Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 172, Jahrgang 1864, Nr. , S. 462 |
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Miscellen.
Miscellen.
Wanzer's Nähmaschine.
Der Mechanismus dieser neuen, sehr soliden und trefflich arbeitenden Maschine, welche
den doppelten Steppstich erzeugt, besteht wesentlich in Folgendem: Die Hauptwelle
wird wie bei den übrigen Nähmaschinen, vermittelst Tritt, Kurbelstange und
Riementransmission in Bewegung gesetzt. Die Uebertragung der Bewegung von der
Hauptwelle auf die Nadel geschieht zunächst durch einen Kurbelzapfen, welcher sich
in einem herzförmigen Gleitstück bewegt. Dieses Gleitstück ist mit einem Wiege-Arm
verbunden, an dem in gewöhnlicher Weise der Nadelarm befestigt ist. Durch die
Uebertragung vermittelst des herzförmigen Gleitstückes wird folgende Bewegung
erzielt: zuerst ein rasches Niedergehen der Nadel, dann ein Stillstehen der Nadel an
ihrem tiefsten Punkte, und zwar dauert dieses so lange, bis das Schiffchen seine
ganze Hinpassage gemacht hat; dann ein rasches Aufwärtsgehen der Nadel, während das
Schiffchen seine Rückpassage macht. Darauf beginnt das Spiel von neuem. Die Bewegung
des Schiffchens ist ebenso einfach wie sinnreich. An dem Ende der Hauptwelle sitzt
eine Scheibe mit einem Kurbelzapfen; dieser bewegt sich in einem Gleitstück, das
schräg gegen den senkrechten Durchmesser gestellt ist, auf und ab. Das Gleitstück
hat eine einfache horizontale Führung und wird durch den in demselben spielenden
Kurbelzapfen in dieser Führung hin- und hergeschoben; direct mit dem oberen
horizontalen Theil des Gleitstückes ist der Arm verbunden, welcher zur Aufnahme des
Schiffchens dient und dasselbe mit sich hin und her führt. Der Zuführungsapparat
besteht aus zwei gezahnten Flächen, welche durch eine excentrische und zugleich nach
der Flachseite hin wellenförmige Scheibe, die auf der Hauptwelle sitzt, eine
horizontale und eine verticale Bewegung erhalten. Der Zeughalter ist auf die
gewöhnliche Weise an einem Arm befestigt. Eine wesentliche Verbesserung ist die
Zuführung des oberen Fadens, resp. die Spannung desselben. Derselbe geht nämlich,
nachdem er eine gewöhnliche Wheeler- und Wilson-Spannung oder irgend eine nach einem anderen
Princip construirte passirt hat, nochmals durch einen Arm, welcher oben am Knopf des
Zeughalters befestigt ist. Dieser Arm ist fest, während auf demselben Zapfen noch
ein Arm sitzt, der beweglich ist und durch den der Faden ebenfalls an einem Ende
geht, bevor er der Nadel zugeführt wird. Dieser zweite Arm wirkt als Hebel und zieht an einem
Ende den Faden und am anderen eine passende Feder. Vermittelst dieser Vorrichtung,
ist dem häufigen Fadenreißen, ein sehr zeitraubender Uebelstand bei den
Nähmaschinen, vorgebeugt. Man kann mit der gleichen SpannungSpannnug Zeug von verschiedenster Dicke und Feinheit nähen, ohne daß je der Faden
reißt. Von dieser Thatsache haben wir uns durch die mannichfachsten Versuche auf das
Evidenteste überzeugt; es muß daher dieses Arrangement als eine wesentliche
Verbesserung der Nähmaschinen angesehen werden.Hr. Prof. Rühlmann bemerkt im Monatsblatt des
hannoverschen Gewerbevereins, 1864 Nr. 3 und 4, daß die gerühmte
Vortrefflichkeit der Maschine sich in Hannover (wo dieselbe bei Hrn.
Kaufmann Timmann vorräthig ist) bereits
thatsächlich bewährt hat, indem man mit dieser Maschine gleich gut und
leicht Weißzeug, Tuch, Leder, ja sogar Holz tadellos nähen kann. Der (etwas
hohe) Preis der Maschine ist 65 Thaler. (Nach dem Arbeitgeber.)
Pulverwagen auf Eisenbahnen.
Der Scientific American enthält eine kurze Beschreibung
von einem neuen Pulverwagen, wie deren das Artillerie-Departement der
nordamerikanischen Freistaaten zum Transporte des Schießpulvers und der übrigen
Kriegsvorräthe auf Eisenbahnen anfertigen läßt. Der Zweck desselben ist die
größtmögliche Sicherstellung gegen Unfälle, weil alle Eisenbahnverwaltungen bei
einer solchen Fracht die Uebernahme des Risicos von Seite der absendenden
Militärbehörde verlangen.
Der Wagen besteht in einem viereckigen Kasten aus 8 Linien dickem Kesselblech, das
fest zusammengenietet ist. Das Innere des Kastens wird mit eichenen Bohlen
bekleidet, die am Boden 2 Zoll, an den Wänden und der Decke aber nur 1 1/2 Zoll dick
sind. Die Bohlen werden an den beiden Seiten vertical gestellt, damit sie dem
Seitendrucke der vollen Fäßchen den nöthigen Widerstand leisten. In der Mitte der
Decke befindet sich zum Verpacken eine Oeffnung von 26 Zoll Länge und 24 Zoll Breite
im Lichten. Zur Schließung derselben wird das Eisenblech der Decke an dieser Stelle
2 Zoll hoch aufgebogen und der um eben so viel nach unten gebogene Deckel erhält
einen 2 1/2 Zoll breiten Kranz, unter welchen ein 1/4 Zoll dicker Streifen aus
vulcanisirtem Kautschuk gelegt wird, der genau zwischen den Deckel und die Decke
paßt. Der Deckel wird mit Hülfe von Schrauben befestigt, die wie bei den
Pulverpfannendeckeln angebracht sind; außerdem wird derselbe mit einem
Vorhängeschloß versehen. Die Achsen der Räder sind 2 bis 3 Zoll dick und werden
mittelst zweier Bänder oder Bügel an die Kästen genietet. Die Enden der Achsen sind
auf einen Durchmesser von 2 1/2 Zoll abgedreht; auf dieselben werden die Räder aus
Pockholz (Guajacholz) gesteckt, die 12 Zoll Durchmesser und 4 Zoll Dicke haben. Ein
mittelgroßer amerikanischer Stehwagen nimmt drei solcher Pulverwagen auf, die quer
in denselben gestellt werden. Jeder Kasten hat Raum für 80 Pulverfässer oder eine
entsprechend große Quantität sonstiger Kriegsvorräthe.
Alle in das Innere der Holzbekleidung hineinreichenden Nieten und Bolzen werden, um
das Eisen gänzlich auszuschließen, aus Bronze angefertigt. Die Oeffnung mit dem
Deckel muß so angebracht werden, daß eine bequeme Verpackung und Benutzung des
inneren Raumes möglich ist, weil dieß für die Sicherheit von großer Wichtigkeit ist.
(Centralblatt für Eisenbahnwesen und Dampfschifffahrt in Österreich.)
Darstellung fein zertheilten Eisens zur Fällung des Kupfers
aus seinen Lösungen und zu anderen Zwecken, von G. Bischof.
Hr. Gustav Bischof, zu Skelly bei Swansea, hat in der
Fabrik der HHrn. Roberts, Dale und Comp. zu Warrington einen Flammofen eigener Construction zur Darstellung fein zertheilten
Eisens gebaut; er erhitzt zu diesem Zweck ein Gemenge von gepulvertem Eisenoxyd und
kohliger Substanz, ohne daß Schmelzung eintritt. Das so erhaltene pulverförmige
Eisen wird zur Fällung von Kupfer aus seinen Lösungen, bei der Anilinfabrication
anstatt Eisenfeile, und zu anderen Zwecken angewendet.
Bei der Anilinfabrication kann man wie gewöhnlich Eisenfeile anwenden, welche,
nachdem sie sich oxydirt hat, auf oben angegebene Weise in den metallischen Zustand
zurückgeführt wird und dann immer wieder benutzt werden kann.
Zur Fällung von Kupfer werden geröstete spanische oder irländische Eisenerze, welche
einige Procente Kupfer enthalten, in obigem Ofen reducirt. Dadurch wird nicht nur
das Eisen, sondern auch sämmtliches in diesen Erzen enthaltene Kupfer in den
metallischen Zustand übergeführt und bei Anwendung des so erhaltenen metallischen
Pulvers zur Fällung, vermengt sich das ihm beigemengte Kupfer mit dem aus der Lösung
gefällten.
Versuche, welche Hr. Bischof über die Fällung des Kupfers
aus künstlichen Lösungen und Grubenwässern anstellte, haben die kräftige Wirkung
solchen Eisenpulvers vollständig erwiesen. (Chemical
News, November 1863, Nr. 205.)
Empfindlichste Reaction auf Eisen; von Prof. J. Natanson in Warschau.
Die kleinsten Spuren von Eisenoxydsalzen, welche mittelst Rhodankalium nur durch eine
zweifelhafte gelbliche oder auch keine gut wahrnehmbare Färbung der Flüssigkeit
angezeigt werden, können ausgezeichnet schön und deutlich nachgewiesen werden, wenn
man nach Zusatz von Rhodankalium auf die Eisenoxydfalze enthaltende, kaum oder gar
nicht gefärbte Flüssigkeit etwas Aether gießt und schwach schüttelt. Der Aether löst
die ganze Menge des gebildeten Eisenrhodanids auf und färbt sich dabei sehr schön
rosenroth.
Die Färbung ist bei geringen Spuren ähnlich der, welche kleine Jodmengen dem
Chloroform verleihen. Bei größeren Quantitäten von Eisenrhodanid ist sie natürlich
blutroth, aber dann ist es in der Regel unnöthig, zum Aether seine Zuflucht zu
nehmen, denn die ursprüngliche Flüssigkeit ist in diesem Falle schon deutlich roth
an sich.
Dieses Verfahren, um Spuren von Eisenoxydsalzen nachzuweisen, wird auch
wahrscheinlich dann sehr geeignet seyn, Spuren von Eisen in durch fremde Substanzen
gelblich gefärbten Flüssigkeiten zu entdecken; wenigstens habe ich mich überzeugt,
daß in Platinchloridlösung, in welcher Rhodankalium nichts angezeigt, durch
nachheriges Schütteln mit Aether die rosenrothe Färbung ganz schön hervorzubringen
war. Auch konnte ich in einer Schwefelsäure Eisen dadurch nachweisen, nachdem alle
bis jetzt bekannten Reactionen negative Resultate gegeben haben. (Annalen der Chemie
und Pharmacie, 1864, Bd. CXXX S. 246.)
Doppelsalz von kohlensaurem Kali-Natron; von Prof. H. v. Fehling.
Ich erhielt vor etwa 10 Monaten aus der Salpeterfabrik von Unger in Pforzheim ein Doppelsalz von kohlensaurem Kali und Natron; das
gleiche Doppelsalz erhielt ich kurze Zeit darauf durch Hrn. v. Phull aus der Blutlaugensalzfabrik von Hochstetter in Brünn in reinen großen und regelmäßigen Krystallen. Das
Salz von Unger war aus den Mutterlaugen des Kalisalpeters
durch Umsetzung von Natronsalpeter mit Potasche (aus der Schlempekohle von
Runkelrübenmelasse) erhalten. In Brünn war das Salz aus der Mutterlauge von
Blutlaugensalz dargestellt, v. Phull hat das Wasser in
diesem Salz durch Glühen und alles Natron mittelst des Natrometers von Pesier bestimmt; darnach entspricht das Salz der Formel
KO, NaO, C²O⁴ + 12HO; das Salz enthält also gleiche Atome Kali und
Natron. Die Herren Braun und Fischer haben im hiesigen Laboratorium sowohl das Wasser wie die
Kohlensäure direct bestimmt und das Kali als Kalium-Platinchlorid abgeschieden und
gewogen. Diese
directen Analysen wie die indirecten (durch Glühen des trockenen Salzes mit
Schwefelsäure, Wägen des schwefelsauren Salzes, Bestimmung der Schwefelsäure und
Berechnung des Kalis und des Natrons) haben die Richtigkeit der obigen Formel
bestätigt. – Das Salz ist leicht in Wasser löslich, läßt sich aber nicht ohne
Zersetzung umkrystallisiren. Vielleicht könnte es aus einer gesättigten
Potaschelösung unverändert umkrystallisirt werden. Das Salz verwittert in trockener
Luft; es schmilzt in seinem Krystallwasser; bei 100° C. verliert es fast
alles Krystallwasser, so daß es beim Glühen dann nur noch etwa 0,5 Proc. an Gewicht
abnimmt. Das trockene Salz nimmt an nicht zu feuchter Luft nicht merkbar an Gewicht
zu. – Stuttgart, JanuarJauuar 1864. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXXX S. 247.)
Analyse des Benther Thones; von Dr. Sauerwein.
Ich habe früher (polytechn. Journal Bd. CLXV S.
38) über Versuche berichtet, die ich mit verschiedenen Mischungen von Thon
und kohlensaurem Kalk und Brennen der daraus hergestellten Ziegel angestellt hatte,
um daran den Einfluß des Kalks auf die Beschaffenheit der Ziegel zu zeigen.
Indem Prof. Dr. Rud. Wagner
die Versuche in seinem Jahresbericht der chemischen Technologie vom Jahre 1862
wiedergibt, vermißt er dabei eine Analyse des Benther Thons, sowie die Bestimmung
der Feuerbeständigkeit desselben. Ich habe nicht verfehlt, diese Lücke hinsichtlich
des ersten Punktes auszufüllen.
Es enthielt die untersuchte Probe in 100 Gewichtstheilen:
Kieselerde
67,8
Thonerde
17,0
Eisenoxyd
3,5
kohlensauren Kalk
2,1
Kali
0,05
Wasser
9,5
–––––
99,95.
(Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1863, Nr. 9 und
10.)
Geschliffenes Fensterglas.
Bisher beschränkte man sich darauf, das gegossene
Spiegelglas einem nachträglichen Schleifen und Poliren zu unterwerfen, um dadurch
vollkommen ebene und glänzende Flächen zu erhalten. Das Gießen solcher Glastafeln
ist indessen wegen der Zähflüssigkeit des Glases und der schwierigen Handhabung,
ebenso aber auch wegen der großen Dicke solcher gegossenen Platten umständlich,
schwierig und kostbar. In der berühmten Spiegelmanufactur zu St. Helens bei
Birmingham wird daher jetzt das Schleifen auch auf gewöhnliches geblasenes Glas
angewendet. Ganz in der gewöhnlichen Art wird mittelst der Glasbläser-Pfeife zuerst
ein langer, unten offener Cylinder hergestellt, der aufgesprengt und von der oberen
Kappe ebenfalls durch Absprengen befreit wird. Man bringt ihn dann in den Streckofen
und plattet ihn zu einer Scheibe aus, die in gewöhnlicher Art gekühlt wird.
Hierauf werden je zwei Glastafeln mittelst Smirgel und Wasser auf einander eben
geschliffen. Ist je eine Seite beendet, so wiederholt sich die Operation auf der
anderen Seite der Gläser. Das Schleifen geschieht mit der Hand, weil man dabei
besser die noch hervorstehenden Stellen auswählen und bearbeiten kann. Natürlich
wird allmählich immer feinerer Smirgel verwendet, bis die Gläser eine fein matte
Oberfläche erhalten haben. Das Sortiren des Smirgels geschieht in einem einfachen,
aber sehr sinnreichen Apparate. Es sind eine Anzahl Gefäße übereinander angebracht,
die allmählich immer größer werden. Sind dieselben nun mit Wasser gefüllt und wird
dann ein Strom von Wasser von gleichbleibender Stärke zuerst in das kleinste Gefäß
geleitet, aus dem er in das nächste weitere Gefäß übergeht u.s.f., so wird sich
seine Geschwindigkeit in den verschiedenen Gefäßen umgekehrt wie die Größe derselben
verhalten. Wirft man nunmehr den fein gepulverten Smirgel in den Wasserstrom, so führt derselbe die
schwersten, gröbsten Theilchen natürlich nur bis in das erste Gefäß, während die
leichteren, feineren Theilchen weiter fortgeführt werden und sich erst absetzen,
wenn die Geschwindigkeit des Wasserstroms in dem letzten weitesten Gefäße auf ein
Minimum herabgekommen ist.
Auf das Schleifen folgt das Poliren mit Eisenroth, das auf ein Lederkissen
aufgetragen wird. Das Kissen ist stark beschwert und wird durch Maschinenkraft über
die festgekittete Glasscheibe hin- und hergeschoben. Gleichzeitig rückt der
Schlitten, der die Glasscheibe trägt, in der Längsrichtung fort, so daß die ganze
Platte nach und nach bearbeitet wird. Die Mittheilung der Bewegung erfolgt
wahrscheinlich in ganz ähnlicher Art, wie bei den Maschinendrehbänken durch eine
Leitschraube.
Nachdem die eine Seite polirt ist, wird die andere Fläche auf ganz ähnliche Art
behandelt. Anstatt die Platte aufzukitten, könnte man das Festhalten derselben
wahrscheinlich ebenso gut durch Luftdruck bewirken, wie man das ja umgekehrt bei den
kleinen Saugapparaten steht, die mittelst einer Kautschukplatte an den
Spiegelscheiben haften. (Breslauer Gewerbeblatt, 1864, Nr. 7.)
Dr. Göppert über den Diamant.
In der schlesichen Gesellschaft für vaterländische Cultur
hielt an dem sechzigsten Jahrestage ihrer Stiftung (den 17. December 1863) der
Präses der Gesellschaft, Hr. Geh. Medicinalrath Prof. Dr.
Göppert, einen hier auszüglich mitgetheilten Vortrag über Diamanten,
anknüpfend an den Inhalt einer von der holländischen
Gesellschaft der Wissenschaften am 16. Mai 1863 gekrönten, zur Zeit noch
nicht publicirten Schrift über die Natur der in den Diamanten
vorkommenden festen Körper hinsichtlich ihres organischen oder anorganischen
Ursprunges.
Die Kenntniß des Diamanten und wenigstens eines Theiles
seiner merkwürdigen Eigenschaften verliert sich in das höchste Alterthum. Plinius enthält auch hierüber wie über das anderweitige
naturgeschichtliche Wissen der Alten die meisten Mittheilungen. Vielfache Sagen
knüpfen sich schon an einzelne besonders ausgezeichnete Exemplare, wie namentlich an
den auch noch in unseren Tagen so viel besprochenen
„Koh-i-nurr“ (Berg des Lichtes), der Hauptzierde zweier
Weltausstellungen. Auch anderer großer Diamanten, an die sich oft interessante
historische Momente knüpfen, wurde gedacht. Auffallend gegen diese so frühe Kenntniß
derselben in der alten Welt, erscheint ihre erst im Jahre 1727 erfolgte Recognition
in Brasilien. Das Schleifen der Diamanten ward im
Mittelalter zuerst geübt. Schon 1373 gab es Diamantenpolirer in Nürnberg. Die
ältesten Fundorte, in Ostindien von C. Ritter in 5 Hauptgruppen getheilt, unter ihnen die
bekannteste die Golkondagruppe, dann in neuerer Zeit auch das Ratoosgebirge in
Borneo und der District Doladoulo in Sumatra, auf dem europäischen Abhange des Ural
bei der Grube Adolphsk (nur 71 Stück bis jetzt gefunden). Außerdem werden noch 4
Punkte der nordamerikanischen Freistaaten, Californien und auch Australien als
Fundorte erwähnt. Uebrigens fast überall bis jetzt nur Seifengebirge, also
Lagerstätten secundärer Art, bestehend aus meist durch
Eisenoxyd zusammengekitteten primitiven und secundären Gesteinen, unter letzteren
namentlich auch Thonschiefer, so in Minas Geraes in
Brasilien (hier Martins' einst 1819 gegebene
Beschreibung des Vorkommens immer noch am instructivesten), im Ural Versteinerungen führender Dolomit, in Indien Grauwacke, alter rother
Sandstein. Nur in Brasilien sind Diamanten im Itakolumit, auch einem Trümmergestein,
eingewachsen gefunden worden, obschon Tschudi an der
Echtheit der meisten nach Europa gekommenen Exemplare zweifelt, indem man es gar
wohl verstehe sie in diese prätendirten Muttergesteine zu kitten. Die Ansichten über
den Ursprung der Diamanten sind nach der uns durch Lavoisier gewordenen Kenntniß seiner Zusammensetzung aus reinem
Kohlenstoff verschieden: die einen lassen sie durch Feuer, die anderen auf nassem
Wege entstehen. Schon Newton vermuthet das Letztere, Brewster deßgleichen. Liebig
gab bereits 1842 die ansprechendste Erklärung, indem er die Bildung des Diamanten
als einen fortgesetzten Verwesungsproceß betrachtete. „Denke man sich die
Verwesung in einer Flüssigkeit vor sich gehen, welche reich ist an Kohlenstoff
und Wasserstoff, so werde, ähnlich wie bei der Erzeugung der kohlenreichsten krystallinischen
Substanz, des farblosen Naphtalins aus gasförmigen
Kohlenwasserstoffverbindungen, eine an Kohlenstoff stets reichere Verbindung
gebildet werden, aus der sich zuletzt als Endresultat ihrer Verwesung
Kohlenstoff in Substanz, und zwar kristallinisch, abscheiden müsse. In der That
läßt sich hohe Temperatur mit seiner Bildung nicht
zusammenreimen, da er unter Einfluß hoher Temperatur sich schwärzt, ja nach Despretz's Versuchen sogar in Kohks oder Graphit
verändert wird. Der schwarze Diamant oder sogenannte Carbonat von Bahia, den, wie mehrere andere interessante Stücke, ich
Hrn. Prof. Dr. R. Böttger
verdanke, ist in der That ein Gemenge von unkrystallisirtem Kohlenstoff und
Diamant, wie die von meinem Hrn. Collegen Löwig auf
mein Ersuchen angestellten interessanten Verbrennungsversuche
zeigten.“
„Für Entstehung auf nassem Wege sprechen auch meine Beobachtungen über das
häufige Vorkommen von Krystallen in Diamanten, von den bis jetzt nur ein Paar Fälle
bekannt waren. Zu Hunderten habe ich sie in einzelnen Exemplaren und selbst in
Drusenforen oder in kleinen Höhlungen im Innern beobachtet, wie durch
Abbildungen in der genannten Schrift näher nachgewiesen werden wird.Die von Descloisseaux beobachtete Erscheinung
des Asterismus fand auch v. Kobell in einem
dieser an kleinen Krystallen reichen Krystalle in Form eines
sechsstrahligen Sternes. Ferner enthält sie auch, wie ich glaube, unzweifelhafte Beweise für die
anfänglich einst weiche Beschaffenheit des so
wunderbar verdichteten Kohlenstoffes. Man kannte bisher nur einen Diamanten in
der Schatzkammer des Kaisers von Brasilien, auf welchem der Eindruck eines
Sandkornes sichtbar ist. Vor mir liegt ein erst gerolltes, daher etwas
undeutliches Granatoeder, welches auf seiner ganzen Oberfläche die Eindrücke von
Sandkörnern zeigt, und ein ähnlicher Krystall des
schwarzen Diamanten mit theilweise durch Eindrücke dieser Art bezeichneten
Flächen; in einem dritten ist eine Druse mit ihrer Natur nach unbekannten,
gebogenen und zerbrochenen Krystallen. Zwei andere, ein Oktaeder und ein
Granatoeder haben tiefe Eindrücke auf der Oberfläche von Krystallen, die nicht
von Diamanten herrühren. Die Entstehung des Diamanten auf
nassem Wege scheint nun wohl kaum mehr zu
bezweifeln. Auch G. Bischof in seiner so
eben, also erst nach der am 1. Januar 1863 geschehenen Einreichung meiner
Schrift, erschienenen neuesten Auflage des Lehrbuches der chemischen und
physikalischen Geologie meint, daß unter anderem namentlich das von Harting beobachtete Vorkommen von Eisenkies im
Diamant ihm jeden Zweifel an einer Bildung auf nassem Wege verscheuche. In
innigem Zusammenhange steht damit die durch die obigen Beobachtungen über das
Vorkommen des Diamanten mit organischen Resten enthaltenden Gebirgsarten,
durchaus gerechtfertigte Frage über den organischen, resp. den vegetabilischen Ursprung des Diamanten, deren
Beantwortung gewissermaßen schon Newton einleitete,
welcher ihn wegen seines großen Lichtbrechungsvermögens, also lange vor
Entdeckung seiner wahren chemischen Beschaffenheit, für einen coagulirten fetten
oder öligen Körper hielt. Jameson, Wilson, suchten
dieß theoretisch, Petzholdt materiell durch Vorkommen
von Pflanzenzellen in der Asche verbrannter Diamanten festzustellen. Nach
Nachweisung des durchweg organischen Ursprunges der
Steinkohle, des Anthracites sowie ihrer Bildung auf nassem
Wege, was vor 20 Jahren noch zu constatiren war, habe ich von demselben
Gesichtspunkte aus oft den damit so innig verwandten, bis jetzt als structurlos
anerkannten, wenn auch gewiß auf nassem Wege gebildeten Graphit sowie den
Diamant untersucht, zugleich aber durch vieljährige Beobachtung von Bernstein
und Chalcedon viele Erfahrungen gesammelt, um zufällige Bildungen von solchen
organischen Ursprunges zu unterscheiden. Im Graphit habe ich bis jetzt noch
nichts erreicht, im Diamant jedoch eine Reihe von Einschlüssen gefunden, die der Veröffentlichung mir werth erschienen,
welche freilich vielleicht das entscheidende Kennzeichen ihres vegetabilischen
Ursprunges nicht offen oder ganz unzweifelhaft an sich tragen, aber es
anderweitig auch wieder schwer werden lassen, sich negativ über dieselben
auszusprechen. Die getreuen Abbildungen derselben mögen darüber entscheiden und
wenigstens zeigen und auffordern, daß die Wissenschaft auf weiterem Verfolge
dieser Bahn wohl hoffen darf, entscheidendere Erfolge als die vielleicht für
jetzt von mir erzielten, künftig zu erreichen.“
Einfaches Verfahren, um durch einmalige Destillation aus dem
rohen amerikanischen Petroleum farblose und geruchlose (d.h. nicht unangenehm
riechende) Producte zu erhalten; von Dr. Wiederhold.
Kürzlich fand ich in einer Zeitung die Vorschrift zu einem solchen Verfahren
angezeigt. Ich nahm hieraus Veranlassung, Versuche in der gedachten Richtung
anzustellen, welche auch ein befriedigendes Resultat ergaben. Das rohe amerikanische
Erdöl besitzt einen höchst widerwärtigen Geruch und ist von tiefbrauner Farbe. Der
Geruch des pennsylvanischen Petroleums ist nicht ganz so unangenehm, als der des
canadischen. Meine Versuche wurden ausschließlich mit pennsylvanischem Erdöl
angestellt, da ich von dem canadischen eine nur kleine Quantität besitze. Von den
vielen Körpern, welche ich auf das rohe Oel einwirken ließ, übte allein die
concentrirte Schwefelsäure eine zweckentsprechende Wirkung aus.
Das Verfahren selbst ist folgendes: Das rohe Erdöl wird mit 5–6 Procent
concentrirter Schwefelsäure versetzt und darauf stark und wiederholt geschüttelt.
Nach Verlauf von 48 Stunden, während welcher Zeit man das Gemisch der Ruhe überläßt,
wird das flüssige Oel von dem zähen, theerartigen Bodensatz, welcher sich durch die
Einwirkung der Schwefelsäure gebildet hat, abgegossen. Der widerwärtige spec. Geruch
ist dann gänzlich verschwunden und man riecht höchstens etwas schweflige Säure. Das
immer noch dunkel gefärbte Oel wird hierauf mit Wasser anhaltend und unter
mehrmaligem Wechseln desselben bis zur Entfernung der Reste von Schwefelsäure
geschüttelt. Die vollständige Trennung des Wassers von der Oelschicht dauert immer
längere Zeit, vorher trübt sich das Wasser und das Ganze nimmt eine milchartige
Beschaffenheit an.
Man zieht nach der vollständigen Trennung die obere schwarzbraune Oelschicht ab und
unterwirft sie der Destillation. Die letztere geht sehr leicht von Statten und man
erhält bis zu einer Temperatur von 250° C. farblose Producte, welche einen
sehr schwachen, nicht unangenehmen Geruch besitzen.
Die Destillationsproducte, welche bei 250–300° C. übergehen, haben
einen leichten Stich in's Gelbe. Bei noch höherer Temperatur besitzen sie eine
strohgelbe Farbe. Ihr Geruch ist ähnlich dem des raffinirten Petroleums des
Handels.
Quantitative Versuche anzustellen habe ich unterlassen, weil ich der Ansicht bin, daß
die Resultate, welche man durch Versuche im kleinen Maaßstabe erhält, sich doch
nicht unbedingt auf die Verhältnisse eines Betriebes im Großen übertragen lassen.
(Neue Gewerbeblätter für Kurhessen, 1864, Nr. 20.)
Verfahren zum Conserviren thierischer Stoffe, von J. Young in Bucklersbury.
Dieses Verfahren (patentirt in England am 6. August 1863) besteht in der Anwendung
von Schwefelcalcium, um der Luft in den Gefäßen, worin thierische Substanzen
aufbewahrt werden, den Sauerstoff zu entziehen.
In ein Gefäß aus Weißblech von 1 Kubikfuß Inhalt gibt man einen Sack von grober
Leinwand, welcher 1 Pfund trockenes Schwefelcalcium, das man mit dem vierten Theile
seines Gewichts gelöschtem Kalk vermengt hat, eingeschlossen enthält, bedeckt den
Sack lose mit einer Weißblechscheibe und legt auf letztere das zu conservirende
Fleisch etc., womit das Gefäß angefüllt wird, wornach man den Deckel des Gefäßes
luftdicht auflöthet. Bei Gefäßen von größerem Inhalt als 1 Kubikfuß bringt man beide
Körper am besten in getrennte Abtheilungen. (London Journal
of arts, April 1864, S. 203.)