Titel: | Das Magnesiumlicht. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LXIII., S. 198 |
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LXIII.
Das Magnesiumlicht.
Aus dem photographischen Archiv, März 1865, S.
90.
Mit Abbildungen.
Das Magnesiumlicht.
Das Magnesiumlicht wird dargestellt, indem man einen Draht von Magnesium in einer
Flamme entzündet, wodurch das Metall zu kohlensaurer Magnesia verbrennt.
Da der Draht in die Flamme nachgeschoben werden muß, was mit der Hand etwas lästig
ist, so wendet man hierzu in neuerer Zeit besondere Instrumente, sogenannte
Magnesiumlampen, an. Diese sind zugleich mit einem Hohlreflector und einer
Aschenschüssel versehen. Man lasse die heiße Asche des Drahts niemals auf
Gegenstände fallen, die dadurch verletzt werden könnten.
Fig. 1–2, Bd. 176, S. 198
Magnesiumlampe; mit einem Draht;
Seitenansicht; mit drei Drahten; Vorderansicht
Der Draht wird auf die Winden C gewickelt, die auf einen
Stift passen. Wenn man das kleine Rad D dreht, so
wird der Draht durch die
Rollen E, E von den Winden abgewickelt und durch die
Röhren F in die Flamme der Spirituslampe G geführt. Die Lampe dient auch dazu ein etwaiges
Verlöschen des Drahts zu verhüten. Die Schale H, in der
die Spirituslampe steht, fängt auch die Asche auf. R ist
der Reflector.
Wenn der Operateur zu drehen aufhört, brennt der Draht bis zu den Röhren F und erlischt dann. Dreht man darauf wieder, so wird er
vorgeschoben und entzündet sich wieder an der Spiritusflamme.
Fig. 3–4 Bd. 176, S. 199
Magnesiumlampen; Halter;
Handschirm
Der Halter (Fig. 3) ist die einfachste Form einer
Magnesiumlampe, und da anzuwenden, wo nur geringere Mengen von Draht zu verbrennen
sind, z.B. bei photographischen Aufnahmen. Man schiebt soviel Draht wie man
verbrennen will, vor die Metallspitze B und zündet ihn
an, indem man ihn einige Secunden ruhig in die Flamme eines Streichhölzchens oder
eines Lichtes hält. Er brennt bis einen viertel Zoll vor der Metallspitze, wo er
erlischt. Man halte den Draht in einem Winkel von 45° (wie in der Zeichnung).
Wenn man ihn auslöschen will, zieht man ihn einfach bei A zurück.
Der Handschirm (Fig. 4) ist speciell für
photographische Aufnahmen bestimmt. Dieser Schirm wird von Hrn. Brothers in Manchester benutzt, der
die ersten guten Aufnahmen bei Magnesiumlicht gemacht hat. Er äußert sich darüber so
(im British Journal of Photography):
„Das Metall wird sowohl als Draht wie als schmales Band fabricirt. Ich
nehme zwei oder drei Stücke von diesem Band und verbinde sie miteinander durch
dünnen Draht, um einen Docht von etwa 30 Centimeter Länge zu erhalten. Zum
Aufnehmen einer Visitenkarte brauche ich bei einem Objectiv von 11 Centimeter
Brennweite 1 1/3 bis 1 1/2 Gramme Metall.
Der Schirm besteht aus einem halbkreisförmig gebogenen Blech, mit einem Boden,
damit die heiße Asche nicht auf den Fußboden fällt. Oben ist eine Art Dom zum
Abziehen der Dämpfe, hinten ist ein Griff angebracht.
Ich habe verschiedene Reflectoren angewendet, ziehe aber für Portraits das
zerstreute Licht vor; das concentrirte Licht gibt zuviel Härte. Ein Planspiegel
im Grunde des Schirmes ist sehr gut; für Reproductionen wird man einen
parabolischen Spiegel nehmen.
Wenn das Modell bereit ist, nähere ich dem Metall eine Spirituslampe; es fängt
sofort an zu brennen; dann bewege ich den Schirm, um das Licht zu vertheilen.
Das Gesicht des Modells muß so gewendet seyn, daß das Licht die Augen nicht
ermüdet. Der Photograph ist hier ganz Herr über Licht und Schatten, die er nach
Bedürfniß zu vertheilen hat.
Wenn das Magnesium auch nicht viel zu Aufnahmen in der Nacht Anwendung finden
wird, so wird man sich desselben doch mit Vortheil an trüben Wintertagen
bedienen, um das schwache Tageslicht zu verstärken.
Man glaube nun aber nicht, daß es genüge einige Fuß Draht zu kaufen, um gleich
Meisterwerke damit aufzunehmen. So wohlfeil ist der Erfolg nicht. Ich habe mehr
als eine Täuschung erfahren; aber jetzt bin ich sicher ein gutes Negativ zu
erhalten, wenn das Modell nur 40 bis 60 Secunden ruhig sitzt; also lasse man
sich dadurch nicht entmuthigen, wenn das Resultat nicht sofort ein gutes
ist.“