Titel: Neues System Kanonenrohre zu schmieden.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. VIII., S. 15
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VIII. Neues System Kanonenrohre zu schmieden. Mitgetheilt vom Artillerie-Hauptmann Dy. zu Cassel. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Hitchcock's System Kanonenrohre zu schmieden. Im Scientific American vom 21. Januar 1865 berichtet Hr. Alonzo Hitchcock zu New-York unter obiger Aufschrift über seine Art Kanonenrohre zu schmieden, indem er die bezügliche Stelle aus der von Hrn. Alexander L. Holley herausgegebenen Schrift Ordnance and Armor mittheilt, nachdem er zuvor als Einleitung darauf hingewiesen hat, welche Schwierigkeiten das Schmieden großer Stücke mit zu leichten Hämmern habe, wie leicht dabei Krystallisationen der vom Schlage des Hammers nicht zur Bewegung gebrachten Theilchen des Werkstückes entständen, wie schwierig es ferner sey durch gewöhnliches Schmieden hierbei eine Homogenität der ganzen Masse zu erzielen, wie wenig endlich alle bisher bekannten Schmiedemethoden dazu angethan wären, Wellen oder Geschützrohre von zwei bis fünf Fuß Durchmesser anzufertigen u.s.w. Die Holley's Ordnance and Armor entnommene Stelle ist nun folgende: „Dem von Hrn. Alonzo Hitchcock, zur Erlangung einer vollkommenen Schweißung schwerer, durch Schmiedearbeit herzustellender Geschützrohre vorgeschlagenen Fabrications-Systeme entsprechendentspechend, hat man zunächst die Erhitzung des Eisens stets nur in Flammöfen mit Fernhaltung allen Schwefels oder sonstiger Kohlenverunreinigungen vorzunehmen. – Die Geschützrohre werden aus Ringen von entsprechender Größe zusammengesetzt, welche aus Eisen oder geringem Stahle ohne Schweißung zu bilden sind. – Alle diese Ringe sind so eingerichtet, daß sie sich bei ihrer Aneinanderschweißung zum Darstellen des Geschützrohres zuerst immer in ihrer Mitte mit einander vereinigen müssen, die Schlacke also frei austreten kann. – Der Ambos b, Fig. 15, steht auf dem Kolben c einer hydraulischen Presse e, so daß er mit dem Hinzukommen neuer Ringe allmählich gesenkt werden kann. – Der Ofen f befindet sich zwischen dem Ambose b und dem Dampfhammer h. – Zuerst wird der zum Bilden der Rohrmündung bestimmte Ring und zwar in einer solchen Weise auf den beweglichen Ambos b aufgebracht, daß der Ofen ihn zur Schweißhitze bringen kann. – Mittlererweile werden in einem anderen Theile des Ofens aber auch schon weitere Ringe, in der Figur bei k dargestellt, durch ihrer größeren oder geringeren Massenhaftigkeit entsprechende Hitzen zum Schweißen vorbereitet und die beiden ersten Ringe des Rohres dann, ohne sie aus der, nur wenig Sauerstoff enthaltenden Atmosphäre des Ofens herauszubringen, durch wenige Schläge des Dampfhammers zu einem einzigen Ganzen miteinander vereinigt. – Hierauf wird der bewegliche Ambos um die Stärke eines Ringes gesenkt, u.s.w. – Mag das herzustellende Wertstück nun auch noch so groß seyn, die jedesmal zusammenzufügenden Theile desselben können bei diesem Verfahren dem vorhandenen Hammergewichte immer ganz genau angepaßt werden und der Hammer hat es bei einer so geleiteten Fabricationsweise auch immer nur mit einer einzigen Fuge zu thun, während der bereits geschmiedete Rohrtheil hierbei als starre Säule gewissermaßen nur eine Fortsetzung des Amboses bildet.“ „Hiernach dürfte diesem Verfahren wohl das Vorhandenseyn aller zum Herbeiführen einer gesunden Schweißung dienlichen Mittel zugeschrieben werden. – Die von einigen Eisengewerken gemachte Einwendung, daß bei einer Hitze, welche das größere Stück zum Schweißen bringe, ein kleineres verbrennen müsse, ist gar nicht stichhaltig, weil man bei dem jetzigen Standpunkte der Technik die Hitzegrade zweier Oefen stets mit der größten Genauigkeit reguliren kann, und die auf dem beweglichen Ambose befindliche Masse bei dieser Fabricationsweise immer schon heiß ist, ehe man den hinzuzufügenden Ring in das eigentliche Schweißfeuer hineinbringt. – Vielleicht würde der bewegliche Ambos aber, statt auf Wasser, auch wohl auf eine zu seiner Höhenregulirung dienende Schraube aufgesetzt werden können, da letztere in diesem Falle keinen allzugenauen Gang zu haben braucht, und die Wucht der Hammerschläge zunächst immer von dem zu schmiedenden Werkstücke aufgenommen wird.“ „Mechanische Schwierigkeiten ernster Art stehen einer solchen Fabricationsmethode nicht entgegen, und die Kosten des betreffenden Apparates werden sich durch Lieferung guter Arbeit bezahlt machen. Hitchcock's ursprüngliche Absicht gieng dahin, die Geschützrohre aus dicken gegossenen Ringen, welche dann in der Walzmaschine zu Rohren gestreckt werden sollten, herzustellen, wodurch aber wohl ein sehr körniges Gefüge des Rohrmaterials entstehen dürfte. – Vorstehend beschriebene Methode dagegen erscheint auch ganz vorzüglich noch zur Verbesserung von Armstrong's Verfahren, die Geschützrohre aus CoilsMan vergleiche das in Bd. CLXIX S. 95 und 96 dieses Journals über Armstrong's modificirte Anwendung der Blakely'schen Rohrconstructionsmethode Gesagte. zusammenzusetzen, geeignet.“ Schließlich wird von Hrn. Hitchcock noch darauf aufmerksam gemacht, daß seine oben beschriebene Methode des Geschützrohrschmiedens auch zur Darstellung von Wellen sehr geeignet sey und um weitere Informationen zu ermöglichen die volle Adresse desselben: A. Hitchcock, Nos. 4 and 6, Pine Street, New-York angegeben.

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Tafel Tab. I
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