Titel: | Zur Darstellung des Magnesiums; von E. Reichardt. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XLII., S. 141 |
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XLII.
Zur Darstellung des Magnesiums; von E. Reichardt.
Reichardt, über Darstellung des Magnesiums.
Die gewöhnliche Methode Magnesium abzuscheiden ist jetzt diejenige von Deville und Caron, mit den
Verbesserungen von Wöhler.Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. CI S. 359 und 632; Jahresbericht von Liebig und Kopp 1857,
S. 148. 600 Grm. Chlormagnesium werden mit 100 Grm. vorher geschmolzenen
Chlornatriums (oder besser einer Mischung von 7 Th. Chlornatrium und 9 Th.
Chlorkalium) und 100 Grm. reinen Fluorcalciums nach vorherigem Pulvern der Zusätze
gemengt, dem Gemenge 100 Grm. Natrium in Stücken zugesetzt und diese darin
vertheilt. Diese Masse wird mittelst eines Eisenbleches in einen stark glühenden
Tiegel eingetragen und letzterer geschlossen, bis die Einwirkung beendigt ist,
worauf man umrührt und vor dem völligen Erstarren nochmals rührt, um die zerstreuten
Magnesiumkügelchen zu vereinen. Nach Wöhler läßt man dann
den Tiegel ruhig erkalten und nimmt nach dem Zerschlagen die Magnesiumkugel heraus.
Durch Behandeln mit Wasser kann noch das weitere, in kleinen Kugeln vorhandene
Metall von der Schlacke gesondert werden. Wöhler wendete
an Stelle des Chlormagniums auch ein Gemisch von Chlormagnium und Chlornatrium an,
durch Eindampfen der Lösungen und Schmelzen des Rückstandes erhalten.
Die Bereitung des Chlormagniums geschieht hierzu nach der von Liebig angegebenen Vorschrift, daß man Chlorammonium mit Chlormagnium in
Lösung mischt, verdunstet und den Rückstand schmilzt, bis sämmtliches Ammoniaksalz
verflüchtigt ist. Diese Operation hat sehr viel Lästiges, die Menge der Dämpfe und
vor Allem die Masse, welche in dem großen Tiegel zusammenschwindet und endlich das
wasserfreie geschmolzene Chlormagnium ergibt. Sollte vor dem Glühen das Gemisch von
Salmiak und Chlormagnium nicht ganz scharf ausgetrocknet worden seyn, so erhält man
sehr leicht überhaupt kein reines MgCl, sondern nicht brauchbare Gemische desselben
mit MgO.
Weit leichter läßt sich für diesen Zweck das jetzt in Staßfurt in so großer Menge, auch ganz rein vorkommende Doppelsalz von KCl
und MgCl anwenden – der Carnallit. H. Rose und Oesten bewiesen
dieses wichtigste Kalisalz Staßfurt's als KCl + 2 MgCl + 12 HO und gaben ihm den
Namen Carnallit. Dieses Mineral findet sich entweder ganz rein und ungefärbt oder
gewöhnlich röthlich, bis lebhaft fleischfarben. Die Färbung ist dann durch äußerst
wenig Eisenglimmer hervorgerufen, welcher bei dem Lösen in Wasser sich abscheidet
und unter dem Mikroskop als sehr schöne regelmäßige sechsseitige Tafeln sichtbar
ist. Ohne alle Schwierigkeiten kann man den Carnallit scharf eintrocknen und bei
allmählicher Steigerung der Wärme schmelzen. Gewöhnlich hat diese geringe
Beimischung von Eisenglimmer auf das zu erzielende Magnesium gar keinen Einfluß,
jedoch kann durch einmaliges Lösen und Filtriren der Lösung auch diese fremde
Substanz entfernt werden. Den geschmolzenen Carnallit gießt man sogleich auf blankes
Eisen oder Stein aus und kann ununterbrochen weiter entwässern und schmelzen, so
lange der Tiegel es gestattet, welcher auch hier bei dem Erkalten fast regelmäßig
zerspringt. Obigen 600 Grm. MgCl entsprechen genau 1068 Grm. KCl + 2 MgCl, worin
natürlich über 400 Grm. KCl enthalten sind, welche in dieser Verbindung die leichte
Schmelzbarkeit bedingen. Mit geringen Abänderungen gestaltet sich die Methode von
Deville und Caron bei
Anwendung von Carnallit folgend:
1000 Grm. geschmolzener Carnallit werden fein zerrieben schnell mit 100 Grm. reinen
Flußspathes gemischt und mit 100 Grm. Natrium in Stückchen geeignet gemengt wie oben behandelt.
Die Ausbeute entspricht der gewöhnlichen bei Anwendung von MgCl. Größere Variationen
hinsichtlich des Carnallites oder des Flußspathes ergaben mir keine günstigen Resultate.
Die Einwirkung des Natriums auf das Gemisch geht äußerst ruhig vor sich, jedoch muß
darauf geachtet werden, daß der Carnallit nicht mit Kieserit – schwefelsaurer Talkerde – gemischt sey. Ein
solches Gemisch zeigt sich schon durch das ungleiche Aussehen des Minerals –
Kieserit ist weiß, opak bis undurchsichtig, – durch die Abscheidung bei dem
Schmelzen u.s.w. Sollte Kieserit mit in die
Natriumreaction gelangen, so entstehen Detonationen oder Explosion.
Von den zahlreichen Fabrikanten in Staßfurt dürfte der Carnallit leicht völlig rein
zu erhalten seyn. (Jen.
Zeitschr. I. 4.)