Titel: | Chemisch-technologische Notizen; von Prof. Dr. Rudolph Wagner. |
Autor: | Johannes Rudolph Wagner [GND] |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XL., S. 132 |
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XL.
Chemisch-technologische Notizen; von Prof.
Dr. Rudolph Wagner.
Wagner, chemisch-technologische Notizen.
I. Chlorometrie. – Die von mir im Jahre 1859 in
Vorschlag gebrachte Chlorkalkprobe
Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift, Bd. I S. 81; polytechn.
Journal Bd. CLIV S. 146. ist so rasch auszuführen und gibt so überaus genaue Resultate, daß sie an
vielen Orten die übrigen Methoden der Chlorkalkprüfung verdrängt hat. Wie es scheint
ist indessen diese Thatsache nicht allgemein bekannt, denn Mohr
Mohr, Titrirmethode 1862, S. 255. sagt in seinem Lehrbuche der Titrirmethode (2. Aufl.): „Es
geschieht nur ungern, daß ich die eigentliche Chlorometrie der Bleichsalze
dieser schönen Methode (scil. der Bestimmung des
Chlors durch unterschwefligsaures Natron) entziehen muß, trotz der gewichtigen
Empfehlung des Hrn. Dr. Rudolph Wagner.“ Hätte Hr. Mohr sich die Mühe genommen, meine Methode der Chlorkalkprüfung, so wie ich sie beschrieben habe, einer vorurtheilsfreien
Prüfung zu unterwerfen, so würde er, wenn er gerecht seyn wollte, gefunden haben,
daß der Vorwurf, man sey in der Lage, Chlorsäure mitzubestimmen, ein durchaus
ungerechtfertigter ist, da „verdünnte Salzsäure nur bis zur schwach sauren
Reaction zugesetzt wird“, folglich die zur Zersetzung des Chlorates
erforderliche Säure gar nicht vorhanden ist.Eine concentrirte Lösung von chlorsaurem Kali gibt mit verdünnter Salzsäure
in der Kälte keine Spur von Chlor.
Belege.
a)
1 Grm. Chlorkalk (A) gab nach meiner Methode
21,52 Proc. Chlor;
b)
1 Grm. desselben Chlorkalkes gab bei einem zweiten, dritten und
viertenVersuche 21,55, 21,55, 21,55 Proc. Chlor;
c)
1 Grm. desselben Chlorkalkes gab mit Anwendung der Flüssigkeit
vonVersuch a) 21,50 Proc. Chlor;
d)
1 Grm. desselben Chlorkalkes gab mit Benutzung der Flüssigkeit
vonVersuch c) 21,52 Proc. Chlor;
e)
1 Grm. desselben Chlorkalkes mit 0,1 Grm. chlorsaurem Kali
gemischt,gab 21,53 Proc. Chlor;
f)
1 Grm. desselben Chlorkalkes mit 0,5 Grm. chlorsaurem Kali
gemischt,gab 21,55 Proc. Chlor;
g)
1 Grm. des nämlichen Chlorkalkes, nach Penot-Mohr's Verfahren mittelst arsenigsaurem Natron geprüft,
gab 21,35 Proc. Chlor;
h)
1 Grm. Chlorkalk (B) gab nach meiner Methode
geprüft 25,26 Proc.Chlor;
i)
1 Grm. Chlorkalk (B) gab nach Penot-Mohr geprüft 25,02 Proc.Chlor;
k)
1 Grm. Chlorkalk (B) gab mit Flüssigkeit von
h) 25,28 Proc. Chlor;
l)
1 Grm. Chlorkalk (B) gab mit Flüssigkeit von
k) 25,30 Proc. Chlor;
m)
1 Grm. Chlorkalk (B) gab mit 0,1 Grm.
chlorsaurem Kali 25,26 Proc.Chlor.
Vorstehende Belege mögen genügen. Ich könnte sie mit Leichtigkeit vermehren, wenn ich
die Resultate der Chlorkalkproben, die als Versuche während meiner Vorlesungen über
Maaßanalyse seit fünf Jahren angestellt worden, anführen wollte. Es ist mir die
Genugthuung geworden, von Praktikern meine Chlorkalkprobe als die beste aller Proben bezeichnen zu hören. Ich meinerseits
bin weit entfernt davon, sie über die Penot-Mohr'sche zu
stellen, doch hat sie vor letzterer das voraus, daß die immerhin unangenehme
Anwendung von Arsenikalien vermieden ist. Das zurückbleibende Gemenge von Jodnatrium
und tetrathionsaurem Natron läßt sich, sobald es sich in größerer Menge angesammelt
hat, mit Vortheil statt des Jodkaliums zur Bereitung von Jodblei, rothem
Jodquecksilber oder zur Erzeugung von Jodsilber zu photographischem Gebrauche
anwenden. – Fr. Schulze (in Rostock) beschreibt in
seiner „gasvolumetrischen Analyse“
eine Methode der Chlorkalkprüfung, welche sich auf die
Messung des Stickstoffgases gründet, das durch Chlor aus Ammoniak freigemacht wird.
Dem Urheber dieser Methode ist wohl das gleichlautende Verfahren von Zenneck
Journal für technische und ökonomische Chemie, 1830, Bd. X S. 293; Bd. XIII
S. 273; Bd. XVI S. 221. nicht bekannt? Ein Jahr nach Zenneck (1830)
traten Henry und Plisson
Polytechn. Journal Bd. XLII S. 360;
Journal für technische u. ökonomische Chemie Bd. XII S. 266. mit ihrem Volumenchlorometer auf, in welchem die Menge des Chlors im
Chlorkalk ebenfalls durch eine äquivalente Menge von Stickstoffgas repräsentirt
wird.
II. Kaligewinnung aus Feldspath und ähnlichen Gesteinen.
– Die von Ward angegebene Methode durch
Aufschließen des fein
gepulverten Gesteines mit einem Gemenge von Flußspath und Kreide – Ward nennt seine Methode des Aufschließens „the calcifluoric attack“ – scheint
nach den neuesten Nachrichten (trotz der gegentheiligen Behauptungen Dullo's
Polytechnisches Centralblatt, 1865 S. 411.) in der That die günstigsten Resultate ergeben zu haben, insofern es
gelungen ist, zum erstenmal (am 22. Januar 1861.) aus einem Feldspath die Gesammtmenge des darin befindlichen Kalis (13,68 Proc.)
als Aetzkali abzuscheiden. Diese Versuche würden zweifelsohne Epoche in der
chemisch-technischen Welt gemacht haben – A. W. Hofmann wohnte den neuen, im großen Maaßstabe angestellten Versuchen im
December 1863 bei und bezeugt das vollständige Gelingen derselben – wären sie
nicht in eine Zeit gefallen, in welcher der Carnallit als Kaliquelle den
kalihaltigen Feldspath total in den Hintergrund drängt. Da geologische Gründe dafür
sprechen, daß der Carnallit auch noch anderswo auf der Erdoberfläche als in Staßfurt
angetroffen werden wird, so dürfte die Frage der Kaligewinnung aus feldspathigen
Gesteinen ad calendas, graecas vertagt seyn. –
Das von Ward (unter der Mitwirkung von Hauptmann Wynants in Brüssel) herrührende Verfahren besteht darin,
daß man den bis zur Feine des Portland-Cementes gemahlenen Feldspath mit fein
gepulvertem Flußspath oder auch dem als Nebenproduct fallenden Fluorcalcium der
Kryolithfabriken (die Menge des Fluors, das man als Fluorcalcium zusetzt, soll der
in dem Gesteine enthaltenen Kalimenge äquivalent seyn) und einem Gemenge von Kreide
und Kalkhydrat mengt und in Gypsöfen, Gasretorten, Cementbrennöfen etc. frittet, und
die gefrittete Masse, welche in Folge des Kreidezusatzes porös und deßhalb leicht
auszulaugen ist, mit Wasser auslaugt, wo das Kali des Feldspaths sofort als Aetzkali
in die Lösung übergeht. Der ausgelaugte Rückstand ist Cement und wird als solcher
verwendet. Es sey beiläufig bemerkt, daß J. Scattergood
die Kaligewinnung aus einem grünen eisenschüssigen Sand
von New-Jersey, welcher 5,010 Proc. enthält, anstrebt.
Das vortheilhafteste Verfahren soll darin bestehen, daß man den Sand mit Pyrit
gemengt röstet, um schwefelsaures Kali (oder auch Alaun) darzustellen.
Was die Ueberführung des schwefelsauren Kalis in Potasche analog dem
Sodabildungsproceß von Leblanc betrifft, so theilte mir
Professor E. Kopp brieflich (unterm 10. Januar 1865) mit,
daß eine bedeutende Menge von Kalisulfat unter seiner Leitung in der großen
Sodafabrik zu Dieuze in Potasche übergeführt worden sey. Das Resultat war ein sehr
günstiges, aber
merkwürdigerweise bildete sich dabei eine verhältnißmäßig große Menge von Cyan- und
Schwefelcyankalium. Die Bildung von Cyanverbindungen ist ein unangenehmer Umstand,
der sich besonders geltend macht, wenn die so erhaltene Potasche zur Umsetzung von
Natronsalpeter (behufs der Kalisalpeterproduction) Anwendung finden soll. Die
Mutterlaugen sind in diesem Falle außerordentlich explosiv und müssen mit größter
Vorsicht behandelt werden. Aus 1 Ctr. Mutterlauge erhielt Hr. Kopp 330 Grm. Schwefelcyankupfer.
III. Essigsaure Thonerde. – Die Leichtigkeit, mit
welcher Thonerde aus Natronaluminat dargestellt werden kann, hat, wie A. W. Hofmann in seinen Londoner Ausstellungsberichten sagt,
die Veranlassung gegeben, daß man gegenwärtig die essigsaure Thonerde durch Auflösen
von Thonerde in Essigsäure darstellt. Um eine in Essigsäure leicht lösliche Thonerde
zu erhalten, darf man zum Zersetzen des Natronaluminates nicht Kohlensäure
verwenden, sondern muß sich der Salzsäure bedienen (wobei freilich das Natron nicht
mehr als Soda gewonnen werden kann). Die durch Kohlensäure gefällte Thonerde hält
energisch kohlensaures Natron zurück, welches, wie behauptet wird, die Löslichkeit
in Essigsäure wenn nicht verhindert, doch mindestens sehr erschwert. Wie ich
gefunden habe, läßt sich eine in Essigsäure leicht lösliche und von Natron fast
freie Thonerde aus Natronaluminat darstellen, wenn man mit Kohlensäuregas wie
gewöhnlich fällt, aber nach dem Trennen des pulverigen Thonerdehydrats von der
Sodalösung den Niederschlag mit einer Lösung von essigsaurer Thonerde, die etwas
freie Essigsäure enthält, einige Tage lang digerirt. Eine Chloraluminiumlösung
leistet dasselbe. Ist Absatz oder Verwendung für essigsaures Natron vorhanden, so
läßt sich auch essigsaure Thonerde zum Zersetzen des Natronaluminates anwenden.
IV. Arsensaures Natron. – Da in den Zeugdruckereien
das arsensaure Natron in der Regel vor dem Gebrauch mit kohlensaurem Natron
gesättigt wird, so hat man seit einigen Jahren angefangen, gesättigtes arsensaures Natron in den Handel zu bringen. Man stellt dieses
Salz durch Auflösen des nach dem Verfahren von Higgins
Polytechn. Journal Bd. CLXXIV S.
323. bereiteten Natronarseniates in einer Lösung von kohlensaurem Natron und
Krystallisirenlassen der Lösung dar. Es hat nach Fresenius
Journal für praktische Chemie Bd. LVI S. 33. die Formel AsO⁵, 2 NaO, HO + 24 HO und enthält in 100 Theilen:
Arsensäure
28,59
Natron
15,42
Wasser
55,99
–––––
100,00
Die Bereitung des zu photographischen Zwecken dienenden
Jodcalciums läßt sich ökonomisch vortheilhaft mit der
Darstellung von arsensaurem Natron vereinigen, wenn man Jod in ein Gemenge von
arseniger Säure mit Kalkmilch einträgt, so lange dasselbe noch gelöst wird:
AsO³ + 5 CaO, HO + 2 J = AsO⁵, 3 CaO + 2 CaJ + 5
HO
das in Lösung befindliche Jodcalcium von dem unlöslichen
Kalkarseniat trennt und letzteres durch Kochen mit einer Lösung von kohlensaurem
Natron in arsensaures Natron überführt. Wendet man statt des Kalkes Baryt an, so
kann man aus dem arsensauren Baryt mittelst Schwefelsäure Arsensäure darstellen, die billiger zu stehen kommt, als die mittelst
Salpetersäure dargestellte. Wäre in den Theerfarbenfabriken zur Ueberführung des
Nitrobenzols in Anilinöl anstatt des Béchamp'schen
Verfahrens die vortreffliche Methode von Wöhler, nach
welcher die Reduction mit Hülfe einer alkalischen Lösung von arseniger Säure
geschieht, üblich, so könnte bei der Darstellung des Anilinöls als werthvolles
Nebenproduct arsensaures Natron in großer Menge erhalten werden.
V. Quecksilberchlorid. – Seit einigen Jahren wird
das Quecksilberchlorid in großen Mengen in der chemischen Technik verwendet. Außer
zum Imprägniren von Eisenbahnschwellen, zu welchem Zweck trotz der Kupfer- und
Zinksalze, der Carbolsäule, des Torfkreosots und wie die Substanzen alle heißen,
welche zum Conserviren des Holzes vorgeschlagen und angewendet worden sind,
alljährlich noch außerordentlich große Mengen von Sublimat Verwendung finden (unter
anderen noch auf den großherzoglich badischen Bahnen, wozu für die Jahre 1865 und
1866 eine Lieferung von 600 Centnern – im Werthe von mindestens 105,000 fl.
– ausgeschrieben ist), dient das Quecksilberchlorid zur Herstellung gewisser
Theerfarben, in dem Zeugdruck als weiße Reservage, welche die Aufnahme des Indigs
aus der Küpe an den reservirten Stellen verhüten soll, entweder für sich oder in
Verbindung mit Salmiak oder mit Chlornatrium als Mittel zum Conserviren anatomischer
und ähnlicher Präparate und endlich in gewissen Fällen, in welchen die
hervorragendste Eigenschaft des Sublimates, bei Gegenwart organischer und auch
einiger anorganischer Körper, in Calomel und freies Chlor zu zerfallen, welches letztere bei
Vorhandenseyn von Wasser ozonisirend wirkt, nutzbar gemacht wird.
Es ist daher eine leicht ausführbare und wohlfeile Methode der Darstellung von
Quecksilberchlorid ein seit Jahren gehegter Wunsch der Producenten dieser
Verbindung. Die Vorschriften, welche die pharmaceutische Chemie für die Bereitung
von Sublimat gibt, sind durchweg zu umständlich und zu kostspielig; mit wenigen
Ausnahmen wenden sie das Princip der Sublimation – einer im Großen
langwierigen und gesundheitsschädlichen Operation – an, die, wenn es sich um
die Darstellung eines technischen Präparates handelt, wenn nur immer möglich,
ausgeschlossen werden muß. Es blieb daher nur der nasse Weg übrig, auf welchem
indessen nur eine Methode existirt, nämlich diejenige, die auf dem Lösen von
Quecksilberoxyd in Salzsäure begründet ist. Letzteres Verfahren ist auch in der That
das in den meisten chemischen Fabriken zur Darstellung des Quecksilberchlorids und
zwar mit Erfolg angewendete. Die Schattenseite dieser Methode, die bei fabrikmäßigem
Betriebe mehr als bei der Darstellung des Sublimates zu pharmaceutischem Gebrauch
sich geltend macht, ist eine Folge des Umstandes, daß der Darstellung des
Quecksilberchlorids die des Oxydes vorangehen muß, und das Quecksilberoxyd läßt sich
im Großen bekanntlich nur mit Aufopferung großer Mengen von Salpetersäure bereiten.
Läßt sich die Anwendung der letzteren, mit welcher unangenehme Arbeiten, wie Mischen
des erhaltenen Quecksilbernitrates mit Quecksilber und Erhitzen des Gemenges
verknüpft sind, umgehen, so ist für die Darstellung des Quecksilberchlorids schon
viel gewonnen. Ich schlage deßhalb folgende Methode vor, die sich darauf
gründet:
α) daß beim Erhitzen von Quecksilber mit
concentrirter Schwefelsäure bis zum völligen Verschwinden des Quecksilbers neutrales
schwefelsaures Quecksilberoxyd sich bildet, welches in 100 Th. aus 73 Th.
Quecksilberoxyd und 27 Th. Schwefelsäure besteht. Die dabei sich bildende schweflige
Säure dient, wie unten angegeben werden wird, zur Darstellung von Quecksilberchlorür
oder zur Bereitung von schwefligsaurem Kalk oder von unterschwefligsaurem
Natron;
β) daß beim Behandeln von neutralem
schwefelsaurem Quecksilberoxyd mit einem großen Ueberschuß siedenden Wassers dieses
Salz in ein basisches Salz (Mineralturpeth), dessen Zusammensetzung annähernd durch
die Formel 3 HGO, SO³ ausgedrückt werden kann, in 100 Th. 90 Th.
Quecksilberoxyd und 10 Th. Schwefelsäure enthaltend, und in freie Schwefelsäure
zerfällt, nach der Gleichung:
3 (HgO, SO³) + 2 HO = 3 HgO, SO³ + 2 SO³,
HO.
Die freie Schwefelsäure enthält etwas Quecksilberoxyd;
γ) daß neutrales wie basisches schwefelsaures
Quecksilberoxyd durch Salzsäure vollständig zersetzt werden in Quecksilberchlorid
und in freie Schwefelsäure.Zuerst von Fr. Mohr (vergl. Commentar zur
preußischen Pharmacopoe, 1863 S. 336) nachgewiesen. Mineralturpeth wird demnach beim Erhitzen mit gewöhnlicher Salzsäure in der
Art zersetzt, daß unter Freiwerden von Schwefelsäure Quecksilberchlorid sich
abscheidet. Bei der neuen Methode der Quecksilberchloridbereitung ist mithin das in
der Salzsäure aufzulösende – mit Hülfe von Salpetersäure dargestellte
– Quecksilberoxyd durch das basisch-schwefelsaure Quecksilberoxyd
ersetzt;
δ) die durch die Operationen β und γ
erhaltenen sauren und quecksilberhaltigen Flüssigkeiten werden auf geeignete Weise
verwendet, am rationellsten, wenn es der Modus der Wärmeproduction in der Fabrik
gestattet, in der Art, daß man die Flüssigkeit wieder in concentrirte Schwefelsäure
überführt und von neuem zum Auflösen von Quecksilber verwendet. Bei dem billigen
Preise des Barythydrates läßt sich auch das schwefelsaure Quecksilberoxyd mittelst
Baryt fällen und aus dem aus Quecksilberoxyd und Barytweiß bestehenden Niederschlage
das Quecksilberoxyd durch Salzsäure ausziehen;
ε) die sich durch die Operation α entwickelnde schweflige Säure wird entweder
sofort verwendet oder in einem Gasometer aufgefangen, welcher dieselbe Einrichtung
hat wie das Chlorgasometer der Papierfabriken. Die schweflige Säure wird entweder
zur Darstellung von Calomel (nach Wöhlers
Polytechn. Journal Bd. CXXXII S.
434. Methode) verwendet, indem man sie durch eine erwärmte Lösung von 1 Th.
Quecksilberchlorid in 2,5 Th. gewöhnlichem AlkoholDer Alkohol scheint mir bei dieser Methode der Darstellung des
Quecksilberchlorürs bei weitem dem Wasser vorzuziehen zu seyn.W. leitet, oder zur Darstellung von unterschweflig saurem Natron,
schwefligsaurem Ammoniak oder zum Zersetzen von Schwefelwasserstoff verwendet. Die
vortheilhafte Verwendung der schwefligen Säure zum Zersetzen des
Schwefelwasserstoffs, der bei so vielen Processen massenhaft als Nebenproduct
auftritt, von vielen Seiten in Zweifel gezogen, ist in England nichts Neues mehr.
Wenngleich von dem Schwefel der schwefligen Säure und des Schwefelwasserstoffs nur
50 bis 60 Proc. als Schwefel gewonnen werden, so treten doch die 40 bis 50 Procent
restirender Schwefel in Form von Pentathionsäure auf, die durch Kochen mit
Natronlauge in
unterschwefligsaures Natron übergeführt wird, nach der Gleichung
2 (S⁵O⁵) + 5 NaO, HO + 25 HO = (NaO,
S²O² + 5 HO
oder mit Worten 16 Kilogr. Schwefel der Pentathionsäure
liefern 124 Kilogr. unterschwefligsaures Natron.
Die zuerst von Berzelius
Berzelius, Jahresbericht 1840, Bd. XXI S.
142. beobachtete Eigenschaft des Chlormagnesiums, in wässeriger Lösung
Quecksilberoxyd beim Erhitzen zu lösen (55,5 Th. Chlormagnesium lösen 108 Th.
Quecksilberoxyd, um unter Abscheidung von Magnesia 135,5 Th. Quecksilberchlorid zu
bilden), welche später von H. Rose
H. Rose, Handbuch der analytischen Chemie Bd. II
S. 45. zur Trennung der Magnesia von den Alkalien anzuwenden vorgeschlagen wurde,
läßt sich selbstverständlich auch zur Darstellung des Sublimates im Großen
verwenden. Durch Fällen aus einer Lösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd mit
Aetznatron erhaltenes und gut ausgewaschenes gelbes Quecksilberoxyd löst sich schon
in der Kälte sofort in einer Chlormagnesiumlösung, wobei die entsprechende Menge
Magnesia gefällt wird. Die chlormagnesiumhaltigen
Flüssigkeiten, die bei der Verarbeitung des Carnallits
erhalten werden, können mithin zur Quecksilberchloridbereitung dienen. Soll das
Quecksilberchlorid zu gewissen technischen Verwendungen wie zum Imprägniren von
Schwellen dienen, in welchem Falle eine Verunreinigung mit Chlorkalium nicht
nachtheilig ist, so kann man das Quecksilberoxyd ohne Weiteres in einer
Carnallitlösung durch Erhitzen lösen und die von der abgeschiedenen Magnesia durch
Absetzenlassen getrennte Flüssigkeit verwenden. Die durch Abdampfen der mit
Quecksilberoxyd gesättigten Flüssigkeit erhaltene trockene Salzmasse, aus 2 Aeq.
Quecksilberchlorid und 1 Aeq. Chlorkalium (oder in 100 Th. aus 78,7 Th.
Quecksilberchlorid und 21,3 Th. Chlorkalium) bestehend, kann eben so gut wie das
reine Quecksilberoxyd zur Darstellung der Rosanilinsalze Verwendung finden.
Letzteres Salz, zuerst von Rammelsberg
Poggendorff's Annalen Bd. XC S. 34. dargestellt, verdient von Seite der chemischen Technik die vollste
Beachtung. Es hat im krystallisirten Zustande die Formel KCL, 2 HgCl + 2 HO.
Würzburg, 31. März 1865.