Titel: | Sodafabrication mittelst Oxalsäure; von Prof. Dr. Rudolph Wagner. |
Autor: | Johannes Rudolph Wagner [GND] |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. XXXIII., S. 140 |
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XXXIII.
Sodafabrication mittelst Oxalsäure; von Prof. Dr.
Rudolph
Wagner.
Wagner, über Sodafabrication mittelst Oxalsäure.
Seit einigen Jahren beschäftigen sich verschiedene Chemiker mit Versuchen über die
Sodafabrication aus Kochsalz und Oxalsäure. Es dürfte daher gut seyn, eine
Zusammenstellung von den Versuchen zu geben, die bereits über diesen Gegenstand
angestellt wurden. Die Versuche zerfallen 1) in solche, bei welchen die Oxalsäure
verloren geht und 2) in diejenigen, bei denen man die Oxalsäure wieder erhält. Was
die Versuche der Kategorie I betrifft, so haben dieselben vorderhand für den
technischen Chemiker kein Interesse. Es sey daher auch nur die von v. Kobell nachgewiesene Zersetzung des Kochsalzes durch
Oxalsäure in der Glühhitze erwähnt, wobei kohlensaures Natron gebildet wird und
Kohlenoxyd und Salzsäure entweichen:
Kochsalz 2NaCl = 117,0Oxalsäure C⁴H²O⁸
= 90
geben
Calcinirte Soda2NaO, CO² =
106Salzsäure und Kohlenoxyd2ClH + C²O².
Die Versuche der II. Abtheilung, bei welchen die Oxalsäure
wieder gewonnen wird, gründen sich sämmtlich auf die Schwerlöslichkeit des
zweifach-oxalsauren Natrons in Wasser und werden auf diese Weise ausgeführt,
daß man eine concentrirte Lösung von Kochsalz mit überschüssiger Oxalsäurelösung
fällt:
Kochsalz NaCl = 58,5Oxalsäure C⁴H²O⁸ = 90
geben
Zweifach-oxalsaures
NatronC⁴HNaO⁸ + 2HOund Salzsäure ClH.
und das oxalsaure Natron durch Kochen mit Kalkmilch in
oxalsauren Kalk (aus welchem man die Oxalsäure wieder abscheidet) und Aetznatron überführt. Samuel ließ sich vorstehendes Verfahren 1838 für England
patentiren. Anthon fand bei Versuchen im Jahre 1840, daß
die Methode nicht vortheilhaft sey: einmal sey (nach dem damaligen Stande der Sache)
die Oxalsäure zu theuer, das andere Mal werde durch Kreide nur der vierte Theil des oxalsauren Natrons zersetzt. Bei
Versuchen, die ich kürzlich anzustellen Gelegenheit hatte und bei welchen ich die
Oxalsäure auf maaßanalytischem Wege bestimmte, fand ich, daß beim Kochen des
zweifach-oxalsauren Natrons mit Kreide, besser noch mit frisch gefälltem
kohlensaurem Kalk (aus Chlorcalcium und kohlensaurem Ammoniak) sich neutrales
oxalsaures Natron bildet und die Hälfte der Oxalsäure als Kalksalz sich
niederschlägt; kocht man dagegen mit einem Gemenge von Kalkmilch und kohlensaurem
Kalk oder nur mit ersterer, so wird das oxalsaure Natron vollständig zersetzt.
Hierin liegt also keine Schwierigkeit, auch nicht in dem Preise der Oxalsäure,
welcher, wenn die von Possoz angegebene Methode der Darstellung angewendet wird, ein
sehr niederer ist, sondern und hauptsächlich in der Verarbeitung des oxalsauren
Kalkes und der zweckmäßigen und wohlfeilen Wiedergewinnung der Oxalsäure. –
Auf die Schwerlöslichkeit des zweifachoxalsauren Natrons gründet sich übrigens zum
Theil Possoz's Verfahren der Oxalsäuredarstellung.Polytechn. Journal Bd. CLIV S.
60.