Titel: | Ueber den Zahnkitt aus Zinkoxyd und Zinkchlorid; von Dr. W. Kubel. |
Autor: | Wilh. Kubel |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XIII., S. 48 |
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XIII.
Ueber den Zahnkitt aus Zinkoxyd und Zinkchlorid;
von Dr. W. Kubel.
Kubel, über den Zahnkitt aus Zinkoxyd und Zinkchlorid.
Die meisten Vorschriften zu diesem bekannten Zahnkitte enthalten keine Angaben über
Darstellung des hierzu tauglichen Zinkoxyds und doch ist es zur Hervorbringung einer
guten Kittmasse durchaus nothwendig, dasselbe in einem Zustande von großer
Dichtigkeit zu verwenden.
SorelPolytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 130. gibt an, daß die aus Zinkoxyd und Chlorzink erhaltene Masse um so härter
sey, je concentrirter das Chlorid und je schwerer das Zinkoxyd war; er verwendet die
geschlämmten Rückstände von der Zinkweißfabrication oder geglühtes gewöhnliches
Zinkoxyd; letzteres ist jedoch zu locker (wenn es nicht mittelst eines Gebläses
einer sehr starken Glühhitze ausgesetzt wird), es erhärtet mit Chlorzink zu rasch,
die Masse ist meist bröcklich. Um das rasche Erhärten zu verhindern, schlägt Sorel einen Zusatz von Borax oder Salmiak zu der
Chlorzinklösung vor, oder verwendet Zinkoxyd, welches vor dem Glühen mit einer
verdünnten Boraxlösung angefeuchtet wurde. So dargestelltes Zinkoxyd hat schon eine
ganz gute Dichtigkeit, die Erhärtung des Gemisches findet auch nicht sehr rasch
statt.
HelmDeßgl. Bd. CLIII S. 76. untersuchte Suersen'schen Zahncement und fand
denselben nur aus Zinkoxyd und Zinkchlorid zusammengesetzt. Er gibt Mischungen zur
Herstellung verschieden gefärbter Cemente an, ohne die Darstellung des verwendeten
Zinkoxyds zu beschreiben; ebenso Feichtinger,Deßgl. Bd. CL S. 78. welcher ausgeglühtes, nämlich kohlensäurefreies Zinkoxyd, gemischt mit
Glaspulver, empfiehlt. Die Temperatur, bei welcher die Kohlensäure aus dem
kohlensauren Zinkoxyd ausgetrieben wird, ist aber eine verhältnißmäßig niedrige, das
so erhaltene Zinkoxyd daher sehr locker.
Ein hiesiger Zahnarzt gab mir vor einigen Jahren eine angeblich aus Frankfurt a. M.
bezogene Zahnkittmasse zur Untersuchung; die Flüssigkeit war eine reine
Chlorzinklösung, das Pulver reines Zinkoxyd, jedoch von einer mir noch nicht
bekannten Beschaffenheit. Dasselbe hatte eine bedeutende Dichtigkeit, haftete nicht
an den Glaswänden, war von blaß gelblicher Farbe und gab mit Zinkchlorid einen
vortrefflichen Cement, der so langsam erhärtete, daß eine gute Bearbeitung möglich
war.
Nach mehrfachen Versuchen wurde folgender bequeme Weg zur Darstellung eines
Zinkoxydes von gleicher Beschaffenheit aufgefunden.
Käufliches Zinkoxyd (reines Zinkweiß) wird mit so viel concentrirter Salpetersäure
befeuchtet, wobei sich die Masse stark erwärmt und zusammenballt, daß das Pulver
vollständig mit der Säure getränkt ist. Die so erhaltene etwas feuchte, krümliche
Masse wird in einem hessischen Tiegel einer starken Glühhitze ausgesetzt. Das
resultirende Zinkoxyd ist stark zusammengesintert und sehr hart. Es muß auf's
Feinste zerrieben werden
und gibt dann ein Pulver, welches dem oben beschriebenen vollständig gleicht. Zum
Gebrauche wird dasselbe in einem Schälchen mit so viel Zinkchlorid von 1,9 bis 2,0
spec. Gewicht zusammengerührt, daß eine dicke knetbare Masse entsteht, welche in den
schadhaften Zahn gebracht, nach wenigen Minuten eine sehr bedeutende Härte erlangt
und von großer Haltbarkeit ist, wie der viel beschäftigte Zahnarzt nach mehrjähriger
Verwendung versichert.
Soll die Masse einen Ton in's Graue erhalten, so läßt man das Pistill, womit das
Zinkoxyd in einer Reibschale zerrieben wird, über einer leuchtenden Gasflamme leicht
berußen, was nach Bedürfniß wiederholt wird; soll die Masse etwas gelber seyn, so
wird eine geringe Menge Schwefelcadmium zugesetzt, welcher Zusatz dem von Ocker
vorzuziehen ist, da öfter schon Schwärzung eines mit letzterem gefärbten Zahnkittes
beobachtet wurde.
Braunschweig, im Juni 1864.