Titel: | Mahl-, Brech- und Schälmühle von John Patterson in Beverley. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. IV., S. 5 |
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IV.
Mahl-, Brech- und Schälmühle von John Patterson in Beverley.
Aus dem Practical
Mechanic's Journal, November 1864, S. 206.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Patterson's Mahl-, Brech- und Schälmühle.
Die Figuren 9
und 10
stellen eine Maschine dar, welche John Patterson in
Beverley patentirt wurde und den Zweck hat, verschiedene landwirthschaftliche oder
vegetabilische Producte zu mahlen, zu brechen oder zu schälen, während jedoch ein
Mahlen und Brechen von mineralischen oder anderen harten Substanzen nicht
ausgeschlossen ist.
Patterson's Verbesserungen beziehen sich auf diejenige
Classe von Mühlen, welche unter dem Namen excentrische bekannt sind, bei denen das
Mahlen etc. zwischen den Flächen von zwei kreisförmigen gezahnten Platten oder
Scheiben erfolgt, die in Folge gegenseitiger Berührung in gleicher Richtung mit
einander umlaufen, jedoch excentrisch zu einander gestellt sind, so daß auf die zu
mahlenden Körper eine verdrehende, zerreibende Wirkung ausgeübt wird.
Diese Mühlen waren bisher dem Uebelstande ausgesetzt, daß sie sich verstopften und
wirkungslos wurden, wenn man weiche, ölige oder schleimige Substanzen mahlen wollte,
weil sich dann die Furchen oder Zähne füllten oder verschmierten. Ein Theil von Patterson's Verbesserungen besteht nun darin, die
Mahlflächen so anzuordnen, daß ein oder mehrere Schaber angewandt werden können,
welche die wirksamen Oberflächen rein halten. Statt zwei vollkommen ebene Platten
oder Schleifflächen anzuwenden und sie wie gewöhnlich einander gegenüber zu stellen,
so daß sich die beiden parallel liegenden Flächen bedecken und auf einander
aufliegen, macht Patterson die Schleifflächen etwas
conisch, und legt sie so gegen einander, daß sie sich nur auf einer Seite von ihren
Mittelpunkten weg berühren können, und zwar nach einer Linie, welche senkrecht auf
der Verbindungslinie der beiden Scheibenmittelpunkte ist. Hierdurch entsteht auf der
anderen Seite der Scheibenmittelpunkte ein Zwischenraum, in welchem ein oder mehrere
Schaber angebracht werden können. Die zu mahlenden Substanzen werden nicht durch ein
centrales Auge in einer der Scheiben eingeführt, sondern gelangen direct in den
winkelförmigen Raum, welchen die Mahlflächen über ihrer Berührungslinie bilden, und
erfahren so neben der Quetschung auch die verdrehende, zerreibende Wirkung der
gewöhnlichen excentrischen Mühlen.
Diese Mühle hat sich für die verschiedenen landwirthschaftlichen Bedürfnisse
ausgezeichnet bewährt, und kann ohne Aenderung oder Auswechselung einzelner Theile
sowohl als Mahlmühle, als auch als Brech- und Schälmühle gebraucht werden, selbst
für Substanzen, welche mit keiner anderen Mühle gemahlen werden können. Oelkuchen
von Baumwollsamen, von denen man nun weiß, daß sie ein sehr nahrhaftes und
angenehmes Futter für das Vieh sind, so daß einige Landwirthe sie den Oelkuchen von
Leinsamen nicht nachsetzen, wurden bisher von manchen deßhalb verworfen, weil die
anhängende Baumwolle unverdaulich ist und durch die harten, schwarzen Schalen
gefährliche Reizungen verursacht werden. Beides, sowohl die Baumwolle, als auch die
Schalen konnte bisher von den Oelkuchen nicht getrennt werden.
Mit der neuen Mühle können in Folge ihrer zusammengesetzten Wirkung Baumwollsamen,
Leinsamen und andere ölige Substanzen zu einem vollkommen trockenen Mehle vermahlen
werden, so daß durch einen Siebapparat, welcher der Mühle angehängt werden kann,
alle Baumwolle, die Hülsen und ähnlicher Abgang, sich leicht von dem Mehle trennen
lassen.
Verwendet man harte, rauhe Mahlflächen, so kann die nämliche Mühle, wenn sie durch
eine Dampfmaschine von 6 Pferdekräften getrieben wird, innerhalb einer Stunde leicht
eine Tonne von halbzölligen Knochen zu feinem Pulver zermahlen. Da der Speiseapparat
selbstthätig und die Gesammtanordnung der Art ist, daß selbst Eisenstücke zwischen
den Mahlflächen durchgehen können, ohne die Gefahr eines Bruches zu veranlassen, so
ist wohl Alles, was gewünscht werden kann, erreicht.
Fig. 9 stellt
eine Seitenansicht dieser excentrischen Mühle dar, und zwar nach Abnahme der
Treibscheibe, und Fig. 10 ist ein entsprechender Grundriß derselben, nachdem der obere
Theil abgehoben ist.
A ist das Hauptgestell der Wühle; B und C sind die zwei conischen mahlenden
Scheiben. Die eine davon B ist auf dem inneren Ende der
treibenden Achse D befestigt, und die andere ist auf dem
entsprechenden Ende der zweiten Achse E fest, welche
unter einem gewissen Winkel zur Achse D und etwas tiefer
als diese liegt, wie aus der Zeichnung deutlich zu ersehen ist. Die Mahloberflächen
sind schwach conisch und stehen nur auf einer Seite der Achsen mit einander in
Berührung. F ist die treibende Riemscheibe, welche auf
das äußere Ende der Achse D aufgekeilt ist. Diese Achse
liegt in einem langen Lager G, welches auf die
Gestellplatte aufgeschraubt ist. Die Mahlscheibe B wird
deßhalb direct von der Achse D in rotirende Bewegung
versetzt, während die Scheibe C ihre drehende Bewegung
nur durch die Berührung mit der Scheibe B
erhält. Die Achse E der Mahlscheibe C dreht
sich in dem langen Lager H, welches dem Lager G ganz ähnlich und ebenfalls auf die Gestellplatte
aufgeschraubt ist.
Dadurch, daß die beiden conischen Mahlscheiben einen Winkel mit einander einschließen
und sich nur an einer Stelle berühren, entsteht der Berührungsstelle gegenüber Platz
genug, um ein Paar Schaber I, I' anbringen und selbe auf
die Gestellplatte oder einen passenden Träger aufschrauben zu können, so daß durch
dieselben die Mahlflächen rein erhalten werden.
K, K' sind Rollen, gegen welche sich die Rückseiten der
Mahlscheiben B und C an den
Stellen stützen, wo die Arbeit des Mahlens vor sich geht. Die Achse der Rolle K kann in Lager L liegen,
welche unverrückbar sind; die Achse der Rolle K' aber
muß in beweglichen Lagern M liegen, welche durch die
Schrauben N, N verschiebbar gemacht sind, deren Muttern
in das Querstück O eingeschnitten sind. P ist ein feststehendes Doppellager, in welchem sich die
Schraubenhälse drehen, und Q sind gezahnte Räder, um die
drehende Bewegung des Handrades R gleichzeitig auf die
beiden Schrauben zu übertragen. Dadurch daß die Lage der Rolle K' hinter der Mahlscheibe C
auf die angedeutete Weise verändert wird, ändert sich auch der Zwischenraum zwischen
den mahlenden Flächen, so daß nach Belieben das Mahlproduct feiner oder gröber
ausfallen wird.
S ist der Speisetrichter, welcher durch die vier Ständer
T getragen wird, und seinen Inhalt in den
spitzwinkeligen Zwischenraum entleert, der sich unmittelbar über der
Berührungsstelle der zwei Mahlscheiben bildet. Die gemahlenen Substanzen entweichen
durch das Abfallrohr U. Es ist sehr zweckmäßig, die
beiden Mahlscheiben und die Rollen K, K' mit einem
hölzernen oder metallenen Kasten zu bedecken, um den Staub von außen abzuhalten und
den sich im Innern bildenden nicht entweichen zu lassen.
Die beiden Mahlflächen können aus Stein oder irgend einem passenden Material
zusammengesetzt seyn; werden jedoch eiserne oder stählerne Scheiben angewandt, wie
die in den Figuren abgebildeten, so ist es zweckmäßig, kreisförmige Rinnen
einzudrehen, deren Größe sich nach dem Grade der Feinheit richtet, welchen das
Mahlgut erhalten soll. Aus der eigenthümlichen Stellung, welche die Mahlflächen
gegen einander haben, folgt, daß die Zähne oder Rinnen auf den einander gegenüber
liegenden Scheiben sich einander nahe bei der Berührungsstelle kreuzen werden, und
so eine verdrehende, zerreibende Wirkung auf die zu verkleinernden Substanzen ausüben, wozu dann
noch der Druck zwischen den beiden Platten oder Scheiben kommt.
Bemerkung. Die Scheiben können, wenn ihre Achsen sich
nicht schneiden, keine conische Form haben, da zwei Conen sich nur dann in einer
geraden Linie berühren können, wenn beide einerlei Spitze haben. Die Mahlflächen
sind Stücke von Rotationshyperboloiden, und es fällt demnach Patterson's Erfindung mit der in diesem Journal Bd. CLXXIV S. 8
beschriebenen hyperboloidischen Mühle von Delnest
zusammen.
C. W.