Titel: | Carré's Wasserstandsgläser für Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CV., S. 415 |
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CV.
Carré's
Wasserstandsgläser für Dampfmaschinen.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Carré's dioptrische Wasserstandsgläser.
Wer mit Dampfmaschinen umgeht, kennt die Unannehmlichkeiten, welche aus dem häufigen
Zerbrechen der Wasserstandsgläser, namentlich an Locomobilen, hervorgehen. Außerdem
haben die gewöhnlichen Gläser die unangenehme Eigenschaft, daß man häufig nach
Verlauf einiger Zeit des Gebrauches es nicht mehr deutlich unterscheiden kann, ob
die Gläser ganz gefüllt oder ganz leer sind; man ist in solchem Falle stets
genöthigt, den unteren Hahn zu öffnen und das Wasser ausströmen zu lassen, um sich
von dem wirklichen Stande desselben zu überzeugen.
Fig. 21 zeigt
eine ganz einfache, von Carré, dem Erfinder der
Ammoniak-Eismaschine, construirte und in neuerer Zeit in England eingeführte
Vorrichtung,In England werden diese dioptrischen Wasserstandsgläser von dem Patentträger
D. F. Leblanc in London (102. Fleet street, City) angefertigt. welche das Zerbrechen der Gläser verhütet und die augenblickliche Erkennung
des Wasserstandes bei jeder Höhe desselben gestattet. Es ist nämlich das Glas von
einer dicht anschließenden, dünnen, messingenen Hülle umgeben, in welche einander
gegenüberstehende kreisförmige Oeffnungen eingefeilt sind. Während die Hülle das
Glas vor Stößen schützt, verursachen diese Oeffnungen eine eigenthümliche optische
Erscheinung. Der Glascylinder wirkt nämlich wie eine cylindrische Linse; ist diese
leer, mit Luft oder Dampf gefüllt, so wirkt sie wie eine doppelte sphärische
periskopisch-concave Linse; ist sie dagegen mit Wasser gefüllt, so zeigt sie
dieselbe Erscheinung, wie ein ganz solides doppelt-convexes Glas. Hieraus folgt, daß
in dem Theile, der Luft oder Dampf enthält, die Löcher durch ihre Vis-à-vis gesehen, in Ellipsen erscheinen, deren
längere Achsen parallel mit der Achse des Glases stehen; die Löcher dagegen, welche
sich in dem mit Wasser gefüllten Theile befinden, erscheinen in den
gegenüberstehenden Löchern als Ellipsen, deren längere Achsen senkrecht auf der
Achse des Cylinders stehen. Bei A sieht man die optische
Erscheinung der Löcher in dem mit Luft oder Dampf, bei C
in dem mit Wasser gefüllten Theile, während bei B die
Wasserstandshöhe, auf halbe Lochhöhe angenommen, wahrgenommen wird. Da die
querliegenden Ellipsen des mit Wasser gefüllten Theiles als solche durch die Löcher
nicht gesehen werden, weil die Ellipse größer als das Schauloch erscheint, so machen
die von dem Bilde ganz erfüllten Schaulöcher einfach den Eindruck des vollen
Gefülltseyns, während man durch die oberen Löcher die schmale, senkrecht stehende
Ellipse in der Messingeinrahmung erblickt.
Eine solche, sogenannte dioptrische Messinghülle kann von jedem Klempner angefertigt
und an jedem vorhandenen Wasserstandsglase angebracht werden; die Kosten dieser
Vorrichtung sind äußerst gering. (Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
Landwirthschaft, 1865, Nr. 2.)