Titel: | Ueber die Construction eines Saccharometers für Aussüßwässer des Spodium, mit deren Anwendung man bei jedem Temperaturgrade sofort den Zuckergehalt des Aussüßwassers erkennen kann; von Dr. G. Th. Gerlach. |
Autor: | G. Th. Gerlach |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXV., S. 286 |
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LXXV.
Ueber die Construction eines Saccharometers für
Aussüßwässer des Spodium, mit deren Anwendung man bei jedem Temperaturgrade sofort den
Zuckergehalt des Aussüßwassers erkennen kann; von Dr. G. Th. Gerlach.
Gerlach, über die Construction eines Saccharometers für
Aussüßwässer des Spodium.
Im Anschluß an meine Abhandlung „über die Construction von Saccharometern
nebst dazu gehörenden Procentthermometern“, welche Arbeit in diesem
Journal Bd. CLXXII S. 31 (erstes Aprilheft
1864) veröffentlicht wurde, erlaube ich mir ein ähnliches Saccharometer in Vorschlag
zu bringen, das speciell den Zweck hat die Aussüßwässer des
Spodium auf ihren Zuckergehalt zu prüfen.
Da der Wunsch in dem Besitze eines solchen Instrumentes zu seyn, von praktischen
Zuckerfabrikanten ausgegangen ist, so hoffe ich durch meinen Vorschlag einem
wirklichen Bedürfniß abzuhelfen.
Mit Vergnügen erwähne ich zuerst ein Instrument, welches ich in der Langen'schen Zuckerraffinerie in Cöln gesehen habe und
welches den Zweck hatte bei jeder Temperatur zu erkennen, ob das Aussüßwasser des
Spodium frei von gelösten Bestandtheilen sey. Hr. Eugen Langen hatte hierzu eine Wasserwaage construirt; nämlich ein Aräometer,
welches in seinem Senkkörper von bedeutendem Volumen (circa 100 Kubikcentimeter groß) ein Thermometer nach Celsius enthielt,
dessen Quecksilberkugel gleichzeitig zum senkrechten Schwimmen des Instrumentes
diente. Die Scale des Aräometers enthielt an der Stelle der specifischen Gewichte
des Wassers, welches dieses bei den verschiedenen Temperaturen zeigt, die, der
Temperatur entsprechenden Zahlenwerthe.
So sinkt beispielsweise ein Scalenaräometer für leichtere specifische Gewichte als
Wasser, welches
bei 17°,5 Cels. das specifische Gewicht des
Wassers
= 1,0000 zeigt,
in Wasser von 30° Cels. bis zum specifischen
Gewichte
0,9973 ein,
in Wasser von 40° Cels. bis zum specifischen
Gewichte
0,9942 u.s.w.
An der Stelle der eben genannten specifischen Gewichte des Wassers befanden sich an
der Scale deßhalb die Zahlen 30, resp. 40.
Bei Anwendung von reinem Wasser mußten also jederzeit die Zahlen der Temperaturgrade
des Thermometers nach Celsius genau mit denselben Zahlen
der Scale übereinstimmen, bis wohin dieses Aräometer beim Schwimmen einsank.
Enthielt jedoch das Wasser noch fremde Bestandtheile gelöst (Zucker, Salze), so
konnte diese Langen'sche Wasserwaage nicht bis zu den
betreffenden Theilstrichen einsinken, und der abzulesende Theilstrich der Scale
zeigte eine niedrigere Gradzahl als die Temperatur des Thermometers. Es mußte also
so lange mit dem Aussüßen des Spodiums fortgefahren werden, bis das specifische
Gewicht des reinen Wassers bei der betreffenden Temperatur erreicht war, d.h. bis
die Zahlen der Scale und die Zahlen der angezeigten Thermometergrade
übereinstimmten.
Bezugnehmend auf Tabelle B, welche ich meiner oben
erwähnten Abhandlung in diesem Journal Bd. CLXXII
S. 31 angehängt habe, welche Tabelle u.a. die specifischen Gewichte des
Wassers bei den verschiedenen Temperaturen enthält, sein specifisches Gewicht bei
17°,5 Cels. = 1, lassen sich die Theilstriche der Scale in der Langen'schen Wasserwaage genau angeben.
Die Scale dieses Instrumentes muß bei nebenstehenden specifischen Gewichten folgende
Zahlen enthalten:
bei dem specifischen Gewichte
1,0008 die Zahl 10
1,0003 „
„ 15
0,9996 „
„ 20
0,9985 „
„ 25
0,9973 „
„ 30
0,9958 „
„ 35
0,9942 „
„ 40
0,9923 „
„ 45
0,9903 „
„ 50
Da wärmere Aussüßwässer selten vorkommen, oder wenigstens leicht auf die Temperatur
von 50° Cels. herabsinken, so hat eine weitere Fortführung der Scale keinen
praktischen Werth; für erwünschte Fälle bietet die erwähnte Tabelle B die nöthigen Anhaltepunkte.
Dieses Instrument läßt eine sehr vielseitige Anwendung zu; es wird sich überall
nützlichen Eingang verschaffen, wo man sich bei verschiedenen Temperaturen schnell
überzeugen will, ob man das specifische Gewicht des Wassers erreicht habe.
Speciell bei dem Aussüßen des Spodium in den Zuckerfabriken ist es jedoch erwünscht,
nicht bloß die Ueberzeugung zu gewinnen, daß überhaupt noch Zucker in der Lösung
enthalten sey, sondern auch bei jeder Temperatur sofort ermitteln zu können, wieviel Zucker dem Gewichte nach das Aussüßwasser noch
enthalte.
Diesen Zweck wird unten zu beschreibendes Saccharometer für Spodiumaussüßwässer
erfüllen, wobei natürlich kaum erwähnt zu werden braucht, daß geringe Mengen von
Salzen, welche etwa aus dem Spodium mit gelöst werden, ebenfalls ihren Einfluß auf
das höhere spec. Gewicht des Waschwassers ausüben.
Ich habe die Temperaturen ermittelt, bei welchen die Zuckerlösungen von geringem
Procentgehalte das scheinbare specifische Gewicht des reinen Wassers zeigen. Es
zeigt dieß
eine
10procentige
Lösung
bei
99°,9 Cels.
9
„
„
„
94,2
8
„
„
„
88,3
7
„
„
„
82,2
6
„
„
„
75,7
5
„
„
„
68,5
4
„
„
„
61,1
3
„
„
„
53,2
2
„
„
„
44,0
1
„
„
„
33,4
0,5 „
„
„
26,0
0
„
„
„
17,5
Es kommt also jetzt darauf an zu wissen, welches scheinbare spec. Gewicht reines
Wasser bei diesen Temperaturen zeigt, das spec. Gewicht des reinen Wassers bei
17°,5 Cels. als Einheit gesetzt.
Das scheinbare spec. Gewicht des Wassers ist:
0,96217 bei
99°,9 Cels.
0,96567 „
94,2
0,96932 „
88,3
0,97310 „
82,2
0,97705 „
75,7
0,98118 „
68,5
0,98513 „
61,1
0,98889 „
53,2
0,99271 „
44,0
0,99630 „
33,4
1,00000 „
17,5
Will man die spec. Gewichte einiger niedrigprocentigen Zuckerlösungen bei
17°,5 C. der Scale des zu construirenden Saccharometers einverleiben, so hat man also nur
nöthig an der Stelle der betreffenden spec. Gewichte folgende saccharometrische
Grade einzuschreiben:
beim specifischen Gewicht
0,9622 die
Gradzahl
– 10
0,9657 „
„
– 9
0,9693 „
„
– 8
0,9731 „
„
– 7
0,9770 „
„
– 6
0,9812 „
„
– 5
0,9851 „
„
– 4
0,9889 „
„
– 3
0,9927 „
„
– 2
0,9963 „
„
– 1
1,0000 „
„
0
1,0039 „
„
+ 1
1,0078 „
„
+ 2
1,0117 „
„
+ 3
1,0157 „
„
+ 4
1,0197 „
„
+ 5
Das hierzu gehörende Procentthermometer, welches wie bei den übrigen Saccharometern
in dem Senkkörper anzubringen ist, wird zu erhalten haben:
bei
99°,9 Cels.
die
Gradzahl
10
94,2
„
„
9
88,3
„
„
8
82,2
„
„
7
75,7
„
„
6
68,5
„
„
5
61,1
„
„
4
53,2
„
„
3
44,0
„
„
2
33,4
„
„
1
26
„
„
0,5
17,5
„
„
0
Der Sinn dieses Saccharometers ist leicht zu verstehen.
In einer 5procentigen Zuckerlösung von 68°,5 C. wird beispielsweise das
Saccharometer bis zum Scalentheilstrich 0 einsinken, während die Quecksilbersäule
des Procentthermometers auf 5 Grad stehen wird. Da nun aber die Grade des
Procentthermometers allemal zu dem angezeigten Procentgehalte der Saccharometerscale
zu addiren sind, so ergibt sich, daß man die zu untersuchende Zuckerlösung als eine
5procentige zu betrachten hat.
Sinkt hingegen in eine Zuckerlösung von 68°,5 C. das Saccharometer bis zum
Theilstrich – 4 ein, während das Procentthermometer bis 5 Grad steigt, so hat
man eine 1procentige Lösung vor sich; während in reinem Wasser das Saccharometer bei
dieser Temperatur bis zum Theilstrich – 5 einsinkt, welcher Theilstrich dem
specifischen Gewicht des Wassers bei dieser Temperatur entspricht.
Die Verfertiger solcher Saccharometer haben dafür Sorge zu tragen, daß am
Procentthermometer sich die Angabe befindet: „für
jeden Grad ist ein Procent Zucker zum angezeigten Procentgehalt der
Saccharometerscale in Addition zu bringen.“
Da das Procentthermometer dieses Saccharometers für verdünnte Zuckerlösungen nur um
ein sehr Geringes von dem Procentthermometer für die 10procentige Zuckerlösung
abweicht, welches ich für Saccharometer der Lösungen zwischen 0 Proc. und 25 Proc.
in Vorschlag gebracht habe, so kann man auch direct an der Scale dieses letzteren
Saccharometers einige Minus-Grade für den Procentgehalt der Lösungen anbringen.
Zur genauen Bestimmung des Gehaltes verdünnter Zuckerlösungen aber wird man gut thun,
ein Saccharometer von möglichst großem Volumen anzuwenden, um durch die Feinheit der
Scalenspindel noch 1/10 Procente bei jeder Temperatur mit Sicherheit ablesen zu
können; zu diesem Ende dürfen höchstens die Grade von + 5 bis – 5 Proc. in
die Scale aufgenommen werden.
Die Empfindlichkeit dieses Instrumentes kann natürlich außerordentlich gesteigert
werden, wenn möglichst wenige Saccharometergerade auf die Scale aufgetragen werden,
wenn man ferner den Senkkörper groß wählt und die Scale lang.
Das Procentthermometer bleibt hierbei selbstredend dasselbe.
Hr. Geißler in Berlin (Albrechtstr. 14) hat mir ein
vorzügliches Saccharometer für Aussüßwässer angefertigt,
dessen Scale nur die Procente von + 1 bis – 3 Procent enthält.
Ich habe also, wiederum Bezug nehmend auf die Abhandlung in diesem Journal Bd. CLXXII S. 31, im Ganzen vier
Saccharometer in Vorschlag gebracht:
Nr. I für Lösungen von 45 bis 80 Procent
Zucker,
Nr. II für Lösungen von 20 bis 50 Procent
Zucker,
Nr. III für Lösungen von – 5 bis 25 Procent
Zucker,
Nr. IV für Aussüßwässer von geringem Procentgehalte.
Die Saccharometergrade der Procentthermometer für diese
vier Instrumente entsprechen den Temperaturen der folgenden Tabelle.
Für jeden Saccharometergrad dieser Procentthermometer über 0 ist ein Procent Zucker
zu dem angezeigten Procentgehalte der Saccharometerscale in Addition zu bringen; die
Grade unter 0 sind zu subtrahiren.
Textabbildung Bd. 172, S. 291
Procente; Procentthermometer für
die Saccharometer; Es sind in Addition zu bringen; Es sind in Subtraction zu
bringen