Titel: | Die Straßenkehrmaschine des Constructeurs Koffler. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. CX., S. 430 |
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CX.
Die Straßenkehrmaschine des Constructeurs Koffler.
Aus der Wochenschrift des nieder-österreichischen
Gewerbevereins, 1865, Nr. 1.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Koffler's Straßenkehrmaschine.
Seit 40 Jahren wurden in den größeren Städten Englands und Frankreichs viele Versuche
mit Straßenreinigungsmaschinen gemacht, dieselben mehr und mehr verbessert und bald
allgemein benützt. Diese Maschinen lassen sich nach den verschiedenen Principien,
auf welchen sie beruhen, eintheilen: in Maschinen mit festen
Besen oder Krücken, mit rotirenden Besen
(Besencylindern); und mit theilweise geradlinig bewegten
Besen (ähnlich den Paternosterwerken).
Zur ersten Gruppe gehören die Kehrwerkzeuge von Marmet,
Delcambre und Ducroc etc., welche ähnlich wirken
wie die Krücken der Straßeneinräumer und theilweise so benützt werden, daß man mit
ihnen die Straßen über die Quere säubert. Zur zweiten Gruppe gehören die Maschinen
von Kinstone, Boase, Kidder, Levasseur, Blundell und Brasch. Diese
Maschinell mit rotirenden Besen haben den Nachtheil bedeutenden Staubens und lassen
nur eine gewisse Geschwindigkeit zu; denn rotirt der Besencylinder zu rasch, so wird
der Mist nicht in den
Mistkasten, sondern wieder zurück auf die Straße geschleudert. Zur dritten Gruppe
endlich gehören die drei von einander ziemlich abweichenden Constructionen von Whitworth, die hiermit ganz ähnliche belgische
Straßenkehrmaschine und die neue des Hrn. Friedrich Koffler.
Meiner Ueberzeugung nach verdienen bloß die Maschinen des dritten Systems volle Beachtung, und hier nimmt unstreitig die Maschine
Koffler's den ersten Platz ein. Es bildet dieselbe
einen vierräderigen, fast ganz aus Eisen construirten Wagen, welcher nach allen
Seiten so vollkommen durch starke Viechwände abgeschlossen ist, daß einerseits das
Wegspritzen von Koth oder Umherstäuben des Mistes völlig vermieden, andererseits
keine Beschädigung durch Anfahren zu befürchten ist. Von den belgischen und Whitwort'schen Kehrmaschinen, welche meist zweiräderig
sind, unterscheidet sich Koffler's Maschine, in Fig. 10 im
Längendurchschnitte abgebildet, höchst vortheilhaft: durch die bequeme Einrichtung,
welche bezüglich der Auswechselung der Mistkästen m
getroffen ist; durch parallele, gleichzeitige Verstellbarkeit der
Kettenscheibenwellen c, c, welche die Besenleisten
führen; durch das Vorhandenseyn eines Wasserkastens w
sammt Brause, wodurch ein schwaches Befeuchten der Straße bei trockenem Wetter
erzielt und dadurch jedes Stauben, so weit möglich, vermieden wird; durch die
leichte Auswechselung der Besen, da die Klemmschienen beim Lüften zweier Schrauben
entfernt werden können; endlich durch die etwas federnde Befestigung der Besen d und des Abstreifers e,
wodurch eine unnöthige Abnützung derselben verhindert ist.
Da bei Koffler's Maschine keine Achsenstummel, wie dieß
bei den Maschinen der zweiten Gruppe der Fall ist, sondern durchlaufende Achsen
vorhanden sind, so kann dieselbe auch bis zur Breite von 2 Klafter gebaut werden.
Die hintere Achse a ist fest, die Räder sitzen auf
Büchsen, auf welchen auch die Zahnräder b verschiebbar
angebracht sind, welche vom Kutschbock aus durch l damit
in Verbindung gebracht oder ausgerückt werden können. Ebenso kann das Heben und
Senken des Besenapparates mittelst der Kurbel g und das
Oeffnen des Ventiles im Wasserkasten durch h von dort
aus selbst während des Fahrens erzielt werden. Es ist daher nur ein Mann zur Bedienung und Leitung erforderlich.
Ueberdieß verdient erwähnt zu werden, daß durch eine einfache Vorrichtung bei k an einer Seite der Maschine auch das Säubern des
Rinnsals ermöglicht ist. Der geradlinigen Besenbewegung über die schiefe Fläche k wegen, kann bei beliebiger Geschwindigkeit gute Arbeit
erzielt werden. Beim Fahren im Schritte kann ein Weg von 2700°, im Trabe von
5000° per Stunde zurückgelegt werden. Schlägt man
den vierten Theil der
Zeit auf das Auswechseln der Mistkästen ab, so kann per
Stunde eine Strecke von 2000–3800° Länge und von der Breite der
Maschine gesäubert werden. Die Uebersetzungsverhältnisse sind so genommen, daß drei
Besenstriche auf 1 Fuß des Weges kommen. Nehmen wir nun die Breite der Maschine zu
nur 1 Klafter an und betrage die gekehrte Fläche nur 2000° per Stunde, so wird bei zehnstündiger Arbeitszeit mit
einer Maschine eine Fläche von 2000 Quadratklaftern
gekehrt.
Die hierfür entfallenden Kosten würden sich im Maximum auf 12 fl. ö. W. belaufen (1
fl. für Interessen und Amortisation der Maschine, 1 fl. für Bedienung und 10 fl. für
die Bespannung). Durch Arbeiter gekehrt, würden für 20,000 Quadratklafter in 10
Stunden 120 Arbeiter erfordert, und rechnen wir nur 50
kr. Lohn, so betragen die Kosten 60 fl., somit fünfmal so viel als bei Verwendung
der Maschine.
Fr. Kick.