Titel: Wrana's Zündhölzchen-Hobelmaschine.
Fundstelle: Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LVI., S. 187
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LVI. Wrana's Zündhölzchen-Hobelmaschine. Aus der Wochenschrift des nieder-österreichischen Gewerbevereins, 1865, Nr. 14. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Wrana's Zündhölzchen-Hobelmaschine. Seit einer Reihe von Jahren trachteten viele Mechaniker eine Maschine zu erfinden, welche Zündhölzchenspäne zu liefern vermöchte. Es wurde versucht, das Hobeln mit der Hand theils durch Spalt-, theils Hobelmaschinen etc. zu verdrängen und verdienen hier erwähnt zu werden die Systeme von Pelletier (1830), Cochot (1830), Jeunot (1840), Neukranz (1845), Krutzsch (1848), Andree, Leitherer (1851) u.a.m. Bei allen diesen Systemen, mag der Hobel oder das Holz die geradlinige Bewegung erhalten, mag der Hobel ein Röhrcheneisen besitzen oder mögen viereckige Stäbchen durch viele verticale und ein nachfolgendes horizontales Messer erzeugt werden, oder endlich mag, wie bei dem Systeme von Krutzsch, das Holz durch eine mit vielen dicht zusammenstehenden Löchern versehene Stahlplatte theils gepreßt, theils gezogen werden, so ist doch in allen diesen Fällen dem schneidenden Eisen ein Nachgeben, ein Anschmiegen an den Wuchs des Holzes nicht gestattet; es schneidet geradlinig, und da die Fasern häufig verzogen sind, so entstehen mit diesen Maschinen meistens unreine oder unganze Späne; ohne Anwendung der Röhrcheneisen aber werden sie unschön und zu groß. Daher blieb bei uns in Oesterreich das Zündhölzchenhobeln mit der Hand, wie es Heinrich Weilhöfer durch seinen Röhrchenhobel einführte, in stetem Gebrauche. Daß das einheimische Product von keinem des Auslandes erreicht, geschweige übertroffen wurde, verdanken wir vorzüglich dem trefflichen Holze der österreichischen Wälder. Doch zeigt sich auch bei uns sehr fühlbar das Bedürfniß, die Zündhölzchenspäne mittelst Maschine herzustellen, indem viele Fabriken, besonders in den Provinzen, Mangel an diesem Halbfabricat litten. Ja es kamen sogar wiederholt Fälle vor, daß Zündhölzchenspäne von Wien (wo sich die Arbeiter leichter fanden) in die Provinzen zur weiteren Verarbeitung geschickt wurden! Wrana's Erfindung dürfte berufen seyn, diesem Mangel abzuhelfen. Durch dieselbe wird ein Arbeiter in den Stand gesetzt, drei- bis viermal so viel Zündhölzchenspäne (Drähte) zu hobeln, als er ohne Maschine zu liefern vermag, und überdieß ist die Arbeit leichter. Die Zündhölzchen-Hobelmaschine Wrana's ahmt das Hobeln mit der Hand weit vollkommener nach als dieß bei jener von Neukranz der Fall ist, da der Hobel hier nicht fix, sondern durch die Hände des Arbeiters gehalten, somit federnd angebracht ist. Seine Stütze findet er jedoch an einer Leiste, welche quer über die Maschine läuft und je nach der Höhe des Holzstückes, das unter derselben durchgeht, bald gehoben, bald gesenkt werden kann. Der Kunstgriff, eine Leiste als Stützpunkt für den mit der Hand gehaltenen Hobel anzubringen, macht es möglich, verzogenes, ungleiches Holz eben so rein als mit der Hand zu hobeln. Der Stoß, welchen der Hobler sonst ausüben muß, um Drähte von der Länge des Holzes zu erzeugen, wird durch die Kraft der Maschine erzielt und der Arbeiter hat eben nur den Hobel kräftig zu halten und ihm die gehörige Lage zu geben. Nach demselben Principe ist es auch möglich, Stäbchen von sehr verschiedenem Querschnitte zu hobeln, z.B. Rahmenstäbchen, Federhalter u. dgl. Nicht die sogleich näher zu besprechende Maschine macht das Wesen der Erfindung Wrana's aus, nicht diese wurde patentirt, sondern nur die Verwendung der Leiste als Stützpunkt für den Hobel, mag dieselbe wie immer geformt seyn. Ohne diese ist ein Hobeln des Holzes nach der Faser (außer aus freier Hand) kaum möglich. Figur 36 zeigt Wrana's Zündhölzchen-Hobelmaschine in der Längenansicht. a ist die Hauptwelle, c die Riemenscheibe, r das Schwungrad, b ein Arm an a fest, g eine Nuth. In derselben ist die Warze i verschiebbar und läßt sich auf jedem Punkte befestigen, wodurch die Länge der Schlittenbewegung regulirt wird. c ist eine Schieberstange, d, d ein Schlitten, h das zu hobelnde Holz, l die Leiste, f die Zahnstange, e ein Getriebe mit Sperrrad. Durch eine an der Achse von e steckende kleine Kurbel kann man die Zahnstange und dadurch die Leiste l heben. Sperrrad und Kegel halten dieselbe in der gegebenen Lage, die Rollen n dienen zur Leitung. k ist der Hobel, welcher durch den Arbeiter gehalten wird. Eine Maschine braucht circa 1/4 Pferdekraft; es können mit derselben Drähte von 10–48 Zoll Länge gehobelt werden. Das auch beim Hobeln mit der Hand erforderliche Abschroppen geschieht hier gleichfalls leichter und schneller. Seit dem Jahre 1862, in welchem Herr Wrana das Patent nahm, sind schon über 40 Maschinen gebaut und in den verschiedenen Theilen der Monarchie in Betrieb gesetzt worden. So z.B. in St. Vincenz in Kärnthen von Hrn. Preyßel, auf der Coralpe von der gräflich Henkl v. Donnersmark'schen Gewerkschaft etc. Hatte ich auch noch nicht Gelegenheit, mich selbst von der Rentabilität ihrer Anwendung in der Praxis zu überzeugen, so verdient doch erwähnt zu werden, daß sowohl Besitzer als Arbeiter sich sehr befriedigt äußerten über die Leistungen der Maschine, was Qualität und Quantität des Productes betrifft. Ein Arbeiter liefert mit der Maschine per Tag 20–40 „Scheiben“ (à 25,000 Stück), ohne Maschine 5 bis 8 Scheiben in Steiermark, 8–10 in Wien. Weit leichter ist es Arbeiter zu finden, welche mit, als ohne Maschine arbeiten. Eine Klafter Holz gibt 5 Millionen Hölzchen im Gewichte von 8–9 Centnern, welche loco Wien mit 52 fl. bezahlt werden. Uebrigens zweifle ich nicht, daß die beschriebene Maschine noch mancher Vervollkommnung fähig ist, daß mit anders construirten Hobeln bei gleicher Kraftäußerung des Arbeiters vielleicht noch mehr erzeugt werden könne. So viel steht fest, Wrana's Maschine arbeitet besser als alle erwähnten Systeme und wird in vielen Fällen die Handarbeit verdrängen. Sie ist gegenwärtig von der Maschinenfabrik der Herren Pfannkuche und Scheidler in der Roßau (Wien) zu beziehen. Friedrich Kick.

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Tafel Tab. III
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