Titel: | Ueber das Princip, die Construction und die Wirksamkeit des Field'schen Dampfkessels; von Fr. Wise, Civilingenieur. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LV., S. 258 |
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LV.
Ueber das Princip, die Construction und die
Wirksamkeit des Field'schen Dampfkessels;Derselbe wurde in einer Form dargestellt und
beschrieben in diesem Journal Bd. CLXXI S. 263 (als Kessel der Merryweather-Field'schen Feuerspritze). von Fr. Wise, Civilingenieur.
Aus dem Civil Engineer and
Architect's Journal, Juni 1865, S. 161.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Wise, über den Field'schen Dampfkessel.
Der Zweck eines jeden Dampfkessels ist, die durch Verbrennung irgend eines passenden
Brennstoffes entwickelte Hitze auf das in einem geschlossenen Gefäße befindliche
Wasser zu übertragen, so daß Dampf erzeugt wird, der dann zu beliebigen Wirkungen zu
gebrauchen ist; dabei ist es unzweifelhaft, daß unter sonst gleichen Umständen es
wünschenswerth seyn muß, irgend eine gegebene Wassermenge in möglichst kurzer Zeit
und in möglichst geringen Räumen zu verdampfen. Dagegen ist klar, daß wenn die
Beschleunigung der Verdampfung auf Kosten der Brennmaterialersparniß, des Raumes
oder der Sicherheit geschehen soll, dieser Vortheil aufgehoben oder doch vermindert
wird.
Bei den Cornwallkesseln und anderen ähnlicher Art wird die Hitze nicht rasch genug
vom Wasser absorbirt, um eine schnelle Verbrennung ökonomisch erscheinen zu lassen,
in so fern damit zugleich ein beträchtlicher Antheil der entwickelten Hitze, statt
vom Wasser aufgenommen zu werden, entweder in das Mauerwerk der Feuercanäle oder
nutzlos in die Esse geht. Die Ursache der höheren Brennmaterialersparniß bei
langsamer Verbrennung in den Cornwallkesseln ist also darin zu sehen, daß sie eine
beträchtliche Zeit nöthig haben, um einen gehörigen Bruchtheil der Hitze aufzunehmen
und daß, wenn man ihnen dazu nicht die erforderliche Zeit läßt, ein gewisser Theil
der Hitze verloren geht. Es ist daher der Cornwallkessel im Princip unvollkommen, da
derselbe, über eine verhältnißmäßig enge Grenze hinaus, nicht im Stande ist, einen
erheblichen Antheil der in seiner Feuerung erzeugbaren Hitze auszunutzen; dagegen
kann man daraus keineswegs den Schluß ziehen, daß etwa bei einem Kessel, welcher die
Hitze rasch zu absorbiren vermag, langsame Verbrennung vortheilhaft oder
wünschenswerth wäre. Jedenfalls ist klar, daß, wenn wir durch Anwendung einer
verbesserten Kesselconstruction im Stande sind, dieselbe Wassermenge wie im
Cornwallkessel, aber mit größerer Sicherheit und mit einer mindestens ebensolchen Brennstoffersparniß zu
verdampfen, und dabei nur etwa 1/6 des Raumes benöthigen, dadurch ein offenbarer und
sehr wichtiger Gewinn erzielt wird. Kommt dann noch sehr erleichterte Zugänglichkeit
und geringe Abnutzung hinzu, so haben wir einen ganz entschiedenen und höchst
erfolgreichen Fortschritt gemacht.
Wie kann dieses Ziel nun erreicht werden? Natürlich kann nichts was mit dem
Cornwallsystem, mit seinen langen und zum Theil nutzlosen Canälen und mit seiner
großen, träge circulirenden Wassermasse Aehnlichkeit hat, in Frage kommen.
Betrachten wir dagegen die Röhrenkessel, in welchen die heißen Verbrennungsproducte
durch eine Anzahl enger, im Wasserraum liegender Röhren nach der Esse ziehen, welche
dem Wasser die Hitze mittheilen sollen, und fragen wir, welches der Erfolg einer
solchen Construction seyn kann? Offenbar verlöscht die Flamme alsbald, so wie sie in
die Röhren tritt, da der Sauerstoffzutritt mangelt,Oder wohl eher weil die Abkühlung auf den dünnen Gasstrom zu plötzlich
einwirkt? A. d. Red. und es gehen also die heißen Verbrennungsproducte zum großen Theile durch
die Röhren hindurch, ohne daß ihre Wärme von dem umgebenden Wasser absorbirt würde;
je rascher also die Verbrennung geschieht, desto stärker ist (in Folge der
unvollkommenen Circulation) der Verlust an Hitze. Es ist daher auch diese
Construction in ihrer jetzigen Form nicht das System, welches zu dem beabsichtigten
Ziele führen kann.
Hiernach sind zwei Dinge klar: erstens, daß wir den Cornwallkessel mit seiner großen
Wassermasse nicht anwenden können, und zweitens, daß der Plan, die Feuergase in
dünnen Fäden durch das Wasser strömen zu lassen, wie beim gewöhnlichen Röhrenkessel,
ebenfalls praktisch unrichtig ist.
Nehmen wir nun an, daß, anstatt die Feuergase in dünnen Strömen durch das Wasser zu
leiten, wir das Wasser selbst in Strömen (und mit einer selbstthätig der umgebenden
Hitze proportionalen Geschwindigkeit) in und durch die heißesten Theile des Ofens
leiten. Der Erfolg wird dann seyn, daß bei langsamer Verbrennung die Circulation
eine langsame ist und mithin die der Wirkung des Feuers in einer gegebenen Zeit
dargebotene Wassermenge genau dessen Wärmemittheilungs-Vermögen entsprechen
wird; wenn dagegen die Schnelligkeit und Heftigkeit der Verbrennung sich vermehrt,
so wird auch die Schnelligkeit zunehmen, mit welcher das Wasser durch die Feuerung
strömt und zwar trotzdem, daß das Feuer veranlaßt wird die größtmögliche Wärmemenge
abzugeben. Daraus folgt, da die Schnelligkeit der Circulation in allen Fällen durch
die jeweilige Wärmeabgabe des Feuers regulirt wird, daß es gleichgültig ist, ob die
Verbrennung eine langsame oder eine schnelle ist, ausgenommen, daß letzterer Fall
uns in den Stand setzt, durch die größere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser
durch den Feuerraum strömt, eine verhältnißmäßig größere Wassermasse im gleichen
Raum zu verdampfen. Dieses ist aber gerade das Princip des Field'schen Kessels, dessen praktische Resultate unsere Bemerkungen
bestätigen und den befriedigenden Beweis liefern, daß das Princip, das Wasser in
dünnen und rasch circulirenden Strömen der höchsten Hitze der Feuerung zu
unterwerfen, das richtige und jedem anderen bisher angewandten überlegen ist. Auch
folgt daraus, daß auf diesem Wege alle in der Feuerung erzeugte Hitze (mit Ausnahme
der zur Unterhaltung eines hinreichenden Zuges erforderlichen) zur Dampfbildung
verwandt wird, und daß also Ersparung an Raum und Gewicht mit derjenigen an
Brennstoff Hand in Hand gehen können.
Eine Betrachtung der in Rede stehenden Kesselconstruction wird darthun, daß diese
Wirkungen hervorgebracht werden, während der Kessel selbst zugleich mehr Sicherheit
als irgend ein anderer jetzt existirender bietet. Zu bemerken ist noch, daß das
Princip des Field'schen Kessels nicht allein auf
stehende, sondern auch auf alle Arten von Marine- und
Locomobilen-Kesseln anwendbar ist; ja es hat sich in letzterer Beziehung
herausgestellt, daß er die härteste Arbeit ohne Schaden ertragen kann, welche bei
anderen Kesseln fortwährende Reparaturen nothwendig macht oder wenigstens
Undichtheiten veranlaßt.
Die Construction des Field'schen Kessels ist folgende:
Er besteht aus zwei Haupttheilen, nämlich dem Wasser- und dem Dampfraum, oder
dem Körper des Kessels und dem Feuerraum. Für stationäre Maschinen wird der Kessel
cylindrisch mit einem ringförmigen, die Feuerung b
umgebenden Wasserraum a (Fig. 1) angefertigt;
allein diese Gestalt kann leicht verändert und den jedesmaligen Zwecken für
Land- oder Schiffsmaschinen angepaßt werden. Bei dem in der Figur
dargestellten cylindrischen verticalen Kessel sind eine Menge Röhren c ringförmig um die Feuerröhre d herum angebracht, welche senkrecht durch den Kessel emporgeht; diese
Röhren c hängen von der unteren Seite des Wasser-
und Dampfraumes e in den Feuerraum b herab. Sie sind oben nach dem Wasser zu offen, unten
geschlossen und daher, wenn der Kessel zum Betrieb bereit ist, mit Wasser gefüllt,
welches noch etliche Zoll hoch über denselben steht.
Innerhalb einer jeden Röhre hängt frei an den Rippen x
eine engere Röhre f, welche, an beiden Enden offen, mit dem oberen über
die Mündung der äußeren Röhre hervorragt, und unten nicht bis ganz zu ihrem Boden
reicht. Die Mündung der inneren Röhre ist erweitert und bildet einen
trompetenartigen Ansatz g. Eine Schließplatte oder ein
Cylinder h hängt innerhalb der Feuerröhre d herab und verhindert, daß irgend ein Theil der
Feuergase nach oben durch den Kessel abgeht, ohne erst die herabhängenden Röhren
umspült und an das Wasser darin seine Hitze abgegeben zu haben.
Solche Kessel sind vorzugsweise für Schiffsmaschinen geeignet, insofern nicht allein
die Wassermenge, welche sie enthalten, und welche bei anderen Kesseln leicht von
einer Seite zur anderen schwankt, viel geringer ist, sondern auch weil sie, wie die
Erfahrung zeigt, mit ganz mit Salz gesättigtem Wasser arbeiten können. Ja es haben
Versuche dargethan, daß selbst übersättigtes, d.h. Salzwasser, worin durch weitere
Verdampfung noch festes Salz suspendirt ist, anwendbar bleibt, indem die Röhren beim
Wiederanzünden des Feuers das Salz auswerfen, welches sich während der Ruhe
abgesetzt hat, selbst wenn es so viel seyn sollte, daß die Böden der inneren Röhren
bedeckt wären. Einen solchen Kessel zeigt Fig. 2. Die in dem
Feuerraum b erzeugten Brenngase gehen über die Brücke
q, dann durch die herabhängenden Doppelröhren
hindurch, kehren hierauf durch einen ebenfalls solche Doppelröhren enthaltenden
Canal nach vorne zurück und ziehen hernach durch die Esse d nach oben ab. Die so angeordneten, nicht zu dicht stehenden Doppelröhren
gestatten der Flamme, sie eine weite Strecke hin ohne zu verlöschen zu umspülen, und
sind durch die Lage der von ihnen der Flamme dargebotenen Oberfläche äußerst wirksam
in ihren ökonomischen Resultaten. Dieß zeigte sich sehr deutlich an einem
Cornwallkessel, bei welchem einige Doppelröhren in dem Hauptrohr unmittelbar hinter
der Feuerbrücke angebracht wurden, wie dieß Fig. 3 darstellt. Die
Vermehrung der Heizfläche war hier 10 Procent, während die Brennstoffersparniß,
statt ebensoviel, über 20 Proc. betrug. Man beobachtete in diesem Falle, daß Röhren,
welche an einer gegebenen Blechfläche von nur 3/8 Zoll aufgehängt werden mußten,
sich ungehindert ausdehnen und zusammenziehen konnten und nicht die geringste Spur
von Undichtheiten zeigten, während man früher an Kesseln mit stärkeren Blechplatten,
die eigens für die Aufnahme von Doppelröhren bestimmt waren, die entgegengesetzte
Erfahrung gemacht hatte.
Es hat also dieses System neben seinen anderen Vortheilen auch den, daß es den
unvermeidlichen und ernstlichen Fehler der an beiden Enden befestigten Röhren
umgeht, nämlich das Lecken, dessen zerstörender Einfluß sattsam bekannt ist. Ferner
vermindert der gleiche Umstand die Anschaffungskosten der Kessel, insofern es möglich wird,
die Röhren sicher und vollkommen bloß durch eine sehr geringe Erweiterung ihrer
oberen Enden ohne Anwendung von Ringen oder anderen den Querschnitt vermindernden
Mitteln in den Platten zu befestigen. Man braucht dazu nur die Löcher in der
Röhrenplatte schwach conisch zu bohren, so daß ihr Durchmesser an der unteren Seite
der Platte dem der Röhren gleich und der an der oberen etwas größer ist, hierauf die
Mündung der Röhren etwas zu erweitern und dann mittelst eines oder zweier
Hammerschläge und eines stählernen conischen Dornes die Röhren oben noch mehr zu
erweitern, so daß sie sich fest in das Loch in der Platte festklemmen.
Die Leichtigkeit, mit der man sonach eine Röhre einsetzen kann, ist von großer
Wichtigkeit für den Fall, wo eine solche während der Thätigkeit des Kessels Schaden
leiden sollte; es würde dieß höchstens einen kurzen Aufenthalt verursachen und nicht
einmal die Beihülfe eines geübten Arbeiters nöthig machen.
Die beschriebenen feststehenden Kessel sind zunächst für einen ununterbrochenen
Betrieb und sparsamen Brennstoffverbrauch construirt, dabei aber nicht so schwer und
umfangreich, daß man sie nicht auch für verschiedene Arten transportabler Maschinen
benutzen könnte, indem sie in der That leichter als die gewöhnlich dazu angewandten
sind, und da, wo nicht äußerste Leichtigkeit erfordert wird, die beste Kesselform
darstellen. Es gibt allerdings Fälle, wie z.B. bei den Dampffeuerspritzen, wo
möglichst geringes Gewicht und leichte Transportfähigkeit neben raschester
Dampferzeugung wichtiger sind, als Ersparniß an Brennmaterial. In solchen Fällen
würde das Gewicht des Wasserraumes (Wassermantels) und des darin enthaltenen
Wasserkörpers ein verhältnißmäßiges Hinderniß für die Anwendung eines solchen
Kessels bilden; ebenso würde der Zeitverlust zum Erhitzen dieses Ueberschusses von
Wasser ein Nachtheil seyn. Für solche Zwecke empfiehlt sich also der in Fig. 4
dargestellte Kessel, welcher keinen Wassermantel hat, und bei dem die Röhren enger
als bei den anderen Constructionen und so angeordnet sind, daß die unteren Enden der
äußeren Reihen einen fast ununterbrochenen Wasserraum um die Feuerbüchse herum
bilden.
Bei Anwendung dieser Kessel benutzt man, sobald die Dampferzeugung beginnt, einen
Dampfstrahl zur Belebung des Zuges und zwar so lange, bis die Maschine in Gang
kommt, worauf man diesen Strahl unterbricht und den Zug durch den Abzugsdampf
erzeugt, den man in und durch die Ablenkungskammer h und
ein durch das Rauchrohr d gelegtes Rohr in die Esse
entweichen läßt.
Solche Kessel wurden zunächst für die Dampfspritze von Merryweather und Söhnen gebaut und dabei mit
dem größten Erfolge benutzt. Diese bei einer Leistung von 20 Pferdekräften im Ganzen
nur 30 Centner wiegenden Maschinen geben aus anfänglich fast eiskaltem Wasser in
Zeit von 9 1/4 Minuten Dampf mit 100 Pfund Druck auf den Quadratzoll und behalten
diesen Druck während ihrer Arbeitsverrichtung unverändert bei. Die Maschine
„Fatherland,“ welche im Ganzen nur 58 Centner wiegt, hat
einen Kessel von derselben Art und leistete Erstaunliches in rascher Dampferzeugung;
so z.B. erzeugte sie im Krystallpalaste in Zeit von 10 Minuten Dampf von 100 Pfund
Druck auf den Quadratzoll aus kaltem Wasser und warf dann aus einem 1 5/8zölligen
Mundstück einen Strahl auf 200 Fuß Höhe, den sie 25 Minuten lang auf 180 Fuß
erhielt. Die Kessel der zuerst genannten Maschine haben 2' 3'' Durchmesser und
einschließlich der Feuerung nur 4' 6'' Höhe; die der letzteren 3' 6'' Durchmesser
und 4' 6'' Höhe.
Damit Kessel von verhältnißmäßig so kleinen Dimensionen die erforderliche große
Dampfmenge liefern können, muß offenbar die Hitze der Feuerung die intensivste seyn,
und ferner muß zur Unterhaltung dieser Hitze eine sehr große Luftmenge durch das
brennende Material gesaugt werden; dieß ist aber nur durch einen sehr kräftigen Zug
zu bewirken, und somit muß ein starker Bruchtheil der Hitze nothwendig verloren
gehen, nicht sowohl wegen fehlenden Absorptionsvermögens des Kessels, sondern wegen
der unverhältnißmäßigen Stärke des Zuges, die dazu gehört, um eine so große Menge
Luft durch das Brennmaterial hindurchzuziehen, und weil die heißen Gase mit einer zu
großen Geschwindigkeit in den Schornstein abgeführt werden. Indessen ist die
Arbeitsleistung solcher Kessel, trotz der unvermeidlich ihnen anhängenden
Uebelstände, die ihrer Natur nach der Brennstoffersparniß gerade entgegenstehen,
dennoch in ihren Ergebnissen nicht minder günstig als die von den meisten
gewöhnlichen feststehenden Kesseln, ein weiterer überzeugender Beweis, daß das
Princip, auf welchem die Construction dieser Kessel beruht, richtig ist.
Eine Betrachtung des Vorganges innerhalb eines Field'schen
Kessels ergibt alsbald die Ursache, weßhalb ein solcher gegen andere Kessel unter
gleichen Umständen Vortheile gewähren muß. Die Größe z.B. eines Kessels von 80
Pferdekräften, dessen Leistung aber leicht bis zu 120 Pferdekräften gesteigert
werden kann, beträgt 6' 6'' äußeren Durchmesser und 8' 8'' Höhe. Er enthält 490
Quadratfuß Röhrenoberfläche, indem die äußeren Röhren 2'' inneren auf 2 1/4''
äußeren, die inneren Röhren 1'' äußeren Durchmesser haben. Gleich nach dem Anzünden
des Feuers beginnt
das Wasser in den Röhren zu circuliren, indem jede noch so geringe Wärmezunahme die
specifische Schwere des Wassers in den ringförmigen Zwischenräumen der äußeren und
inneren Röhren vermindert und es zum Aufsteigen, mithin das kältere Wasser zum
Niederströmen veranlaßt. Diese Wirkung steigert sich mehr und mehr, bis das Sieden
beginnt, zu welcher Zeit die Strömungsgeschwindigkeit ganz außerordentlich zunimmt,
da nun der Unterschied zwischen der Dichtigkeit des in den ringförmigen Räumen
aufsteigenden Dampf- und Wassergemisches und derjenigen des in den inneren
Röhren niedergehenden kalten Wassers sehr groß ist. Nimmt man die Geschwindigkeit
dieses letzteren Stromes zu 10' in der Secunde und die Zahl der Röhren zu 289 an, so
berechnet sich die in die Feuerung hinabgelangende und dort der größten Hitze
unterworfene Wassermenge auf etwa 96 Gallons in der Secunde. Das in die Röhren
einströmende Wasser ist aber das kälteste des gesammten im Kessel enthaltenen
Wassers und daher für die Wärmeaufnahme am empfänglichsten. Bedenkt man nun, daß aus
den Röhren eine eben so große Menge Wasser, als im Hauptkessel selbst enthalten ist,
in dieser Weise alle 6 Secunden in den Feuerraum geführt wird, und hier nur eine
Metallwand von 1/8'' Stärke zwischen Wasser und Feuer ist, so kann man sich einen
annähernden Begriff von der außerordentlichen Geschwindigkeit bilden, mit welcher
die Hitze aus dem Feuer in das Wasser übergehen muß.
Diese Betrachtung wird durch die bekannte Thatsache bestätigt, daß, wenn man ein
ziemlich großes Stahlstück härten will, indem man es in heißem Zustande senkrecht in
kaltes Wasser taucht und ruhig in dieser Stellung hält, der Erfolg nicht erreicht
wird, da das Wasser unter diesen Umständen die Wärme nicht hinreichend schnell, um
die Härtung zu bewirken, dem Stahl entzieht; wenn man dagegen den Stahl mehr oder
weniger schnell durch das Wasser hin und her bewegt, so erfolgt die Härtung sofort.
Ebenso verhält es sich nun mit dem Unterschied zwischen den gewöhnlichen Kesseln und
dem Field'schen Kessel. In beiden Fällen haben wir eine
große Menge der Hitze ausgesetzten Wassers; aber in dem einen Falle können die
Wassertheile ihre Lage nicht schnell genug ändern, um die dargebotene Wärme zu
absorbiren, im anderen Falle findet ein beständiger Wechsel der dem Feuer
dargebotenen Wasserfläche statt, wodurch der Metallwand sehr rasch ihre Wärme
entzogen wird.
Wir haben also hier eine sehr in die Augen springende Ursache für die durch die Field'schen Kessel erzielten ökonomischen Erfolge, selbst
unter solchen Umständen, welche alle Ersparniß auszuschließen scheinen, nämlich die
Thatsache, daß in gewöhnlichen Kesseln die sich selbst überlassene Circulation nur sehr schwierig
eine bestimmte Richtung annimmt, so daß das Wasser die Hitze dem Metall nicht rasch
entreißt, sondern sie demselben nur langsam fließend entzieht. In Folge davon geht
viel Wärme statt in's Wasser durch die Feuerzüge fort, und es liefert aus diesem
Grunde, wie schon oben dargethan, eine langsame Verbrennung bei gewöhnlichen Kesseln
bessere Resultate, als eine schnelle Verbrennung.
Bei der Betrachtung der Vorzüge irgend eines Kessels sind auch die Schwierigkeiten
nicht zu übersehen, die von dem Niederschlagen der so störenden Stoffe, wie
kohlensauer, schwefelsaurer Kalk u.s.w. entstehen, welche sich als fester Stein
absetzen. Es ist bekannt, daß solche Niederschläge durch langsame Circulation
begünstigt werden, und daß sie da am stärksten sind, wo die Circulation am
schwächsten ist, wie z.B. in der Nähe der Einmündung des Speiserohrs in den Kessel.
Es ist also vorauszusehen, daß eine so starke und ununterbrochene Circulation, wie
sie in dem Field'schen Kessel stattfindet, keinen
Kesselstein aufkommen läßt. Die Röhren in Feuerspritzenkesseln nach Field'schem Systeme sind in der That nach zwei Jahre
langem, fast täglichem Gebrauche ganz frei von Niederschlägen geblieben.
Möglicherweise ist dieses Resultat bei den Dampfspritzen zum Theil auch dem Umstande
zuzuschreiben, daß das benutzte Speisewasser fortwährend ein anderes ist. Aber auch
zugegeben, daß der stattgefundene Wasserwechsel in dieser Beziehung von einigem
Einfluß ist, so zeigen doch auch im Betriebe befindliche feststehende Field'sche Kessel, daß bei den gewöhnlichsten
Vorsichtsmaßregeln eine Steinbildung nicht stattfindet. Der Verfasser war kürzlich
bei dem Oeffnen eines solchen Kessels zu der üblichen vierteljährlichen Untersuchung
gegenwärtig und kann versichern, daß gar kein harter oder schaliger Niederschlag
vorhanden war. Am Boden des Wasserraumes fand sich ein hell gefärbter Schlamm, der
nach dem Trocknen ein unfühlbares Pulver darstellte und unzweifelhaft aus denselben
Stoffen bestand, welche in gewöhnlichen Fällen den Kesselstein bilden, die aber in
dem vorliegenden so lange in mechanischer Suspension gehalten worden waren, bis sie
sich im Wasserraum in der bezeichneten Weise abgesetzt hatten.
Die bei dem in Rede stehenden Kessel zu diesem Zweck befolgten höchst wirksamen und
einfachen Maßnahmen bestanden erstens in der Anwendung eines kostenlosen Vorwärmers,
wodurch ein Theil der Kalkverbindungen vor dem Eintritt in den Kessel ausgeschieden
wurde, und zweitens in dem Zusatze einer unbedeutenden Menge der sogenannten Buck'schen Composition, welche, wie es scheint,
hauptsächlich aus Soda besteht, und die das vom Vorwärmer nicht Bewirkte
vollendete.
Diese Thatsachen widerlegen den einzigen Einwurf der Praktiker gegen den Field'schen Kessel und beweisen unbestreitbar dessen
erhebliche Vortheile, nämlich Ersparniß an Brennmaterial und Raum, Leichtigkeit der
Feuerung, Zugänglichkeit behufs Untersuchung und Reparatur, und vollständige
Sicherheit.