Titel: | Universal-Spannscheibe für große Drehbänke, von Barassin. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XVIII., S. 85 |
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XVIII.
Universal-Spannscheibe für große
Drehbänke, von Barassin.
Aus Armengaud's
Génie industriel, Mai 1864, S. 255.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Barassin's Universal-Spannscheibe für große
Drehbänke.
Um große, schwere Stücke zum Abdrehen oder Ausbohren aufzuspannen, bedient man sich
der Plan- oder Spannscheiben, deren Anordnung gestattet, Gegenstände von den
verschiedensten Formen zu befestigen. Diese, unter dem Namen
„Universal-Spannscheiben“ bekannten Anordnungen
bieten jedoch trotz ihrer sinnreichen Einrichtung noch gewisse Uebelstände in Bezug
auf das rasche Centriren der aufgespannten Körper dar, besonders wenn diese von
bedeutendem Gewichte sind. Man findet immer bei Handhabung der Stellschrauben und
Backen, welche das zu bearbeitende Stück festzuhalten haben, Schwierigkeiten, wenn
es sich darum handelt, den aufgespannten Körper genau zu centriren.
Durch die von Barassin erfundene Anordnung, für welche
derselbe in Belgien am 27. December 1862 ein Erfindungspatent erhielt, ist die
Spannscheibe, dieses wesentliche Stück der Drehbank, so abgeändert, daß selbst ein
wenig geübter Arbeiter sehr rasch, ohne viel zu probiren und mit Sicherheit die
verschiedenen Gegenstände, welche abgedreht werden sollen, centriren kann.
Die neue Universal-Spannscheibe ist durch die Figuren 10–12
dargestellt. Fig.
10 ist eine Vorderansicht derselben, Fig. 11 ein verticaler
Durchschnitt nach der Linie 1–2, und Fig. 12 ein horizontaler
Durchschnitt nach der Linie 3–4.
Der Hauptbestandtheil der Spannscheibe ist eine gußeiserne Scheibe a, die in der Mitte mit einer starken Nabe a' versehen ist, in welche ein Gewinde eingeschnitten
wurde, um die Scheibe auf das Ende der Drehbankspindel aufschrauben zu können. Durch
die Scheibe hindurch geht eine Anzahl von Löchern, von verschiedener Form, welche
die Schrauben aufzunehmen haben, mittelst denen der aufzuspannende Körper
festgehalten wird. Am äußeren Rande der Scheibe ist eine ringförmige Nuth
ausgedreht, in welcher die verschiedenen Theile liegen, durch welche die Spannbacken
bewegt werden. Diese Nuth ist durch einen Ringdeckel b
bedeckt, welcher den innen liegenden Mechanismus vor Stößen, Staub und Spänen zu
schützen hat.
Die Scheibe a ist außer den vorhin erwähnten Löchern auch
noch mit drei radial liegenden Nuthen versehen, welche rechtwinklich ausgearbeitet
sind, und die drei
Spann- oder Centrirbacken C aufzunehmen haben.
Diese sind aus einer rechteckigen Platte gebildet, welche gegen die Rückseite der
Scheibe zu (Fig.
12) mit einem starken Zapfen c versehen ist.
Durch eine Mutter und schmiedeeiserne Unterlegscheibe wird jeder Centrirbacken in
seiner Nuth gehalten, ohne daß ihm dadurch die Fähigkeit genommen ist, sich radial
einwärts oder auswärts zu bewegen.
Auf jedem der Spannbacken oder Schieber ist ein Winkel d
befestigt, der zum Centriren des aufgespannten Gegenstandes dient. Dieser Winkel ist
durch die Schraube i, welche durch einen
schmiedeeisernen Ring hindurchgeht, der zur Hälfte in den Winkel, zur Hälfte in die
Platte eingelassen ist, mit der Platte C verbunden.
Durch diese Verbindungsweise wird nicht nur die abscherende Wirkung von der Schraube
i abgehalten, sondern es kann auch der Winkel d sich um den Ring als Drehungsachse drehen. Hierdurch
ist es möglich gemacht, daß die Spannfläche des Winkels zwei entgegengesetzte
Stellungen einnehmen kann. Die eine, in größter Entfernung von der Scheibenmitte ist
in Fig. 12
angedeutet, und in dieser Lage wird der Winkel durch die zweite Schraube j auf der Platte C
festgehalten. Wird derselbe um 180° einwärts gedreht, so steht er der
Scheibenmitte am nächsten und kann durch die Schraube j
in dieser Lage erhalten werden, wenn sie in das für sie bestimmte Loch k eingeschraubt wird. – Diese Anordnung
gestattet, die ganze Fläche der Scheibe zu benützen, was insbesondere dann von
Wichtigkeit ist, wenn der aufzuspannende Gegenstand große Dimensionen hat, wobei er
nicht centrirt werden könnte, wenn die Spannbacken aus einem Stücke bestünden.
Um das Centriren rasch und sicher vornehmen zu können, verschieben sich die drei
Spannbacken gleichzeitig und um gleich viel. Zu diesem Zwecke geht durch den Zapfen
c jedes Spannbackens eine Schraube E mit flachem Gewinde, die in Lagern liegt, welche in
den Nuthen der Scheibe a untergebracht sind.
Die drei Stellschrauben für die Spannbacken können sich nur drehen und nicht
verschieben, wogegen die Spannbacken selbst sich nur aus- und einwärts
verschieben lassen.
Jede der Schrauben E ist an ihrem äußeren Ende, nahe am
Umfange der Planscheibe, mit einem Getriebe g versehen,
welches in einen Zahnkranz f eingreift, der in die
Fläche der Scheibe a eingelassen ist. Dieser Zahnkranz
wird durch ein Getriebe G in Bewegung versetzt, dessen
Achse durch Lager getragen wird, die auf der Scheibe befestigt sind. Gedreht wird
diese Achse durch einen Kreuz- oder Griffschlüssel, den man auf den viereckigen Theil
l der Achse aufsteckt. Auf derselben befindet sich
außerdem ein Sperrrad H, in dessen Zähne die Federklinke
r, Fig. 11, einfällt, um den
Zahnkranz unbeweglich zu erhalten. Diese Klinke ist mit einem Handgriffe versehen,
um sie lösen zu können, wenn man die drei Spannwinkel drehen will, um einen
centrirten Gegenstand aus- oder einzuspannen.