Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 175, Jahrgang 1865, Nr. , S. 243 |
Download: | XML |
Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Blandin'sche
Schmiervorrichtung für Maschinenwellen, insbesondere über das hierbei anzuwendende
Schmierfett; von Dr. Reinhardt Hoffmann, Director der
Ultramarinfabrik Marienberg bei Bensheim.
Ich habe zum Zweck einer näheren Prüfung einen sogenannten Lubrifacteur-
Blandin von Gebrüder Heucken in Aachen kommen lassen und denselben bis jetzt in seinem Erfolge
so vollständig bewährt gefunden, daß ich den von anderer Seite erfolgten
Empfehlungen des Schmierapparates nichts beizufügen habe.
Dagegen ist es wohl von Interesse, die Resultate einiger Versuche, welche ich über
die Natur des neuen Schmiermaterials angestellt habe, den
Lesern dieses Journals bekannt zu machen.
Das Material zum Füllen des Lubrifacteur-
Blandin wird von oben genannten Verkäufern in
ihrer gedruckten Anleitung zum Gebrauch des Apparates als „Olivenöl von
Malaga in fester kalter Form“ bezeichnet und über seine
Eigenthümlichkeit wörtlich Folgendes gesagt: „Durch das patentirte
Verfahren des Herrn P. Blandin, Civilingenieur in
Rouen (welches Aehnlichkeit mit dem hat, durch welches man im südlichen Rußland
die Buttertheile aus der Milch zieht), wird das Olivenöl von wässerigen und
unreinen Theilen befreit und bekommt so seine Festigkeit. Diese verschiedenen
Theile werden getrennt, d.h. unter sich freigestellt. In diesem Zustande wird
die Schmierkraft geregelt, anhaltend, ist der Temperatur nicht unterworfen und
hängt bloß von der schnelleren oder langsameren Bewegung des mechanischen Motors
ab.“
Meine Versuche zeigen, daß diese Beschreibung sowie der dem Oel durch fremden Zusatz
ertheilte Bittermandelgeruch wohl nur darauf berechnet sind, über seine wirkliche
Natur irre zu führen. Das neue Schmiermaterial besteht nämlich in 109
Gewichtstheilen aus: 65 Theilen reinem Fett, 11 Theilen wasserfreier Seife und 24
Theilen Wasser, nebst Spuren von fremden Bestandtheilen, und enthält diese
Bestandtheile im Zustande einer sehr vollständigen Emulsion. Es besitzt eine
eigenthümliche, pomadeähnliche Consistenz, ist undurchsichtig und etwas schmutzig
weiß, schmilzt nicht bei gelindem Erwärmen, sondern bläht
sich erst beim sehr starken Erhitzen bis über den Siedepunkt des Wassers stark auf,
indem langsam Wasserdampf entweicht. Nur wenn letzterer bei sehr hoher Temperatur
vollständig ausgetrieben worden ist, kommt es zum klaren Fließen und erstarrt dann
beim Erkalten zu einer durchsichtigen schmalzähnlichen und ziemlich festen Masse.
Auf diesen Eigenschaften und besonders darauf, daß das Schmierfett von den
Temperaturverschiedenheiten unseres Klima's in der That nicht merklich in seiner
Consistenz verändert wird, beruhen offenbar die großen Vorzüge desselben und man sollte denken,
daß die Herren Verkäufer keine Ursache hätten, diesen unzweifelhaften Vorzügen durch
oben erwähnte Verschleierung seiner wahren Natur einen geheimnißvollen Anstrich zu
geben. Aber das sogenannte Olivenöl von Malaga in fester kalter Form (mit 24 Proc.
Wasser) wird zu 64 Gulden 10 Kreuzer per Centner
verkauft, während reines Olivenöl zu 35 Gulden im Handel zu haben ist! Hieraus
dürfte sich alles Räthselhafte erklären und auch dann, wenn das Schmierfett oder das
darin enthaltene reine Fett wirklich „nach einem ähnlichen Verfahren wie
im südlichen Rußland die Butter“ bereitet würde, so ist dasselbe und
trotz aller Vorzüge und Ersparniß in der Verwendung mit einem Preisaufschlag von
fast 150 Proc. offenbar theurer bezahlt, als der Verkäufer seinen Abnehmern gern
gestehen mag. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen.)
Einfaches Verfahren zum Zerkleinern großer
Gußeisenstücke.
In der Wochenversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 29. October 1864
theilte Herr L. Gugenheim eine eben so einfache als
sinnreiche Methode mit, um große massive Gußeisenstücke von 100 und mehr Centnern zu
zerkleinern, eine Aufgabe, welche bekanntlich so große Unbequemlichkeiten
verursacht. Er läßt in den zu zertrümmernden Eisenblock ein Loch auf der Dicke
bohren, welches mit Wasser gefüllt und durch einen Stahlzapfen geschlossen wird.
Läßt man darauf den Kallklotz eines Schlagwerkes fallen, so spaltet sich der
Eisenblock beim ersten Schlage in zwei Hälften. (Zeitschrift des österreichischen
Ingenieurvereins, 1864 S. 229.)
Ueber das Vorkommen von Vanadium in Roheisen von Wiltshire;
von Ed. Riley.
Bei einer Untersuchung eines Roheisens von Westbury in Wiltshire, welches aus
oolithischem Eisenerze dargestellt war, hatte der Verfasser früher, als er den mit
Fluor-Wasserstoffsäure und Schwefelsäure abwechselnd behandelten Rückstand von der
Auflösung in Salzsäure mit doppelt-schwefelsaurem Kali schmolz, einen in Wasser
unlöslichen gelatinösen Niederschlag erhalten, den er damals für Titansäure hielt.
Bei genauerer Untersuchung ergab es sich jedoch, daß derselbe nicht Titan, sondern
Vanadium enthielt.
Die beste Methode, das Vanadium aus dem Roheisen abzuscheiden, ist dieselbe, die für
die Trennung von Titan angewendet wird. Man löst das Roheisen fast ganz in
verdünnter Salzsäure, setzt dann concentrirte Salzsäure hinzu und siedet eine Zeit
lang, filtrirt die Eisenlösung von dem dabei resultirenden Graphit und der
Kieselsäure ab, und behandelt den auf dem Filter bleibenden Rückstand dann mit
Aetzkali und hierauf mit Salzsäure, trocknet und glüht über der Gaslampe oder besser
in einer Muffel. Man erhält als Rückstand eine halbgeschmolzene Masse, die aus einer
Mischung von schmelzbarem und unschmelzbarem Oxyd besteht und bei der weiteren
Behandlung in bekannter Weise Vanadinsäure liefert. Das untersuchte Roheisen scheint
mehr Vanadium zu enthalten als das aus dem Erze von Taberg in Schweden und kann dazu
dienen, bedeutende Mengen dieses bisher seltenen Metalles zu liefern. (Journal of the chemical Society, 1864, vol. II. p. 21; Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1864, Nr. 24.)
Darstellung von Thallium aus den Unterharzer
Zinkvitriollaugen.
Die zur Herzog Juliushütte am Unterharze durch einmalige Röstung und Auslaugung der zinkblendereichen
Rammelsberger Bleierze (Braunerze) erhaltenen
Zinkvitriollaugen von 1,441 spec. Gewicht bei 240 C. sind nach Bunsen so reich an Thallium, daß man dieses Metall pfundweise daraus
gewinnen kann, zumal Tausende von Centnern von dieser Lauge zu Gebote stehen. Nach Dr. Neuhoff besitzen 100 Gewichtstheile dieser Lauge folgende
Zusammensetzung:
schwefelsaures
Zinkoxyd
21,740
„
Manganoxydul
8,230
„
Magnesia
0,717
„
Kali
0,581
„
Cadmiumoxyd
0,536
„
Natron
0,443
„
Eisenoxydul
0,386
„
Kupferoxyd
0,285
„
Kalk
0,075
„
Thonerde
0,060
„
Bleioxyd
0,008
„
Lithion
Spur
arsenige Säure
Spur
Antimonoxyd
Spur
Phosphorsäure
Spur
Chlorthallium
0,050
wasserhaltige Schwefelsäure
0,119
Chlorwasserstoffsäure
0,009
Wasser
66,761
–––––––
100,000
Die Ausziehung des Thalliums geschieht nach Bunsen dadurch
auf die einfachste Weise, daß man mittelst eines Zinkbleches Kupfer, Cadmium und
Thallium aus der kalten Lösung ausfällt, das Metallpulver rasch abspült, in einem
Spitzbeutel von Wollenzeug wenige Minuten auswäscht und den Niederschlag mit Wasser,
dem man von Zeit zu Zeit etwas Schwefelsäure zusetzt, digerirt. Dabei lösen sich
unter Wasserstoffentwickelung Thallium und Cadmium leicht auf, während Kupfer
zurückbleibt. Aus der Lösung fällt man mittelst Jodkaliums chemisch reines gelbes
Jodthallium aus, welches durch Decantiren ausgewaschen wird, und aus der
zurückbleibenden Cadmiumlösung das Cadmium durch Zinkblech. 1 Kubikmeter Lauge gibt
in wenigen Tagen, indem sich 7,4 Kilogr. Zink lösen, 6,4 Kil. schwammigen
Niederschlag, welcher 4,2 Kil. Cadmium, 1,6 Kil. Kupfer und 0,6 Kil. Thallium
enthält.
Aus der schwefelsauren Lösung des Cadmiums und Thalliums erfolgen durch 0,5 Kil.
Jodkalium 0,97 Kil. Jodthallium. Aus der schwefelsauren Lösung läßt sich das
Thallium auch als Chlorverbindung niederschlagen, aber es bleibt dann immer noch ein
nicht unbedeutender Theil davon im durch Zink abgeschiedenen Cadmium. Auch läßt sich
aus der rohen Lauge direct durch Jodkalium Jodthallium fällen, wenn man zur
Löslicherhaltung des Kupfers eine hinreichende Menge unterschwefligsaures Natron
zusetzt. In diesem Falle wird aber der Betrieb der Vitriolgewinnung durch die
angewandten Reagentien erheblich gestört. (Im Auszuge aus den Annalen der Chemie und
Pharmacie, Bd. CXXXIII S. 108.)
Nachweisung von Jod, Brom, Chlor in organischen Substanzen;
von Dr. Emil Erlenmeyer.
Ich bin in den letzten Jahren häufig in der Lage gewesen, flüssige organische
Verbindungen, welche aus Jodüren dargestellt waren, auf einen Rückhalt an letzteren
zu prüfen und habe mich dazu folgender höchst einfacher Manipulation bedient.
Von der zu untersuchenden Flüssigkeit bringe man auf bekannte Weise einige Tropfen in
den langen Schnabel eines sogenannten Kügelchens, wie man sie zur Aufnahme von
Flüssigkeiten benutzt, die der organischen Elementaranalyse unterworfen werden
sollen. Das so vorbereitete Kügelchen schiebe man, den offenen Schnabel nach unten
gerichtet, in ein gewöhnliches Proberohr, dessen Boden man auf einer freien Lampe
zum schwachen Glühen erhitzt. Läßt man nun die Flamme auf den Theil des Proberohrs,
wo das geschlossene Ende des Kügelchens liegt, wirken, so ergießt sich die Flüssigkeit in das Rohr
und zersetzt sich an dem glühenden Boden, indem das Jod daraus frei wird.
Ist der Gehalt der Flüssigkeit an Jodür nicht zu gering gewesen, so läßt sich auf
einem weißen Hintergrund oder beim Einsehen von oben ganz deutlich violetter
Joddampf erkennen. Ist die Menge sehr unbedeutend, so läßt sich immer noch mit Hülfe
eines mit feuchtem Stärkekleisterpapier umwickelten Glasstabes, den man in das
Centrum des Proberohrs einführt, Jod nachweisen. Ich habe diese Manipulation sehr
häufig in Anwendung gebracht und sie hat mich niemals im Stich gelassen.
Auch brom- und chlorhaltige Flüssigkeiten lassen sich in ähnlicher Art untersuchen,
man braucht nur nach der Zersetzung der organischen Substanz etwas Wasser in das
Proberohr zu bringen, oder die Mündung desselben unter Wasser, das sich in einem
anderen Proberohr befindet, zu tauchen, die gebildete Brom- oder
Chlorwasserstoffsäure löst sich auf und läßt sich in der, wenn nöthig, filtrirten
Lösung mit Silberlösung, beziehungsweise mit Chlorwasser und Aether oder Chloroform
nachweisen. Auch feste Substanzen lassen sich auf die Halogene prüfen, indem man sie
auf den erhitzten Boden des Proberohrs streut und im Uebrigen wie angegeben
verfährt. (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1864 S. 638.)
Lithionreiche Mineralquelle in England.
In der Nähe von Redrutte in Cornwall ist neuerlich eine heiße Mineralquelle entdeckt
worden, die wohl die reichste an Lithion seyn dürfte, welche man bisher kennt. Ihr
Wasser bricht aus einer Tiefe von etwa 230 Faden hervor, besitzt eine Temperatur von
50° C., eine Dichte von 1,007 bei 15° C., und liefert innerhalb 24
Stunden ungefähr 400 Kilogrm. Chlorlithium.
Nach der von Prof. W. A. Miller ausgeführten Analyse
enthält das Wasser in einem Gallon (4,543 Litern):
Grains
Chlorkalium
14,84
Chlorlithium
26,05
Chlornatrium
363,61
Chlormagnesium
8,86
Chlorcalcium
216,17
schwefelsauren Kalk
12,27
Kieselsäure
3,65
–––––
645,45
nebst Spuren von Chlorcesium, Eisenoxyd, Manganoxyd und
Thonerde. Dieselbe Quantität enthält außerdem 8,91 Kubikzoll Gas, bestehend aus 1,89
Kohlensäure, 1,72 Sauerstoff und 5,30 Stickstoff. (Dr. Phipson im Cosmos, vol. XXV p. 443.)
Ueber das Wild'sche
Saccharometer.
Hr. Dr. C. Scheibler hat das
im polytechn. Journal Bd. CLXXIV S. 146 näher beschriebene neue
Polarisations-Instrument von dem Verfertiger desselben, Hrn. Hofmann in Paris bezogen, um dasselbe im Auftrage des Directoriums des
Rübenzucker-Vereins einer eingehenden Prüfung auf seine Verwendbarkeit zu Zwecken
der praktischen Zuckerfabrication zu unterwerfen, worüber er seinen Bericht in der
Zeitschrift des Vereins für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein, Octoberheft
1864, S. 797 veröffentlicht hat.
Aus den von ihm mit größter Sorgfalt mit dem Wild'schen
Instrument angestellten Versuchen und den Resultaten der Parallelversuche, welche
für dieselben Zuckerlösungen unter Benutzung eines Soleil'schen Saccharometers erhalten wurden, geht hervor, daß beide Saccharometer unter gleichen Umständen, d.h. auf gleiche Rohrlängen bezogen, etwa dieselbe Genauigkeit
besitzen.
Ein Vorzug, worauf das Wild'sche Instrument schon in
seiner jetzigen Form und Einrichtung Anspruch machen kann, ist folgender: Die
Einstellung auf das Verschwinden der Interferenzfransen ist für das Auge viel
weniger ermüdend und angreifend, als das Einstellen auf gleichen Farbenton zweier
Quarzplatten, was namentlich für Praktiker, die täglich eine große Zahl von
Zuckersäften zu untersuchen haben, von großer Bedeutung ist; ja es scheint sogar,
daß Augen, die für Farben ganz unempfindlich sind, sogen, farbenblinde Augen, welche
also weder das Soleil'sche noch Mitscherlich'sche Instrument benutzen können, dennoch mit dem Wild'schen zu arbeiten vermögen.
Uebrigens bedarf das Wild'sche Instrument noch sehr der
Vervollkommnung, ehe es den Anforderungen der praktischen Zuckerfabrikanten
entsprechen dürfte, und zwar bleibt zu wünschen:
1) daß dem Instrumente Beobachtungsröhren von mindestens 200 Millimeter Länge gegeben
werden;
2) daß eine Compensations-Vorrichtung durch Quarzplatten geeigneter Dicke, behufs
Untersuchung concentrirterer Zuckerlösungen dem Instrumente beigegeben und wo
möglich so angebracht werde, daß die Ablesung nicht mehr am Kreise einer Trommel
nach Graden, sondern an einer linearen Scale, etwa nach Procenten einer bestimmten
Normal-Zuckerlösung bewirkt wird;
3) daß schließlich dem Instrumente ein stabileres Stativ statt der Handhabe gegeben
werde, da die Untersuchungen der Zuckerfabrikanten fast nur bei Lampenlicht
stattfinden können.
Patentproceß zwischen Renard und
Levinstein hinsichtlich Girard's Verfahren blaue Anilinfarben darzustellen.
Vor Kurzem wurde in London ein Patentproceß zwischen Renard und Levinstein verhandelt, der in vieler
Hinsicht Interesse erregte. Es handelte sich um das bekannte Verfahren Girard's, blaue Anilinfarben darzustellen (m. s.
polytechn. Journal von 1861, Bd. CLXII S. 297). Girard
erklärte, daß er seine Entdeckung mit de Laire beim
Suchen nach neuen Farben gemacht, in Frankreich drei Patente genommen habe und daß
nach seinem Verfahren bis jetzt für 550–800,000 Thlr. (nach einer späteren
Aussage von de Laire für 1,200,000 Thlr.) Farben
dargestellt worden setzen. Es werde jetzt in Frankreich durch 4–5stündiges
Erhitzen von gereinigtem Anilinroth und Anilin (zu etwa gleichen Theilen) in einer
eisernen Retorte zunächst eine violette Farbe dargestellt, die dann mit mehr oder
weniger starker Salzsäure, je nachdem man eine mehr oder weniger blaue Farbe
darzustellen beabsichtige, in einer emaillirten Pfanne gekocht werde. Das Anilinroth
darf etwas Chlor enthalten, auch lassen sich Rosanilinchlorid, essigsaures,
schwefelsaures etc. Rosanilin ganz gut verwenden. Nach Franc, Mitglied der Firma Gebr. Renard in Lyon,
begann diese Fabrik im April oder Mai 1861 Anilinblau darzustellen und hat seitdem
400,000 Pfd. geliefert; das Anilinroth wurde durch Erhitzen von Anilin mit
Zinnchlorid, auch mit salpetersaurem Quecksilberoxydul dargestellt.
Dr. Hofmann erklärte, daß er
kürzlich mit Dr. Frankland,
Redwood, Warrington etc. Versuche über Darstellung des Anilinblau gemacht,
die essig-, oxal-, schwefel- und arsensauren Salze, sowie das Chlorid von Anilin und
Toluidin verwendet und die einzelnen Salze mit Anilin auf circa 165° C. erhitzt habe; die nöthige Zeit zur Darstellung der
blauen Farbe habe im Minimum zwischen 1 1/2–2 Stunden geschwankt, im Maximum
aber 5 Stunden betragen. Die erhaltene violette Masse wurde zur einen Hälfte auf
Violett, zur anderen auf Blau verarbeitet; für die erstere wurde Wasser mit 2 Proc.,
für die letztere Wasser mit 10 Proc. käuflicher Salzsäure verwendet. Das essigsaure
Rosanilin lieferte am schnellsten Violett, das Chlorid am langsamsten, in jedem Fall
aber wurde ein gutes Blau erhalten. Mit Toluidin war der Proceß ganz ähnlich. Nicholson (Firma Simpson,
Maule und Nicholson) erklärte, daß seine Fabrik
seit Juli 1862 nach Girard's Patent arbeite und den Patenteigenthümern
106,000 Thlr. Abgaben gezahlt habe; man nehme in ihr 20 Pfd. Rosanilin, 60 Pfd.
Anilin und 4 Pinten Essigsäure, erhitze auf 150–2000, zuweilen auf
205° C. – Warrington hatte das Anilinblau
untersucht und darin Spuren von Anilinroth, Anilin und Salzsäure gefunden,
Essigsäure war gar nicht vorhanden. Dieß möchten etwa die wesentlichsten Punkte von
allgemeinerem Interesse seyn, welche von Seiten der Kläger vorgebracht wurden.
Die Angeklagten (Levinstein u. Comp.) erklärten, daß ihr Verfahren nicht das Girard's sey; sie verwendeten Rosanilin, zuweilen auch das Chlorhydrat
davon, in beiden Fällen unter Zusatz von Essigsäure, fügten aber nicht käufliches
Anilin hinzu, sondern den Rückstand, der bei der Fabrication von Magentaroth
überdestillirt und kein Anilinroth liefert. Sie erhitzen 1/2–1 Stunde und
erhalten so eine blaue Farbe, die durch Schwefelsäure oder Salzsäure gereinigt
werden kann. Sie wird durch Schwefelsäure gefällt und dann mit Essigsäure und
Alkohol (1 Unze Säure auf 1 Pinte Alkohol) erhitzt.
Das Resultat der (in der Chemical News, December 1864,
Nr. 263, 264 und 265 mitgetheilten) Verhandlung ist noch nicht bekannt. (Deutsche
Industriezeitung, 1865, Nr. 3.)
Humfrey's Verfahren den Kautschuk
in Petroleum zu lösen.
Man hat mehrfach, aber ohne Erfolg, Kautschuk in rectificirtem Petroleum zu lösen
gesucht; der Kautschuk löst sich zwar leicht, beim Abdampfen bleibt aber ein
pechiger Rückstand, der Kautschuk hat seine Elasticität verloren und ist auch in
anderen Beziehungen unbrauchbar. Nach dem Patent, welches sich Ch. Humfrey in London am 5. Mai 1864 ertheilen ließ (London Journal of arts, December 1864, S. 347), soll man
auf folgende Weise einen guten Erfolg erreichen. Man hat sich zunächst wasserfreies,
rectificirtes Petroleum dadurch zu verschaffen, daß man 450–500 Liter
käufliches rectificirtes Petroleum von circa 0,725 spec.
Gew. in einem gut schließenden, mit einem Rührer versehenen eisernen Gefäße mit
45–50 Litern concentrirter Schwefelsäure von wenigstens 1,840 spec. Gew.
mischt, das Ganze lebhaft umrührt, das Gemisch kurze Zeit absetzen läßt und die
Säure durch einen Hahn am Boden des Gefäßes abzieht. Dann setzt man etwa dieselbe
Menge concentrirter Schwefelsäure zu und wiederholt die Operation. Das Petroleum
wird unter möglichster Beschränkung des Luftzutrittes in ein anderes verschlossenes
und ebenfalls mit einem Rührer versehenes Gefäß decantirt und nach Zusatz von
1–1 1/2 Klgr. Bleiglätte und 1/2 Klgr. Mangansuperoxyd (Braunstein), beide
fein gepulvert, gut umgerührt. So behandelt, ist das Petroleum zum Gebrauch fertig
und wird in einigen Stunden hell. Man kann auch 500 Liter rectificirtes Petroleum in
einem geschlossenen, mit Rührer versehenen Eisengefäße mit 12–13 Klgr. fein
gepulvertem und frisch geglühtem Chlorcalcium gut umrühren, nachdem sich die
Flüssigkeit geklärt hat, in ein anderes Gefäß decantiren, zum zweitenmale mit
calcinirtem Chlorcalcium behandeln und endlich abdestilliren. Dieses letztere
Verfahren ist langwieriger, es erfordert wenigstens mehrere Tage. Der zweite Punkt
besteht darin, daß man sich ganz trockenen Kautschuk verschafft, was man dadurch
erreicht, daß man den kleingeschnittenen Kautschuk in einer warmen Atmosphäre
austrocknet. Den so behandelten Kautschuk digerirt man mit dem auf angegebene Weise
behandelten Petroleum unter Umrühren in einem geschlossenen Gefäße und erhält so
eine beliebig starke Lösung, die aber der Luft, namentlich feuchter, nicht
ausgesetzt werden darf.