Titel: | Verfahren zur Pikrinsäure-Fabrication, von W. Slater in Huddersfield. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. LXXXI., S. 309 |
Download: | XML |
LXXXI.
Verfahren zur Pikrinsäure-Fabrication, von
W. Slater in
Huddersfield.
Aus dem London Journal of arts, April 1864, S.
214.
Slater's Verfahren zur Pikrinsäure-Fabrication.
Dieses Verfahren (patentirt in England am 7. August
1863) besteht darin, daß man Häute oder Leder (Abfälle oder Schnitzel
derselben) mit Salpetersäure behandelt, wodurch man Oxalsäure und, unter anderen
Producten, gelben Farbstoff (Pikrinsäure) erhält.
Mau versetzt 1 Pfund Häute oder Leder, welche sich in zertheiltem Zustande in einem
geräumigen Gefäße befinden, mit 4 Pfd. Salpetersäure von beiläufig 36°
Baumé (1,310 spec. Gewicht), und leitet die Operation so, daß die Temperatur
in Folge der Reaction nicht zu hoch steigen kann. Wendet man Leder an, so darf
dasselbe nicht mit einem Eisenpräparat gefärbt seyn, weil man sonst den Farbstoff
nicht rein gelb erhalten würde. Nachdem die Einwirkung der Salpetersäure auf die
thierischen Substanzen aufgehört hat, läßt man die Producte abkühlen, und entfernt
fette und andere Körper, welche sich auf die Oberfläche begeben, mittelst eines
Schaumlöffels. Die Flüssigkeit wird dann filtrirt und hernach bei sehr gelinder
Wärme fast bis zur Trockne abgedampft, damit die gebildete Oxalsäure so weit als
thunlich auskrystallisirt. Am besten ist es, das Abdampfen von Zeit zu Zeit zu
unterbrechen und die Flüssigkeit erkalten zu lassen, um die Absonderung der
Oxalsäure zu erleichtern. Die so erhaltene Oxalsäure läßt man auf einem
Seihetrichter abtropfen und das abgezogene Wasser wird der Mutterlauge
zugesetzt.
Die dicke Mutterlauge, welche den Farbstoff (die Pikrinsäure) enthält, kann sofort,
nach dem Verdünnen mit Wasser, zum Färben der Wolle und Seide benutzt werden.
Will man aber den Farbstoff in reinerem Zustande erhalten, so dampft man die
Mutterlauge sehr vorsichtig zur Trockne ab, um die Salpetersäure zu entfernen, und
löst den Rückstand wieder in Wasser auf; dieser Lösung setzt man gepulverte Kreide
zu, bis sich durch die Reagentien keine Oxalsäure mehr in ihr nachweisen läßt. Die
klare gelbe Flüssigkeit wird dann von dem weißen Bodensatz decantirt, letzterer mit
reinem Wasser gewaschen und das Waschwasser der klaren Flüssigkeit beigefügt. Aus
dem weißen Bodensatz, welcher oxalsaurer Kalk ist, kann die Oxalsäure durch
Zersetzung desselben mittelst Schwefelsäure wieder gewonnen werden.