Titel: | Verbesserung in der Gußstahlfabrication; von Robert Mushet. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. CXII., S. 431 |
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CXII.
Verbesserung in der Gußstahlfabrication; von
Robert
Mushet.
Aus dem London Journal of arts, April 1864, S.
219.
Mushet's Verbesserung in der Gußstahlfabrication.
Wenn Roh- oder Gußeisen, während es sich in geschmolzenem Zustande befindet, dem
Entkohlungsproceß – gewöhnlich der pneumatische ProceßOder der Bessemerproceß. genannt – unterzogen wird und durch diesen Proceß seinen Kohlenstoff
nahezu ganz verloren hat, so entsteht hämmerbares Eisen (sogenanntes pneumatisirtes
Eisen). Zur Darstellung desselben wird mit Kohks oder Holzkohlen erblasenes Roheisen geschmolzen
und dann Luft durch das flüssige Metall gepreßt, bis es seinen Kohlenstoffgehalt
nahezu ganz verloren hat.
Mushet's Erfindung (patentirt in England am 12. August
1863) besteht in einem Zusatz von geschmolzenem gefeintem Gußeisen zum geschmolzenen
hämmerbaren pneumatisirten Eisen, wodurch letzteres sofort in Gußstahl verwandelt
wird. Das raffinirte oder gefeinte Gußeisen (refined iron or
finer's metal) ist bekanntlich theilweise entkohltes und von Silicium
gereinigtes Gußeisen, und kann auf verschiedene Weise dargestellt werden. Die
gewöhnliche Methode besteht darin, das Roheisen auf dem Herde eines Feinofens
niederzuschmelzen und gleichzeitig durch Formen Wind auf die Oberfläche des Metalles
zu blasen,Wobei dieses aber nicht, wie bei der gewöhnlichen Frischarbeit, aufgebrochen
oder gerührt werden darf. bis der Kohlenstoff und das Silicium zum größeren Theile verbrannt sind;
darauf wird das flüssige Feinmetall in plattenförmige Formen abgestochen und nach
dem Erstarren zum Gebrauche zerschlagen. Das raffinirte Gußeisen kann auch auf die
Art dargestellt werden, daß man Roheisen im geschmolzenen Zustande mittelst des
pneumatischen Processes theilweise entkohlt. Man erhält endlich ein Metall, welches
die Zusammensetzung und Eigenschaften des raffinirten Gußeisens hat, wenn man
granulirtes Roheisen mit etwa 10 Proc. Eisenoxyd in Tiegeln zusammenschmilzt.
Der Patentträger zieht zu seinem Zwecke das nach der ersten Methode gefeinte Gußeisen
vor, welches aus gutem Holzkohleneisen, z.B. schwedischem oder indischem,
dargestellt ist; doch läßt sich auch jedes andere, aus gutem, möglichst schwefel-
und phosphorfreiem Roheisen dargestellte Feineisen anwenden.
Dem in Gußstahl umzuwandelnden hämmerbaren pneumatisirten Eisen werden 20 bis 50
Proc. gefeintes Gußeisen zugesetzt. Man kann hierzu das flüssige gefeinte Gußeisen
aus dem dasselbe enthaltenden Ofen direct in das flüssige pneumatisirte Eisen
abstechen, oder auch beide Eisensorten in einen gehörig abgewärmten Kessel gießen
und darin mit einander mischen.
Der auf diese Weise erhaltene Gußstahl wird in Ingüsse oder Zainformen, welche aber
stets gut vorgewärmt seyn müssen, abgestochen oder gegossen. Je größer die Menge des
dem pneumatisirten Eisen zugesetzten Feinmetalls ist, desto größere Härte besitzt
der erhaltene Gußstahl.