Titel: | Versuche mit der elektromotorischen Maschine des Grafen de Molin; Bericht von Tresca. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XL., S. 204 |
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XL.
Versuche mit der elektromotorischen Maschine des
Grafen de Molin; Bericht von Tresca.
Aus den Annales du
Conservatoire des arts et métiers, 1865, t. V p. 414.
Tresca, über de Molin's elektromotorischen Maschine.
Die elektromotorische Maschine des Grafen de Molin
erinnert durch die Anordnung ihrer Uebertragung an die unter dem Namen Disc engines bekannten Dampfmaschinen, welche zuerst in
Belgien construirt worden sind und lange Zeit hindurch in England im Gebrauche
waren.
Die Anker von 16 Magnetisirungsspiralen, welche den Treibapparat bilden, sind so
angeordnet, daß ihre oberen Flächen sich auf der Oberfläche eines Umdrehungskegels
befinden, dessen Achse vertical ist und dessen Erzeugungslinien mit dieser Achse
einen sehr großen Winkel bilden, welcher nur um einige Grade kleiner als ein rechter
ist.
Das bewegliche Organ, der Récepteur, besteht aus
einer ebenen Scheibe, die an den passenden Punkten mit Ankern aus weichem Eisen
versehen ist, welche mit den Ankern der Elektromagneten correspondiren. Diese
Scheibe kann sich derart neigen, daß sie der Reihe nach immer mit einer von den
Erzeugungslinien des erwähnten Umdrehungskegels in Contact kommt.
Wenn die Elektromagneten der Reihe nach mit der Batterie in Verbindung gebracht
werden, so wird sich die Scheibe nach der Seite hin neigen, wo die Anziehungskraft
entsteht; mittelst eines geeigneten Mechanismus (des sogenannten Distributeur) nimmt sie auf diese Weise die
verschiedenen schiefen Stellungen zu der ursprünglichen Berührungsebene an, um
mittelst sehr kleiner Verschiebungen, folglich Wirkungen auf kleine Entfernung, bald
wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukommen und dann von Neuem dasselbe Spiel mit
den Spiralen zu beginnen.
Der Erfinder hat auf diese Weise den Zweck erreicht, daß sich die Scheibe direct in
der Richtung der kräftigsten Wirkung, nämlich in der Richtung der Achse der Spiralen
verschiebt.
Die balancirende Bewegung der Scheibe wird auf eine sehr einfache Weise nutzbar
gemacht. Diese Scheibe trägt in ihrer Mitte eine senkrecht auf ihr stehende Stange,
und es ist leicht einzusehen, daß die Stellung dieser Stange mit jeder Verschiebung
der Contactlinie regelmäßig wechselt. Das Ende derselben beschreibt auf diese Weise
einen Kreis um die verticale Welle des Apparates, und diese kreisförmige Bewegung
wird zum Umdrehen einer Kurbel und der von dieser in Bewegung gesetzten verticalen
Welle benutzt.
Die verticale Welle ruht mit ihrem unteren Ende in einem Zapfenlager; dieselbe erhält
unterhalb der Kurbel ihre Führung durch Frictionsrollen; sie trägt ein Schwungrad
und eine Treibscheibe; sie dient ferner dazu, die Contacte mittelst zweier Drähte
herzustellen oder aufzuheben, welche Spiralfedern bilden, die sie über die Tasten
des Commutators hinführt.
Die 16 Elektromagneten sind paarweise an Radien angebracht, welche gleiche Winkel mit
einander bilden, und man erhält auf diese Weise durch eine bloße Neigung der Scheibe
von dem einen der Radien zu dem folgenden bei jeder Umdrehung der Hauptwelle acht
Antriebe.
Nach dem Wunsche des Grafen de Molin wurden mit seiner
Maschine im Conservatoire des arts et métiers
zwei Versuche gemacht; bei beiden wurden die elektrischen Ströme von einer aus 12
großen Bunsen'schen Elementen bestehenden Batterie
geliefert, deren Consum sorgfältig bestimmt wurde.
Die Leistung der Maschine wurde mittelst eines kleinen, sehr empfindlichen Prony'schen Zaumes gemessen.
Der Gang der Maschine war bei beiden Versuchen ein sehr regelmäßiger, und wenn die
Resultate des zweiten Versuches günstiger waren als die des ersten, so ist die
Ursache hiervon nur einem Contacte zuzuschreiben, welcher in Folge einer unrichtigen
Zusammensetzung der Batterie durch den Constructeur bei dem ersten Versuche zur
Unzeit stattgefunden haben kann. Man hat bei beiden Versuchen den Verbrauch an Zink
pro Pferdekraft und Stunde berechnet; derselbe war
bei dem zweiten Versuche beiläufig um 30 Procent kleiner als bei dem ersten.
Die nachstehende Tabelle enthält alle Zahlenangaben über die beiden Versuche.
Tabelle über die Versuche mit der
elektromotorischen Maschine des Grafen de Molin.
I.
II.
Stunde des Beginnes des Versuches
11,59
11,32
Stunde des Aufhörens
4,59
4,32
Dauer des Versuches
5,00
5,00
mittlere Anzahl der Umdrehungen pro Minute, N
37,85
40,76
Minimal-Geschwindigkeit
30
39
Maximal-Geschwindigkeit
42
44
Länge des Hebelarmes des Zaumes L
=
0,60 Met.
0,60 Met.
Belastung des Zaumes P =
0,3505 Kil.
0,4305 Kil.
Leistung pro Umdrehung T = 2πLP
=
0,3214 Kil.-Met.
1,6229 Kil.-Met.
Leistung pro Minute T × N
40,0015 Kil.-Met.
66,074 Kil.-Met.
Leistung pro Secunde
0,6667 Kil.-Met.
1,112 Kil.-Met.
Gewicht des Zinks vor dem Versuche
27,193 Kil.
25,876 Kil.
Gewicht des Zinks nach dem Versuche
26,068
24,642
Gewicht des verbrauchten Zinks, durch Differenz
berechnet
1,125
1,234
Gewicht des verbrauchten Zinks pro Stunde und Pferdekraft
25,311 Kil.
17,404.
Zur Ergänzung vorstehender Angaben wollen wir noch Einiges hinzufügen.
Man hatte bei jedem Versuche frisch amalgamirtes Zink und frische Säure
angewendet.
Die Salpetersäure zeigte bei der Aufstellung der Batterie 36° Baumé,
das angesäuerte Wasser 15° B.
Die Stärke der Salpersäure nahm respective bis zu 30,5 und 29° B. ab,
diejenige des gesäuerten Wassers stieg auf 23,5° und 24° B.
Aus den vorhergehenden Angaben ergibt sich:
1) daß die größte Leistung der Maschine pro Secunde auf
1,112 Kilogramm-Meter geschätzt werden muß; wenn man die Leistung eines
Menschen zu 8 Kilogramm-Metern annimmt, so leistet also die Maschine ungefähr
den siebenten Theil hiervon;
2) daß der Verbrauch an Zink im günstigsten Falle etwas mehr als 17 Kilogramme pro Pferdekraft und Stunde beträgt.
In dieser doppelten Beziehung – Leistung und Consum – ist demnach die
neue, einfach construirte Maschine nicht viel von den anderen elektromotorischen
Maschinen verschieden und sie scheint wie diese nur in dem besonderen Falle
anwendbar zu seyn, wo eine sehr geringe Leistung erforderlich ist und man die
Gestehungskosten derselben gar nicht zu berücksichtigen hat.