Titel: | Parson's Hinterladungsgeschütz-Verschluß. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LIX., S. 192 |
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LIX.
Parson's Hinterladungsgeschütz-Verschluß.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Parson's Hinterladungsgeschütz-Verschluß.
Einer Beleuchtung der Mängel des Armstrong'schen
Hinterladungsgeschütz-Verschlusses folgend, wird im Mechanics' Magazine vom 24. März
1864 die von Parson gelieferte Construction
eines Verschlußmechanismus für von hinten zu ladende Geschützrohre mitgetheilt,
welche, das Herausnehmen und Wiedereinsetzen des Armstrong'schen Zündlochstückes (Obturators) entbehrlich machend, Armstrong's Verschluß also verbessernd, theilweise auch
noch an die, durch Einfachheit sich auszeichnende Splingard'sche Verschlußvorrichtung erinnert, bei welcher letzteren
bekanntlich ein horizontal in das Rohrbodenstück eingelassener Cylinder, senkrecht
zu seiner, die Rohrachse perpendicular durchschneidenden Achse dem Rohrkaliber
entsprechend durchbohrt, die Kartusche aufnimmt, wenn er mit seiner Durchbohrung
nach oben gerichtet ist, vermittelst eines zur Seite des Geschützrohres angebrachten
Hebels 90 Grad um seine Achse herum gedreht, dann aber auch den Pulversack des
Geschützrohres bildet, und welcher Verschlußvorrichtung in ihrer Verwendung bis
jetzt wohl nur die durch sie bedingt werdende Massenhaftigkeit des unteren
Rohrtheiles entgegengestanden hat, ein Uebelstand welcher durch Parson's Verschlußeinrichtung ebenwohl ganz glücklich
vermieden wird, indem bei ihr an die Stelle des Splingard'schen Cylinders eine dem Seelendurchmesser des Rohres
entsprechend durchbohrte Kugel s, Fig. 33 tritt, welche
durch eine wie bei Armstrong central durchbohrte
Schwanzschraube n in dem Bodenstücke des Rohres
festgehalten wird, und mit ihrer Ausbohrung a, Fig. 34,
parallel zu den Schildzapfen des Geschützrohres gestellt, letzteres schließt,
vermittelst des oben auf
dem Rohre liegenden Hebels 1, Fig. 32 und 33,90 Grad um
ihren in der Rohrvisirebene liegenden Durchmesser gedreht, aber auch das Einbringen
der Ladung, vom Schwanzschraubenende des Rohres aus, wie bei Armstrong, gestattet. – Die Figuren 32, 33, 34 und 35 stellen
beziehungsweise die obere Ansicht, einen Längendurchschnitt, einen Querdurchschnitt
und die hintere Ansicht des mit einem solchen Verschlußmechanismus versehenen Rohres
dar. Der Hebel 1 (Fig. 32) verschließt das Zündloch des Rohres so lange bis das Rohr selbst
geschlossen worden ist, und zur möglichst vollständigen Gasdichtmachung dient ein
vor der Verschlußkugel in die Rohrbohrung eingelassener Metallring r (Fig. 33), welcher vermöge
seiner Gestaltung beim Schusse gegen die Verschlußkugel angepreßt wird.
Zu Woolwich angestellte Schießversuche haben noch ergeben, daß dieser Verschluß, wenn
sein Liderungsring von Stahl gemacht wird, doppelte Gebrauchs-Pulverladungen mit
zwei vorgesetzten Kugeln ganz wohl verträgt; ferner soll dieser Verschlußmechanismus
bei mehrfach angestellten Dauerschießen keinen Fehler gezeigt und insbesondere bei
100 während der Zeit von 52 1/2 Minuten in einer Folge abgegebenen Schüssen trotz
der starken Rohrerhitzung vollkommen leicht und sicher zu handhaben gewesen
seyn.
Cassel, im März 1865.
Dy., Artillerie-Hauptmann.