Titel: | Inhalationsapparat von Dr. E. Siegle, Arzt in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XXII., S. 66 |
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XXII.
Inhalationsapparat von Dr. E. Siegle, Arzt in
Stuttgart.
Aus dem London Journal of Arts, Februar 1865, S.
93.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Siegle's Inhalationsapparat.
Dieser Apparat ist dazu bestimmt, Flüssigkeiten zum Zwecke der Inhalation in
Staubform überzuführen. Bisher construirte man solche Apparate der Art, daß sie
mittelst comprimirter Luft oder Flüssigkeit wirkten, und es war daher ein Blasebalg
oder eine Druckpumpe nothwendig, um letztere auf den erforderlichen Grad zu
comprimiren, ehe der Apparat wirken konnte.
Nach dieser Erfindung werden anstatt comprimirter Luft erhitzte Dämpfe angewendet,
welche bessere Vehikel für die in die Lunge zu leitende Flüssigkeit sind, und der
Apparat ist auch so zu sagen ein selbstthätiger.
Figur 20
stellt den Apparat im Verticaldurchschnitt dar. Er besteht aus einem Metallgehäuse
a mit dem Deckel a'; an
letzterem ist an der einen Seite der Vorsprung k
angebracht. In dem Gehäuse befindet sich eine Weingeistlampe b, mit einer zur Regulirung der Flamme dienenden Schraube b'. Oberhalb der Lampe ist ein Gefäß c, welches das in Dampf zu verwandelnde Wasser enthält;
dasselbe ist durch den Stöpsel c' dicht verschlossen.
Ein gekrümmtes Rohr d geht durch den Stopfen hindurch
und leitet den Dampf durch eine sehr feine Spitze hinaus. Mit dieser Röhre ist eine
zweite oder Saugröhre h durch die gebogene Röhre i verbunden; sie endigt ebenfalls in einer Spitze mit
feiner Oeffnung und taucht unten in die im Gefäß G
befindliche zu verdampfende Flüssigkeit ein. Der aus d ausströmende
Dampf nimmt letztere Flüssigkeit in Form eines unfühlbaren Dunstes mit.
In das den Dampf enthaltende Gefäß taucht das Thermometer e ein, dessen Quecksilbersäule, wenn der Apparat gehörig functionirt,
zwischen den Punkten 1 und 2 oscillirt; übersteigt das Quecksilber aber diese Höhe,
so muß die Temperatur alsbald durch Herabdrehen der Lampe erniedrigt werden.
– Die kleine Weingeistlampe l dient nöthigenfalls
zum Erwärmen der zu verdampfenden Flüssigkeit.
Die Vortheile dieses Apparates, wie sie sich auch in der Praxis bewährt haben, sind
folgende:
1) Erzeugung des Nebels mit einer Temperatur von 15° bis 20° C.,
während andere Apparate denselben nur von 9° und 8° C. liefern;
2) viel beträchtlichere Zertheilung desselben als bisher;
3) Unmöglichkeit mangelhaften Functionirens; bei den alten Apparaten verstopften sich
die feinen Oeffnungen für das Entweichen des Nebels leicht, was hier bei Anwendung
des Dampfes nicht geschehen kann;
4) bei den Apparaten mit comprimirter Luft nimmt die Kraft sehr rasch ab, so daß man
von Zeit zu Zeit die Luft wieder comprimiren muß;
5) der ganze Apparat ist aus Glas gemacht, was den Ersatz defecter Theile sehr
erleichtert.