Titel: | Ueber den Einfluß optisch unwirksamer Substanzen auf das Drehungsvermögen des Zuckers; von Jodin. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. XXXVI., S. 144 |
Download: | XML |
XXXVI.
Ueber den Einfluß optisch unwirksamer Substanzen
auf das Drehungsvermögen des Zuckers; von Jodin.
Aus den Comptes rendus,
t. LVIII p. 613.
Ueber den Einfluß optisch unwirks. Substanzen auf das
Drehungsvermögen des Zuckers.
Der Alkohol modificirt erheblich das Drehungsvermögen des durch Säuren oder Fermente
intervertirten Rohrzuckers; er vermindert dasselbe, indem er die Polarisationsebene
wieder nach rechts hin zurückführt.
Eine Lösung, welche 0,4 Grm. intervertirten Zucker
(C¹²H¹²O¹²) im Kubikcentimeter enthielt,
besaß, je nachdem man sie mit einem gleichen Volumen Wasser oder Alkohol verdünnte,
ein Drehungsvermögen von – 28°,8 und – 19°.
Wie das Drehungsvermögen der wässerigen Lösungen dieses Zuckers durch Erwärmen
vermindert wird, so findet das Gleiche auch bei den alkoholischen Lösungen statt;
eine in der Kälte linksdrehende alkoholische Lösung kann in höherer Temperatur, die jedoch den
Siedepunkt nicht erreicht, rechtsdrehend werden.
Das Drehungsvermögen des Rohrzuckers und des rechtsdrehenden Traubenzuckers wird
durch Alkohol nicht erheblich verändert. Aus diesen Thatsachen geht hervor, daß es
das linksdrehende Element des intervertirten Zuckers, die Levulose ist, welche eine
Drehungsveränderung erleidet. Bei der Vergleichung von mit Alkohol und mit Wasser
verdünnten Lösungen von Levulose, welche 0,128 Grm. derselben im Kubikcentimeter
enthielten, ergab sich für die wässerige Lösung ein Drehungsvermögen von –
104°, für die alkoholische ein solches von – 92°. Das
Drehungsvermögen nimmt mit dem Wachsen des Alkoholgehalts ab.
Der Kalk übt ebenfalls einen Einfluß auf das Drehungsvermögen der Zuckerlösungen aus,
und zwar nicht bloß auf dasjenige der Levulose, sondern auch auf dasjenige des
Rohr- und des Traubenzuckers. Er vermindert die Rechtsdrehung der letzteren
und die Linksdrehung der ersteren. Seine Wirkung auf den intervertirten Zucker ist
die Resultante der auf jeden seiner Bestandtheile geübten Wirkungen und muß daher
das Zeichen der stärkeren von beiden haben. Da er nun das Drehungsvermögen des
intervertirten Zuckers vermindert, also in derselben Weise darauf wirkt wie auf
Levulose, so muß die letztere eine stärkere Veränderung dadurch erleiden.
Eine Rohrzuckerlösung, deren Gehalt im Kubikcentimeter 0,0717 Grm.
C¹²H¹²O¹² und 0,0151 Kalk entsprach, gab
statt + 73°,8 ein Drehungsvermögen von + 63°,8. Eine
Traubenzuckerlösung mit 0,069 Grm.
C¹²H¹²O¹² und 0,0098 Grm. Kalk im K. C.
drehte statt + 57°,7 nur + 33°,3. Bei einer Lösung von Levulose mit
0,050 Gram. C¹²H¹²O¹² und 0,0064 Kalk im
K. C. wurde das Drehungsvermögen durch den Kalk von – 106° auf
– 63° vermindert.