Titel: | Ueber die Benutzung der Sonnenwärme zu Heizeffecten; von Carl Güntner. |
Fundstelle: | Band 173, Jahrgang 1864, Nr. C., S. 419 |
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C.
Ueber die Benutzung der Sonnenwärme zu
Heizeffecten; von Carl Güntner.
Güntner, über die Benutzung der Sonnenwärme zu
Heizeffecten.
Nach den pyrheliometrischen Messungen von Althans und Pouillet (Poggendorff's
Annalen Bd. XLV S. 25 und 481) werden einer Fläche, welche von der Sonne senkrecht
beschienen wird, per Quadratfuß und per Minute 3,4 Wärmemengen mitgetheilt. Die Wärme,
welche täglich von der Sonne zur Erde gelangt, könnte sonach 10 Billionen Kubikmeter
Wasser von 0° in Dampf von 100° C. verwandeln, gibt also den
Heizeffect von 5 Billionen Ctr. Steinkohlen!
Rechnet man per Stunde und Pferdekraft 7 Pfd.
Steinkohlen, und berücksichtigt man, daß unsere Dampfmaschinen nur 1/22 des
absoluten mechanischen Effectes der Wärme geben, so ergibt sich der Gesammteffect
der Sonnenwärme per Secunde zu 66 Billionen
Pferdekräften! Abgesehen davon, daß uns diese Zahlen ein sehr anschauliches Bild von
der riesigen mechanischen Leistung der Sonnenwärme
liefern, führen sie auch auf den Gedanken, dieselbe der Industrie und dem Gewerbe in
ausgiebiger Weise dienstbar zu machen.
Allerdings ist die Veränderlichkeit des Sonnenscheines ein sehr bedeutender
Uebelstand; allein auch die Kraft des Windes ist veränderlich und doch haben wir sie
in vielen Fällen unseren Zwecken dienstbar gemacht. Bedenkt man nun, daß in den
südlichen Gegenden und in der tropischen Zone Regen und Sonnenschein mit großer
Regelmäßigkeit wechseln, daß man ferner durch Concentration der Sonnenstrahlen
bedeutende Hitzegrade
erzeugen kann, und daß nach den angeführten Daten eine Fläche von nur 200 Quadratfuß
den Dampf für eine Pferdekraft liefern würde, so dürfte es nicht ohne Interesse
seyn, die Frage der Benutzung dieser Wärmequelle näher in's Auge zu fassen.
Die praktische Verwendung der Sonnenwärme erfordert vor Allem Apparate, welche eine
massenhafte Concentration der Sonnenstrahlen bewirken, also in sehr großen
Dimensionen leicht ausgeführt werden können.
Daß die sphärischen Brennspiegel und Brennlinsen, welche man bisher zu
Schulexperimenten benutzte, hierzu ganz untauglich sind, leuchtet ein. Besser würde
sich die innere Mantelfläche eines geraden Kegels eignen, denn sie wirft alle
Strahlen, welche parallel zur Achse einfallen, in die Achse. Gibt man z.B. in die
Achse eines kegelförmigen Trichters aus Weißblech eine Röhre, füllt sie mit Wasser,
und hält die Trichteröffnung gegen die Sonne so, daß die Röhre keinen Schatten
wirft, so wird das Wasser in 6–10 Minuten heftig sieden, wenn die Fangöffnung
16'' Durchmesser hat, die Röhre 1'' dick ist und mit circa 12 Loth Wasser von 14° C. gefüllt wurde.
Die Vergrößerung der Fangfläche hat keine besondere Schwierigkeiten, denn
Blechtrichter von 10–12' Oeffnung wären jedenfalls leichter herzustellen als
sphärische Brennspiegel von demselben Durchmesser; allein da ein solcher Reflector
dem jeweiligen Sonnenstande entsprechend gedreht werden müßte, und diese Bewegung
nur durch einen heliostatartigen, also sehr complicirten Mechanismus erzielt werden
könnte, wird die Kegelfläche höchstens in ganz besonderen Fällen anwendbar seyn.
Es bleibt sonach nur noch die Wahl zwischen der parabolischen und der gewöhnlichen
Cylinderfläche.
Die erstere concentrirt alle Strahlen, welche parallel zur Achsenebene einfallen,
genau in die Achse. Es ist hierbei ganz gleichgültig, ob die Sonnenstrahlen
senkrecht oder schief zur Achse liegen und darum würde bei Anwendung dieser Fläche
bloß eine einfache Drehung nöthig seyn, damit die Lage der Fläche dem Sonnenstande
stets entspricht.
Liegt z.B. die Brennachse in der Richtung Nord-Süd, so genügt eine Drehung von Ost
nach West; liegt die Brennachse horizontal in der Richtung Ost-West und die
Achsenebene vertical, so hätte man die Fläche um eine verticale Achse zu drehen. In
den Aequatorial-Gegenden wäre bei der letzteren Flächenlage gar keine Bewegung
nöthig, da die Achsenebene mit der Ebene der Sonnenbahn zusammenfällt.
Wird in der Brennachse einer solchen Rinne von parabolischem Querschnitt eine Röhre
angebracht, welche mit der Fläche fest verbunden seyn kann, so werden die
Sonnenstrahlen auf der Oberfläche der Röhre concentrirt und lassen sich zu Erhitzungen
verwenden, indem man die betreffenden Objecte in die Heizröhre gibt.
Das Verhältniß des Durchmessers der Heißröhre zur Spannweite der Rinne muß hierbei so
gewählt werden, daß der beabsichtigte Hitzegrad erzeugt wird.
Setzt man die Zunahme der Temperatur an der Röhrenoberfläche dem Concentrationsgrade
der Sonnenstrahlen proportional, so kann man die Temperatur der Heizröhre durch die
Relation T° = l/s . t° bestimmen.
Hierbei ist s die Spannweite der Reflectorfläche, l die Länge des Bogens auf welchem die Strahlen
concentrirt werden sollen, und t die Temperatur eines
den Sonnenstrahlen ausgesetzten Thermometers.
Bei einer Heizröhre von 3–4'' und einer Reflectorrinne aus Weißblech von circa 3' Spannweite, kann man Wasser verdampfen. Die
Temperatur der Heizröhre ist also in diesem Falle über 100°.
Durch mehrere solche Reflectoren, parallel neben einander gelegt, würde sich die
Fangfläche beliebig leicht vergrößern lassen; allein, wie schon erwähnt, könnten
diese Reflectorrinnen nur in den Aequatorial-Gegenden fix gelagert werden. Für
andere Punkte der Erde wäre eine Drehung nothwendig und dieß bedingt bei so großen
Flächen einen kostspieligen Bau.
Es bleibt sonach nur noch die gewöhnliche Cylinderfläche übrig; sie ist unstreitig
die zweckmäßigste Reflectorfläche, da sie eine fixe Lagerung gestattet und sehr
leicht ausgeführt werden kann.
Denkt man sich eine fixe Rinne von kreisförmigem Querschnitt so liegend, daß ihre
hohle Fläche der Sonne zugewendet ist, und legt man durch den Mittelpunkt der Sonne
und durch die Achse der Cylinderfläche eine Ebene, so werden alle parallel zu dieser
Ebene einfallenden Strahlen in einer geraden Linie concentrirt, welche in der
Achsenebene liegt und parallel zur Cylinderfläche ist.
Der Abstand dieser Focallinie von der Achse ist bekanntlich R/2, wenn R der Halbmesser der Cylinderfläche
ist.
Während der Bewegung der Sonne beschreibt die Focallinie eine Cylinderfläche vom
Halbmesser R/2 und es werden sonach die Sonnenstrahlen
stets auf eine Röhre reflectirt werden, wenn diese so bewegt wird, daß ihre Achse
mit der Focallinie zusammenfällt.
Reflectorrinnen von kreisförmigem Querschnitt könnenalso fix gelagert werden, wenn die Heizröhren beweglich sind.
Liegen die Achsen in der Richtung Ost-West, so wird die erforderliche Kreisbewegung
der Heizröhren im Allgemeinen eine sehr geringe seyn; sie ist eine langsame
Oscillation um die Achsen der Reflectoren und läßt sich also mechanisch leicht
ausführen.
Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß diese Reflectoren nicht alle Strahlen genau in
der Achse der Rinne vereinigen, allein bei richtiger Wahl des Halbmessers (R), des Durchmessers (d) der
Heizröhre, und der Spannweite (s) der Rinne, kann die
vorhandene Abweichung vernachlässigt werden; so werden z.B. für R = 5', s = 5' und d = 4'' selbst die äußersten Strahlen auf die Oberfläche
der Röhre concentrirt.
Da die cylindrischen Reflectoren direct in den Boden gelagert werden können, so ist
es nur nothwendig der Fläche den nöthigen Grad von Steifheit gegen Formveränderungen
zu ertheilen.
Eine billige Erzeugung solcher Reflectorflächen könnte unserer Ansicht nach auf
folgende Weise erzielt werden: Dünnes Eisenblech wird zwischen zwei Walzen gepreßt.
Die eine der Walzen ist von Schuh zu Schuh mit kleinen Wülsten, die zweite mit
entsprechenden ringförmigen Höhlungen versehen; wird nun das Blech gewalzt, so
entstehen auf der Fläche kleine vertiefte Rippen, welche senkrecht zur Walzenachse
liegen, und die Fläche kann bei entsprechender Wahl der Walzendurchmesser
gleichzeitig die gewünschte kreisförmige Wölbung erhalten. Die Rippenhöhlungen,
welche auf der concaven Seite des Bleches liegen sollen, werden nun mit Blei
ausgefüllt; die innere Fläche wird blank gescheuert und gut verzinnt. Die
Rückenfläche kann durch einen dauerhaften Anstrich vor Oxydation geschützt werden.
Auf diesem Wege lassen sich Reflectorrinnen von 6' Spannweite und 6' Länge, wenn die
hierzu nöthigen Hülfsmaschinen vorhanden sind, sehr billig erzeugen; denn nimmt man
die Blechstärke zu 1/4''', so wird für eine Quadratklafter kaum mehr als 30 Pfd.
Blech benöthiget und es dürften also die Erzeugungskosten per □° 5 fl. nicht überschreiten. Diese Reflectorrinnen
werden auf dem Verwendungsplatze zu größeren, das ist längeren Rinnen vereinigt,
indem man sie in den entsprechend hergerichteten Boden so einsenkt, daß sie genau
aneinandergefügt sind und überall aufliegen.
Bei gleicher Form der Reflectoren sind die Bewegungen der Heizröhren congruent; wenn
also bloß Wasser verdampft werden soll, so können die Siederöhren durch zwei
parallele Querröhren fest verbunden werden. Das ganze Heizröhrensystem wird dann
entweder in fixen Punkten, welche in den Ebenen der Cylinderachsen liegen, aufgehängt, oder
durch Stützen, welche mit kleinen Rollen versehen sind, getragen. Eine nähere
Ausführung der übrigens sehr einfachen Detailconstructionen liegt außer dem Zweck
dieser Zeilen, denn ich wollte vorerst nur zeigen, daß es möglich sey Sonnenstrahlen
massenhaft und in leicht ausführbarer Weise zu concentriren.
Es ist nunmehr nöthig, den Heizeffect solcher Reflectorflächen zu bestimmen. Vor
Allem muß hierbei in's Auge gefaßt werden, daß die horizontal liegende
Reflectorfläche während eines Tages Sonnenschein unter sehr verschiedenen Winkeln
getroffen wird, die Menge der auf die Reflectorfläche fallenden Sonnenstrahlen ist
also variabel; sie kann aber proportional gesetzt werden dem senkrechten
Querschnitte jenes Strahlenbündels, welcher in irgend einem Augenblicke von der
Reflectorfläche aufgefangen wird. Wir werden diesen Querschnitt die Fangfläche
nennen.
Es ist ferner die Wärmewirkung auf eine senkrecht beschienene Fläche nicht constant;
sie ändert sich nach Pouillet mit der Dicke der
Luftschichte, welche die Strahlen durchlaufen. Da indeß das Gesetz dieser
Abhängigkeit noch nicht vollkommen festgestellt ist, da ferner auch andere zufällige
Einflüsse diese Wirkung modificiren, so werden wir der folgenden Effectberechnung
nur den mittleren Werth der Wärmewirkung einer senkrecht beschienenen Fläche zu
Grunde legen.
Textabbildung Bd. 173, S. 422
Es sey nun e die mittlere Anzahl der Wärmeeinheiten,
welche von der senkrecht beschienenen Flächeneinheit in der Zeiteinheit nutzbar gemacht werden können, und ab der Querschnitt einer horizontalliegenden
Reflectorfläche von der Größe f.
t Zeiteinheiten; nach Aufgang der Sonne fallen die
Sonnenstrahlen unter dem Winkel α auf die
Fläche, und von Sonnenaufgang bis Mittag verfließe die Zeit T.
Bei dem Einfallswinkel α ist die Fangfläche = f
sin
α und da man während der unendlich kleinen
Zeit dt die Fangfläche constant annehmen kann, so
ist die Wirkung während dieser unendlich kleinen Zeit durch die Gleichung:
dW = ef . sin α . dt 1)
bestimmt.
Es ist aber t/T = α/(π/2) oder
t = 2/π . T . α
also dt = 2/π . T . dα
2)
Statt dt in 1) den Werth aus 2) gesetzt, gibt:
dW = 2/π . efT . sin α . dα 3)
Wird diese Gleichung innerhalb der Grenzen α und
β integrirt, so erhält man:
Textabbildung Bd. 173, S. 423
Für α = 0 und β
= 90° erhält man:
W = 2/π
efT
.
Wird die Fläche nicht unter dem Aequator, sondern in der geographischen Breite β° angewendet, so ist der höchste
Sonnenstand = 90 – β und es ist daher
zwischen α = 0 und α = 90 – β zu
integriren.
In dem Ausdrucke: W = 2/π . efT (cos
α – cos
β) ist die Größe e durch Versuche zu bestimmen.
Pouillet hat nun allerdings für unseren Breitengrad e im Mittel = 3,4 Wärmemengen per □' und per Minute gefunden; allein
dieß ist die absolute per Flächeneinheit mitgetheilte
Wärmemenge; sie kann also keiner Effectberechnung zu Grunde gelegt werden, bei
welcher so bedeutende Verlustquellen vorhanden sind: hierher gehören z.B. Verlust in
Folge unvollkommener Reflexion; Verlust in Folge unvollkommener Absorption; Verlust
durch Wärmeausstrahlung; Verlust durch Abkühlung an der frei vorbeistreichenden
kälteren Luft. Einige dieser Verlustquellen können zwar verringert werden, allein
sie werden sich nie ganz beseitigen lassen, und darum ist es nothwendig, jenen Werth
von e ausfindig zu machen, welcher die Wärmemenge
angibt, die von einem Quadratschuh Fangfläche per Minute in der
angegebenen Weise nutzbar gemacht werden kann.
Da hierüber keinerlei Versuche vorlagen, machte ich selbst messende Versuche mit
Reflectorflächen von ähnlicher Construction, aber kleineren Dimensionen.
Zur Vermeidung jeder irrigen Vorstellung über den Grad der Genauigkeit, mit welcher
die Reflectorfläche construirt war, ist es nothwendig, ihre Ausführung kurz zu
beschreiben.
Die zwei gegenüberliegenden 3' langen Seiten eines hölzernen rechteckigen Rahmens von
1' Breite und 3' Länge wurden genau nach einer vorgezeichneten Parabel
ausgeschnitten und auf die hierdurch gebildeten parabolischen Kanten wurden zwei
Weißblechtafeln genagelt.
Vier Stützen, welche an den Seiten des Rahmens befestiget waren, trugen eine 3
1/2zöllige Röhre so, daß ihre Achse mit der Brennachse der Fläche zusammenfiel.
Die Röhre war an beiden Enden geschlossen, außen geschwärzt, und mit einem
Abzugsrohre versehen.
Während des Versuches wurde die Fläche stets so gegen die Sonne gehalten, daß die
Achse des Schattens der Röhre mit der Scheitellinie zusammenfiel, und die Ebene des
Rahmens senkrecht zu den Sonnenstrahlen war. Die Fangfläche betrug sonach genau 3
Quadratfuß.
Ein Papierstreifen, welcher in der Achsenebene nahe an der Röhre gehalten wurde,
zeigte sich stellenweise intensiv erleuchtet, und es war somit die Concentration
ziemlich unvollkommen.
Eine sorgfältigere Ausführung wurde indeß absichtlich unterlassen, um das Resultat
des Versuches nicht günstiger zu gestalten, als dieß bei Ausführungen im Großen
erwartet werden kann; aus demselben Grunde wurde das Weißblech nur von Staub und
Schmutz befreit.
Vor und nach jedem Versuche wurde das Wasser in der Siederöhre gewogen, und der
Moment des Siedens erst dann bemerkt, wenn der Dampf aus der Abzugsröhre mit
Heftigkeit ausströmte.
Die folgende kleine Tabelle gibt die mittleren Resultate zahlreicher Versuche, welche
ich mit dieser Reflectorfläche im Monat August und September ausführte.
Tageszeit.
WasserinLothen.
AnfänglicheTemperaturdesselben.
Zeit biszum Siedenin Minuten.
Zeitdauer desSiedens inMinuten.
VerdampftesWasser inLothen.
ZustandderAtmosphäre.
9–10
32
11°,5 C.
19
60
13,3
Sehr rein.
4–5
64
12°
35
60
12,1
Rein.
2–3
64
12°
34
60
13,9
Rein und sehr schwül.
10–12
32
12°
19
120
26
Trübe.
Nach diesen Versuchen ist die per Quadratfuß und per Minute nutzbar gemachte Wärmemenge = 1,3. Pouillet hat 3,4 gefunden, und es war sonach der
Nutzeffect bei Verdampfung von Wasser circa 38
Procent.
Für unsere Zone kann man demnach den mittleren Werth von e = 1,3 setzen.
Der Effect einer Reflectorfläche = f ist in 12
Stunden:
W = 2,6/π . 2T . f
(cos α – cos
β), α = 0 und β = 90°.
W = 5,0/3,14 . Tf = 1,59 f T Calorien,
wobei f in Quadratfußen und T in Minuten gegeben seyn müssen.
Eine Fläche von 1000□° würde also in 12 Stunden:
W = 1,59 . 1000 . 36 . 6 . 60 =
20606400
nutzbar gemachte Calorien liefern, somit den Effect von circa 44 Cntr. Steinkohlen geben.
Nimmt man an, daß diese Fläche in der tropischen Zone in Verwendung kommt und dort
200 Tage Sonnenschein per Jahr gerechnet werden können,
so ist der jährliche Effect circa 8800 Cntr.
Steinkohlen.
Rechnet man die Anlagekosten der Fläche per
Quadratklafter zu 20 fl., so würde bei 5 Proc. Verzinsung des Anlagecapitals der
Heizeffect eines Centners Steinkohlen auf 8,8 kr. zu stehen kommen!
Im Allgemeinen läßt sich indeß nicht vollkommen bestimmt entscheiden, ob die
Anwendung solcher Reflectoren vom ökonomischen Standpunkte aus vortheilhaft ist;
denn die Anlagekosten des Reflectors, die Zahl der heiteren Tage, der Localpreis des Brennstoffes
und sonstige locale Verhältnisse sind hierbei maaßgebend. Selbstverständlich wäre
zunächst die Benutzung solcher Reflectoren in den südlicheren Gegenden und ganz
besonders dort in's Auge zu fassen, wo die periodische Wirkung derselben auf den
beabsichtigten Zweck keinen nachtheiligen Einfluß übt. So würden z.B. solche
Reflectoren in Aegypten zum Heben des Nilwassers für die Bewässerung ganz anwendbar
seyn; die Reflectoren mit ihren Siederöhren würden den nöthigen Dampf zum Betriebe
einer Dampfmaschine liefern, und die Sonne welche den Boden Afrika's versengt, müßte
ihn auch wieder bewässern. Wären solche Reflectoren nicht überhaupt als periodisch
wirkende Dampfkessel in der tropischen Zone anwendbar und könnten sie nicht auch in
der gemäßigten Zone in einzelnen Fällen mit Vortheil zu Bewässerungen oder zu
Abdampfprocessen benutzt werden?
Die feste Ueberzeugung, daß es besonders in den südlichen Gegenden Fälle geben wird,
wo die besprochene Art der Benutzung der Sonnenwärme von unzweifelhaftem Werthe ist,
bestimmte mich, meine Gedanken über eine praktische Benutzung der Sonnenwärme, so
wie die wenigen Versuche welche ich hierüber machte, der Oeffentlichkeit zu
übergeben.
Die Consumtion der Brennstoffe ist in stetigem Zunehmen; mit unermüdlichem Fleiße
suchen wir im Inneren der Erde nach Kohlenschätzen, und es dürfte also kein
überflüssiges Beginnen seyn, auch einmal den Blick zur Urquelle aller Erdwärme, zur
Sonne, zu lenken.
Wien, den 28. Mai 1864.