Titel: | Beschreibung einer kein Geräusch machenden Bohrknarre; construirt von B. Hager, Ingenieur in Löbau. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LIV., S. 178 |
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LIV.
Beschreibung einer kein Geräusch machenden
Bohrknarre; construirt von B.
Hager, Ingenieur in Löbau.
Aus dem Civilingenieur, 1865, Bd. XI S.
15.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Hager's Bohrknarre.
Es kommt sehr oft vor, daß man auf Stellen, wo der Raum sehr beschränkt ist, zu
bohren hat, und sind zu diesem Behufe die gewöhnlichen Bohrknarren in der
Bohrvorrichtung zu lang, so daß man eben deßhalb mit der Knarre nicht dazu kann;
ferner machen auch dieselben während der Arbeit ein sehr lästiges Geräusch, weil bei
jeder Umdrehung der Sperrkegel über sämmtliche Zähne des Sperrrades
hinwegschnappt.
Um einestheils dieses Geräusch zu beseitigen, und anderntheils weniger Raum zum
Bohren zu brauchen, construirte ich im Jahre 1858 für die Reparaturwerkstätten der
sächsisch-schlesischen Staatseisenbahn in Dresden die in beifolgender Zeichnung
dargestellte Bohrknarre (eigentlich Nichtbohrknarre, da sie eben beim Bohren nicht
knarrt), und da sie sich sehr gut bewährt hat, erlaube ich mir, die Beschreibung
derselben zu veröffentlichen.
Fig. 19
stellt die Seitenansicht, Fig. 20 die obere Ansicht
und Fig. 21
einen Längendurchschnitt dar. Dieselbe besteht aus dem Handgriff A, welcher in Fig. 22 und 23 gezeichnet
und an seinem Ende verstählt ist, weil er zugleich die Function des Sperrkegels zu
verrichten hat. An diesem Griffe werden durch die Schraube B die beiden Backen C und D angeschraubt, welche außerdem noch durch zwei in der
Zeichnung ersichtliche kleinere Schrauben verbunden sind. Zwischen diese beiden
Backen wird gleichzeitig das Sperrrad E eingesetzt,
welches sehr niedrig, von Stahl angefertigt, und zur Aufnahme des Bohrers viereckig
ausgearbeitet ist.
Zum Stellen des Bohrers gegen die Arbeit dient die auf das Sperrrad gesteckte
sechskantige Mutter F, in welche wiederum die
Stellschraube G, die am Kopfe in eine Stahlspitze
endigt, geschraubt ist. Um nun das selbstständige Drehen der Mutter während des Bohrens zu
hindern, wird sie durch einen Schlüssel H, welcher am
anderen Ende auf einen Zapfen der Schraube B gesteckt
wird, gehalten.
Das Bohren selbst geschieht wie mit einer gewöhnlichen Bohrknarre. Man drückt den
Handgriff A von sich, wie es in Fig. 20 punktirt
angegeben ist; hierdurch bewegt sich derselbe um die Schraube B und das entgegengesetzte Ende desselben, oder der Sperrkegel löst sich
aus. Zieht man hierauf den Handgriff nach sich, so greift derselbe wieder in das
Sperrrad ein und nimmt es nebst dem Bohrer mit sich fort. Gegen den zu bohrenden
Gegenstand wird der Bohrer, wie gewöhnlich, durch die Stellschraube G gedrückt.
Außer dem Vortheil der Geräuschlosigkeit während des Bohrens hat dieses Werkzeug noch
den Vorzug, daß sich weder Sperrkegel noch Sperrrad, wie es bei der gewöhnlichen
Bohrknarre durch die fortwährende Reibung der Fall ist, wesentlich abnutzt, und daß
die Arbeit beim Zurückdrücken natürlich eine leichtere ist.