Titel: | Swan's Verfahren zur Darstellung der Kohlebilder. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXVII., S. 102 |
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XXVII.
Swan's Verfahren zur
Darstellung der Kohlebilder.
Aus dem photographischen Archiv, 1864 S.
277.
Swan's Verfahren zur Darstellung der Kohlebilder.
Hr. Dawson veröffentlicht (im British Journal vol. XI, Nr. 214 und 215) einige Bemerkungen über das neue
Kohleverfahren, denen wir das Wichtigere entnehmen.
Swan's Verfahren hat mit einem Riesenschritt alle
früheren Versuche in dieser Richtung bei weitem überholt und scheint ganz dazu
geeignet, auch dem Chlorsilberverfahren den Vorrang abzulaufen. Hr. Swan hat seine Methode der Londoner photographischen
Gesellschaft mitgetheilt,S. 45 in diesem Bande des polytechn. Journals. aber in den Detailsachen ist noch manche Verbesserung nöthig, ehe das
Verfahren als sicher und vollkommen anerkannt werden kann. Nach einigen Versuchen
ist es mir gelungen, Kohlebilder zu erzeugen, die den Silberbildern vollständig
gleichkommen; ich theile mit, was ich dabei beobachtet habe.
Die Collodionschicht. – Das Pyroxylin darf nicht
von der pulverigen Sorte
seyn. Man bereitet es am besten in der Säuremischung (Schwefelsäure in Ueberschuß)
bei einer niedrigeren Temperatur, als die bei der Darstellung negativer
Collodionwolle gebräuchliche. Ein Gramm in 60 Grm. gleicher Theile Aether (von
725–730 spec. Gew.) und Alkohol (von 810–815 spec. Gew.) gelöst, gibt
eine feste Schicht. Beim Erstarren wird das Collodion ein netzartiges Ansehen
erhalten, aber nachdem es vollständig trocken geworden, ist die collodionirte Seite
von der anderen kaum zu unterscheiden. Die Schicht muß ganz durchsichtig seyn. Die
collodionirten Platten können eine Zeit lang in Vorrath gehalten werden.
Bereitung der Gelatinelösung. – Gute weiße oder
farblose Gelatine ist am besten zu unserem Zweck geeignet. Ich nehme:
Gelatine
60 Grm.
Wasser
360 „
Die Gelatine lasse ich in dem Wasser einige Stunden anschwellen, dann setze ich sie
in eine Schale mit warmem Wasser von etwa 50° C. Die Gelatine löst sich bald;
man setzt dann 20 Grm. gestoßenen weißen Zucker hinzu. Dieser Zusatz geschieht um
den Stoff (der nachher vom Glas abgenommen wird) biegsam und elastisch zu
machen.
Klärung der Gelatinelösung. – Ehe die Lösung
erstarrt ist, gießt man sie in eine Schale und erwärmt sie gleichmäßig unter
fortwährendem Umrühren (damit sie nicht verkohlt oder anbrennt). Wenn sie an's Kochen gebracht ist, wirft man das Weiße von
einem Ei hinein, das man vorher zu Schnee geschlagen, sammt der zerknitterten
Schale. Das coagulirte Albumin nimmt die meisten Unreinigkeiten mit sich zu Boden.
Das Kochen darf nur zwei oder drei Minuten dauern, denn sonst vermindert es die
Erstarrungsfähigkeit der Gelatine. Man filtrirt sofort durch einen Sack von feinem
Musselin, um die größeren Theile des coagulirten Albumins zu entfernen, und dann,
bevor die Gelatine erkaltet, nochmals durch vierfach gefaltenen Musselin in die
Vorrathsflasche, um alle Unreinigkeiten zu entfernen. Die Flüssigkeit ist dann
schwachgelb und klar.
Wenn alle diese Operationen rasch nacheinander ausgeführt werden, so daß die Lösung
nicht erkaltet, so werden durch Verdampfung etwa 60 Grm. verloren gehen, so daß das
Volum jetzt 300 Kub. Centimeter beträgt. Sollte aber die Gelatine während der
Operationen erstarrt seyn, so daß man sie hat auf's Neue in flüssigen Zustand
bringen müssen, so geht mehr verloren, und es muß dann so viel Wasser zugesetzt
werden, daß wieder ein Volum von 300 Kub. Centim. heraus kommt.
Der Farbstoff. – Alle meine Versuche sind mit dem
feinsten chinesischen
Tusch ausgeführt worden, da es mir nicht auf den Ton ankam, sondern auf andere
Eigenschaften. Das Abreiben des Tusches in Wasser ist höchst umständlich. Ich habe
daher in einem Mörser 23 Grm. chinesischen Tusch zerstückelt, mit 300 Grm. Wasser in
einer Flasche zwei bis drei Tage stehen lassen und zuweilen umgeschüttelt. Dann ist
der im Tusch enthaltene Leim erweicht und wenn man die Flasche noch eine Stunde in
warmes Wasser taucht, erhält man eine Art feiner Lösung. Unlösliche Unreinigkeiten
fallen zu Boden; die Flasche bleibt also einige Zeit stehen und die obere Partie
wird abgegossen. Dreißig Grm. der so präparirten Flüssigkeit werden mit den 300 Grm.
Gelatinelösung innig gemischt. Ob dieß Verhältniß das beste ist, habe ich indessen
noch nicht untersucht. Viel hängt hier von der Beschaffenheit des Negativs, der
Dicke der Gelatinetafel und dem gewünschten Effect ab. Durch viel Farbstoff erreicht
man große Empfindlichkeit, aber der Halbton geht gleichzeitig verloren. Bei
geringerer Menge erhält man schöne Halbtöne, die Empfindlichkeit wird verringert,
und die tiefen Schatten sind oft nicht intensiv genug.
Die so präparirte Gelatine hält sich zwei bis drei Wochen, wenn sie in gut verkorkten
Flaschen verwahrt wird. Wenn man sie braucht, stellt man die Flasche in ein Gefäß
mit warmem Wasser, bis die Gelatine flüssig geworden ist, und gießt davon so viel
wie nöthig in ein Becherglas. Dreißig Grm. genügen zum Ueberziehen einer Platte von
acht zu fünf Zoll.
Das Empfindlichmachen der Gelatinelösung und das Ueberziehen
der Platte. – Dieß muß im Dunkeln geschehen, da das Präparat so
empfindlich ist, wie feuchte Collodionplatten. Man setzt die Flasche mit der
abgemessenen Gelatinelösung in ein Bad von warmem Wasser (53° C.) und setzt
auf je 50 Grm. der Lösung 1 Grm. gepulvertes doppelt-chromsaures Ammoniak zu;
dann löst man bei schwacher Wärme auf, indem man umrührt, unter Vermeidung von
Blasen, die schwierig zu entfernen sind. Die collodionirte Platte wird erwärmt und
(angenommen sie ist 8 × 5 Zoll groß) mit 30 Grm. Gelatinelösung übergossen.
Die Vertheilung der Gelatine geschieht aber nicht wie beim Collodion durch Neigen,
denn die Gelatine würde sogleich über den Rand fließen, sondern man legt die Platte
auf ein vorher ganz eben gerichtetes Bret und streicht mit einem weichen Pinsel die
Flüssigkeit aus, mit der Vorsicht, daß Luftblasen vermieden werden. Bei richtiger
Ausführung dieser Operation wird sich eine Schicht von gleichmäßiger Dicke bilden;
die Platte bleibt ruhig liegen, bis die Schicht trocken ist und sich nicht mehr
klebrig anfühlt. In einem mäßig warmen Raum braucht sie hierzu etwa 24 Stunden. Das
Täfelchen kann nun abgelöst und gleich gebraucht werden, ich ziehe aber vor, es ganz
trocken werden zu lassen.
Ich habe mir einen Niveauständer construiren zu lassen, aus einem 1/4 Zoll dicken
eisernen Rahmen von etwa 18 Zoll Quadrat, der auf vier Füßen steht; die Füße können
durch Schrauben höher und niedriger gerichtet werden, so daß man eine ganz
waagrechte Fläche herzustellen vermag. Darauf lege ich die Platten, welche
gelatinirt werden sollen, und erwärme sie von unten gleichmäßig mit einem Bunsen'schen Gasbrenner, bis der Rücken der Hand eben
noch die Wärme erträgt. Dann wird die Flamme weggenommen und die Gelatine, wie
erwähnt, aufgegossen und mit einem weichen Pinsel ausgebreitet. Dieß bringt den
Vortheil, daß man das Täfelchen nach Verlauf von zwei oder drei Stunden ablösen und
gleich gebrauchen kann.
Wie lange sich die Gelatinetäfelchen im Dunkeln halten, vermag ich noch nicht zu
bestimmen; ein Stück, welches acht Tage lang zwischen den Blättern eines Buches
aufbewahrt wurde, war nachher noch ganz empfindlich; während ein anderes Stück, das
ebenso lange frei im Dunkelzimmer gelegen, unempfindlich und in heißem Wasser
unlöslich war.
Wenn die Tafel trocken ist, löst man sie ganz einfach mit einem Federmesser ab. Am
besten bezeichnet man gleich mit Kreide die Gelatineseite der Schicht, da man sie im
Dunkeln gar leicht verwechselt. Die Tafel soll dünner seyn, als der feinste
Elfenbeincarton, aber fest und sehr biegsam; in der Durchsicht muß sie ganz
gleichmäßig seyn, nicht ganz undurchsichtig.
Belichtung. – Die Collodionseite kommt auf das
Negativ zu liegen, gerade so wie gewöhnliches positives Papier. In der Sonne variirt
die Belichtungszeit zwischen einer halben bis drei Minuten. Je undurchsichtiger die
Täfelchen sind, um so empfindlicher sind sie. Die Gelatinetafeln sind bei
Sonnenbelichtung vielleicht zehnmal empfindlicher als Albuminpapier, im zerstreuten
Licht hingegen nur zwei- oder dreimal. Aus diesem Grunde, daß nämlich die
Gelatinetafeln gegen schwache Strahlen weniger empfindlich sind, erklärt es sich
auch, weßhalb schwache, nicht verstärkte Negativs brillantere Abdrücke darauf geben,
als auf Albuminpapier. Kräftige brillante Negativs geben leicht kalkige
Abdrücke.
Aufkleben der Tafel. – Die im Handel vorkommende
Kautschuklösung wird mit vier- bis fünfmal so viel Benzin gemischt, und mit
einem Pinsel auf gutes weißes Papier aufgetragen, das man trocknen läßt. Die
Oberfläche sollte dadurch so glänzend werden wie schwach albuminirtes Papier. Dann
überzieht man die Collodionseite der belichteten Tafel mit einer dickeren Lösung derselben Art; ehe sie ganz trocken
geworden, legt man sie vorsichtig auf die präparirte Seite des Papiers, legt eine
doppelte Lage von Saugpapier darauf und drückt es durch eine Glasrolle oder durch
festes Reiben mit der Hand an.
Die Entwickelung. – Anstatt, wie Hr. Swan vorschreibt, die aufgeklebte Tafel eine Stunde im
Wasser liegen zu lassen, lege ich sie auf den Boden einer schräg stehenden
Porzellanschale und lasse Wasser darüber hinfließen. Dann tauche ich einen Schwamm
in nicht zu heißes Wasser und drücke ihn über der Tafel aus. Die lösliche Gelatine
wird dadurch in wenigen Minuten ganz entfernt.
Hat man überbelichtet, so tauche man einen breiten Kameelhaarpinsel in kochendes
Wasser und übergehe damit das Bild einigemal; dieß wird die Schatten ziemlich heller
und die Lichter weißer machen.
Umkehrung des Bildes. – Wurde die Copie nach einem
Glasnegativ gemacht (nicht nach einem mit Gelatine übertragenen oder abgelösten
Collodionnegativ), so ist sie natürlich jetzt umgekehrt. Um sie richtig zu bekommen,
schneidet man die Ränder so zu, daß kein Papier übersteht; bestreicht dann das Bild
mit Stärkekleister (die Bildseite nämlich) und klebt es auf Cartonpapier. Das Bild
ist also jetzt mitten zwischen den zwei Papieren. Sobald es trocken geworden,
befeuchtet man das zuerst aufgeklebte Papier mit Benzin, und kann es dann leicht
ablösen. Zum Schluß satinirt man das Bild.
––––––––––
Einem Vortrage des Hrn. Cooper
jun. entlehnen wir folgende Notizen:
Hr. Swan empfiehlt vier Theile Wasser auf einen Theil
Gelatine. Mit der trockensten festesten Sorte von Gelatine (zum Preise von 1 1/3
Thlr. das Pfund) habe ich 3 : 1 als das beste Verhältniß gefunden, mit der
weichesten 2 : 1. Verschiedene Arten der Gelatine bedürfen verschiedener Mengen
Wassers zur Lösung. Man halte sich demnach an die Sorte, welche das beste Resultat
gegeben hat.
Man hüte sich davor, die Lösung zu dünn zu nehmen; mit einer starken Lösung ist viel
leichter zu arbeiten, sie erstarrt sehr rasch, und man kann einen Niveauständer
entbehren. Aus der schwachen Gelatinelösung scheidet sich der Farbstoff leicht
aus.
Luftblasen sind leicht zu vermeiden, wenn man die Mischung von Gelatine und der
chromsauren Lösung durch Musselin filtrirt.
Zum Aufkleben der Gelatinetafel empfehle ich folgende Lösungen: 1) 160 Grm. Benzin, 2
Grm. Kautschuk; 2) 160 Grm. Benzin, 2 Grm. Kautschuk, 3 Grm. Dammargummi. Das Papier taucht man in Nr. 1, und die Gelatinetafel läßt man auf
Nr. 2 schwimmen. Nach dem Trocknen legt man Beides
aufeinander und drückt es fest. So aufgeklebt, kann man das Bild zwei Tage lang im
Wasser liegen lassen, ohne daß es sich ablöst.