Titel: | Verbesserter Dampfkessel von J. G. Marshall in Leeds. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LVI., S. 266 |
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LVI.
Verbesserter Dampfkessel von J. G. Marshall in Leeds.
Aus dem London Journal of
arts, Juni 1865, S. 350.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Marshall's Dampfkessel.
Der Zweck dieser Erfindung (patentirt in England am 13. Juni 1864) ist die
Herstellung einer vollkommenen Circulation des Wassers im Kessel, so daß der Dampf
unmittelbar nach seiner Bildung aus dem Wasser entweichen und dem darüber
befindlichen Dampfraum zuströmen kann. Zugleich werden die kälteren Theile des
Wassers mit der dem Feuer ausgesetzten Kesselfläche rasch in Berührung gebracht,
wodurch ebenfalls die Dampfentwickelung beschleunigt wird.
Fig. 17
stellt eine Art dieser Constructionsmethode dar; der Kessel besteht hierbei aus
einer Anzahl heberförmiger Rohre, welche in geeigneter Weise an einer horizontalen
Platte befestigt sind. Diese Rohre haben zwei Schenkel von verschiedener Länge, von
welchen der kürzere a an seinem oberen und offenen Ende
mit dem unteren Theile des Kesselwassers und der längere a', ebenfalls an seinem oberen und offenen Ende, mit dem oberen Theile des
Kesselwassers in Verbindung steht. Die Röhren liegen im Feuerraum und sind daher
einer sehr starken Hitze ausgesetzt, und die Platte b,
in welcher sie oben befestigt sind, bildet die Bodenplatte des eigentlichen Kessels.
In Folge der ungleichen Länge der Rohrschenkel a, a' und
daher der Ungleichheit der Höhe der beiden offenen Rohrenden wird eine rasche
Wassercirculation hergestellt, indem die kälteren Theile des Wassers im kürzeren
Schenkel niedersinken und der Dampf im längeren Schenkel aufsteigt.
Fig. 18 zeigt
im Verticaldurchschnitt eine Modification dieser Construction. Hier sind die
gebogenen Heberrohre durch gerade verticale Rohre c, c
ersetzt, die durch mittlere Scheidewände d in zwei
Canäle getheilt werden. Beide Canäle münden oben aus, aber in verschiedener Höhe,
und sind unten mit einander in Verbindung gesetzt, so daß eine Strömung des Wassers in der
durch die Pfeile angedeuteten Richtung entsteht. Um die Ablenkung der sich bildenden
Dampfblasen in den Aufsteigcanal zu erleichtern, ist die Scheidewand unten bei 1
entsprechend umgebogen. Zur größeren Sicherheit können auch noch einige Oeffnungen
mit Ablenkplatten 2 in den unteren Theil der Scheidewand d eingeschnitten werden.
Fig. 19 zeigt
im Verticaldurchschnitt einen nach diesen: Princip construirten Kessel. Der
Feuerraum C ist mit einem Wasserraum D umgeben, welcher ähnlich wie die Röhren durch eine
Scheidewand d' in zwei Canäle für die auf- und
absteigenden Strömungen getheilt ist; auch diese Scheidewand ist unten mit mehreren
Oeffnungen und Ablenkplatten versehen. E ist die
Feuerthür des Ofens; F ist der Canal, welcher die
gasförmigen Verbrennungsproducte aus dem Feuerraum in einen den Kessel umgebenden
Zug führt. Das Speisewasser wird entweder direct in den den Feuerraum umgebenden
Wasserraum eingeführt, oder vorher noch in einem im Canal F liegenden Röhrenapparat vorgewärmt.
Fig. 20 zeigt
eine Modification, wobei die Rohre durch schmale Kammern ersetzt sind, wobei
ebenfalls durch eine eingeschaltete Theilwand die Circulation des Wassers
hervorgebracht wird.
A. Nagel's
Wasser-Saugapparat zum Entleeren von Baugruben; Mittheilung des Hrn. Kämp in Hamburg.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1865 S.
78.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Einen zum Mindesten in seiner Verwendung durchaus neuen Wasser-Saugapparat hat
der Civilingenieur Herr August Nagel
jun. in Hamburg für eine von ihm in jüngster Zeit
beschaffte Turbinen-Anlage in Fühlsbüttel bei Hamburg construirt und in
Betrieb gebracht.
Wenn vor Allem die erzielten günstigen Resultate geeignet sind, nicht nur die
Aufmerksamkeit aller im Wasserbau thätigen Techniker auf jenen Apparat zu lenken,
sondern diesem auch eine baldige allgemeine Anwendung zu sichern, so ist die neue
Erfindung auch schon deßhalb von großem Interesse, weil sie einen neuen Beweis
liefert, daß oft als bekannt erachtete physikalische Erscheinungen in
wissenschaftlichen Lehrbüchern längst theoretisch behandelt sind, bis endlich ein
gesunder Gedanke auf
jene Erscheinung zurückgreift und sie mit überraschendem Erfolge für technische
Zwecke benutzt.
Der Nagel'sche Wasser-Saugapparat, welcher in
Folgendem beschrieben werden soll, hat in seinem Princip Vieles mit der längst
bekannten Thomson'schen Wasserstrahlpumpe gemein, von
deren Verwerthung für industrielle Zwecke bisher, wie es scheint, die Angabe des
Erfinders abgehalten hat, nach welcher der Maximal-Wirkungsgrad jener Pumpe
nur 0,18 beträgt.Man vgl. Weisbach's Ingenieur- und
Maschinen-Mechanik, Theil III S. 1188.
Wie fast allen zur praktischen Geltung kommenden Erfindungen, so ist auch der Nagel'schen Construction die Erkenntniß eines besonderen
Bedürfnisses vorausgegangen.
Für die baulichen Zwecke in Fühlsbüttel (Anlage zweier Turbinen von resp. 30 und 60
Pferdekräften zum Betriebe einer Mahlmühle nebst Holzstoffschleiferei) mußte eine
unter dem tiefsten Wasserspiegel liegende Grube hergestellt werden, aus welcher
durch irgend welche mechanische Mittel das vorhandene, wie das successiv zufließende
Wasser zu beseitigen war.
Hier sprachen gegen die Anwendung sonst gebräuchlicher Betriebsmaschinen nebst
Pumpwerken neben der sonst und überall gerechtfertigten Scheu vor großen Kosten an
Geld und Zeit noch drei besondere locale Hindernisse.
Die an und für sich große Baugrube, ein schmales Rechteck, war von zwei Seiten her
dem directen Druck des Unterwassers, von der dritten Seite sogar dem des Oberwassers
ausgesetzt, und war schon bekannt, daß der Boden der Grube außerordentlich
quellenreich war, so daß vorhergesehen werden konnte, daß das Leerpumpen, wenn es
effectvoll seyn sollte, sehr starke Maschinen beanspruchen würde.
Ferner bot aber auch die Situation keinen irgendwie passenden Platz zur Aufstellung
von Betriebsmaschinen nebst Pumpwerken.
Eine dritte ganz abnorme Schwierigkeit für die in der Baugrube zu beschaffenden
Arbeiten bot sich in Fühlsbüttel durch folgende Verhältnisse. Die Tiefe des
Unterwassers ist bei normalem Abfluß zu gering, um den Schiffsverkehr durch die
nebenliegende Schleuse zu ermöglichen. Deßhalb ist der Mühlenbesitzer contractlich
verpflichtet, wöchentlich zweimal die sonst vorhandene Gefällshöhe zum größten Theil
zu opfern und das Oberwasser zum Zweck eines raschen Abfließens durch die vor der
Baugrube liegenden
Freischützen, also durch die Baugrube selbst hinwegzulassen. Hierdurch entsprang für
das anzuwendende Pumpwerk die große Aufgabe, die Baugrube, deren Klopfdamm
inzwischen durch das überfließende Wasser unterspült und beschädigt wurde, in
kürzester Zeit wieder zu entleeren.
Hiergegen war die vorhandene, späterhin zu den oben genannten technischen Zwecken zu
verwerthende Wasserkraft von vornherein zur motorischen Anwendung geeignet, und lag
insofern die Idee nahe, diese Kraft so viel als möglich direct zum Leerpumpen der
Baugrube zu benutzen.
So kam denn Nagel auf den Gedanken, eine
Wasserstrahlpumpe, im Princip ähnlich der Thomson'schen,
zu construiren.
Da der Versuchsapparat von Thomson durchaus keinen Anhalt
über die ihm eigenen Dimensionen bot, so ließ sich von vornherein gar nicht
übersehen, ob eine Saugstrahlpumpe in den durch das vorliegende Bedürfniß gebotenen
großen Dimensionen überhaupt functionsfähig sey; viel weniger noch ließ sich aus den
Thomson'schen Resultaten irgend welcher Maaßstab über
die für bestimmt vorliegende Zwecke zu ertheilenden Dimensionen gewinnen. Weniger
bedeutungsvoll erschienen die aus dem vermeintlich geringen
Maximal-Wirkungsgrad von 0,18 erwachsenden Bedenken, da die zu beschaffende
Nettoleistung, das Leerpumpen der Baugrube, das Hauptziel seyn mußte, zu dessen
Erreichung man sich gern einen so niedrigen Wirkungsgrad gefallen lassen konnte, so
lange das vorhandene und sonst doch nutzlos verschwenderisch abfließende Stauwasser
überhaupt genügend war. Jedenfalls war der Nutzen, der im Fall eines guten Erfolges
an dem in Aussicht genommenen Saugapparat für den ausführenden Ingenieur entstand,
bedeutend genug, um die Ueberwindung der sich in den Weg stellenden constructiven
Hindernisse nicht zu scheuen.
Es beruht der Nagel'sche Saugapparat, welcher in Fig.
6–8 dargestellt ist, rein theoretisch gesprochen, gleich der Thomson'schen Wasserstrahlpumpe auf dem bekannten
physikalischen Gesetz, daß das Wasser beim Durchströmen eines in seinen
Querschnitten variablen Gefäßes an jeder Stelle des Gefäßes eine dem jedesmaligen
Querschnitt entsprechende Geschwindigkeit annimmt, und daß diese Geschwindigkeit an
denjenigen Stellen, deren Querschnitt kleiner als derjenige der Ausflußmündung ist,
eine derartige Aenderung erleidet, daß der auf die Gefäßwand ausgeübte Druck bei
jenen Verengungen kleiner als der Druck der äußeren Atmosphäre wird, wodurch es
möglich wird, durch Röhren, welche man an jenen Verengungsstellen in das Gefäß
führt, neues Wasser anzusaugen.
Fig. 6 zeigt
den Grundriß des in Fühlsbüttel angewandten Wasser-Saugapparates und der
Baugrube in 1/96 der wirklichen Größe. Fig. 8 gibt einen
Längenschnitt des Apparates und Fig. 7 einen Querschnitt
desselben nebst Ansicht der Saugröhre, in 1/48 der wirklichen Größe.
Direct an die Freifluth, hinter dem vertical stellbaren Schützen a, schließt sich ein im Querschnitt länglich
viereckiger, hölzerner Kasten b, c, d an, welcher auf
den Gerinneboden des Freigerinnes befestigt ist. Dieser Kasten ist von b bis c in verticalem Sinne
conisch zugespitzt, um den Eintritt des Wassers zu erleichtern; er ist ferner von
c bis d in horizontalem
Sinne conisch erweitert, um ihn zum Ansaugen des bei e
in einem flachen Canal eingeführten Steigwassers geeignet zu machen.
An der Stelle des Eintrittscanales e für das Saugwasser
ist ein viereckiger eiserner Kasten f hermetisch
schließend auf den Holzkasten aufgesetzt, und geht ersterer in seiner seitlichen
Verlängerung in einen kreisrunden Querschnitt von 9 Zoll engl. lichtem Durchmesser
über. Die ebenfalls 9 Zoll engl. lichte Saugröhre g ist
an diesen Kasten angeschraubt und mündet mit ihrem unteren verticalen Theil in die
Baugrube m, aus welcher das Wasser zu schöpfen war.
Die Vorgänge an dem Apparat sind sehr einfach. Nach Oeffnen des Schützes a fließt das Stauwasser mit der von seiner Druckhöhe
abhängigen Geschwindigkeit durch den Holzkasten b, c; es
wird vor dem Saugcanal e contrahirt, dagegen findet es
von c bis d Gelegenheit sich
auszubreiten, und es entsteht in Folge hiervon bei e ein
Evacuiren, welches bewirkt, daß die in f befindliche
Luft, resp. das dort bereits vorhandene Wasser, mit fortgerissen wird, so daß neues
Wasser aus der Baugrube nach dem Holzkasten gesaugt wird.
Da der Apparat seine praktische Brauchbarkeit erst documentiren sollte, so hatte Herr
Nagel gut gethan, ihn mit einigen
Sicherheitsvorkehrungen zu versehen.
Hierzu gehört vor Allem die um s drehbare hölzerne Klappe
k am Ende des Holzkastens, welche dazu dient, bei
Inbetriebsetzung des Apparates durch Anziehen mittelst eines Flaschenzuges an dem
eisernen Bügel l die Klappe so weit aufzurichten, daß
das Wasser gezwungen wird, zunächst den divergenten Theil c,
d des Holzkastens gänzlich auszufüllen.
Das Schlußventil h in dem untersten Gliede der Saugröhre
hat den Zweck, zu verhindern, daß das angesaugte Wasser in die Baugrube zurückfallen
kann.
Um für das allmähliche Vertiefen der Baugrube zu genügen, war der unterste Theil der
Sauggrube teleskopartig ausschiebbar.
In dem eisernen Kasten f ist noch ein durch zwei
Schrauben von außen her
stellbarer Schieber i angebracht, welcher auf dem Canal
e gleitet und dazu dient, diesen Canal nach
Bedürfniß erweitern oder verengen zu können.
Die Klappe k zeigte sich als sehr wichtig, da ohne
dieselbe der Apparat nicht immer sogleich zum Ansaugen kam.
Es erübrigt nun noch, von den Resultaten zu berichten, welche in Fühlsbüttel durch
die Anwendung des Nagel'schen Saugapparates erzielt
wurden.
Zunächst wäre hier zu erwähnen, daß der Zweck, nämlich das Entleeren und Freihalten
der Baugrube von Wasser, durch den Apparat vollständig und zwar in einer Weise
erreicht wurde, die für den Augenzeugen, zumal im Hinblick auf die sonstigen
schwerfälligen Pumpvorrichtungen, etwas geradezu Ueberraschendes bot.
Die 80 Fuß engl. lange und 18 1/2 Fuß engl. breite Baugrube wurde bis auf mehr als 8
Fuß Tiefe im Verlauf einer kleinen halben Stunde frei von Wasser gemacht und durch
die weitere Thätigkeit des keinerlei sonstige Bedienung beanspruchenden Apparates
auch frei von Wasser erhalten, obwohl durch die sehr undichten Wände und namentlich
auch aus dem überaus quellenreichen Boden der Baugrube fortwährend noch mehr Wasser
zufloß, als die an und für sich schon ungünstigen Vermuthungen hatten voraussehen
lassen.
Das der Baugrube entnommene Wasser war nichts weniger als rein, sondern enthielt
allerlei mechanische Beimengungen, so zwar, daß es für den Betrieb eines
gewöhnlichen Pumpwerkes unzweifelhaft beträchtliche Störungen herbeigeführt haben
würde. Fand sich doch nach den ersten Tagen der Inbetriebnahme des Apparates in dem
Kasten f eine wahre Sammlung von completen Ziegelsteinen
vor, die alle aufgesaugt waren, ohne die Strahlpumpe schadhaft zu machen.
Wenn der Wasserspiegel in der Baugrube einige Zoll tiefer gesunken war als der
unterste Rand der Saugröhre, so riß merkwürdiger Weise der angesaugte Strahl nicht
ab, sondern zog sich nach der Sauggrube hinauf und nahm so viel Luft mit sich, bis
der Saugkraft des Apparates genügt war.
Als ein sehr bedeutungsvolles Resultat an dem Nagel'schen
Saugapparat ist zu berichten, daß der Apparat noch richtig functionirte selbst als
die Saughöhe die Gefällshöhe des Betriebswassers
(6–8 Fuß engl.) übertraf. Hiernach wäre
thatsächlich festgestellt, daß die Theorie, welche Zeuner
in seinem Werke „das Locomotiv-Blasrohr, Zürich 1863“
für die Thomson'sche Wasserstrahlpumpe aufstellt, keine
Gültigkeit für den Nagel'schen Saugapparat hat. Bei diesem sind, wie aus der
beigegebenen Zeichnung ersichtlich ist, sämmtliche Querschnitts-Veränderungen
überall stetig in einander übergeführt, so daß alle
„plötzlichen Geschwindigkeits-Aenderungen“ und mit
ihnen die resultirenden beträchtlichen Effectverluste vermieden sind, ebenso wird
bei dem Nagel'schen Apparate die ungünstige Zeuner'sche Annahme umgangen, daß das angesaugte Wasser
kurz vor seinem Zusammentreffen mit dem Betriebswasser in Folge des an dieser Stelle
sehr weiten Gehäuses seine Geschwindigkeit gänzlich verloren habe.
Es läßt sich bei genauer Einsicht in die constructiven Principien des Nagel'schen Saugapparates nicht verkennen, daß derselbe,
wenn man ihn überhaupt mit der Thomson'schen
Wasserstrahlpumpe in Vergleich ziehen will, vor dieser außerordentlich viel voraus
hat, abgesehen selbst von dem wesentlichen Unterschiede, daß diese, so viel mir
bekannt, bisher nie über den Werth eines physikalischen Versuchsapparates
hinausgegangen ist, während jener sich nunmehr als eine praktische Pumpvorrichtung
direct für technische Zwecke, wenn auch bisher nur specieller Art, bewährt hat.
Der gewählte rectanguläre Querschnitt, welcher durch die aus pecuniären Rücksichten
vorgezogene Holzconstruction geboten war, erwies sich wegen der ohnedieß
rectangulären Schützenöffnung und wegen der dadurch ermöglichten leichten
Stellbarkeit des Saugcanals e als praktisch.
Bezüglich des Wirkungsgrades am Nagel'schen Saugapparate
wurden in Fühlsbüttel keine Wassermessungen auf die gewöhnlichste Art durch
Ueberfall oder Poncelet-Mündung vorgenommen, da
diese, wie bekannt, im Großen auf Unzulänglichkeiten führen, und sind deßhalb nur
Manometerstände an den einzelnen Theilen des Apparates beobachtet und in Betracht
gezogen worden.
Für jeden Sachverständigen, der sich mit dem wahren Princip der
Wasser-Strahlpumpe vertraut gemacht hat, ist es wohl einleuchtend, daß der
von Thomson angegebene Maximal-Wirkungsgrad = 0,18
nicht allgemein stichhaltig ist, daß derselbe vielmehr bei einer richtig angelegten
Construction höher gebracht werden kann, und daß Thomson's Angabe nur für den von ihm
angewendeten Apparat Gültigkeit hat, dessen ungünstig gewählte Verhältnisse (so weit
dieselben mit den darüber bekannten Zeichnungen übereinstimmen) allerdings einen so
geringen Nutzeffect voraussehen ließen.
In einem speciellen Falle, wie dem eben beschriebenen, hat übrigens die Frage nach
dem Wirkungsgrade nur eine untergeordnete Bedeutung.
Viel wichtiger ist die Thatsache, daß die angewendete Saugstrahlpumpe den an sie
gestellten Anforderungen reichlichst entsprochen hat, daß sie, um noch einmal Alles
kurz zusammenzufassen, die Baugrube in kürzester Zeit leer pumpte und allezeit frei
von Wasser erhielt, daß sie zu dieser Leistung keine andere als die vorhandene, sonst nutzlos gebliebene Wasserkraft
verwendete, daß ihr Betrieb durchaus kostenfrei geschah, indem sie nicht einmal
andere Bedienung als die anfängliche zum Oeffnen des Schützens und der geeigneten
Handhabung der Klappe verlangte, daß das sehr unreine Saugwasser keinen Augenblick
Anlaß zu Betriebsstörungen gab, und daß selbst die Anschaffung und Aufstellung des
äußerst einfachen Apparates außerordentlich billig war.
In wie vielen Fällen, wo ähnlich wie in Fühlsbüttel die vorhandene Wasserkraft
ebenfalls von vornherein zur Verfügung stand, hat man bisher viel Geld und Zeit
geopfert für die Anschaffung, die Aufstellung und den theuren Betrieb anderer
complicirter Pumpvorrichtungen; wie oft glaubte man sogar bei vorhandener
Wasserkraft sich genöthigt, die Anlage eines Werkes zum Nachtheile des Ganzen
wesentlich zu modificiren, weil die Baukosten, welche sich durch die Schwierigkeiten
beim Leerpumpen der Baugrube so wesentlich steigerten, die Rentabilität des ganzen
Unternehmens gefährdeten!
Gegen Leiden dieser Art wird Nagel's Saugapparat in
Zukunft den Wasserbau-Technikern eine praktische Abhülfe geben.