Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 176, Jahrgang 1865, Nr. , S. 321 |
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Miscellen.
Miscellen.
Expansionsschieber für Dampfmaschinen.
In neuerer Zeit werden viele Steuerungen mit einem Vertheilungsschieber und einem
Expansionsventile construirt, dessen Gehäuse an dem Deckel des Schieberkastens
befestigt ist.
Diese Construction bringt bekanntlich, wie diejenige mit einem Expansionsschieber in
einem besonderen Schieberkasten, nicht unbedeutende Dampfverluste mit sich, da der
Dampf im Schieberkasten mit expandirt, und folglich für jeden Hub ein gewisses
Dampfquantum erforderlich ist, um die ursprüngliche Spannung im Schieberkasten
wieder herzustellen. Das Product aus dem Volumen dieses in den Schieberkasten
einströmenden Dampfquantums und der Dampfspannung, ist die für jeden Hub verloren
gehende Arbeit.
Dieser Verlust wird natürlich um so kleiner werden, je kleiner der Raum ist, welchen
das Expansionsventil resp. der Expansionsschieber über dem Vertheilungsschieber
absperrt; er ist auf ein Minimum gebracht bei den Steuerungen mit zwei Schiebern,
von denen der Expansionsschieber unmittelbar auf dem Vertheilungsschieber, und zwar
parallel mit letzterem, sich bewegt. Diese Steuerungen sind aber in ihren
Verhältnissen complicirt, und es dieß wohl der Grund, weßhalb man in neuerer Zeit
vielfach davon abgegangen ist und die im Eingange erwähnten Steuerungen mit einem
Schieber und einem Ventile, trotz des größeren Dampfverbrauches, vorgezogen hat.
Dieser größere Dampfverbrauch läßt sich aber vermeiden, wenn man unter sonstiger
Beibehaltung der Steuerung, statt des Expansionsventiles einen Expansionsschieber
anwendet, der unmittelbar auf dem Vertheilungsschieber, aber rechtwinkelig zu
demselben, sich bewegt.
Es ist klar, daß in diesem Falle die Oeffnung im Vertheilungsschieber, welche der
Expansionsschieber schließt und öffnet, in Bezug auf die Bewegung des letzteren als
in Ruhe befindlich zu betrachten ist, da diese Oeffnung nur um den Hub des
Vertheilungsschiebers sich in sich selbst verschiebt, und daß also auch die
Verhältnisse der Dampfabsperrung und des Dampfzutrittes die nämlichen seyn müssen,
als bei einem Expansionsventile in einem festen Gehäuse.Derartige Dampfschiebersteuerungen sind mehrfach, sowohl bei stationären, als
auch bei Schiffsmaschinen, nach den Angaben des englischen Ingenieurs Horn in der Fabrik von Palmer, Brothers und Comp. bei
Newcastle upon Tyne ausgeführt worden. Der Rücken des Grundschiebers ist
senkrecht über den Dampfeinlaßcanälen gitterartig durchbrochen; eine
entsprechende Form hat der sich darüber bewegende Expansionsschieber. Eine
mit der Grundschieberstange gekuppelte Stange, welche die Längenbewegung der
ersteren mitmachen muß, aber unabhängig von derselben sich drehen kann, gibt
mittelst zweier kurzer auf ihr befestigter Hebel, sobald sie gedreht wird,
dem Expansionsschieber eine zur Bewegungsrichtung des Grundschiebers
senkrechte Verschiebung. Die Drehung der Stange erfolgt durch einen
ähnlichen Expansionsconus, wie er zur Bewegung von Expansionsventilen
vielfach angewendet wird.A. v. Gizycki. Adrian Jacobi, Ingenieur. (Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 224.)
Luftventil für Dampfcylinder.
Ist der Arbeitswiderstand einer Dampfmaschine sehr variabel, so ist man gezwungen,
den Dampf zeitweilig sehr stark expandiren zu lassen. Bei den Dampfmaschinen mit
Condensation hat dich wenig auf sich; dagegen tritt bei den Maschinen ohne
Condensation sehr bald eine Grenze in der Expansion ein, deren Ueberschreitung
Arbeitsverluste herbeiführt. Läßt man den Dampf z.B. auf 1/8 expandiren, und ist die Dampfspannung
im Cylinder vor Eintritt der Expansion gleich 4 Atmosphären, so beträgt die Spannung
am Ende des Hubes nur noch 1/2 Atmosphäre. Der schädliche Gegendruck auf den Kolben
ist aber gleich 1 Atmosphäre und hat daher einen Ueberdruck von 1/2 Atmosphäre über
den Dampfdruck. Von dem Punkte des Kolbenweges an, wo der Dampf auf eine Atmosphäre
expandirt hat, hat die Maschine demnach auf Kosten der lebendigen Kraft ihres
Schwungrades einen Ueberdruck der äußeren Atmosphäre über den treibenden Dampfdruck
zu überwinden, welcher Ueberdruck in dem angenommenen Falle sich bis auf 1/2
Atmosphäre steigert.
Es gibt aber ein äußerst einfaches Mittel, um bei Benutzung auch der kleinsten
Dampfmengen eine höhere Expansion als auf 1 Atmosphäre, also einen schädlichen
Ueberdruck der äußeren Atmosphäre über den Dampfdruck zu verhindern. Man braucht
nämlich nur an jedem Deckel des Dampfcylinders ein kleines Ventil anzubringen,
welches nach dem Innern des Cylinders hin sich öffnet. Sobald nun die Dampfspannung
im Cylinder kleiner wird, als der Druck der äußeren Atmosphäre, öffnet sich das
betreffende Ventil, und die in den Cylinder einströmende Luft stellt das
Gleichgewicht auf beiden Seiten des Kolbens her.
Es ist einleuchtend, daß die bei den kleinen Dimensionen äußerst geringen Kosten
zweier solcher Luftventile für eine Dampfmaschine in kürzester Frist durch die
Dampfersparnisse gedeckt seyn werden, und da diese Ventile in jedem Falle bei
bereits vorhandenen Maschinen sich anbringen lassen, wird es leicht seyn, die
Wirkung derselben bei einer bereits im Betriebe befindlichen Dampfmaschine, über
deren Dampfverbrauch man Erfahrungen hat, zu beobachten. Adrian Jacobi, Ingenieur. (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1865, Bd. IX S. 225.)
Ueber die Verpackung des Phosphors.
Bei Versendung des Phosphors, namentlich auf größere Entfernungen, ist es von
Wichtigkeit, die zum Schutze nöthige Wassermenge möglichst zu reduciren. Große
Blocke, welche die Blechdosen fast ganz ausfüllen, sind wegen der bequemen
Handhabung und schwierigen Zerkleinerung zu verwerfen. Albright und Wilson in Oldbury verfahren auf
folgende Weise: Eine Anzahl runder Scheiben von beliebiger Dicke und Größe sind zu
einem Cylinder auf einander geschichtet und jede Scheibe ist wieder vom Mittelpunkt
aus in beliebig viele keilförmige Stücke zerschnitten. Bringt man den aus den
einzelnen Scheiben zusammengesetzten Cylinder in eine cylindrische Blechbüchse, so
bedarf er sehr wenig Wasser, nm immer darin ganz untergetaucht und der Einwirkung
der Luft entzogen zu seyn. (Monatsblatt des Gewerbevereins zu Cöln.)
Darstellung einer für Farben geeigneten Thonerde; nach Dr. Dullo.
Obgleich weißer Thon, wie er sich in großen Massen in der Natur findet, ein sehr
geeignetes Material ist, um Farben damit zu verdünnen und zu vermischen, so können
doch auch Fälle eintreten, in denen die reine Thonerde nöthig wird, weil sie weniger
als Verdünnungsmittel dient, sondern chemische Wirkungen hervorbringen soll. Die auf
die gewöhnliche Weise vermittelst Ammoniak aus Alaun gefällte Thonerde ist wegen
ihrer gelatinösen Beschaffenheit sehr unangenehm zu handhaben, ja im großen
Maaßstabe deßhalb gar nicht zu bewältigen; außerdem hat sie die Eigenschaft, beim
Trocknen sich sehr stark zusammenzuziehen und hart und rissig zu werden. Die aus
Thonerde-Natron mittelst Kohlensäure bei 50° C. gefällte Thonerde hat zwar
diese Eigenschaft nicht; sie fällt als dichtes Pulver, welches immer dichter wird,
je höher die Temperatur steigt, welches aber für Zwecke der Färberei oder des
Tapetendruckes zu dicht ist, selbst wenn es bei einer Temperatur von 40° C.
gefällt wird. Wird die Temperatur noch mehr erniedrigt, so fällt die Thonerde
gelatinös, wie aus Alaun vermittelst Ammoniak. Ebenso gelatinös fällt sie, wenn man
Alaun mit metallischem Zink kocht, und es hält hierbei sehr schwer, die
basisch-schwefelsaure Thonerde von der Schwefelsäure vollständig zu trennen. Man erhält aber die
Thonerde als höchst weiches, zartes Pulver, das durchaus nicht gelatinös ist, sich
gut aus der Flüssigkeit absetzt und von höchster Feinheit ist, wenn man
folgendermaßen verfährt: Man löst 1 Kilogr. Alaun in 5 Quart Wasser, zugleich auch 5
Grm. schwefelsaures Kupferoxyd, und thut etwa 1/2 Pfd. Zinkblechschnitzel in die
Flüssigkeit, die man 2 bis 3 Tage mäßig warm ruhig stehen läßt, unter zeitweiliger
Erneuerung des Wassers. Das Kupfer wird zuerst gefällt und lagert sich dann sehr
dicht auf das Zink, wodurch beide Metalle ein ziemlich starkes galvanisches
Plattenpaar bilden. Es entwickelt sich Wasserstoff, schwefelsaures Zinkoxyd löst
sich und nach und nach scheidet sich die reine Thonerde als höchst zartes Pulver
aus. Man läßt die Einwirkung so lange dauern, bis durch Ammoniak im Ueberschuß keine
dauernde Fällung mehr erzeugt wird, d.h. bis keine Thonerde mehr gelöst ist. Läßt
man weiter einwirken, so fällt später das Eisenoxyd und färbt die Thonerde gelblich,
und selbst die geringste Spur davon macht sich deutlich bemerkbar. Obgleich der
Verfasser aus verschiedenen Bezugsquellen eisenfreien Alaun bezogen hat, so hat er
doch keinen gefunden, der wirklich frei von Eisen war. Wenn man nicht gut aufgepaßt
hatte, und es war zur Ausscheidung von Eisenoxyd gekommen, so kann man dasselbe zwar
durch Kochen mit sehr geringen Mengen von Salzsäure, in der sich zuerst das
Eisenoxyd und dann erst die Thonerde löst, entfernen, aber diese Operation kann man
leicht durch etwas Aufmerksamkeit vermeiden. Die so gefällte Thonerde läßt sich
leicht auswaschen, weil sie kein Alkali enthält, welches so hartnäckig der Thonerde
anhängt, was namentlich bei der aus Thonerde-Natron gefällten zu bemerken ist, und
sie hat den großen Vortheil, daß sie sich beim Trocknen nicht so sehr zusammenzieht
und reißt, sondern sie bleibt als feines Pulver, das sich in allen Lösungsmitteln
der Thonerde mit größter Leichtigkeit löst. Basisch-schwefelsaure Thonerde ist nie
darin enthalten, weil der elektrische Strom solche intermediäre Producte nicht
duldet, sondern die Zersetzung immer bis an die Grenze der Möglichkeit treibt. Durch
leichtes Umrühren mit dem Glasstabe kann man die Thonerde mit der Flüssigkeit so
abgießen, daß Nichts von dem Zink, dem Kupfer und dem im Zink enthalten gewesenen
Blei in die Thonerde übergeht, da die Metalle sehr fest an einander und am Boden des
Gefäßes haften. Treibt man die Einwirkung bis über die Ausscheidung des Eisenoxyds
weit hinaus, so bildet sich später basisch-schwefelsaures Zinkoxyd, das sich der
Thonerde beimischt, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß, wenn sich eine
hinreichende Menge von Zinkoxyd niedergeschlagen hat, aus diesem Gemisch von
Thonerde und Zinkoxyd durch erhöhte Temperatur und gleichzeitige Einwirkung eines
reducirenden Körpers grüne Farben entstehen. Abgesehen hiervon, ist dieser Weg zur
Darstellung reiner Thonerde für chemische Laboratorien sehr zu empfehlen, da auf
keine andere Weise ein so schönes Präparat im höchsten Zustande der Reinheit und
Feinheit erhalten werden kann. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1865, Nr.
2.)
In angesäuertem Wasser auflösliches Anilinblau von Lachmann und Breuninger in
Glauchau.
Die Mängel des bis jetzt im Handel befindlichen im Wasser löslichen Anilinblaus waren
bekanntlich der Art, daß es sich in der Färberei nicht einbürgern konnte, die damit
gefärbten Waaren erhielten ein streifiges rauhes Aussehen, und namentlich ließ die
Ausgiebigkeit so viel zu wünschen übrig, daß eine Ersparniß in der Anwendung
gegenüber dem gewöhnlichen, in Alkohol oder Holzgeist aufzulösenden Anilinblau gar
nicht statt fand.
In dem neuen Product der chemischen Fabrik von Lachmann
und Breuninger sind diese Uebelstände gehoben. Die damit
aufgefärbten Nüancen sind zum mindesten ebenso schön und rein, wie das beste
gewöhnliche Anilinblau sie liefert. Die Ausgiebigkeit ist bedeutender und, was der
Hauptvorzug, die Farbe ist viel ächter und
dauerhafter.
Der Umstand, daß die Erfinder derzeit noch nicht allseitig durch Patente geschützt
sind, macht es ihnen vorerst unmöglich, über die Bereitungsweise etwas zu sagen.
Dieser vorläufigen Notiz fügen wir das Zeugniß einer der bedeutendsten
Wollfärbereien Deutschlands bei:
Zeugniß.
Wir bescheinigen hiermit, daß das von den Herren Lachmann
und Breuninger hier erfundene wasserlösliche Anilinblau
das in Spiritus lösbare an Ergiebigkeit, Schönheit so wie an Aechtheit bei weitem
übertrifft.
Glauchau, den 10. Mai 1865.
Lorentz und Ramminger.
Neues Verfahren beim Kochen der Seide.
Zum Kochen der Seide verwendet man in ganz Europa seit langer Zeit eine Seifenlösung;
die beiden Hauptbestandtheile der Seife, das caustische Alkali und die Fettsäuren,
spielen dabei jedes eine besondere Rolle; ersteres soll hauptsächlich die
„Gummisubstanz“ beseitigen, letztere sollen die chemische
Wirkung des Alkalis zum Theil neutralisiren und die Seidenfasern gegen dessen
zerstörende Wirkung schützen, deren Glanz und die Geschmeidigkeit bewahren, endlich
zum Bleichen dadurch beitragen, daß sie die stets gefärbte harzige Substanz der
Seide entfernen. Die caustischen und kohlensauren Alkalien verändern jedoch stets
die Seide, nehmen ihr den Glanz, vermindern ihre Geschmeidigkeit und Zähigkeit, und
machen die Faser trocken und hart im Griffe. Um das Kochen der Seide möglichst
billig zu bewirken, wenden nun Gillet und Tabourin in Lyon eine alkalische Lösung an, die den
Seifen ähnlich, aber billiger ist, das krystallisirte kohlensaure Natron und den
Pflanzenschleim, am besten den des Leinsamens, weil er der reinste, billigste und in
großen Quantitäten zu beschaffen ist. Die Verhältnisse sind am passendsten:
kohlensaures Natron 15–20 Proc. vom Gewichte der Seide, Leinsamen
500–600 Grm. per Hektoliter Wasser. Wendet man
mehr Soda an, so ist man der Gefahr ausgesetzt, die Seide zu verändern; wendet man
zu viel Schleim an, so wird das Bad zu dick und zu klebrig, und das Abkochen
unvollständig und unregelmäßig, weil die Soda nicht stark genug auf die Seide wirken
kann; wendet man endlich zu wenig Schleim an, so wird das Bad zu mager, das Alkali
verändert die Seide, gibt ihr ein mattes Ansehen und einen harten Griff. Die
Anwendungsweise des Leinsamens ist sehr einfach; man läßt ihn mit hinreichendem
Wasser etwa 1/2 Stunde lang in einem kleinen Kessel kochen, filtrirt und bringt den
Schleim mit der nöthigen Menge Wasser und Soda in den Kessel, in welchem man die
Seide kochen will. Ist bei der Operation nicht aller Schleim gewonnen worden, so
kocht man den Samen noch ein oder mehrere Male. Der Rückstand wird mit kaltem Wasser
ausgewaschen, gepreßt und getrocknet, und kann wie frischer Leinsamen zur Gewinnung
des Oels angewendet werden. Für die weißen und hellen Farben behandelt man den
Leinsamen zuerst nur mit Aufgießen von Wasser, um einen reineren und ganz farblosen
Schleim zu erhalten; den Rückstand erschöpft man dann durch Auskochen. (Durch
deutsche Industrie-Zeitung.)
Ehe wir genauere Berichte haben, hegen wir bescheidene Zweifel, obschon Hr. Gillet einen guten Namen unter den
Seidenfärbern Lyon's hat. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1864, Bd. IX S.
168.)
Verfahren zum Reinigen der Wollabfälle aus Wollspinnereien,
von Dr. Gräger.
Um diese Wollabfälle so zu reinigen, daß sie ein sehr brauchbares Product liefern,
bringt man sie 12 bis 24 Stunden in mit Salzsäure angesäuertes Wasser, wodurch eine
harzartige Kalkseife zerlegt wird, preßt sie dann aus, spült sie mit reinem Wasser
ab, entfernt das Oel und den Schmutz durch kohlensaures Natron und vollendet die
Reinigung durch Waschen mit reinem Wasser.
Die Wolle verliert hierbei einen Theil ihrer Elasticität und ihrer lockeren
Beschaffenheit; um ihr dieselben wenigstens theilweise wiederzugeben, bringt man sie
nach der vollständigen Reinigung nochmals in ein schwaches Säurebad und unmittelbar
aus diesem in eine
Sodalösung; zur Entfernung des hierbei gebildeten Chlornatriums wird sie mit reinem
Wasser gespült, getrocknet, eingeölt und kann dann leicht versponnen und gebleicht
werden.
Vielleicht wäre es mit Rücksicht auf möglichst lockere Beschaffenheit der Wolle
vortheilhaft, sie nach der letzten Behandlung mit Soda in ein starkes Seifenbad zu
bringen und hier die Seife durch eine Säure zu zerlegen, wobei sich dann die
abgeschiedene Oelsäure mit der Wolle vereinigen und verhindern würde, daß sich die
einzelnen Fäden dicht an einander legen. Auch die Oelsäure, welche sich bei der
Zerlegung des ölsauren Kalks mittelst Salzsäure abscheidet, kann wieder zum
Einfetten von Wolle benutzt werden. (Artus'
Vierteljahresschrift für technische Chemie, 1864.)
Darstellung und quantitative Bestimmung des Theins aus den
Theeblättern, nach C. Claus.
Von dem ätherischen Auszuge der Theeblätter wird der Aether zu 2/3 abdestillirt, zu
dem Rückstande in der Retorte 1/10 seines Volumens sehr verdünnte Schwefelsäure
gesetzt, die saure Lösung mittelst eines Scheidetrichters getrennt und die Operation
noch ein oder zwei Mal wiederholt, bis der Aether seinen bitteren Geschmack und
somit alles Thein verloren hat. Die verdünnte Schwefelsäure, welche neben dem Thein
bloß noch Gerbsäure enthält, wird in einer Porzellanschale mit überschüssiger
gebrannter Magnesia versetzt, wobei sich ein Theil der Gerbsäure zerlegt. Die Lösung
wird vorsichtig eingetrocknet, der Rückstand zerrieben und mit Aether so lange
ausgezogen, bis dieser nichts mehr löst. Schüttet man diese Aetherauszüge in eine
kleine tarirte Retorte, destillirt den Aether ab und trocknet noch 24 Stunden an
einem warmen Orte, so kann man mittelst einer zweiten Wägung der Retorte durch deren
Gewichtszunahme die Menge des Theins erfahren. Um sich hierbei auch der gewöhnlichen
Waagen für 50 Grm. Belastung bedienen zu können, spült man das Thein mit
Aetherweingeist in ein dünnes leichtes Gefäß, wo man es verdunsten und trocknen
läßt. Zu einer jedesmaligen Bestimmung braucht man höchstens 12 Grm. Theeblätter und
1 Liter Aether, von dem nur wenig verloren geht; daraus erhält man 0,12 bis 0,275
Grm. des reinsten Theins. Zur Controle kann man die ausgezogenen Blätter mit etwas
kohlensaurem Kali befeuchten, eintrocknen lassen, mit 90procentigem Alkohol
ausziehen und sich durch Destillation ein Theeextract darstellen, welches leicht
getrocknet und zu Pulver gerieben werden kann, und welches bei der oben angegebenen
Behandlung (Ausziehen mit Schwefelsäure u.s.w.) entweder eine gelbe nicht
krystallinische Masse oder etwas krystallinisches Thein von gelblicher Farbe gibt,
in welch letzterem Falle man diese Menge wägen und der erst gefundenen zurechnen
kann, ohne einen merklichen Fehler zu begehen.
Mehrere so von dem Verfasser untersuchte Theesorten zeigten einen Gehalt von 1 bis
2,5 Procent Thein. Daß Peligot im Theegrus 4,85 bis 5,84
Proc. Thein fand, kann nach dem Verfasser darin seinen Grund haben, daß das
zerreibliche Zellgewebe des Blattparenchyms, aus dem der Theegrus zumeist besteht,
reichhaltiger an Thein ist, als die gefäßreiche Nervatur der Theeblätter. Die im
Handel als die schlechtesten geltenden Sorten von den älteren Blättern waren die
reichsten an Theingehalt, der zugleich in directem Verhältnisse zum Cellulosegehalt
steht.
Auch zur Darstellung des Theins im Großen eignet sich diese Methode, nur wäre es hier
billiger, den Thee erst mit schwach angesäuertem Wasser auszuziehen, diesen Auszug
mit Basen zu neutralisiren, vorsichtig einzudampfen und aus dem Rückstande das Thein
mit Aether auszuziehen und zu reinigen.
Im Anschlusse an diese Abhandlung veröffentlicht der Verfasser die Resultate der
Untersuchungen mehrerer Sorten Theeblätter, die nach drei verschiedenen Methoden
angestellt worden waren. Neben der Peligot'schen und der
des Verfassers wurde nämlich noch eine dritte in Anwendung gebracht, bei welcher die
Theeblätter mit Wasser, dem eine geringe Menge kohlensaures Natron zugesetzt war,
ausgezogen, der Auszug mit Alaunlösung vermischt und nun mit kohlensaurem Natron
gefällt wurde, ohne daß die Flüssigkeit alkalisch wurde. Aus dem eingedampften und
mit kohlensaurem Natron alkalisch gemachten Filtrate zog Aether das Thein aus. Diese Methode stimmte mit
der des Verfassers gut überein, während die Peligot'sche,
welche bloß ein unreines Thein lieferte, stets etwas mehr ergab.
Aus den vom Verfasser zusammengestellten Analysen geht wieder hervor, daß der
schlechteste Thee das meiste Thein enthält. Während nämlich der feinste Blumenthee
nur 1,033 Proc. Thein enthielt, hatte der sogenannte Ziegelthee bis zu 3,490 Proc.,
was der Annahme, die Chinesen bereiteten die letztgenannte Sorte aus schon
ausgekochten Theeblättern, widerspricht, da das Thein von Wasser ausgezogen wird,
und alsdann der Ziegelthee ärmer an Thein seyn müßte. Diese letzte Theesorte, welche
von den Nomaden Mittelasiens zu geringem Preise gekauft wird, wird also
wahrscheinlich aus alten Theeblättern und Zweigspitzen durch Zusammenpressen
dargestellt. (Pharmaceutische Zeitschrift für Rußland, I. Jahrgang; Wittstein's Vierteljahrsschrift, Bd.
XIII S. 414.)
Milch-Kühlapparat.
In der österreichischen land- und forstwirthschaftlichen Zeitung wird folgende
bedeutsame Mittheilung vom Ingenieur Sambuc gemacht. Es steht im Allgemeinen fest, daß es im Sommer
schwer hält, die Milch einige Meilen weit zu transportiren, weil sie sich schon auf
dem Transport verändert. Es hat sich aber durch Versuche auf der Meierei des
Erzherzogs Albrecht in Ungarisch-Altenburg herausgestellt, daß die Milch die Neigung
verliert so leicht zu säuren, wenn man sie sofort abkühlt, sowie sie aus der Kuh
gekommen ist, und es hat sich gezeigt, daß eine Temperatur von 6° R. Wärme
hinreichend ist, um den Zweck zu erfüllen. Wenn die so erkaltete Milch sofort
versendet wird, hält sie auch im Sommer einen Transport von 12 bis 15 Meilen aus,
ohne sich zu verändern. Die Abkühlung wird durch Eis bewirkt, und zwar in der Weise,
daß man Blech-Gefäße voll Eis in die Milch-Reservoirs stellt, oder indem man ein
Kühlfaß construirt, wie man es bei der Destillation von Wasser benutzt, welches
doppelt kühlt, indem ein engerer Cylinder in einem weiteren steht; in beiden
Cylindern ist Eis geschichtet oder es fließt kaltes Wasser, wenn man so kaltes
Brunnenwasser haben kann; in den Zwischenraum zwischen dem engeren und dem weiteren
Cylinder wird die Milch gegossen und sie verweilt darin so lange, bis ihre
Temperatur auf 6° gesunken ist, worauf sie abgelassen und durch neue ersetzt
wird. Diese Abkühlung geht sehr schnell von statten, weil die Milch von innen und
von außen gekühlt wird. Der Berichterstatter Sambuc gibt
zwar einen etwas anders construirten Kühlapparat an, wir haben aber Veranlassung,
den hier beschriebenen für wirksamer zu halten, und führen deßhalb den von Sambuc angegebenen nicht weiter an. (Deutsche illustrirte
Gewerbezeitung, 1865, Nr. 9.)
Schwefelkohlenstoff, ein Mittel zur Bewahrung der
Herbarien.
Es ist unglaublich, welche Verheerungen die Insecten in den Sammlungen getrockneter
Pflanzen (Herbarien) anrichten, und wie so manche schätzbare Pflanze durch diese
erbitterten Feinde für die Botaniker wie für die Wissenschaft zu Verlust geht.
Hr. Ludwig Doyère,
Professor der angewandten Naturgeschichte an der Centralschule der Künste und
Manufacturen in Paris, kam im Jahre 1857 auf den Gedanken, dagegen den
Schwefelkohlenstoff anzuwenden und sein Freund Lenormand
führte denselben unter seiner Anleitung aus.
Es wurde eine Kiste aus weichem Holz gemacht, ungefähr von 6 bayer. Fuß Länge, 3 Fuß
Höhe und 2 Fuß Breite, mit Zinkfolien ausgelegt, um jede Verdunstung so viel als
möglich zu verhüten, endlich ein beweglicher Deckel eingelassen und das Innere der
Kiste mit einer Fachabtheilung von ungefähr 4 Zoll Breite unten und 3 Zoll Weite
oben versehen. Der größere Raum der Kiste ist für 10 bis 12 Fascikel des Herbariums
bestimmt, welche zuerst lose gemacht, durch Holzstäbe im Zwischenraume von je 3
Zollen auseinandergehalten werden; der kleinere Raum wird dann mit Holzhobelspänen
gefüllt, über welche bei der Anwendung nahezu ein halbes bayerisches Quart Schwefelkohlenstoff
ausgegossen wird, der Deckel rasch aufgelegt und die Fugen mit Glaserkitt
verstrichen, damit die Dämpfe möglichst in der Kiste zusammengehalten und die
Pflanzen davon durchdrungen werden.
Wenn nach drei Tagen die Kiste geöffnet wurde, konnte man aus dem üblen Geruche wohl
den guten Schluß der Kiste erproben, die Wirkung aber auf die Insecten war
auffallend. Keine Larve entkam der tödtlichen Einwirkung dieses penetranten Gases.
In einem Blatte von Ficus Carica wurden deren 50
gezählt. Die getödteten Larven sind anfänglich weiß, werden aber an der Luft bald
braun und dunkel, einige hornartig, andere bleiben weich. Der Geruch des
Schwefelkohlenstoffs verschwindet an den behandelten Pflanzen und den
Einlege-Papieren in wenigen Stunden gänzlich und spurlos. Da die Dämpfe sehr
brennbar und leicht entzündlich sind, so darf man während der Reinigung in den dazu
bestimmten Localitäten kein Feuer anzünden, sich auch keines offenen Lichtes
bedienen. Man muß eben dabei dieselbe Vorsicht gebrauchen, wie sie bei Aether,
Alkohol, Terpenthinöl, Petroleum etc. und deren Dämpfen nothwendig ist.
Die einmal so gereinigten Pflanzen in den Herbarien werden auch ferner nicht mehr von
den Insecten angegangen.
Prof. L. Doyère hatte
auch Gelegenheit in Algier von dem Schwefelkohlenstoff gegen den Kornwurm Gebrauch
zu machen (polytechn. Journal Bd. CXLVI S.
385), und zwar mit ausgezeichnetem Erfolge. (Bayerisches Kunst- und
Gewerbeblatt, 1865 S. 238.)
Die Rübenzuckerfabrication im Zollverein in der Periode
1850/64.
Beinahe ein Jahrhundert vergieng bis die von Markgraf im
Jahr 1747 gemachte Entdeckung der Zuckergewinnung aus der Runkelrübe sich zu jenem
Industriezweig emporhob, welcher gegenwärtig so großartige, mit allen Hülfsmitteln
der Mechanik und Chemie ausgestattete Anstalten zählt und in großen Massen und
billig einen wichtigen Verzehrungsgegenstand allen Classen der europäischen
Bevölkerung zuführt. Die Runkelrübe ist die dem Klima Europa's entsprechende, das
Zuckerrohr der tropischen Länder ersetzende Zuckerpflanze geworden. Es lohnt sich
daher wohl der Mühe, die Ausdehnung der Rübenzuckerfabrication im Zollverein einmal
näher nachzuweisen, und wir wählen zu diesem Zweck die vierzehnjährige Periode
1850/51 bis 1863/64. Unter den Zollvereinsstaaten haben folgende Rübenzuckerfabriken
und hatten dieselben beispielsweise im Jahre 1854/55 und zehn Jahre später
nachstehende Massen von rohen Rüben verarbeitet:
Textabbildung Bd. 176, S. 327
Vereinsstaaten; Zahl der activen
Fabriken; Verwendete Rüben, Zollcentner; Zahl der activen Fabriken; Verwendete
Rüben, Zollcentner; Preußen; Bayern; Sachsen; Hannover; Württemberg; Baden;
Kurfürstenthum Hessen; Thüringen; Braunschweig
Es haben also 1854/55 sämmtliche Zuckerfabriken im Zollverein 19,188,402, im Jahr
1863/64 aber 39,911,520 Zollcentner Runkelrüben verarbeitet, oder durchschnittlich
je eine Fabrik im ersten Jahr 86,434, im letzten Jahr dagegen 157,792 Centner. (Im
Jahr 1863 zählte man in Oesterreich 139 Rübenzuckerfabriken, die 20,856,600 Centner
Rüben verarbeiteten.) Für das Jahr 1863/64 entziffert sich der durchschnittliche
Verbrauch einer Fabrik in Preußen auf 154,694 Centner, in Bayern auf 70,407, in
Württemberg auf 207,881, in Thüringen auf 122,755 und in Braunschweig auf 173,188 Centner Rüben.
Die größte Rübenzuckerfabrik des Zollvereins ist jene zu Waghäusel, welche in den
letzten paar Jahren nicht unter 1 Million Centner Rüben verarbeitete. In den 14
Jahren 1850/64 wurden im Zollverein zusammen 379,440,811 Centner Rüben verarbeitet
und waren jährlich im Durchschnitt 236 Fabriken thätig. In den einzelnen Jahren
betrug die Zahl der arbeitenden Fabriken und war deren Verbrauch an Runkelrüben
folgender:
Betriebsjahre:
Zahl der
activenFabriken:
Berarbeitete
Rüben,Zollcentner:
1850/51
184
14,724,308
1851/52
234
18,289,901
1852/53
238
21,717,096
1853/54
227
18,469,889
1854/55
222
19,188,402
1855/56
216
21,839,798
1856/57
233
27,551,207
1857/58
249
28,915,133
1858/59
257
36,668,557
1859/60
256
34,399,317
1860/61
247
29,354,031
1861/62
247
31,692,394
1862/63
247
36,719,258
1863/64
253
39,911,520
Durchschnittlich wurden demnach in obiger Zeitperiode jährlich 27,102,915 Ctnr. Rüben
für die Zuckerfabrication verwendet, eine Zahl die in den letzten 8 Jahren jährlich
überschritten worden ist. Man rechnet, daß 11 1/2 Ctr. Rüben einen Centner Rohzucker
oder 82 Pfd. Raffinade geben. Somit würden im letzten Jahr 2,845,865 Zollcentner
Raffinade im Zollverein erzeugt worden seyn, die nach dem Fabrikpreis einen Werth
von 85,377,000 fl. darstellen. (In Oesterreich betrug die Production an Rübenzucker
etwa 1,487,166 Zollcentner.) Der gegenwärtige Bedarf an Zucker
im Zollverein wird durch die inländische Fabrication gedeckt.
Reichthum der amerikanischen Petroleumquellen.
Nach Prof. Draper von der
Universität zu New-York beträgt der Werth des im Jahre 1864 auf den Markt gebrachten
Petroleums nicht weniger als 15 Millionen Pfund Sterling, ein Viertel des Werthes
der größten Baumwollenernte, die jemals in Nordamerika gemacht worden ist. Vor 4
Jahren wurde die erste Petroleumquelle erbohrt, und gibt es kein anderes Beispiel
einer so rapiden Handelsentwickelung. In verschiedenen Theilen der Welt sind in den
letzten Jahren große Vermögen gewonnen worden, aber niemals schneller als von den
glücklichen Eigenthümern des Grund und Bodens der Petroleumquellen. Einer derselben,
John Steele, hat jetzt ein Einkommen von 150,000 Pfd.
Sterl. jährlich von einem Stück Land, das vor 4 Jahren nicht so viel Penny's
brachte. Landgüter, die im Jahr 1859 mit 400 Pfd. Sterl. zu theuer bezahlt worden
wären, sind jetzt für 120,000–200,000 Pfd. Sterl. verkauft worden. Ein
kleiner Strich Landes im Oilcreek Valley im westlichen Pennsylvanien, 20 engl.
Meilen lang und 2 engl. Meilen breit, der vor 1859 mit 1 Pfd. Sterl. per Acre verkauft worden wäre, und höchstens 25,000 Pfd.
Sterl. gebracht hätte, ist jetzt mehr als 50 Millionen Pfd. Sterl. werth. Sein Werth
hat sich also 20,000mal gesteigert. Das Anlagecapital des Brunnensenkens und der
Reinigungs-Anlage wird auf 30 Mill. Pfd. Sterl. geschätzt und ist durch 350
Actiengesellschaften aufgebracht worden.