Titel: | Beschreibung einer aus der Eckert'schen Maschinenfabrik hervorgegangenen Drahtseil-Transmission zum Betriebe einer Dreschmaschine; von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in Berlin. |
Autor: | Robert Schmidt |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. CII., S. 401 |
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CII.
Beschreibung einer aus der Eckert'schen Maschinenfabrik hervorgegangenen Drahtseil-Transmission zum
Betriebe einer Dreschmaschine; von Dr. Rob.
Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Schmidt, über eine Drahtseil-Transmission zum Betriebe einer
Dreschmaschine.
Nachdem in neuester Zeit der Eckert'schen Maschinenfabrik
(zu Berlin) mehrfach Gelegenheit geboten wurde, bei der Einrichtung von
Drahtseil-Transmissionen, besonders für die landwirtschaftlichen Gewerbe,
Erfahrungen zu machenSiehe polytechn. Journal Bd. CLXXI S.
112., wurde derselben auch in letzter Zeit der Auftrag, diese Art der
Kraftübertragung zum Betriebe einer combinirten Dreschmaschine einzurichten, wobei
aber die Terrain- und Localverhältnisse so lagen, daß das Seil – von der
Locomobile aus – im Winkel geführt werden mußte.
Wenn auch die Mittel, welche in diesem Falle voraussichtlich anzuwenden waren, durch
diejenigen geboten schienen, welche in ähnlichen Fällen bei Riemenbetrieb mit
günstigem Erfolge Anwendung finden, so war es doch fraglich, ob dieselben in
gleicher Weise sich auch hier bewähren würden. Es konnte somit die Aufgabe vorerst
mehr durch Versuche gelöst werden, deren Resultate wir um so lieber mittheilen, als
sie in jeder Beziehung befriedigend ausfielen.
Fig. 1 gibt
den Grundriß des Terrains und der Localität, den Hofraum mit den Scheunen des dem
Hrn. Oekonomierath Dr. Lüdersdorff gehörenden Rittergutes Weißensee
bei Berlin, woselbst der beregte Drahtseilbetrieb in Thätigkeit zu setzen war. A bezeichnet die Scheunen, T
die Tennen derselben, und ist noch bemerkenswerth, daß der Hofraum circa 4 Fuß tiefer als der Boden der Tennen lag und
ziemlich steil anstieg, und daß außerdem der Boden desselben (im Monat Februar nach
eingetretenem Thauwetter) sehr aufgeweicht und zum Transport der Locomobile sehr
wenig geeignet war.
Die erste Aufstellung der Dreschmaschine C₁,
geschah auf der Tenne T₁. Direct konnte auch hier
die Dreschmaschine wegen Feuersgefahr nicht von der Locomobile getrieben werden; es
geschah die Aufstellung derselben etwa bei B₁,
und zwischen der Locomobile und der Dreschmaschine wurde ein Vorlegebock E₁ gesetzt, welcher eine Drahtseilscheibe a und eine Riemscheibe b,
beide von 5 Fuß Durchmesser enthielt, während auch an der Locomobile eine
Drahtseilscheibe a von demselben Durchmesser angebracht
war. Es war für diesen Betrieb zur Zeit eben bloß ein Drahtseil zur Verfügung,
welches eine Stärke von 5/16 Zoll und solche Länge hatte, daß die Locomobile nur in
einer Achsenentfernung von circa 50 Fuß von dem
Vorlegebock aufgestellt werden konnte. Dieser Umstand zeigte bald, daß die Spannung
des Drahtseils für den zu überwältigenden Widerstand zu gering war, und nahm man
deßhalb – wie dieß beim Riemenbetrieb häufig geschieht – zu einer
Spannrolle f von 3 Fuß Durchmesser seine Zuflucht, von
welcher die Hebel sich gegen den Vorlegebock stützten und eine Länge von 10 Fuß
hatten. Diese Vorrichtung, welche in Fig. 2 zum Theil
perspectivisch dargestellt ist, erwies sich auch hier für Drahtseilbetrieb durchaus
zweckmäßig, da sie sowohl die nöthige Spannung herbeiführte, als auch jede
Unregelmäßigkeit durch Schwenkung der Rolle ausglich.
Eine zweite Aufstellung der Dreschmaschine erfolgte auf der Tenne T₂. Hier konnte die Locomobile nicht so
aufgestellt werden, daß die Drehachse des Vorlegebocks und die Betriebswelle der
Locomobile parallele Stellung erhielten, weil dabei die Feuerung und der Schornstein
zu nahe den rechts gelegenen Scheunen gekommen wären. Dieselbe erhielt vielmehr
ihren Aufstellungsort bei B₂, während bei E₂ der schon früher angewandte Vorlegebock und
bei F ein Rollenständer Platz fand. Dieser
Rollenständer, welcher im Zusammenhange mit Locomobile u.s.w. in Fig. 3 perspectivisch
gezeichnet ist, trug auf einer verticalen Welle zwei Rollen von je 5 Fuß Durchmesser
in einem Abstande von ebenfalls 5 Fuß. Das hierbei verwandte Seil hatte eine Stärke
von 0,4 Zoll, und wurde einfach von der Betriebsscheibe der Locomobile über die
Rollen nach der Seilscheibe des Vorlegebocks geleitet. Die Entfernung von B₂ bis F betrug etwa
100, die von F bis E₂
etwa 50 Fuß und zog das Seil bei einer Geschwindigkeit von etwa 30 Fuß per Secunde ganz vortrefflich, so daß sich Leitrollen
der erwähnten Art auch beim Drahtseilbetrieb mit Sicherheit empfehlen lassen.
Nach diesen glücklichen Versuchen konnte die Dreschmaschine auf jede Tenne gebracht
und der Locomobile immer eine solche Stellung gegeben werden, wie sie am bequemsten
und gegen Feuersgefahr am sichersten war.
Wenn wir im Vorstehenden ein aus der Praxis gegriffenes Beispiel gaben, nach welchem
es wünschenswerth, selbst nothwendig erschien, den Betrieb einer Dreschmaschine
nicht direct von der Locomobile durch Riemen zu bewerkstelligen, so mag es noch mehr
Fälle geben, wo, wie hier, der indirecte Betrieb durch Drahtseil manche Northeile
gewähren möchte. Zu diesen Fällen gehören z.B. die, daß man wegen zu schlechten
Bodens das Umstellen der Locomobile auf dem Felde vermeiden, und von einem
Aufstellungsort derselben mehrere in der Nähe befindliche Feimen abdreschen will,
oder daß man das Dreschen wegen Regenwetters auf dem Felde nicht vornehmen kann und
den Betriebsriemen deßhalb auch unter Dach zu bringen hat.
Da bekanntlich combinirte Dreschmaschinen zu den complicirtesten landwirtschaftlichen
Maschinen gehören, deren vollkommene Ausführung in Deutschland erst in letzterer
Zeit gelungen ist, so erwähnen wir gern noch beiläufig, daß auch die bei obigen
Versuchen benutzte Eckert'sche Dreschmaschine in jeder
Beziehung befriedigende Resultate lieferte. Es wurde nämlich pro Stunde 1 Wispel Roggen resp. 2 Wispel Gerste gedroschen und
vollständig marktfähig gereinigt. Das Gesammtquantum betrug 140 Wispel Getreide, die
in 16 Arbeitstagen gedroschen und gereinigt wurden.