Titel: | Undurchdringliche Panzer. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. XL., S. 174 |
Download: | XML |
XL.
Undurchdringliche Panzer.
Mitgetheilt vom
Artillerie-Hauptmann Dy. in Cassel.
Ueber undurchdringliche Panzer.
Unter dieser Ueberschrift wird im Scientific American vom
26. März 1864 der Auszug eines von John Ericsson an das
nordstaatliche Marine-Secretariat gerichteten Schreibens mitgetheilt, wornach die
Ursache der Erscheinung, daß selbst 1 Fuß dicke und aus dem besten Schmiedeeisen
gefertigte englische Panzer dem Anpralle schwerer und mit großer Geschwindigkeit
begabter Geschosse nicht zu widerstehen vermögen, lediglich in dem Umstande zu
suchen seyn soll, daß diese englischen Panzer aus dem Ganzen
geschmiedete massive Blöcke sind, deren einzelne, vom Geschosse getroffene
Punkte wegen geringer Zusammendrückbarkeit des Materiales, der zerschmetternden
Wirkung des ersteren nicht Cohäsionskraft genug entgegenzusetzen vermögen.
„Eingehende Studien über diesen Gegenstand, sagt Ericsson, haben mich neben Auffindung dieser Ursache der ungenügenden
Widerstandsfähigkeit massiver Panzer von einen: solchen Materiale und einer
solchen Massenhaftigkeit zugleich auch als sachgemäßes Beseitigungsmittel dieses
Uebelstandes ein blätteriges (laminated) Gefüge der
Panzerwände erkennen lassen, welches die lebendige Kraft (vis viva) des an sie anschlagenden Geschosses allmählich erschöpfend,
die innerste solide Masse des Panzers von seiner Wirkung ganz unberührt läßt.
– Sind die einzelnen Plattenschichten eines solchen blätterigen
Panzergefüges nämlich durch meßbare Entfernungen von einander getrennt, so werden die äußeren
Lamellen dann nur allmählich und zwar jede für sich als selbstständiger Körper
zersplittert werden können, ohne daß diese Zerstörung dabei auch auf die
jedesmalige nächstinnere Plattenschicht übergetragen wird. Bei massiven
Panzerblöcken aber muß sich, vermöge der geringen Zusammendrückbarkeit des
Materials, jeder Spalt oder Bruch sofort durch die ganze Masse des Panzers
fortsetzen und daher kommt denn auch die ganz unerwartet eingetretene Zerstörung
der ungeheuren Schmiedeeisen-Panzerblöcke Englands.“
Hiernach werden in dem besagten Auszüge des Ericsson'schen
Schreibens an das Marine-Secretariat auch noch Resultate von Schießversuchen
mitgetheilt, welche Capitän Dahlgren in den Washingtoner
Marine-Räumen mit eilfzölligen Dahlgren-Geschützen von 30
Pfund Pulverladung auf 34 Yards Zielentfernung gegen eine 15zöllige nach dem
Lamellen-Principe construirte Panzerscheibe ausgeführt hat, deren senkrecht gegen
die anschlagenden Geschosse gerichtete Schichten in erster Linie aus einer
sechszölligen Eisenplatte, in zweiter und dritter Linie aber aus fünf- und
beziehungsweise vierzölligen Platten von Schmiedeeisen bestanden. – Die
inneren neun Zoll Plattenstärke blieben hierbei vollständig ganz, und selbst in der
äußeren Platte hatten die Geschosse nur Kugeleindrücke von etwa zwei Zoll Tiefe
hervorgebracht. Ericsson schließt aus dem Schütze,
welchen hiernach bei Anwendung der Lamellenconstruction die äußere sechszöllige
Panzerplatte gewährt, auf eine vollkommene Undurchdringlichkeit der Seitenwände des
„Puritan“ und des „Dictator,“ welche
Schiffswände innerhalb sechszölliger schmiedeeiserner Panzerplatten noch
Längenstreifen desselben Materiales und weiter eine vier Fuß starke
Eichenholzfütterung haben, während die verwerflichen durchgehenden Bolzen, welche
bei dem „Warrior“ angewendet wurden, bei Construction dieser
Lamellenpanzerungen ganz vermieden worden sind.