Titel: | Die Pumpen von Coignard und Comp. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LVII., S. 274 |
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LVII.
Die Pumpen von Coignard und Comp.
Aus den Annales du
Conservatoire des arts et métiers, 1865, t. V p. 385.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Coignard's Centrifugalpumpen.
Als Ergänzung zu dem S. 27 in diesem Bande des polytechn.
Journals enthaltenen Coignard'schen Patent theilen wir im
Nachstehenden aus dem daselbst am Schlusse erwähnten Berichte von Tresca die neueste Construction der Coignard'schen Centrifugalpumpe mit schraubenförmigen Schaufeln mit.
Dieselbe besteht aus einer horizontalen Welle C, Fig. 28, die
sowohl die Riemenscheibe D als auch die spiralförmigen
Schaufeln A trägt, welche letztere sich in einer hohlen
Kugel E umdrehen und dazu bestimmt sind, das Wasser bei
ihrer Bewegung anzuziehen und dasselbe in eine mehr oder weniger starke centrifugale
Bewegung zu versetzen.
Das Wasser tritt durch ein senkrecht auf der Ebene der Figur stehendes Rohr ein und wird in
die beiden Behälter N, welche die Welle C umgeben, vertheilt. Das Wasser wird dann durch die
Bewegung der Schaufeln A mitgerissen und durch die
Centrifugalkraft durch einen geraden Spalt in das ringförmige Rohr F ausgeworfen, welches die hohle Kugel E umgibt.
Dieses ringförmige Rohr steht fortwährend mit dem Steigrohr O in Verbindung, auf welchem bei den Versuchen ein Ausgußkasten angebracht
worden war, aus dem das gehobene Wasser in einen geaichten Behälter geleitet
wurde.
Wie schon (in der früheren Mittheilung) bemerkt wurde, ist das allgemeine Princip
dieser Maschine, abgesehen von den Modificationen in der Form, dasselbe wie jenes,
auf welchem auch die anderen Centrifugalpumpen beruhen; aber die Pumpe von Coignard unterscheidet sich von den letzteren durch
mehrere Details, welche durch Betrachtung der Figur 28 leicht zu
verstehen sind:
1) Die Lager c der Treibwelle bilden wirkliche
Oelbüchsen, wodurch die Reibung möglichst vermindert ist.
2) Um zu verhüten, daß Luft durch die Stopfbüchsen d, d
dieser Welle eintrete, hat Coignard dieselben durch die
Rohre d', d' in Verbindung mit dem ringförmigen Rohre
F gesetzt, in welchem das Wasser immer einen
gewissen Druck unterworfen ist. Dieser Druck wird so auf die Außenseite der
Packungen übertragen, zwingt dieselben sich an die Welle anzulegen und schließt
folglich die äußere Luft von der Pumpe hermetisch ab.
3) Die wichtigste und interessanteste Neuerung an der Pumpe ist die Vorrichtung,
durch welche Coignard sich vor den Nachtheilen sicher
gestellt hat, die aus der Lagerung der Luft um die Flügel der Pumpe entstehen.
Wenn nämlich ein gewisses Luftvolumen sich um die Achse gesammelt hat, sey es, daß
dasselbe direct angesaugt wird, oder in Folge des Freiwerdens von einem Theil der in
dem einfließenden Wasser zertheilt enthaltenen Luft bei dem Arbeiten der Pumpe
dorthin gelangt, so weiß man, daß diese Luft, die wegen ihrer geringen Dichtigkeit
durch die Einwirkung der Centrifugalkraft nicht ausgetrieben wird, um die in
Bewegung befindliche Achse stehen bleibt; indem dieselbe so den Platz des Wassers
einnimmt, auf welches die Schaufeln wirken sollten, nimmt das Spiel des Apparates ab
und kann sogar ganz aufhören. Dieß ist besonders bei den Schöpfpumpen zu befürchten,
wenn die Tiefe des Wassers gering ist und daher das untere Ende des Saugrohres
einmal aus dem Wasser hervorragt.
Um diese Ursache des Stillstandes zu vermeiden, welcher man in der Regel nicht anders
als durch momentanes Anhalten der Maschine abhelfen kann, wendet Coignard eine kleine Nebenpumpe P an, deren Saugrohr in die hohle Kugel hinein und zwar bis dicht an die
Achse und ebenso bis dicht an die Schaufeln reicht, ohne denselben in ihrer Bewegung
hinderlich zu seyn. Diese Pumpe saugt bei jedem Kolbenzuge Wasser oder im
Mittelpunkte des Apparates befindliche Luft an, und wirft dieselben nach außen
zurück. Ist es Wasser, was sie auswirft, so ist der Verlust unbedeutend; ist es aber
Luft, so werden dadurch die oben bezeichneten Uebelstände vollständig beseitigt.
Diese Nebenpumpe kann auch das Ansaugen erleichtern und sie wird ebenso manchmal im
umgekehrten Sinne mit Vortheil anzuwenden seyn, nämlich um eine Anfüllung aller
Canäle kurz vor Ingangsetzung der Hauptpumpe zu bewirken.
Die Bewegung dieser Pumpe wird durch die Schraube ohne Ende c' hervorgebracht, welche an das Ende der Welle C befestigt ist, und durch die Kurbelstange p', welche durch die Warze eines Krummzapfens bewegt wird; letzterer ist an
das Getriebe befestigt, welches in die Schraube ohne Ende eingreift.
Die Coignard'schen Pumpen zeichnen sich besonders durch
ihre vortreffliche Ausführung aus. Alle Rohre aus verzinntem Eisenblech, welche
mittelst Flantschen und Bolzen verbunden und mit Dichtungen aus Kautschuk oder Hanf
versehen sind, lassen in Bezug auf die Arbeit nicht das Mindeste zu wünschen
übrig.
Die beiden Pumpen, mit denen die (in der früheren Mittheilung besprochenen) Versuche
angestellt wurden, tragen die Nummern 5 und 7. Bei Nr. 7 hat die Kugel einen inneren
Durchmesser von 0,48 Meter und das kreisförmige Rohr F
einen inneren Durchmesser von 0,32 Met.; alle Rohre haben einen und denselben
Durchmesser von 0,20 Meter.
Der Durchmesser der Treibscheibe ist 0,38 Meter; die kleine Pumpe zum Ausziehen der
Luft hat einen Hub von 0,19 und einen Durchmesser von 0,125 Met.; bei derselben
findet nur ein Kolbenzug statt, während die Hauptwelle 19 Umdrehungen macht.