Titel: | Eine neue Suppe für Kinder; von Justus v. Liebig. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XXIII., S. 68 |
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XXIII.
Eine neue Suppe für Kinder; von Justus v. Liebig.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, März 1865, S.
374.
Liebig, über eine neue Suppe für Kinder.
Für Mütter, welche des Glückes entbehren, ihre Kinder selbst stillen zu können, oder
denen es an Nahrung für ihren Säugling mangelt, ist die Wahl einer für dessen
Ernährung geeigneten Speise ein Gegenstand von Wichtigkeit; Gewohnheit und Gutdünken
entscheiden meistens darüber, und da die einfachen Ernährungsgesetze, welche diese
Wahl bestimmen sollten, den Personen meistens ganz unbekannt sind, denen sie
überlassen werden muß, so wird häufig in der frühesten Jugend die körperliche
Entwickelung der Kinder durch die Art ihrer Auffütterung beeinträchtigt (siehe meine
chemischen Briefe, 30. Brief, S. 57). Es ist leicht verständlich, daß ein Kind,
welchem die Milch seiner Mutter versagt ist, ohne Amme (deren Wahl schwierig und oft
mit Gefahren anderer Art für das Kind verbunden ist) nur dann in der rechten Weise
ernährt werden kann,
wenn die Speise, die man ihm reicht, denselben Ernährungswerth wie die Frauenmilch
hat.
Um hierüber eine richtige Vorstellung zu gewinnen, dürfte es vielleicht nützlich
seyn, daran zu erinnern, daß die Milch zweierlei Stoffe enthält, die zu
verschiedenen Functionen im Organismus dienen; aus dem Käsestoff in der Milch
entsteht der Hauptbestandtheil des Blutes; aus diesem der Hauptbestandtheil des
Fleisches; die Butter und der Milchzucker der Milch dienen für mancherlei andere
Zwecke im Körper und werden, in letzter Form, zur Erzeugung der animalischen Wärme
verbraucht.
Die Speise des Menschen und das Futter der Thiere haben eine der Milch darin ähnliche
Zusammensetzung, daß sie stets aus einer Mischung von zweierlei Stoffen bestehen,
wovon der eine die nämliche Rolle wie der Käsestoff, der andere die Rolle des Fettes
und des Milchzuckers übernimmt, so zwar, daß durch die Nahrung die Blut- oder
Fleischerzeugung und die Temperatur des Körpers erhalten werden.
Die Samen der Getreidearten enthalten einen Stoff, der mit dem geronnenen Käsestoff,
die Samen der Leguminosen, die Erbsen und Bohnen einen Stoff, der mit dem Käse, wie
er in der Milch enthalten ist, identisch ist. In dem Getreidemehl ist zwar kein
Milchzucker und nur wenig Fett enthalten, aber es ist reich an Stärkemehl, welches
im Magen in Zucker übergeführt wird.
Für die normale Unterhaltung des Lebensprocesses ist das Verhältniß an blut-
und wärmeerzeugenden Stoffen in der Nahrung des Thieres nicht gleichgültig; um an
seinem Körpergewichte zuzunehmen oder zu wachsen, bedarf ein Individuum nicht nur
ein steigendes Maaß von Nahrung, sondern auch ein verschiedenes Verhältniß von
blut- und wärmeerzeugenden Bestandtheilen in der Nahrung.
Es ist das große Verdienst von Haubner, die Bedeutung des
richtigen Verhältnisses zwischen beiden Classen von Substanzen in der Ernährung der
Thiere, auf welche ich in meinen chemischen Briefen aufmerksam gemacht hatte, zuerst
bei den Landwirthen auf praktischem Wege zur Geltung gebracht zu haben, und es ist
jetzt durch die sich daran anschließenden bewundernswürdigen Untersuchungen von Henneberg, Stohmann, Lehmann, Knop, Arendt, Bähr, Pincus und Anderen die Grundlage zu einer Ernährungslehre
gewonnen worden, durch welche der Landwirth oder Fleisch- und Milcherzeuger
in den Stand gesetzt ist, die Milch in der Ernährung des Kalbes, oder das Heu, das
Universalnahrungsmittel, welches die Natur den grasfressenden Thieren darbietet,
durch die Mischung der ihm zu Gebote stehenden Futtermittel von Rüben, Hafer-,
Roggenstroh, Kartoffeln, Repskuchen, Erbsenmehl u.s.w. so zu ersetzen, daß die
letzteren einen der Milch oder dem Wiesenheu gleichen Ernährungseffect
hervorbringen.
Die ebenerwähnten Untersuchungen haben ergeben, daß wenn die fleisch- und
wärmeerzeugenden Nährstoffe, dem Lebensalter und dem Bedürfnisse des Individuums
entsprechend, in dem richtigen Verhältnisse dargereicht werden, beide ein Maximum
von Nähreffect hervorbringen.
Ein Mangel an wärmeerzeugenden Bestandtheilen kann durch einen Ueberschuß von
bluterzeugenden Stoffen ersetzt werden, aber dieser Ueberschuß verliert alsdann sein
Vermögen, das Körpergewicht zu vermehren. Die wärmeerzeugenden Stoffe sind unfähig
zur Erzeugung des Blutes: bei einem Ueberschuß über das richtige Verhältniß hinaus
verliert dieser seine Wirksamkeit.
Es ist hierbei vorausgesetzt, daß man dem Individuum so viel Speise reicht, als es
Neigung oder Appetit zum Essen hat.
Wenn wir uns denken, daß ein Knabe zur einfachen Erhaltung seines Körpergewichtes 0,5
(1/2) Unze blut- und fleischbildende Nährstoffe bedarf, so wird er diese in
der Kartoffelnahrung erhalten, wenn er im Stande ist, täglich 1 1/2 Pfund (24 Unzen)
gedämpfte Kartoffeln zu verzehren; zur Vermehrung seiner Muskelsubstanz würde er
eine größere Quantität genießen müssen.
Die Kartoffeln enthalten auf 1 Gewichtstheil blutbildende Substanz 9 bis 10, sagen
wir zehn Gewichtstheile wärmeerzeugenden Stoff (Stärkemehl). In 24 Unzen gedämpften
Kartoffeln sind 5 Unzen Stärkemehl enthalten, von denen nur 2 1/2 Unzen zur
Wärmeerzeugung in seinem Körper verbraucht werden; der Rest von 2 1/2 Unzen
belästigt seine Eingeweide und geht ohne Nutzen wieder ab.
In 5 Unzen Erbsen sind nun eine Unze blutbildende Substanz (also so viel als in 48
Unzen gedämpfter Kartoffeln) und 2,5 Unzen Stärkemehl enthalten. Es ist klar, daß
wenn wir eine Mischung von 12 Unzen gedämpfen Kartoffeln und einem Erbsenbrei, aus 2
1/2 Unzen Erbsen bereitet, machen, so haben wir darin:
blutbildendeSubstanz
wärmeerzeugendeSubstanz
12 Unzen Kartoffeln
enthalten
0,250
2,50 Unzen
2 1/2 „
Erbsen
„
0,500
1,25 „
––––––––
––––––––––––––––––––––––––––
14,5 Unzen
im Ganzen
0,750
3,75 Unzen
oder das Verhältniß = 1 : 5, wie es dem Bedürfniß des Körpers
des Knaben entspricht. Der Knabe wird nicht allein diese Mischung von 14 1/2 Unzen
Erbsenbrei und Kartoffeln leichter bewältigen als die früheren 24 Unzen Kartoffeln allein, die
ihn unvollständig ernährt haben, sondern er wird auch in diesem kleineren Gewichte
seiner Nahrung 1/4 mehr blutbildende Nährstoffe genießen, ein Ueberschuß, der für
den Knaben nothwendig ist zum Wachsen, d.h. um sein Körpergewicht zu vermehren.
Dieses Beispiel dürfte die Grundsätze anschaulich machen, welche mich in der
Zubereitung einer Speise für Säuglinge geleitet haben; wie erwähnt, haben sie sich
bei der Ernährung der Thiere in der Fleisch- und Milcherzeugung auf eine
bemerkenswerthe Weise bewährt.
Die Zusammensetzung der Milch ist nicht constant; ihr Gehalt an Caseïn,
Milchzucker und Butter wechselt mit den Nahrungsmitteln, mit welchen das Individuum
ernährt wurde. Nach den Analysen von Haidlen enthielt die
Milch einer gesunden Frau in 100 Theilen 3,1 Caseïn, 4,3 Milchzucker und 3,1
Butter; die Frauenmilch ist im Allgemeinen ärmer an Caseïn als Kuhmilch.
Nimmt man an, daß 10 Theile Butter in dem thierischen Körper dieselbe wärmeerzeugende
Wirkung hervorbringen als 24 Thle. Stärkemehl, und eben so 18 Thle. Milchzucker die
von 16 Thln. Stärkemehl, so läßt sich mit Hülfe dieser Zahlen der Ernährungswerth
der Milch mit dem des Mehls der Getreidearten vergleichen, wenn wir Butter und
Milchzucker in ihren Aequivalenten von Stärkemehl ausdrücken.
In dieser Weise finden wir, daß enthalten sind:
blutbildendeStoffe
wärmeerzeugendeStoffe
in Frauenmilch
1
3,8
„ Kuhmilch, frisch
1
3
„
„
abgerahmt
1
2,5
„ Weizenmehl
1
5
Die Frauenmilch ist ärmer an Salzen als die Kuhmilch, sie reagirt aber stärker
alkalisch und enthält mehr freies Alkali, welches in den
verschiedenen Milchsorten Kali ist.
Es ist klar, daß wir leicht eine Mischung von Milch und Mehl (einen Milchbrei)
berechnen können, welche genau die Verhältnisse von blut- und
wärmeerzeugenden Nährstoffen wie die Frauenmilch enthält (nämlich 1 : 3,8), aber sie
würde in anderen Beziehungen die Frauenmilch nicht ersetzen können, da das
Weizenmehl sauer reagirt und sehr viel weniger Alkali enthält als die Frauenmilch
und (wir müssen dieß voraussetzen) wie zur normalen Blutbildung erforderlich ist.
Auch wenn das Stärkemehl zur Nahrung des Kindes nicht ungeeignet ist, so wird doch,
durch dessen Ueberführung in Zucker in der Magenverdauung, dem Organismus eine unnöthige Arbeit
auferlegt, die demselben erspart wird, wenn man vorher das Stärkemehl in die
löslichen Formen des Zuckers und Dextrins überführt. Dieß kann mit Leichtigkeit
geschehen, wenn man dem Weizenmehl eine gewisse Quantität Malzmehl zusetzt. Wenn man
Milch mit Weizenmehl zu einem dicken Brei kocht und diesem eine gewisse Menge
Malzmehl zusetzt, so wird die Mischung nach einigen Minuten flüssig und nimmt einen
süßen Geschmack an.
Auf dieser Ueberführung des Stärkemehls in Zucker und einer Ergänzung des Alkalis in
der Milch beruht die Darstellung der neuen Suppe, die ich jetzt beschreiben
will.
Die käufliche abgerahmte Kuhmilch enthält selten mehr wie 11 Proc. feste
verbrennliche Stoffe (4 Caseïn, 4,5 Zucker, 2,5 Butter); 10 Thle. Kuhmilch, 1
Thl. Weizenmehl und 1 Thl. Malzmehl liefern eine Mischung, welche sehr nahe den
Ernährungswerth der Frauenmilch besitzt:
blutbildendeBestandtheile
wärmeerzeugendeBestandtheile
10 Thle. Kuhmilch enthalten
0,4
1,00
1 Thl. Weizenmehl enthält
0,14
0,74
1 Thl.
Malzmehl „
0,07
0,58
–––––––––––––––––––––––––––––
0,61
2,32
= 1
3,8.
Das Malzmehl enthält 11 Proc. blutbildenden Stoff, von welchem aber nur 7 Thle. in
die Suppe übergehen.
Da das Weizenmehl und Malzmehl sehr viel weniger Alkali enthalten als die
Frauenmilch, so muß dieses bei der Bereitung der Suppe zugesetzt werden; ich habe
gefunden, daß der Zusatz von 7 1/4 Gran doppelt-kohlensaurem Kali, oder von 3
Grm. oder 45 Gran einer Lösung von einfach-kohlensaurem Kali, welche 11 Proc.
kohlensaures Kali enthält, genügt, um die saure Reaction beider Mehlsorten zu
neutralisiren.
Bei der Zubereitung der Suppe verfährt man auf folgende Weise:
Man bringt 1 Gewichtstheil Weizenmehl (1/2 Unze) in das zum Kochen der Suppe dienende
kleine Gefäß und setzt unter beständigem Umrühren in kleinen Portionen die Milch
nach und nach zu, indem man das Zusammenballen des Mehls zu Knollen sorgfältig
verhütet; man erhitzt diese Mischung unter fleißigem Umrühren zum Sieden und erhält
sie im Sieden 3 bis 4 Minuten lang und entfernt das Kochgeschirr vom Feuer.
Man wiegt jetzt 1 Gewichtstheil (1/2 Unze) Malzmehl ab, mischt dieses sorgfältig mit
45 Gran (3 Grm.) von der erwähnten Lösung von einfach-kohlensaurem Kali und
mit 2 Gewichtstheilen Wasser und setzt diese Mischung dem Milchbrei unter beständigem Umrühren
zu; man bedeckt alsdann das Gefäß, um die Abkühlung zu vermeiden, und läßt es eine
halbe Stunde ruhig stehen.
Es ist zweckmäßig, nach dem Zusatz des Malzmehls das Gefäß in heißes, beinahe
kochendes Wasser zu stellen, so daß die Mischung länger warm bleibt; sie wird
dadurch dünner und süßer. Nach dieser Zeit bringt man das Ganze zum zweitenmal auf
das Feuer, läßt es einmal aufkochen und gießt jetzt die Suppe durch ein feines
Draht- oder Haarsieb, in welchem die Kleie des Malzmehls zurückbleibt.
Für diejenigen, welche mit dem Maischproceß bekannt sind, bedarf es keiner
Erinnerung, daß die Temperatur nach dem Zusatz des Malzes 66° C. (151°
F. = 53° R.) nicht übersteigen soll. Die obige Vorschrift ist so berechnet,
daß man, die Zeit eingerechnet die man zum Abwägen und Mischen des Wassers mit dem
Malzmehl braucht, nach dessen Zusatz zum heißen Milchbrei eine Mischung mit einer
Temperatur von 66° C. hat.
Das folgende Verfahren ist einfacher und, wie Köchinnen behaupten, bequemer als das
eben beschriebene:
Man wiegt 1 Loth Weizenmehl, 1 Loth Malzmehl und 7 1/2 Gran
doppelt-kohlensaures Kali ab, mischt sie erst für sich, sodann unter Zusatz
von 2 Loth Wasser und zuletzt von 10 Loth Milch, und erhitzt unter beständigem
Umrühren bei sehr gelindem Feuer, bis die Mischung anfängt, dicklich zu werden; bei
diesem Zeitpunkt entfernt man das Kochgefäß vom Feuer und rührt 5 Minuten lang um,
erhitzt auf's Neue und setzt wieder ab, wenn eine neue Verdickung eintritt, und
bringt zuletzt das Ganze zum Kochen. Nach der Absonderung der Kleie von der Milch
durch ein feines Sieb ist die Suppe zum Gebrauche fertig.
Weizenmehl. – Man wählt dazu gewöhnliches frisches
Mehl, nicht das feinste oder Vorschußmehl, welches reicher an Stärkemehl ist als das
ganze Mehl.
Malz. – Von jedem Bierbrauer kann man sich leicht
Gerstenmalz verschaffen. In Deutschland oder vielmehr in München wird das Malz so
stark gedörrt, daß das Stärkemehl vieler Körner halb geröstet erscheint. Dieses Malz
zur Suppe verwendet gibt ihr einen Brodgeschmack, der nicht unangenehm ist;
gewöhnlich enthält das Malz viele Unkrautsamen beigemischt, welche man mit der Hand
auslesen muß. Eine gewöhnliche Kaffeemühle dient zur Darstellung des Malzmehls, es
muß ebenfalls durch ein nicht allzufeines Haarsieb von den Spelzen getrennt werden;
Malz aus Gerste ist dem aus Hafer, Weizen oder Roggen dargestellten vorzuziehen.
Einfach-kohlensaures Kali. – Zur
Darstellung der Lösung dient das gewöhnliche Kali carbon.
depuratum der Apotheker; man löst in einem Pfunde (16 Unzen) Wasser 2 Unzen
Kali carbonicum depuratum auf. Nimmt man
Brunnenwasser, so schlägt sich gewöhnlich etwas kohlensaurer Kalk nieder; nach einer
Stunde wird die Flüssigkeit vollkommen hell und klar. Das kohlensaure Kali darf
nicht schmierig oder feucht seyn. – Das doppelt-kohlensaure Kali ist
das gewöhnliche krystallisirte Salz.
Bemerkung. – Um das etwas lästige Abwiegen des
Mehls zu vermeiden, diene die Bemerkung, daß ein gehäufter Eßlöffel voll Weizenmehl
ziemlich genau 1/2 Unze (1 Loth) wiegt; ein gehäufter Eßlöffel voll Malzmehl, zur
Hälfte mit einem Kartenblatt abgestrichen, wiegt ebenfalls 1/2 Unze.
Für das Abmessen der Kalilösung dient ein gewöhnlicher Fingerhut, welcher damit
gefüllt nahe 3 Gramme (45 Gran, 2,8 Kubikcentimeter) von der Kalilösung faßt.
Für die Milch und das Wasser läßt man sich bei einem Apotheker in ein gewöhnliches
Becherglas 2 Unzen, sodann 5 Unzen Wasser abwiegen und bemerkt den Stand beider
Mengen Flüssigkeit, indem man außen einen Streifen Papier anklebt.
Wenn die Suppe richtig bereitet ist, so ist sie süß wie Milch und ein weiterer
Zuckerzusatz ist unnöthig; sie besitzt die doppelte Concentration der Frauenmilch
und kann, was bei Säuglingen nicht unwichtig ist, im Saugglase dargereicht werden.
Wenn sie bis zum Sieden erhitzt worden ist, so behält sie ihre gute Beschaffenheit
24 Stunden lang; geschieht dieß nicht, so wird sie sauer und gerinnt wie die Milch;
wird der Zusatz von Kali versäumt, so läßt sie in der Regel sich nicht zum Kochen
erhitzen, ohne zu gerinnen. Bei Abwesenheit des Kalis wird die Suppe
schwerverdaulich wie gewöhnlicher Milchbrei.
Die Bereitung der eben beschriebenen Suppe ist zunächst dadurch veranlaßt worden, daß
einer meiner Enkel von seiner Mutter nicht ernährt werden konnte, und ein zweiter
neben der Milch seiner Mutter noch einer concentrirteren Speise bedurfte; die Väter
beider Kinder sind Aerzte, die ihre Wirkung wohl zu beurtheilen vermochten. Sie hat
sich in meiner und noch in anderen hiesigen Familien, wo sie eingeführt wurde, als
ein vortreffliches Nahrungsmittel bewährt, und ich selbst genieße häufig diese
Suppe; sie vertritt beim Kaffee die Stelle eines ziemlich guten Rahms (Sahne oder
Obers).
Die Suppe hat einen schwachen Mehl- oder Malzgeschmack, an den sich die Kinder
bald so gewöhnen, daß sie diese Speise jeder anderen vorziehen. Ein hiesiger Arzt,
Hr. Dr. Vogel, welcher eine
ausgedehnte Kinderpraxis hat, versuchte diese Suppe in den Familien ärmerer Leute
einzuführen; in der Regel hatte er bei diesen keinen Erfolg, weil der dicke
Milchbrei beim Zusatz des Malzmehls seine Consistenz verlor und dünnflüssig wurde.
Die Leute bildeten sich ein, daß die Nahrhaftigkeit derselben mit der Dicke des
Breies in Verbindung stehe und durch das Malz vermindert werde.