Titel: | Selbstthätiges Anhalten von Dampfmaschinen. – Patente der Automatic Stopmotion Company zu Newburyport in Massachussets. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. I., S. 1 |
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I.
Selbstthätiges Anhalten von Dampfmaschinen.
– Patente der Automatic Stopmotion Company zu Newburyport in
Massachussets.
Aus dem Scientific American, Februar 1865, Vol. XII p.
95.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Vorrichtungen zum selbstthätigen Anhalten von
Dampfmaschinen.
Als man den Regulator das erstemal bei der Dampfmaschine in Anwendung brachte, war
dieß gewiß eine eben so große Verbesserung derselben als die, welche dadurch
erreicht wurde, daß man die Ventile selbstthätig gemacht hat. Denn vor der
Einführung des Regulators hatte die Maschine nur einen ungleichen und
unzuverlässigen Gang, sie bewegte sich das einemal zu schnell, das anderemal zu
langsam, und war im Ganzen genommen ein noch unvollendetes Werk.
Nachdem aber Watt den gewöhnlichen Schwungkugelregulator
an seinen Maschinen angebracht hatte, war dem angegebenen Mangel abgeholfen und die
Dampfmaschine erlangte hierdurch als Arbeitsmaschine einen viel größeren Werth. Von
jener Zeit an bis jetzt ist es nun der Gegenstand und das Ziel aller Erfinder
gewesen, diesen Theil der wunderbaren Maschine – wie ja auch sein Name schon
anzeigt – zum Oberaufseher über alle ihre Bewegungen, zum sorgfältigen
Wächter über jeden ihrer Kolbenhube zu machen.
Mit der bloßen Einführung des Dampfes in den Schieberkasten, von wo er durch den
Schieber in den Cylinder gelangt, nicht zufrieden, legten sich fachkundige Männer
die Frage vor, ob der Regulator nicht direct mit dem Hauptventil in Verbindung
gebracht und so ein mehr unmittelbarer Einfluß auf die Geschwindigkeit der Bewegung
ausgeübt und der Kolbenhub auf eine zweckmäßige Art regulirt werden könne.
Bei den Corliß' und anderen Maschinen kam diese Idee zur
Ausführung. Die an dem allbekannten Schwungkugelregulator vorgenommenen
Verbesserungen haben nichts an seinem Wesen geändert, aber sehr zur Erweiterung der
Sphäre seiner Anwendung beigetragen.
Die beigegebenen Abbildungen zeigen noch eine andere Arbeit, welche von dem Regulator
verrichtet werden kann und zwar ist dieß eine sehr wichtige, für welche in
Ermangelung einer einfachen geeigneten Vorrichtung große Summen an Reparaturen
ausgegeben worden sind und manches Tagewerk der Arbeiter verloren gegangen ist. Wenn
der Riemen des Regulators abgleitet oder zerreißt, was ja oft vorkommt, so ist die
Maschine sich selbst überlassen und nimmt eine übermäßige Geschwindigkeit an. Trifft
es sich nun gerade, daß der Maschinist in einem solchen Augenblicke an dem
Drosselventil steht, so kann er dasselbe sogleich schließen und so den
wahrscheinlich hieraus entstehenden Schaden verhüten. Der Maschinist hat aber
Verschiedenem obzuliegen, was seine fortwährende Anwesenheit an der angegebenen
Stelle unmöglich macht; es ist daher natürlich, daß auf diese Weise die Idee zu
einer selbstwirkenden verläßlichen Vorrichtung entstand, mittelst welcher man eben
die Nothwendigkeit beseitigen wollte, daß der Maschinist stets an besagter Stelle
stehe, um auf ein Ereigniß zu warten, das zwar zu jeder Zeit eintreten kann, aber
oft in Monaten nicht eintritt.
Auf Regelmäßigkeit in der Bewegung ist in den meisten Fabriken der größte Werth zu
legen; die Geschwindigkeit der Dampfmaschine nimmt aber sofort zu, wenn der
Regulator durch Zerreißen seines Riemens außer Thätigkeit gesetzt wird. In
Baumwollspinnereien wird durch ein solches Vorkommniß die größte Unordnung
hervorgerufen; bei Mahlmühlen ist dasselbe auch von nachtheiliger Wirkung und in
Maschinenfabriken haben wir abgerissene und zu einem Knäuel gewordene Riemen bei
einer rasch zunehmenden Geschwindigkeit der Wellenleitung gesehen. Alle Fabrikanten,
welche im Besitze von Dampfmaschinen sind, wissen sehr wohl, daß das Zerreißen des
Regulator-Riemens keineswegs ein ungewöhnliches Vorkommniß ist.
Der Zweck der vorliegenden Erfindung ist nun einfach der: den
Regulator zum Anhalten der Maschine in dem Falle zu benutzen, wo der Riemen
abgleitet oder zerrissen wird, und so das zu thun, was sich augenblicklich thun läßt. Auch verschafft die Erfindung
ein Mittel, um die Maschine von irgend einem Raume der Fabrik aus anhalten zu
können, denn nicht selten springen die Hauptriemen, welche die Bewegung aus einem
Raum in den anderen übertragen, von den Riemenscheiben ab und ehe noch der
Maschinist hiervon in Kenntniß gesetzt werden kann, hat die Sache vielleicht schon
nachtheilige Folgen gehabt, die nun verhütet werden können.
Alle diese Zwecke werden auf sehr einfache Art erreicht, wie aus der Betrachtung der
verschiedenen Figuren hervorgeht.
Fig. 1.
– Am 24. August 1858 patentirt.
– Bei dieser Anordnung fallen die Kugeln, wenn der Regulator-Riemen
zerreißen oder von der Scheibe abgleiten sollte, herab und drücken den Hebel A in die Höhe, welcher letztere in Verbindung mit einer
Stange B mit zwei geneigten Ebenen steht. Diese Stange
macht den Hebel frei, welcher mittelst eines Gewichtes oder einer Feder C weit genug vorgeschoben wird, um die Haken von den
Anläufen abzuheben. Dasselbe Resultat kann auch erlangt werden, wenn man einen Draht
an den Hebel befestigt, mittelst dessen die Maschine von jedem Raume aus angehalten
werden kann, sey es nun, daß Jemand von den Riemen oder von den Bewegungstheilen
erfaßt worden ist, oder daß ein Bruch des Bewegungsmechanismus ein sofortiges
Anhalten der Maschine nöthig macht.
Fig. 2.
– Patentirt am 21. October 1862.
– Diese Figur zeigt eine Methode, die Maschine durch Abschneiden des Dampfes
mittelst Einwirkung des Drosselventils anzuhalten. Diese Methode kann auf jede Art
von Maschinen, auf neue oder alte, angewendet werden. Die Einrichtung besteht nur
aus einer Welle A und einem Arme B; letzterer greift über einen Zapfen am Handhebel des Drosselventils.
Wenn der Regulator-Riemen zerreißt oder abgleitet, fallen die Kugeln nieder
und heben den Haken von dem Arm C ab, worauf eine Feder
D an der Welle des Drosselventils dieses letztere
sofort schließt, wie aus den punktirten Linien zu ersehen ist.
Fig. 3.
– Diese Einrichtung ist bei einer verticalen Dampfmaschine anwendbar. In dem
Falle, wo der Treibriemen von seiner Scheibe abgleiten oder zerreißen sollte, fallen
die Schwungkugeln weit genug nieder, um einen (in der Figur nicht sichtbaren) Hebel
mittelst eines geneigten Gleitstückes abzuheben, welches so angebracht ist, daß es
sich in oder außer der Bahn bewegt, wie es jeder einzelne Fall gerade erfordert.
Durch diese Einwirkung wird ein am Ende der stehenden Welle A angebrachtes Sperrrad frei; in Folge dessen wird die Welle genöthigt
sich umzudrehen und zwar durch eine Feder B, welche
stark genug ist, um die Haken C von den Zapfen D zurückzustoßen. Diese Haken setzen die Hauptventile in
Thätigkeit, welche sich aber zu bewegen aufhören, wenn beide von einander getrennt
werden.
Fig. 4.
– Diese Anordnung findet bei einer doppelten Maschine statt. Sollte der
Regulator-Riemen zerreißen oder von seiner Scheibe abgleiten, so würden die
Kugeln weit genug herabfallen, um den geraden oder gekrümmten Arm A frei zu machen und dieß würde dann das Loslassen und
Aufheben eines Zapfens in der geschlitzten Kuppelung mittelst einer Feder B herbeiführen, welche die geneigten Ebenen weit genug zurückstößt, um die
Haken von ihren Nasen wegzudrücken und so die Maschine anzuhalten.
Fig. 5.
– Wenn die Schwungkugeln des Regulators aus irgend einer Ursache
niederfallen, so stößt der Haken, dessen unteres Ende eine geneigte Ebene bildet, an
einen Daumen A an, der beliebig nach oben oder unten
umgedreht werden kann, und wird derselbe von seinem Zapfen abgestoßen, wornach dann
eine Feder – die zum Aufheben des hinteren Endes eines Auslösungshebels B angebracht wird – im Stande ist, die Schuhe C weit genug von ihren Haltern niederzudrücken. Die
Federn werden in jedem Falle so befestigt, daß eine ganz ungehinderte Wirkung des
Regulators möglich ist.
Fig. 6.
– Diese Anordnung ist für Maschinen nach Green's
Patent berechnet; sie kann aber auch auf andere Maschinen verschiedener Bauart
angewendet werden. Ist eine Maschine nach dem System von Green vorhanden, und es zerreißt oder gleitet der Regulator-Riemen
ab, so bewegt sich die Welle hoch genug, um den Hebel A
aus seinem Einschnitt B herauszustoßen (siehe den
Durchschnitt Fig.
6a) und dadurch die Welle frei zu machen,
welche mittelst einer Feder C tief genug niedergestoßen
wird, um auf die Daumen zu drücken, wenn diese an den Nasen vorbeikommen. An der
Innenseite der Kuppelung werden einige Federn angebracht, weil sie sich hier besser
ausnehmen als an der Außenseite.
Fig. 7.
– Diese Einrichtung besteht aus einem geraden oder gebogenen Hebel A, welcher in eine Kugel B
endigt; beide sind an den Schuh C mittelst einer
Regulirungsschraube D befestigt, um die Stellung des
Hebels A zu justiren, der nämlich unter jedem
gewünschten Winkel gestellt werden kann. Tritt eine größere Geschwindigkeit ein, so
wird diese Kugel weit genug zurückgeworfen, um den Schuh aus seiner Stellung zu
heben, wie die punktirten Linien zeigen. Bei einer Green-Maschine kann die Kugel an die Gleitstange zu dem Zweck befestigt
werden, um die Daumen niederzudrücken, so daß sie passiren können, ohne zu fassen.
Diese Vorrichtung ist ganz unabhängig von dem Regulator.
Fig. 8.
– Bei dieser Anordnung ist A ein gabelförmiger
Hebel, dessen eines Ende an das Gehäuse B des Regulators
befestigt ist, dessen anderes von einer Spiralfeder C
unterstützt wird. Der gabelförmige Hebel A wird von dem
Auslösungshebel B und zwar mittelst des Knopfes oder
Armes D in Thätigkeit gesetzt, welcher sich nach oben
und unten umdrehen kann. Sobald die Schwungkugeln herabfallen, drücken sie den
gabelförmigen Hebel weit genug nieder, um die Schuhe E
von ihren Nasen abzuheben. Die Erfindung mag wie immer angewendet werden, niemals darf sie der
freien Bewegung des Regulators hinderlich seyn und in allen Fällen kann ein Draht an
die Vorrichtung zum Anhalten befestigt werden und so die Maschine aus jedem Raume
eines oder mehrerer Fabrikgebäude aus der Entfernung angehalten werden.