Titel: | Beitrag zum Polarisationsverfahren für Rohzucker. |
Autor: | E. T. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXVI., S. 292 |
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LXXVI.
Beitrag zum Polarisationsverfahren für
Rohzucker.
Beitrag zum Polarisationsverfahren für Rohzucker.
Wer in der Lage ist, rasch und viele Polarisationen von Rohzuckern anstellen zu
müssen, wird es zu seinem Verdrusse oft genug mit solchen zu thun gehabt haben,
welche nach Zusatz des zur Klärung benützten Bleiessigs (basisch-essigsauren
Bleioxydes) keine massige Fällung, sondern eine bloß mehr oder minder opalisirende
Flüssigkeit geben, die äußerst schwer oder gar nicht, in allen Fällen aber stark
trübe, selbst durch ein gebrochenes, französisches Filter läuft.
Es geschieht dieß stets bei Gegenwart eines Ueberschusses von Bleiessig in der
Lösung, am häufigsten bei Untersuchung der jetzt so rein in den Handel gelangenden
Centrifugalzucker. Doch das ist nicht der alleinige Nachtheil des Bleiüberschusses,
welcher übrigens bei der praktischen Ausführung der Untersuchung nur schwer sich
vermeiden läßt. Filtrirt man die geklärte Zuckerlösung behufs Entfärbung über
Knochenkohle, so fällt die in derselben absorbirte Kohlensäure das gelöste Blei in
so feiner Vertheilung, daß die Flüssigkeit stark milchicht filtrirt, so lange bis
alle Kohlensäure oder alles Blei gefällt ist. Das hierdurch nöthig gewordene
oftmalige Wiederaufgießen desselben Filtrates auf das Filter hat neben der Mühe und
dem großen Zeitverluste noch den Nachtheil, welcher besonders in stark geheizten
Localen zu Tage tritt, daß dadurch eine merklich concentrirtere Lösung resultirt,
die bis zu 0,5, ja 0,75 Proc. mehr polarisirt.
Dem hilft man auf folgende Art leicht ab.
Man klärt wie gewöhnlich, auf jeden Fall mit einem Ueberschusse von Bleiessig, mischt
durch Schütteln auf's beste, und setzt nun ein Paar Zehntelgramme festes,
kohlensaures Ammoniak zu. Nach kurzem Umrühren der Flüssigkeit ist eine weiße,
massige Fällung von kohlensaurem Bleioxyd entstanden, die sich vollkommen leicht
absetzt, dabei den feinen opalisirenden organischen Bleiniederschlag mit zu Boden
reißt, und durch jedes Filter leicht und klar hindurchgeht.
Zudem, da alles Bleioxyd bereits herausgefällt ist, zeigt die über Spodium filtrirte
Flüssigkeit nicht die geringste Trübung, und der Gewinn an Zeit und Mühe ist dabei
ein beträchtlicher.
Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß die von Clerget
und Anderen gemachte Angabe, daß bei der Entfärbung über Knochenkohle das gleiche
Volum der zuerst durch's Filter gehenden Lösung, wegen Absorption von Zucker durch
das Spodium, zu entfernen sey, insoferne unrichtig ist, als auch noch die folgenden
Theile des Filtrates merkbar niederer polarisiren, was besonders bei sehr langsamer
Filtration und feiner Körnung der Kohle wegen der gebotenen großen Attractionsfläche
der Fall ist.
Als Beweis des Gesagten dient folgender kleine Versuch.
Angewandtes Spodium: 30 Kubikcentimeter. Vom fractionirten Filtrate polarisirten:
I.
II.
die 1sten 20 K. C. Lösung
72,50 Proc.
69,50 Proc.
„ 2ten 20 K.
C. „
78,25 „
77,50 „
„ 3ten 20 K.
C. „
79,50 „
79,00 „
„ 4ten 20 K.
C. „
79,50 „
79,50 „
E. T.