Titel: | Ueber Ausschmelzen von Talg; von Dr. H. L. Buff. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. XLIII., S. 143 |
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XLIII.
Ueber Ausschmelzen von Talg; von Dr. H. L. Buff.
Buff, über Ausschmelzen von Talg.
AppertPolytechn. Journal, 1829, Bd. XXXI S. 454. hat vor längerer Zeit vorgeschlagen, den Rohtalg mit einem Drittel seines
Gewichtes Wasser im papinischen Topfe bei 115 bis 130° C. auszuschmelzen. Da
hierbei leicht ein Anbrennen der häutigen Theile erfolgt, hat dieser Vorschlag keine
Anwendung gefunden. Eine experimentelle Prüfung desselben führte mich zu einer sehr
guten Methode den Talg auszuschmelzen, welche ich in dem Folgenden mittheile.
Dieselbe verlangt einen schmiedeeisernen Kessel, welcher stehend eingemauert, mit
einem Mannloche in der Mitte des Kessels, einem kleinen Hahn am unteren Ende, einem
großen Hahn am oberen Ende und ebendaselbst mit zwei Oeffnungen für Rohre versehen
ist. Das eine Rohr ist dazu bestimmt, Dampf in den Kessel zu leiten, das andere Rohr
dient dazu, den Inhalt des Kessels abzublasen. Der Hahn am unteren Ende dient
ebenfalls zum Entleeren des Kessels. Das Mannloch ist, so lange der Kessel im
Gebrauche ist, geschlossen. Durch den großen Hahn am oberen Boden des Kessels wird
der zerschnittene Talg eingefüllt und nachdem alle Oeffnungen mit Ausnahme des
großen Hahnes, welcher etwas geöffnet bleibt, geschlossen sind, wird Dampf von
4–5 Atmosphären Spannung eingelassen. Das Dampfzuleitungsrohr reicht bis auf
den Boden des Kessels, bildet daselbst einen Ring und entströmt demselben der Dampf
aus vielen kleinen Oeffnungen. Der Dampf durchstreicht den Rohtalg, erhitzt
denselben und treibt die Luft aus dem Kessel. Sobald Dampf aus dem nicht ganz
geschlossenen großen Hahn austritt, wird derselbe ebenfalls geschlossen. Nach
einiger Zeit ist in dem Fettkessel derselbe Druck wie in dem Dampfkessel, und tritt
nun nur noch Dampf aus letzterem nach Maaßgabe der Condensation in den Fettkessel.
Dieser muß, um die Condensation und den Verbrauch an Brennmaterial möglichst
einzuschränken, mit schlechten Wärmeleitern umgeben seyn. Das Ausschmelzen ist in
höchstens einer Stunde beendigt. Durch Schließen eines Hahnes am
Dampfzuleitungsrohre wird der weitere Zutritt von Dampf gehindert. Nachdem der Druck
im Fettkessel nachgelassen hat, wird die am Boden des Kessels befindliche Leimlösung
vermittelst des unteren Hahnes abgelassen. Dieselbe kann als Dünger benutzt werden.
Das Fett wird durch
denselben Hahn in tiefer gelegene Räume abgelassen oder in höher gelegene Räume
durch das Abblaserohr geblasen. (Inauguraldissertation, Göttingen; Mittheilungen des
hannoverschen Gewerbevereins, 1864 S. 275.)