Titel: | Sicherheitsventil für Dampfkessel; als Mittheilung patentirt für H. C. Beyer in Manchester. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. LXXVIII., S. 337 |
Download: | XML |
LXXVIII.
Sicherheitsventil für Dampfkessel; als
MittheilungVon Professor Schubert in Dresden. patentirt für H. C. Beyer in Manchester.
Nach dem Mechanics'
Magazine, Januar 1864, S. 25; aus dem polytechnischen Centralblatt, 1864 S.
373.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Beyer's Sicherheitsventil.
Die gewöhnlichen Sicherheitsventile heben sich bekanntlich beim Abblasen des Dampfes
nicht so hoch, daß der Dampf in genügender Menge austreten kann, um schnell an
Spannung zu verlieren. Diesem Uebelstand sucht Beyer
durch folgende Construction zu begegnen.
Das Ventil hat um seinen ganzen Umfang herum einen gebogenen Rand, der mit seiner
concaven Seite nach dem Ventilsitz gerichtet ist; und letzterer hat einen ähnlichen
gebogenen Rand, der mit seiner convexen Seite jenem gegenüber liegt. Zwischen der concaven Fläche
des Ventilrandes und der convexen Fläche des Sitzrandes ist ein kleiner Zwischenraum
gelassen, der nicht durchgängig gleich groß ist, sondern nach außen hin abnimmt.
Wenn nun das Ventil sich zu heben beginnt, so tritt der Dampf zwischen diese beiden
Flächen; da er aber hier eine größere Druckfläche findet und nach dem Sitzrande hin
nicht ausweichen kann, so übt er einen größeren Druck auf das Ventil aus und hebt es
höher.
Figur 14
zeigt diese Vorrichtung im Verticaldurchschnitt. a ist
der Rand des Ventilsitzes, der mit seiner convexen Fläche gegen den Ventilsitz hin
gerichtet ist; c die Ventilspindel; d der Ventilhebel; d' die
Drehaxe des letzteren.
Dieses Ventil öffnet sich, sobald die höchste zulässige Spannung erreicht ist, und
zwar so weit, daß die Austrittsöffnung viel größer wird, als bei den gewöhnlichen
Ventilen. Sobald die Spannung im Kessel um einige Pfunde unter ihren höchsten
zulässigen Betrag herabgegangen ist, schließt es sich wieder. Zu letzterem Zwecke
dient folgender Apparat.
Das Ventil ist in ein Rohr e eingeschlossen, welches den
ausblasenden Dampf durch das Mundstück e' abführt.
Dieses Rohr hat eine Bohrung, durch welche das obere Ende des Ventils hindurch
gesteckt ist, und eine andere e², welche mit den
Bohrungen eines Hahnes f und durch diese mit dem
verticalen Rohre g communicirt; das letztere ist mit
seinem oberen Ende auf den Schlüssel des Hahns lose aufgesteckt und um diesen
drehbar. Das Rohr g mündet in ein cylindrisches Gefäß
g', das durch ein communicirendes Rohr g² mit einem zweiten cylindrischen Gefäß h in Verbindung steht. Oberhalb des Gefäßes h befindet sich eine Ventilkammer h', welche oben und unten einen Sitz hat, und durch diese geht eine
Spindel k mit zwei Ventilflächen, je einer für den
oberen und den unteren Sitz. Eine Stellmutter k' am
oberen Ende der Ventilspindel k legt sich gegen den am
Rohre e befestigten, gegabelten Arm k². Das Gefäß h hat
an beiden Enden Drehzapfen, die durch Gelenkstangen mit einem am Hebel d befestigten Gelenkbolzen d² verbunden sind. Aus dieser Anordnung folgt, daß das Gewicht der
Gefäße g' und h und ihrer
zugehörigen Theile von dem Hebel d und dem Hahne f getragen wird. Die Stellmutter k' wird so gestellt, daß bei geschlossenem Sicherheitsventil der untere
Conus an der Stange k seine Oeffnung gerade hinreichend
frei macht, um Luft eintreten zu lassen. Das Gefäß g ist
mit Quecksilber gefüllt, das durch die communicirende Röhre g² bis an das Gefäß h aufsteigt,
welches um so viel höher liegt, daß bei geschlossenem Sicherheitsventil der
Quecksilberspiegel gerade mit dem unteren Ende des Gefäßes h abschneidet. Wenn sich nun das Sicherheitsventil öffnet, so wird das
Gefäß h mit dem Hebel d
gehoben und zugleich vermöge der Verbindung mit dem Gefäß g' und dem Rohr g ein klein wenig um den Hahn
f gedreht. Bei dieser Lage setzt sich die
Ventilspindel k mit ihrem unteren Conus auf den
bezüglichen Sitz auf, und das Quecksilber wird durch den auf den Spiegel in g' wirkenden Dampfdruck in das Gefäß h hinaufgetrieben, wodurch die Belastung des
Ventilhebels d vergrößert und zugleich die Spindel k, die im Quecksilber schwimmt, gehoben wird. Wenn in
Folge des fortgesetzten Ausblasens die Dampfspannung sich vermindert, so fließt
wieder etwas Quecksilber zurück und die Spindel sinkt mit dem Spiegel desselben, bis
der untere Conus desselben von neuem seine Oeffnung verschließt. Jetzt ist der
Luftzutritt abgesperrt und es wird mithin das weitere Zurücktreten des Quecksilbers
auf so lange unterbrochen, bis das Sicherheitsventil sich schließt. Sobald dieß
geschieht, geht der Hebel d und das Gefäß h nieder, der Conus der Spindel k öffnet sich wieder und unter der erneuten Einwirkung des Luftdrucks
fällt das Quecksilber bis in seinen normalen Spiegel zurück; dabei senkt sich auch
die Spindel k, aber nur so weit, als es die Stellmutter
k' zuläßt, also bis in die Lage, bei welcher der
untere Conus seine Oeffnung gerade noch frei läßt. Dadurch werden alle Theile in
ihre normale Stellung zurück geführt.