angaben eines einzigen Procent-Thermometers vorzunehmen. Mit bei Weitem größeren Rechte, mindestens mit demselben Rechte würde man bei Saccharometern denselben Mißbrauch einführen können. Ich bin jedoch weit davon entfernt, einem solchen Verfahren das Wort zu reden und halte es für nöthig, wenigstens einen Satz von 3 solchen Saccharometern in Anwendung zu ziehen. Enthält alsdann das erste Saccharometer die Procentangaben von   0 bis 25 Proc.   „   zweite 20 bis 50    „ und   „   dritte 45 bis 80    „ so wird man einzuschalten haben in das erste Saccharometer das Procentthermometer für die 10proceentige Lösung, in das zweite Saccharometer das Procentthermometer für die 30procentige Lösung, in das dritte Saccharometer das Procentthermometer für die 60procentige Lösung. Man würde bei der Benutzung dieser Instrumente Resultate erhalten, die nur wenig von der Wahrheit abweichen und in sehr vielen Fällen dürften sich solche Saccharometer mit Procent-Thermometern zur praktischen Anwendung empfehlen. Indem ich diesen Vorschlag mache, verkenne ich keineswegs, daß solche Instrumente trügerisch werden können, indem der wenig Geübtere leicht den Irrthum begeht, die gefundenen Resultate zu überschätzen; nach vorgenommener Correctur auf Grund der Angaben dieses Thermometers glaubt er den strengsten Anforderungen vollständig Genüge geleistet zu haben und verfällt somit leicht in eine Selbsttäuschung. Bedenkt man aber, daß gewöhnliche käufliche Thermometer oftmals um einen ganzen Grad, zuweilen sogar um noch mehr von einander abweichen, so wird ein gut angefertigtes Procentthermometer nach obigen Angaben die Fehler der gewöhnlichen Thermometer kaum überschreiten.“ –––––––––– Die vorstehende Arbeit bildet wortgetreu einen sehr wesentlichen Theil einer größeren Abhandlung, welche die Versuche enthält, die der Verfasser im Auftrage einer von dem Verein für Gewerbfleiß in Preußen und dem Verein für Rübenzucker-Industrie im Zollverein gemeinschaftlich eingesetzten Commission ausgeführt hatte. Diese erwähnte Abhandlung, welche die genaue Feststellung der specifischen Gewichte von Procent zu Procent und sorgfältig angestellte Versuche über die Ausdehnung der Zuckerlösungen bei den verschiedenen Concentrationsgraden enthielt, ist nur auszüglich in einem Berichte von dem Hrn. Geheimen Regierungsrath A. Brix in Berlin, als Mitglied der oben erwähnten Commission, an anderen Orten veröffentlicht worden und zwar in den Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, sowie in der Zeitschrift des Vereins für Rübenzucker-Industrie im Zollverein. Die vorliegende Arbeit aber über die Construction von Saccharometern mit dazu gehörenden Procentthermometern wurde von dem Hrn. Berichterstatter gar nicht, selbst nicht im Auszuge veröffentlicht; dessenungeachtet hat es demselben beliebt, sich in jenem erwähnten Berichte in absprechender Weise über die Construction dieser Instrumente öffentlich auszusprechen und dieser öffentliche Angriff legt mir die Verpflichtung auf, diese Kritik näher zu beleuchten. Der Herr Berichterstatter gibt an, daß „das erwähnte Verfahren auf eine Art von Tatonnement hinauslaufe,“ worauf ich zu erwiedern habe, daß die Grade der einzelnen Procentthermometer, wie aus der Arbeit ersichtlich ist, durch Rechnung gefunden sind; und zwar hat die in Anwendung gezogene Regel (D . d')/d + t = x im vorliegenden Falle vollständig genügende Berechtigung, weil bei der Interpolation von 5 zu 5 Temperaturgraden die Abweichungen der Volumenveränderungscurven von der geraden Linie so gering sind, daß nachweisbar die Angaben keines Aräometers (gleichviel ob Saccharometer oder Baumé'sche Spindel) dadurch irritirt werden. Der Hauptvorwurf aber welchen der Herr Geheime Regierungsrath meinen Vorschlägen macht, besteht darin, daß er angibt, „es sey bei der Reduction der scheinbaren Procentgehalte unterlassen worden, die Ausdehnung zu berücksichtigen, welche ein gläsernes Instrument beim Einsenken in eine heiße Zuckerlösung erleide. Der dadurch bedingte Fehler sey wahrscheinlich größer, als die übrigen Fehler, vermehre diese jedenfalls beträchtlich genug, um der Abhülfe zu bedürfen.“ Wenn der Herr Geheime Regierungsrath hierin den Hauptfehler der Instrumente erblickt, so hoffe ich, daß man bei einer genaueren Durchsicht der Arbeit, sich von der Irrthümlichkeit dieser Anschauung überzeugen wird. Die scheinbaren specifischen Gewichte, welche ich allein in Betracht gezogen habe, sind gerade solche, wie sie von einem gläsernen Instrumente beim Einsenken in eine heiße Zuckerlösung direct angezeigt und abgelesen werden können; was von den scheinbaren specifischen Gewichten gilt, gilt selbstredend auch von den scheinbaren Procentgehalten der Saccharometer. Nach dieser Auseinandersetzung halte ich mich für berechtigt, die meinem Verfahren gemachten Vorwürfe, so wie die hierauf gestützten Folgerungen einfach als unbegründet zurückzuweisen. Eines weiteren Eingehens in die gemachten Aeußerungen und ausgesprochenen persönlichen Ansichten wünsche ich mich enthoben zu sehen, da ich dem sehr geehrten Herrn Referenten wegen der günstigen Aufnahme meiner übrigen Arbeiten zu Dank verpflichtet bin. Bei der großen Bequemlichkeit, welche die Handhabung dieser vorgenannten Saccharometer bietet, haben dieselben für praktische Zwecke hinreichende Genauigkeit. Wie sich am besten aus der beigegebenen graphischen Darstellung ersehen läßt, erreicht der mögliche Irrthum, selbst bei höchst concentrirten Lösungen, sogar beim Einsenken in sehr heiße Lösungen nie 1/2 Proc., und bei den Lösungen bis 40 Proc. kann man sich selbst im ungünstigsten Falle kaum um 1/5 Proc. irren. Es wird mir erwünscht seyn, wenn die Herren Industriellen, sowie die betreffenden Herren Beamten meinem Vorschlage ihre Aufmerksamkeit zuwenden wollten, und ich bemerke, daß die Firma Ch. F. Geißler in Berlin (Albrechtstraße Nr. 14) mit der rühmlichst bekannten Sorgfalt mir bereits einen Satz von drei solcher Saccharometer nach meinen Angaben hergestellt hat. Hr. Geißler berechnet jedes Instrument mit Procentthermometer und einer Saccharometerscale in 1/5 Procente getheilt, zu 1 1/2 Thlr., oder mit Cylinder in Etui zu 6 Thlr. Ist die Saccharometerscale nur in 1/2 Procente getheilt, so vermindert sich der Preis für einen Satz von drei Saccharometern in Etui mit Cylinder auf 5 1/2 Thaler. Kalk, bei Cöln a. Rh., den 7. März 1864. TabelleA., zu Seite 32. – Scheinbare Ausdehnung der Zuckerlösungen bei den verschiedenen Temperaturen zwischen dem Frostpunkte und dem Siedepunkte in Intervallen von 5 zu 5 Grad Temperaturdifferenz; das Volumen der Zuckerlösungen bei der Temperatur von 17°,5 Cels. als Einheit. Textabbildung Bd. 172, Zu S. 42 Temperatur; Procent TabelleB., zu Seite 34. – Specifische Gewichte der Zuckerlösungen, Wasser von 17°,5 Celsius = 1, bei den Concentrationsgraden von 5 zu 5 Procent Rohrzucker in 100 Gewichtstheilen der Lösung und bei den Temperaturen von 5 zu 5 Grad zwischen 0 bis 100° Celsius. Bemerkung: Diese specifischen Gewichte sind solche, wie sie von gläsernen Scalen-Aräometern, welche für die Temperatur von 17°,5 C. geaicht wurden, beim Einsenken in die Zuckerlösungen von verschiedenen Temperaturen, direct angezeigt und abgelesen werden können. Textabbildung Bd. 172, Zu S. 42 Temperatur; Procent

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Tafel Tab. II
Tab. II