Titel: | Carter's Dampfmaschine. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CIV., S. 414 |
Download: | XML |
CIV.
Carter's
Dampfmaschine.
Aus dem Scientific
American. August 1864, S. 104.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Carter's Dampfmaschine.
Die Eigenthümlichkeit dieser Dampfmaschine besteht darin, daß der Dampfschieber an
der rotirenden Bewegung der Schwungradachse Theil nimmt, so daß die Excentrics mit
ihren Nachtheilen vollständig beseitigt sind. Ein Blick auf die beigegebene
Zeichnung wird den Sachverständigen überzeugen, daß die Maschine in ihrer
Construction äußerst einfach ist, und manche Vortheile vor der gewöhnlichen Maschine
mit geradlinig sich bewegenden Dampfschiebern voraus hat.
Fig. 15
stellt eine Ansicht eines arbeitenden Modelles dar, und wenn schon bei der
Ausführung im Großen, also bei der Construction einer wirklichen Dampfmaschine, sich
gar Manches in Bezug auf die Einzelheiten ändern müßte, reicht die Zeichnung doch
hin, das Princip der Verbesserung anschaulich zu machen. A ist die Schwungradachse und B die Achse des
Dampf- oder Vertheilungsschiebers, welche gemeinschaftlich mit der erstern rotirt.
C ist der cylindrische Dampfkasten, und D die Kuppelung zwischen Schwungrad und Schieberachse,
mittelst, welcher der Gang der Maschine umgewandt werden kann. E ist ein Universalgelenk, welches der Zugstange die
zweifache Bewegung gestattet.
Fig. 16
stellt die untere oder arbeitende Schieberfläche dar, wobei A einen vertieften Hohlraum und B die
Reibungs- oder Berührungsfläche bedeutet. C ist die
durch den Schieber hindurch gehende Einströmungsöffnung, durch welche der Dampf zu
geeigneter Zeit in die Vertheilungscanäle gelangt.
Fig. 17 ist
der Schiebersitz oder die Schieberbahn, bei welcher A, A
die Mündungen der Zuführungscanäle sind und C die
Mündung des Austrittscanales ist.
Fig. 18 ist
die obere Ansicht des Schiebers. Unter der Fläche A
liegt die Austrittskammer, B ist die Eintrittsöffnung,
und C die gebohrte Nabe, welche die Schieberachse
aufnimmt.
Fig. 19 ist
ein verticaler Durchschnitt des Schiebers, des Schieberkastens, des Schiebersitzes
und der Ein- und Austrittscanäle. A und B sind die Canäle, welche den Dampf über und unter den
Kolben leiten. E ist der Schieber, welcher, wenn er sich
dreht, die Eintrittsöffnungen abwechslungsweise, die Austrittsöffnung dagegen immer
bedeckt. D ist der Dampfraum des Schieberkastens. F ist die Schieberachse, welche von der Schwungradachse
aus mittelst der in Fig. 20 dargestellten Kuppelung getrieben wird, an welcher a die Schwungradwelle, B die
Schieberachse darstellt. C ist ein Muff, welcher sich
dann über die Schwungradachse verschieben läßt, wenn der Stift F auf den Schlitz D trifft.
Wenn es nöthig ist, die Maschine rückwärts gehen zu lassen, kann der Muff C entweder von Hand oder durch einen Hebel ausgerückt
und dann nach einer halben Schwungradumdrehung wieder eingerückt werden, wodurch
sich dann die Maschine verkehrt steuert.
Die ganze Anordnung ist höchst einfach und hat manche Vortheile, welche die
gewöhnliche Dampfmaschine nicht hat. Ein großer Theil der Reibung und viele einzelne
Maschinentheile sind gänzlich beseitigt. Der Schieber wird bei längerem Gange sich
immer besser auf seiner Sitzfläche einschleifen, und da er nicht umzuwenden, also
keine hin- und hergehende Bewegung zu machen hat, so findet kein todter Gang statt,
der so sehr zur Verderbniß der gewöhnlichen Maschinen beiträgt. Ein gewöhnlicher
Schieber kommt bei jeder Umdrehung der Maschine zweimal zum Stillstande, während der
neue Schieber eine ruhige, sanfte und ununterbrochen rotirende Bewegung hat. Bei der
neuen Anordnung kann kein Schlagen oder Stoßen der Excentrics vorkommen, wie hoch
auch die Spannung des gebrauchten Dampfes seyn mag. Sie wird sich deßhalb vorzüglich
für kleine Propeller eignen, weil sich ihr Gang sehr leicht und sicher, und ohne
complicirten Mechanismus umwenden läßt. Ebenso wird sie sich gut für rotirende
Pumpen eignen, da bei ihrer ruhigen stetigen Bewegung der größte Theil der bisher
erfahrenen Uebelstände wegfällt. Der Erfinder hat auch noch eine sehr einfache und
wirksame Entlastung für seinen Schieber erdacht, welche
leicht ohne besondere Kosten anzubringen ist.
Bemerkung des Uebersetzers. Der Schieberkasten braucht
nur, statt durch einen aufgeschraubten Deckel, durch einen in den Schieberkasten
passenden Kolben, der auf der Schieberachse befestigt ist und also mit derselben
rotirt, verschlossen zu werden, um eine Entlastung des Schiebers zu erhalten, welche
nichts zu wünschen übrig läßt.
C. W.