Titel: | Ueber die Anwendbarkeit des Wasserglases zum Schutze von Marmor und anderem Gestein gegen den Einfluß der Witterung. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. LXXI., S. 230 |
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LXXI.
Ueber die Anwendbarkeit des Wasserglases zum
Schutze von Marmor und anderem Gestein gegen den Einfluß der Witterung.
Ueber Anwendbarkeit des Wasserglases zum Schutze von Marmor etc.
gegen die Witterung.
In diesem Betreff enthalten die Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1864 S. 268, folgendes Schreiben des Geheimen Raths Herrn
v. Olfers an den Herrn
Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten:
„In Anschluß an mein Schreiben vom 27. April 1856 kann ich Ew. Excellenz
ganz ergebenst berichten, daß unter Theilnahme der zu Ende 1855
zusammenberufenen Kommission von jenem Zeitpunkte an die Versuche zur
Constatirung der Brauchbarkeit des Wasserglases behufs des Schutzes des Marmors
und anderer Gesteine gegen den Einfluß der Witterung fortgesetzt worden
sind.
Zu Ende des Jahres 1863 trat die Commission zusammen, um die Wirkung dieses
Schutzes an denjenigen Proben von Granit, Marmor und Sandstein festzustellen,
welche größtentheils seit dem Jahre 1856 in einzelnen Tafeln und Stücken mit
Wasserglas behandelt und in einer Höhe von 10 bis 12 Fuß über dem Erdboden der
vollen Einwirkung der Witterung zu jeder Jahreszeit ausgesetzt gewesen waren. Zu
besserer Prüfung und Vergleichung waren die Tafeln an einer Seite streifenweise
von der Tränkung mit Wasserglas freigelassen, oder mit einfacher und doppelter
Tränkung versehen worden. Die nähere Untersuchung ergab jetzt, daß in den
meisten Fällen bei allen drei genannten Steinarten die ursprüngliche Farbe sich
an dem getränkten Theile heller erhalten hatte als an dem ungetränkten, woraus
geschlossen werden dürfte, daß die atmosphärischen Niederschläge auf den
ersteren weniger Einfluß üben, mithin eine geringere Verwitterung der mit
Kiesellösung getränkten Oberfläche anzunehmen sey; Versuche mit einem stählernen
Werkzeuge an den getränkten und ungetränkten Oberflächen ergaben jedoch keinen
wahrnehmbaren Unterschied in Beziehung auf Härte zwischen beiden.
Was die Marmorstatuen anbetrifft, so sind die beiden Standbilder von Bülow und
Scharnhorst, ersteres im Jahre 1856, letzteres zwei Jahre später, mit Wasserglas
getränkt worden. Eine specielle Untersuchung der Beschaffenheit ihrer
Oberflächen konnte bis jetzt nicht vorgenommen werden, doch zeigt der
Augenschein, daß sie sich, ungeachtet der sehr schädlichen mit vielen
Kohlentheilen erfüllten Berliner Luft, besser halten wie früher, was noch
bemerkbarer seyn würde, wenn sie bei sehr warmer Witterung öfter vorsichtig
gereinigt und mit Wasserglas, so lange dieß noch sich erforderlich zeigt,
behandelt würden. Von den Bildsäulen, welche früher auf dem Wilhelmsplatze
standen, sind die beiden mittleren, Ziethen und Leopold von Dessau, im Jahre
1856 getränkt worden. Bei der Versetzung derselben zum Cadettenhause wurden die
nothwendigsten Restaurationen mit denselben vorgenommen, wobei sich zeigte, daß
die Oberfläche eine größere Härte gewonnen hatte. Die Gruppen auf der
Schloßbrücke haben vor drei Jahren eine Tränkung mit Wasserglas erhalten. Ob und
welche Wirkung dieselbe gehabt hat, wird sich bei der demnächst zu
wiederholenden Tränkung am besten untersuchen lassen. Hierzu ist aber eine
günstige, trockene und warme Witterung, wie wir in diesem Jahre nicht gehabt
haben und auch wohl nicht mehr hoffen dürfen, abzuwarten.
In Beziehung auf Ziegelsteine läßt sich noch anführen, daß Ziegeln an der neuen
St. Michaelskirche, welche vor etwa 7 Jahren und theilweise im Jahre 1860 mit
Wasserglas getränkt, der Witterung voll ausgesetzt waren, eine sehr harte
Oberfläche zeigen. Aehnliche Erfolge werden auch aus Belgien und Frankreich
berichtet. Auf solche Weise behandelte Ziegeln würden sich bei der Restauration alter
Ziegelsteinbauten mit Nutzen verwenden lassen.
Unter den verschiedenen Kiesellösungen, welche bei der Tränkung von Steinen zur
Anwendung kommen können, verdient das Natron-Wasserglas den Vorzug.“