Titel: | Die Weißblech-Fabrication in England. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXX., S. 282 |
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LXX.
Die Weißblech-Fabrication in England.
Die Weißblech-Fabrication in England.
In dem berg- und hüttenmännischen Jahrbuch für 1864 gibt Tunner die Uebersetzung eines schwedischen Berichtes des Hrn. Knut Styffe über die Weißblech-Fabrication, wie sie zu
Pontypool, Grafschaft Monmouth, besteht. Der Tunner'schen Arbeit entnehmen wir:
Das Eisen, welches man zu Pontypool verwendet, wird theils durch den Puddlings-,
theils durch den Herdfrischproceß, und zwar aus mit kalter Gebläseluft erblasenem,
gutem Kohksroheisen dargestellt. Im letzteren Falle wird das Kohksroheisen vorerst
bei Kohks in einem Herde mit 2 Formen raffinirt; die eigentliche Frischung geschieht
jedoch in einem abgesonderten Herde, ähnlich den sonst üblichen Lancashire-Herden,
mit Holzkohle. Zu jedem Raffinirherde gehören 2 solche Frischherde, welche um so
viel tiefer als der erstgenannte liegen, daß das raffinirte Roheisen direct in die
Frischherde abgestochen werden kann, wobei geachtet wird, daß gleichviel Roheisen,
oder ungefähr 2 1/2 Centner, in jeden der zwei Frischherde gelangt. Bei dieser
Roheisenmenge fordert der Frischproceß wenig über 3/4 Stunden. Der Eisencalo beim
Raffiniren und Frischen zusammen, bis zu den fertigen Luppenstücken (Masseln) soll
angeblich 12 Proc. und der Aufwand an Brennmaterial soll 7 Ctr. Kohks und 6 3/4 Ctr.
Holzkohle per Tonne (20 Ctr.) Luppenstücke betragen. Die
unter einem Hammer gedrückten Luppen werden sogleich in flache Theile zerhauen.
3–4 solche flache Stücke werden auf einer vorne platten Eisenstange
übereinander zu einer Garbe gelegt, in einem Haubenfeuer mit 2 Formen erhitzt und
sofort unter dem Hammer zu einem „bloom“ (prismatisches Eisenstück) geschweißt und geschmiedet.
Das sogestaltig erhaltene Eisen wird nochmals geschweißt und ausgewalzt zu Schienen
von etwa 6 Zoll Breite und 1/2 Zoll Dicke, die sonach zu Platinen von 2 Fuß Länge
abgeschnitten werden. Die Platinen werden zunächst in zwei Glühhitzen zur nöthigen
Breite und ungefähr doppelten Länge der Tafeln ausgewalzt, in der Mitte abgebogen
(so daß 2 Dicken übereinander liegen), wieder erhitzt und gewalzt, und abermals in
ihrer mittleren Länge abgebogen (wornach sie 4fach übereinander liegen), wieder
erhitzt und gewalzt und abgebogen, daher sie schließlich 8fach übereinander liegen
und in diesem Zustande noch zur doppelten Länge der Tafeln ausgewalzt werden.
– Das Walzen der aus Puddlingeisen dargestellten Platinen geschieht
wesentlich in derselben Art.
Die ausgewalzten Bleche werden beschnitten und hiernach
erst die 8fach übereinanderliegenden Tafeln auseinander genommen, was mitunter
schwer geht und Ausschuß veranlaßt, weil die einzelnen Tafeln bisweilen fest an
einander haften. Die inneren Tafeln, welche ziemlich frei von Glühspan sind und eine
matt silbergraue Oberfläche haben, werden von den äußeren Tafeln ausgehalten, weil
die letzteren an der Außenseite natürlich viel mehr oxydirt sind und deßhalb
gesondert gebeizt werden müssen. Um die Tafeln vom Glühspan zu reinigen, müssen
diese nämlich 3–5 Minuten in einem 80–90° C. warmen Bade von
3/4 Volumtheilen concentrirter Schwefelsäure und 10 Volumtheilen Wasser gebeizt
werden, wornach sie zuerst in warmem, sodann in kaltem Wasser gewaschen, dann mit
Sand und Wasser gescheuert und hierauf getrocknet werden.
Die sogestaltig gereinigten Tafeln werden nun in
vierkantige gußeiserne Kisten eingepackt, die Kiste mit einem Deckel geschlossen,
über welchen ein aus den Kohlengruben genommener, mit Thon und Kohlenklein gemengter
Sand gegeben, zuvor aber etwas befeuchtet und sonach festgeschlagen wird, um allen
Luftzutritt bestens auszuschließen. Die geladenen Kisten werden in einen großen
Flammofen geschafft (dessen Herdsohle zur mehreren Bequemlichkeit mit dem Boden der
Werkstätte in einer Höhe liegt) und darin bei 18 Stunden einer guten Glühhitze
ausgesetzt. Nach dem Erkalten werden die Bleche, jede Tafel einzeln, unter
Polirwalzen mehrmals nach einander durchgewalzt, um ihnen eine vollkommen gleiche
und glatte Oberfläche zu geben. Nachdem die Bleche aber hierdurch wieder steif
werden, kommen sie in derselben Weise wie früher nochmals zum Ausglühen, bleiben
jedoch dießmal nur 8 Stunden im Ofen. Wenn die Bleche nach dem zweiten Glühen wieder
ausgenommen und erkaltet sind, unterzieht man sie neuerdings einer Beize mit verdünnter
Schwefelsäure, welche jedoch bloß 1/4 so viel Säure als die erste Beize enthält, und
auch nicht so warm gehalten wird. Auf das Beizen folgt abermals das Waschen und
Scheuern der Bleche, wie zuvor, und die so gereinigten Bleche werden zur Verzinnung
unter kaltem Wasser aufbewahrt.
Bei der Verzinnung haben die Bleche nacheinander 7
einzelne in einer Reihe aufgestellte, vierkantige Gußeisenpfannen zu Passiren. Die
erste Pfanne enthält heißes Palmöl und etwas Talg, die zweite geschmolzenes, minder
reines Zinn, die dritte geschmolzenes reineres Zinn, die vierte geschmolzenes
möglichst reines Zinn, die fünfte heißes Palmöl, die sechste ist leer und hat bloß
am Boden ein Gitter, worauf die Bleche gestellt werden, um langsam abzukühlen,
während das überschüssige Zinn und Oel abtropfen können; endlich die siebente Pfanne
enthält nur wenig geschmolzenes Zinn am Boden. Vorerst wird das zu verzinnende Blech
in das heiße Bad von Palmöl und Talg gestellt, und mindestens an 10 Minuten darin
gelassen; hiernach gelangt dasselbe auf 10–15 Minuten in die zweite Pfanne
mit dem ersten Zinnbade, alsdann durch eine annähernd gleiche Zeit in die dritte
Pfanne mit dem reineren Zinnbade und zugleich von etwas geringerer Temperatur. Das
Einführen und Ausheben der Bleche in und aus den einzelnen Pfannen geschieht hierbei
mit einer Zange, wobei stets mehrere Stücke mit einmal gefaßt werden. Die aus der
dritten Pfanne gehobenen Bleche werden partienweise auf eine warme Gußeisenplatte
gelegt, die sich zwischen den Pfannen befindet. Ein Arbeiter faßt nun mit seiner
Zange eine einzelne Tafel, streicht mit einer Bürste das überflüssige Zinn auf
beiden Seiten ab, taucht sodann das abgebürstete Blech schnell in den vierten Kessel
(mit dem 3. Zinnbade) und stellt es sogleich, zur besseren Vertheilung des Zinnes an
der Oberfläche, in den fünften Kessel, welcher mit Palmöl gefüllt ist, und worin die
einzelnen Blechtafeln auf ein Gitterwerk gestellt und von diesem so gehalten werden,
daß sie sich gegenseitig nicht berühren können; von da kommen sie einzeln, zur
Abkühlung, in die sechste, d. i. leere Pfanne. Am unteren Rande des Bleches bildet
sich aus dem ablaufenden Zinn ein dicker Wulst; um diesen fortzunehmen, wird
schließlich jede Tafel in die siebente Pfanne („list pot“) getaucht, um das überflüssige Zinn am Rande
abzuschmelzen, gleichsam abzutrocknen.
Es erübrigt hierauf nur noch das Reinigen der verzinnten Bleche vom Oel, zu welchem
Ende sie mit Weizenkleien gerieben und dann mit einem Lappen aus Flanell überwischt
werden.
Für eine Kiste Weißblech werden angeblich 7 bis 8 Pfund Zinn, 2 Pfund Palmöl und Talg, nebst 8
bis 10 Pfund Schwefelsäure benöthigt.