Titel: | Die neuesten Verbesserungen an der Ziegelmaschine der Gebrüder Sachsenberg zu Roßlau. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. CII., S. 339 |
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CII.
Die neuesten Verbesserungen an der Ziegelmaschine
der Gebrüder Sachsenberg zu Roßlau.
Aus dem Wochenblatt zu den preußischen Annalen der
Landwirthschaft, April 1865, Nr. 17.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Verbesserte Sachsenberg'sche Ziegelmaschine.
Wir haben früher (im Jahrgang 1864 des polytechn. Journals, Bd. CLXXI S. 266 und 416) die Ziegelpreßmaschine der Gebrüder
Sachsenberg zu Roßlau abgebildet und eingehend beschrieben. Die
Fabrikanten haben es sich angelegen seyn lassen, in der seitdem verflossenen Zeit an
der Maschine erkannte Mängel zu beheben und mehrfache Verbesserungen einzuführen,
die wir auf Grund der uns von der Fabrik zugegangenen Mittheilungen kurz beschreiben
wollen.
Es hatte sich bei Benutzung der Maschine herausgestellt, daß es vortheilhaft seyn
würde, die Preßwalzen von größeren Dimensionen anzuwenden. Dieß ist bei den neueren
Maschinen geschehen; auch wird jetzt jede derselben besonders durch ein doppeltes
Vorgelege betrieben, um dadurch die Abnutzung der Räder auf ein Minimum
herabzudrücken und selbst beim stärksten Betriebe jede Störung durch Bruch zu
vermeiden. Die größeren Walzen ziehen wegen der größeren adhärirenden Fläche selbst
das schliffigste Material sehr leicht ein und bewirken einen sich mehr gleichmäßig
vertheilenden Druck im Mundstück der Presse. Sie liefern bei gleicher Betriebskraft
ungleich mehr und bessere Ziegelsteine, als die ältere Construction.
Eine weitere Verbesserung besteht darin, daß der früher getrennt betriebene
Thonschneider fest mit der Preßmaschine verbunden ist, so daß die präparirte
Thonmasse durch Vermittelung eines kleinen, selbstthätigen Schneidapparates, der die
Masse in kleine Stückchen zertheilt, unmittelbar in den Rumpf der Presse gelangt.
Durch diese Verbindung werden gegen früher ein bis zwei Arbeiter erspart.
Figur 28
gewährt eine Vorstellung von der ganzen Anordnung der Maschine in ihrer
gegenwärtigen Gestalt. A ist das gußeiserne Fußgestell
des Thonschneiders B, welcher die präparirte Masse in
den Rumpf C der Presse befördert, nachdem dieselbe durch
einen besonderen kleinen Schneidapparat D in Stückchen
zertheilt ist. E ist das Podium zur Aufnahme des
herbeigekarrten Rohmaterials, von wo es unmittelbar in den Rumpf bei b eingeworfen wird. Bei der Verengung J wird das Mundstück H
eingesetzt, durch welches der geformte Thon G sich auf
den Rollen m, m vorwärts bewegt; F ist die schon früher im Detail beschriebene Abschneidvorrichtung.
Die Güte des mit dieser Maschine erzielten Fabricates beweist am besten die vielfache
Verwendung desselben zu prachtvollen Rohbauten, wie unter anderen zu den
Bahnhofsgebäuden an den mecklenburgischen Eisenbahn-Stationen zu Malchin, Teterow
und Neubrandenburg; es sind zu diesen Bauten nicht nur sämmtliche Vollziegel,
sondern auch gegen 70 Arten von Façonsteinen der verschiedensten Form und
Größe mit der Sachsenberg'schen Maschine hergestellt
worden.
Eine weitere Verwendung findet die Maschine in neuerer Zeit zur Fabrication von Dachziegeln,
sowohl in Form der sogenannten Bieberschwänze, als auch in Form der im
Halberstädtischen gebräuchlichen Dachpfannen. Erstere werden besonders ausgezeichnet
in der großen Ziegelei zu Greppin bei Bitterfeld verfertigt; sie sind nur wenig über
3/8 Zoll dick; täglich werden mit einer Maschine 10000 bis 13000 Stück gepreßt.
Dachpfannen von der bedeutenden Größe von 17 Zoll Länge und 10 Zoll Breite werden
von vorzüglicher Beschaffenheit in der freiherrlich v. Buttlar'schen Ziegelei zu Elberberg bei Fritzlar in Kurhessen mit der Sachsenberg'schen Maschine fabricirt; die tägliche
Leistung beträgt 8000–9000 Stück. Für diese Art der Verwendung beabsichtigt
die Fabrik einen besonderen Abschneidapparat zu construiren.
Endlich führen die Herren Sachsenberg, deren Mittheilungen
obige Einzelheiten entnommen sind, noch an, daß in der Ziegelei zu Greppin aus einem
Gemisch von sehr fettem Thon und Braunkohlengrus, welches im Thonschneider zu einer
homogenen Masse verarbeitet wird, sogenannte poröse Steine von vorzüglicher Qualität
verfertigt werden, die sich durch ihre Leichtigkeit zu mancherlei Verwendung
empfehlen. Die Steine haben das Aussehen, als wären sie aus Infusorienerde bereitet.
Unsererseits fügen wir hinzu, daß in Heppens am Jahdebusen zur Beschaffung des
Materials für die bedeutenden Hafen- und andere Bauten eine Ziegelei mit drei
Maschinen der Gebr. Sachsenberg betrieben wird.