| Titel: | E. Kopp's Untersuchung des Elsasser Krapps und Verfahren zur Darstellung der Farbstoffe (Purpurin, grünes und gelbes Alizarin) aus demselben. | 
| Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXVII., S. 293 | 
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                        LXXVII.
                        E. Kopp's Untersuchung des Elsasser Krapps und
                           Verfahren zur Darstellung der Farbstoffe (Purpurin, grünes und gelbes Alizarin) aus
                           demselben.
                        Kopp, Verfahren zur Darstellung des Purpurins und Alizarins aus dem
                           Elsasser Krapp.
                        
                     
                        
                           Ueber die Farbstoffe des Krapps ist mit Sicherheit nicht viel bekannt; nach einigen
                              Chemikern findet sich in der Krappwurzel nur ein Farbstoff, nach anderen mindestens
                              zwei, nämlich das Alizarin und das Purpurin, nach einer
                              dritten Ansicht kämen in dem Krapp drei, vier, fünf, ja selbst noch mehr Farbstoffe
                              vor. E. Kopp wurde durch diese Widersprüche im J. 1861
                              veranlaßt, den Krapp (aus dem Elsaß) von neuem zu untersuchen, wobei er Resultate
                              erhielt, welche namentlich für den Praktiker hohes Interesse darbieten.Répertoire de Chimie appliquée, t.
                                       III. p. 85, 165, 223, 276. – Im Auszuge
                                    im Bulletin de la Société industrielle
                                          						    de Mulhouse, t. XXXI p. 9; polytechn. Journal Bd. CLX S. 73.
                              
                           Da der Elsasser Krapp unter dem Einflusse des Wassers, der Säuren und Alkalien sehr
                              schnell sich verändert, was man einer Art von Gährung zuzuschreiben pflegt und der
                              Verf. die Anwendung von Alkohol, Holzgeist und Aether zu vermeiden suchte, so wurden
                              Kreosot, Phenylsäure, Benzol, arsenige Säure, Kochsalz, gewisse ätherische Oele,
                              Substanzen, welche die Eigenschaft besitzen, die Gährung aufzuhalten oder zu
                              verhindern, angewendet. Es ergab sich, daß eine wässerige Lösung von schwefliger Säure in jeder Hinsicht am geeignetsten zum
                              Behandeln des Krapps war. Diese Lösung enthielt in 1000 Theilen 4,5 bis 5,5 Theile
                              schwefliger Säure und wurde mit 1/2 bis 1 Tausendstel Volumen Salzsäure versetzt, um
                              die kleine Menge kohlensaurer Erden zu neutralisiren, welche sich stets im Elsasser
                              Krapp findet. Ist das zur Bereitung der Lösung angewendete Wasser sehr kalkhaltig,
                              so setzt man größere Mengen Salzsäure hinzu. Die Krappwurzel wurde in Gestalt eines
                              groben Pulvers angewendet. Wenn man ein Kilogr. Krapp in 8 bis 10 Liter der Lösung
                              12 Stunden lang digerirt, hernach in einem Leinwandsack filtrirt und auspreßt, so
                              erhält man eine orangegelbe Flüssigkeit. Wenn man dann dieselbe allmählich bis zu
                              50° C. mit Zusatz von 1 1/2 bis 3 Proc. Schwefelsäure oder Salzsäure erhitzt,
                              so werden rein röthliche Flocken gefällt, welche das Purpurin sind; getrocknet und erhitzt, sublimirt sich dieses in rothen Krystallen;
                              mit Ammoniak gibt es eine rein carminrothe Lösung, ohne violetten Ton.
                           Erhitzt man hierauf die vom Purpurin befreite schwefligsaure Lösung zum Sieden, so
                              schlägt sich Alizarin (Alizarine
                                 verte) nieder, gemengt mit einem harzigen Stoff, dem Chlorogen, welches die Krystalle schwärzlich-grün färbt. Filtrirt man nun,
                              so enthält die durchgehende Flüssigkeit nur noch die anderen löslichen Bestandtheile
                              des Krapps mit Spuren von Farbstoff. Der Krapprückstand, durch mehrmalige Behandlung
                              mit schwefligsaurem Wasser erschöpft, enthält ebenfalls nur noch sehr wenig
                              Farbstoff, welchen man mit Wasser oder mit Kalkmilch ausziehen kann.
                           Um das Ulizarin frei von dem grünen Stoff als gelbes Alizarin (Alizarine jaune) zu erhalten, braucht man nur der Mutterlauge des
                              Purpurins (welches in diesem Falle mit Salzsäure gefällt worden seyn muß) einen sehr
                              geringen Ueberschuß von Kalkmilch zuzusetzen und sie zu erhitzen. Es setzt sich dann
                              alizarinsaurer Kalk ab, welchen man mit Salzsäure zersetzt, wodurch das braungelbe
                              Alizarin frei wird; dieses sublimirt sich in gelben Krystallen und gibt mit den
                              Alkalien eine rein violette Lösung. Die schwefligsaure Lösung welche mit den Säuren
                              behandelt, Purpurin und Alizarin gibt, kann direct zur Darstellung von
                              Thonerdelacken dienen; man braucht hierzu der Flüssigkeit nur essigsaure Thonerde
                              zuzusetzen und zu erhitzen; der Lack schlägt sich nach kurzer Zeit nieder. Bei
                              dieser Behandlungsmethode des Elsasser Krapps wird die Anwendung der Alkalien und
                              alkalischen Salze vermieden und der Rückstand nicht verändert, daher man ihn bis zur
                              Erschöpfung benutzen kann.
                           100 Grm. Elsasser Krapp gaben dem Verfasser:
                           
                              
                                   1,85 Grm.
                                 bei 40° C.
                                 getrocknetes
                                 Purpurin,
                                 
                              
                                   3,15    „
                                   „  40° C.
                                 „
                                 grünes Alizarin,
                                 
                              
                                   0,30    „
                                   „  40° C.
                                 „
                                 gelbes Alizarin,
                                 
                              
                                 42,00    „
                                   „  50° C.
                                 „
                                 mit Wasser gewaschenen Rückstand,
                                 
                              
                                 35,00    „
                                 dieses in Garancin verwandelten bei 100° C. getrockneten
                                    Rückstandes.
                                 
                              
                           Bei der Ermittelung der Färbekraft dieser Producte ergab sich, daß das Färbevermögen
                              des Purpurins das 10fache des Krapps, dasjenige des grünen und gelben Alizarins das
                              32–36fache des Krapps beträgt. Die Krappblumen haben die Hälfte, das Garancin
                              hat zwei Drittel vom Färbevermögen des Krapps. – Bei Versuchen, die der
                              Verfasser in großem Maaßstabe anstellte, erhielt er aus Krapp:
                           
                           
                              
                                   1,15 Procent
                                 bei
                                 100° C.
                                 getrocknetes
                                 Purpurin,
                                 
                              
                                   2,50    
                                    „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 grünes Alizarin,
                                 
                              
                                   0,32    
                                    „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 gelbes Alizarin,
                                 
                              
                                 39,00     „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Krappblumen.
                                 
                              
                           
                        
                           W. Clark's Verfahren zur Darstellung
                                 reiner Extracte, Farbebäder und Lackfarben aus Krapp.
                           W. Clark ließ sich vorstehendes Verfahren behufs
                              Darstellung reiner Extracte, Farbebäder und Lackfarben aus Krapp (für England)
                              patentiren.Repertory of Patent-Inventions, October 1861, S.
                                    309. Die nach E. Kopp's Methode erhaltenen
                              concentrirten schwefligsauren Lösungen lassen sich direct zur Erzeugung von
                              Dampffarben verwenden, indem man sie entweder auf das vorher gebeizte Gewebe druckt
                              oder sie vor dem Druck mit dem Beizmittel vermischt. Die schwächeren Lösungen werden
                              entweder zum Färben, namentlich von Wolle oder Baumwolle, oder zur Bereitung von
                              Lackfarben durch Fällung mit den betreffenden Salzen, oder in folgender Art zur
                              Darstellung von reinen Farbstoffen verwendet:
                           Der kalten schwefligsauren Lösung fügt man 2 bis 3 Proc. oder mehr einer starken
                              Säure, z.B. Salzsäure oder Schwefelsäure, hinzu. Nach kurzer Zeit und namentlich
                              beim Erhitzen auf 60° C. setzt die Lösung einen rothen Farbstoff ab, welchen
                              der Patentträger rothes Krappextract oder Purpurin nennt. Dieser Farbstoff wird auf einem Filter
                              gesammelt und mit kaltem Wasser gewaschen; er kann getrocknet oder im teigartigen
                              Zustande gelassen werden. Er löst sich mit schöner carminrother Farbe in Ammoniak,
                              und kann sowohl zum Färben und Drucken, als auch zur Darstellung von lebhaft und
                              rein gefärbten Lackfarben benutzt werden. Wird die Flüssigkeit, aus welcher das
                              Purpurin sich abgeschieden hat, zum Kochen erhitzt und einige Zeit darin erhalten,
                              so scheidet sich ein grünlich-schwarzes Pulver daraus ab, welches viel Alizarin
                              enthält und deßhalb grünes Alizarin oder grünes Krappextract genannt wird. Dieser Körper kann
                              direct zum Färben und Drucken oder zur Darstellung von Lackfarben benutzt werden,
                              oder man kann ihn behufs Auflösung und Reindarstellung des Alizarins mit Holzgeist,
                              Alkohol etc. behandeln, oder das Alizarin daraus absublimiren. Die Flüssigkeit, aus
                              welcher das grüne Alizarin sich abgeschieden hat, wird zur Darstellung von Garancin
                              benutzt, indem man frischen oder bereits mit Wasser ausgezogenen Krapp oder den
                              Rückstand von der vorerwähnten Behandlung mit schwefliger Säure mit derselben kocht.
                              Man kann diese Flüssigkeit auch mit Kalk neutralisiren, und dann der Gährung und nachher einer
                              Destillation unterwerfen, um aus dem Zucker des Krapps Alkohol zu gewinnen.
                           Der mit schwefliger Säure ausgezogene Krapp kann entweder ohne Weiteres oder nach
                              Vermischung mit ein wenig Kalk oder kohlensaurem Alkali getrocknet und dann als eine
                              besondere Art von Krappblumen in der Färberei verwendet
                              werden. Man kann ihn auch vor dem Pressen und Trocknen mit kaltem oder heißem Wasser
                              auswaschen und aus der dabei erhaltenen Flüssigkeit reine Lackfarben darstellen. Am
                              besten vermischt man diese Flüssigkeit mit Kalkmilch, wodurch ein purpurfarbener
                              Kalklack niedergeschlagen wird, der sich leicht auf einem Filter sammeln läßt.
                              Dieser Kalklack liefert durch Zersetzung mit Thonerde-, Eisen- oder Zinnsalzen
                              ausgezeichnete Lösungen zur Zubereitung von Farben für die Druckerei. Man kann den
                              Kalklack auch mit Salzsäure kochen, wobei unlösliches gelbes
                                 Alizarin entsteht, welches nach dem Waschen mit Wasser zum Färben oder zur
                              Darstellung reiner Lacke oder Dampffarben benutzt werden kann.
                           Das vorstehend beschriebene Verfahren ist verschiedener Modificationen fähig. Wenn
                              z.B. die Bildung des grünen Alizarins vermieden werden soll, führt man die Operation
                              in folgender Art aus: Nachdem man das rothe Krappextract oder Purpurin aus der
                              schwefligsauren Lösung durch einige Procente Salzsäure niedergeschlagen hat, wird
                              die von demselben abgeschiedene Flüssigkeit nicht gekocht, sondern unmittelbar mit
                              erdigen oder metallischen Oxyden oder Salzen (mehr oder weniger mit Alkalien
                              neutralisirt) vermischt, so daß der Farbstoff als Lack niedergeschlagen wird.
                              Benutzt man dazu Kalkmilch, so erhält man einen tief gefärbten Kalklack, welcher
                              nach dem Waschen durch Kochen mit Salzsäure unlösliches gelbes Alizarin liefert. (R.
                              Wagner's Jahresbericht über die Fortschritte der
                              chemischen Technologie, Jahrgang 1861, S. 554.)