Titel: Thompson's Vorschlag, Gewehr- und Geschützrohre durch Walzwerke darzustellen.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XXXI., S. 105
Download: XML
XXXI. Thompson's Vorschlag, Gewehr- und Geschützrohre durch Walzwerke darzustellen. Nach dem London Journal of arts, November 1864, S. 279. Mit Abbildungen auf Tab. II. Thompson's Methode, Gewehr- und Geschützrohre durch Walzwerke darzustellen. In genanntem Journal ist das am 19. Januar 1864 an James Thompson von Bilston in Staffordshire ertheilte Patent auf Verbesserungen in der Anfertigung von Feuerwaffen veröffentlicht, dessen Inhalt eine Methode der Darstellung von Gewehr- und Geschützrohren zur Anschauung bringt, welche, an sich interessant, auch noch eine historische Bedeutung hat, indem diese Methode, wie Referent vor etwa fünfzehn Jahren auf der Gewehrfabrik zu Schmalkalden persönlich von einem damals aus Ungarn zurückkehrenden Arbeiter vernahm, in letzterem Lande während des Revolutionskrieges von 18 48/49 zur raschen Anfertigung von Gewehrläufen wirklich und von gutem Erfolge begleitet, angewendet worden ist. Das Wesentliche dieser Anfertigungsmethode besteht darin, das Gewehr- und Geschützrohr vermittelst Anwendung von Walzwerken in der Weise ohne Schweißnaht darzustellen, daß man zunächst einen cylindrischen Eisen- oder Stahlblock, Fig. 26, von der erforderlichen Massenhaftigkeit ausschmiedet und diesen dann vermittelst Dorn und Dampfhammer zu einem, in Fig. 27 dargestellten, hohlen Cylinder umgestaltet, indem der massive Block, mit dem gehörigen Hitzegrade versehen, in eine durch Fig. 29 dargestellte Matrize eingesetzt, und vermittelst derselben central unter die Achse des in Fig. 28 dargestellten Dampfhammers gebracht wird, welcher den Metallblock dann durch einen, zur Ermöglichung seines leichteren jedesmaligen Wiederemporziehens, schwach conisch gestalteten Stempel M so bearbeitet, daß die central liegenden Metalltheile nach der Mantelfläche des massiven Blockes hingepreßt werden und letzterer so allmählich eine Durchlochung erhält. Der Block kann hierbei, wenn er sehr viel Masse hat, nach der wiederholt zu gebenden Hitze auch abwechselnd von seinen beiden Stirnflächen aus mit dem conischen Dorne oder Stempel bearbeitet werden; bei den zur Darstellung von Flintenläufen gehörigen Metallstücken dieser Art genügen aber schon drei bis vier Hitzen und für centrale Führung des Stempels M sorgt in allen Fällen eine in der Matrize F, K eingesetzte, in ihrer Mitte durchlochte Scheibe g, s. Fig. 29. Die so hergestellten durchlochten Cylinder werden dann in der gewöhnlichen Weise durch Ausschmieden unter dem Rohrhammer, aus der durch Fig. 27 dargestellten Form in verlängerte Hohlcylinder mit oder ohne Stollenansatz umgewandelt, wie es durch die Figuren 30 und 31 versinnlicht ist, und hiernach treten endlich, um den so weit fabricirten Rohren unter entsprechendem Hitzegrade ihre vollendete Gestalt zu geben, Walzwerke ein, Fig. 32. Die oberen, die unteren, oder auch beide Rollen dieser Walzwerke haben Rinnen von der Rohrform entsprechender Gestalt und können außerdem noch mit Einsetzstücken versehen werden, welche die Fixirung des zu bildenden Rohres in den Rollen, sowie daraus folgend, die Gestalt seines Pulverkammer-Endes näher bestimmen. Walzwerke von der durch Fig. 32 dargestellten Form liefern solchergestalt z.B., wenn man sich das Einsetzstück T hinweg, den auf seinen Dorn R aufgesetzten Rohrcylinder S, S also bis E', F' in die Walzen eingeschoben denkt, beim Umdrehen der letzteren nach den ihnen beigefügten Pfeilrichtungen hin, ein nach der Mündung zu conisch verjüngtes und mit einem Zündstollen versehenes Rohr, wie letzterer durch r, C' in Fig. 34 angedeutet ist und der Seelendurchmesser desselben entspricht dann der im Vollen gemessenen Weite des im Stocke U durch seine Ansetzscheibe t festgehaltenen cylindrischen Rohrdorns R (Fig. 32). – Damit ein solches Rohr ferner möglichst nett, und ohne jede Walznaht zum Vorschein komme, läßt man dasselbe gewöhnlich vier Walzeneinschnitte J, K, L, M, Fig. 33, von allmählich immer kleiner werdenden Dimensionen durchlaufen, in denen der Zündstollen zweimal horizontal und zweimal vertical zu liegen kommt, so daß das Rohr bei seiner Folge von Durchläufen durch das Walzwerk also jedesmal 90 Grad um seine Seelenachse herum gedreht wird. Soll aber ein Rohr mit etwas kürzerem Zündstollen-Ansatze, z.B. wie s, C', Fig. 34, dargestellt werden, so bedient man sich des Einsetzstückes T, Fig. 32. – Will man ferner zur beliebigen Auswahl derjenigen unteren Rohrstelle, wo der Zündstollen eines Flintenlaufes demnächst ausgearbeitet werden soll, den ganzen unteren Theil des Rohres mit einer Metallverstärkung r, C', D', r, Fig. 34 oder wie Fig. 37 u. 38 umgeben haben, so muß neben Beseitigung des Einsetzstückes T, Fig. 32, dann dem Einschnitt-Anfange der unteren Walze eine eben solche Erweiterung gegeben werden, wie sie durch F', V in der oberen Walze repräsentirt ist. – Soll das darzustellende Rohr endlich gar keinen Stollenansatz haben, so versetzt man den Einschnitt F', V, Fig. 32, mit dem Einsetzstücke G, Fig. 35; soll es kürzer, beziehungsweise an seinem Schwanzschraubenende dünner werden, so dient hierzu das in Fig. 36 dargestellte Einsetzstück. Dy.,          Artillerie-Hauptmann.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    II
Tab. II