Titel: Die Trinks'sche Filterpresse.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LX., S. 278
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LX. Die Trinks'sche Filterpresse. Mit Abbildungen auf Tab. V. Trinks'sche Filterpresse. Im vorigen Jahrgange dieses Journals, Bd. CLXXIV S. 354, wurde die Abhandlung der Civilingenieure Riedel und Kemnitz in Halle a. S. mitgetheilt, worin dieselben die von ihnen construirten eisernen Filterpressen nach Danek'schem System beschrieben und eine Geschichte der Filterpressen beifügten. Zur Ergänzung entnehmen wir dem kürzlich erschienenen vierten „Jahresbericht über Zuckerfabrication von Scheibler und Stammer (Breslau, 1865) das Nachfolgende über die Trinks'sche Presse. „Die Erfahrung hat nun ergeben, daß die in Filterpressen nach Needham-Danek'schem System gewonnenen Schlammkuchen ungeachtet ihrer äußerlich harten und trockenen Beschaffenheit immer noch eine nicht unbedeutende Menge Saft eingeschlossen enthalten, und daß dieser Saft concentrirter ist, als er seyn müßte, wenn der Dampf oder das Wasser den Kuchen wirklich gleichmäßig aussüßte, d.h. dessen ganze Masse in allen Theilen durchdränge, durchfeuchtete und endlich den verdünnten Saft verdrängte. Das Nichteintreten einer so vollständigen Einwirkung wird erklärlich, wenn man bedenkt, daß der einströmende Dampf oder das Wasser zunächst nur die Kante des Schlammkuchens, und zwar nur einen kleinen Theil derselben trifft, und daß er, um nach dem unteren Ausgange zu gelangen, nicht den schwierigeren, weil mehr Widerstand bietenden Weg durch den Kuchen, sondern den leichteren Weg um den Kuchen herum, dessen beide Außenflächen entlang, wählen, also nur letztere bis auf eine geringe Tiefe berühren und durchfeuchten wird. In der That blieb das Innere des Kuchens selbst dann unberührt, wenn man das Aussüßen dadurch forcirte, daß man erst Wasser, dann Dampf einströmen und beide hinreichende Zeit einwirken ließ. Dieser Uebelstand führte sehr bald darauf, Pressen zu construiren, bei welchen der Dampf nicht auf die Kante, sondern auf die volle Fläche des Kuchens einwirkt und letzteren behufs der Aussüßung nicht der ganzen Länge nach von Oberkante zu Unterkante, sondern nur der ungleich geringeren Dicke nach von einer Breitseite zur anderen zu durchdringen hat, und bei denen ferner eine Umgehung des Kuchens seitens des Aussüßmittels (Dampf oder Wasser) dadurch unmöglich gemacht wird, daß der Raum, wo letzteres in den Kuchen eintritt, von dem Raume, in welchem der durchgepreßte Saft abfließt, durch die Fläche des Kuchens absolut getrennt ist, so daß Aussüßwasser oder Dampf keinen anderen Ausweg haben und die Masse des Kuchens durchdringen müssen. Der Maschinenfabrikant Trinks in Helmstädt führte zuerst eine solche Filterpresse aus.Die folgende Beschreibung und beigegebene Zeichnung derselben nach dem Artikel „Nachtrag zur Zuckerfabrication“ im Handwörterbuch der Chemie (1865), Bd. IX S. 1177 ff. deren Wirksamkeit sowohl durch ihre Arbeitsergebnisse im Großen, als auch durch zahlreiche vergleichende Versuche als eine dem angestrebten Zwecke vollständig entsprechende, die der Needham-Danek'schen Presse übertreffende erkannt wurde. Man erhielt z.B. bei Versuchen in einer Braunschweiger Zuckerfabrik aus 12 in der Needham-Danek'schen Presse völlig erschöpften Schlammkuchen mittelst der Trinks'schen Presse noch 34 Liter Saft von circa 6 Proc. Zuckergehalt, und fand im Allgemeinen den Wassergehalt der Trinks'schen Kuchen zu durchschnittlich 26 Proc., den der Danek'schen dagegen nicht unter 33 Procent. Die Fig. 2426 zeigen die Trinks'sche Presse: Fig. 24 perspectivische Ansicht der vollständigen Presse; Fig. 25 senkrechter Durchschnitt der ganzen Presse ohne Tucheinlage und Schlammfüllung; Fig. 26 senkrechter Durchschnitt einzelner Kammern im vergrößerten Maaßstabe, mit Tucheinlage und Schlammfüllung. Sie ist ganz von Eisen construirt. Man erkennt leicht, daß ihre Haupttheile und deren Anordnung im Allgemeinen nicht wesentlich von der Needham-Danek'schen Presse verschieden sind. Die Grundplatte P mit den durch die Stäbe q, q verbundenen Säulen C, C und Füßen G, G, dem Holme h' und den in diesen eingekeilten runden Tragbalken T, T bilden das feste Gestell der Presse. Auf T, T hängen mittelst der Handgriffe g, g verschiebbar die Preßplatten s, d, s, d, welche durch den ebenfalls verschiebbar auf T hängenden Holm h mittelst Anziehen der Muttern m, m gegen den festen Holm h' gepreßt werden können. Jede der Preßplatten d und s hat gerade wie bei der Danek'schen Presse eine circa 3/4 Zoll breite Vertiefung i'' mit Cannelirungen r, r und r', r', so daß je zwei aneinander gepreßte Platten eine 1 1/2 Zoll breite Höhlung i (Fig. 26), die „Preßkammer,“ einschließen; welche durch die Oeffnung A mit R, dem Schlammzuführungsrohre, in (durch Ventile v, v abschließbarer) Verbindung steht. Die cannelirten Wände r, r und r', r' der Preßkammern sind bekleidet 1) mit einem sehr feinmaschigen Messingdrahtsiebe i', welches mittelst Einfalzung befestigt ist und ein für alle Mal sitzen bleibt;Auch hier bekanntlich in jüngster Zeit wegfallend. 2) darüber mit dem Tuche t, welches neben seiner Function als filtrirende Fläche innerhalb der Kammern zugleich letztere nach Außen abschließt, indem es sich beim Anziehen der Presse rings um die Kammer zwischen die vortretenden Rahmen der Platten s, d, s, d dichtend einklemmt. Behufs der Dichtung zwischen den oberen Kammeröffnungen A, A (mit Zahlen 1–12 bezeichnet) und den Oeffnungen 1, 2, 3.. des Rohres R (Fig. 24) wird zwischen beide eine dicke, der Unterfläche von R congruente Gummiplatte mit 12 über die 12 Oeffnungen A passenden Löchern gelegt und durch den Druck des schweren, überdieß durch b aufgeschraubten Rohres R fest angepreßt. Im ersten Stadium der Arbeit ist nun die Wirkungsweise der Trinks'schen Presse ganz wie bei der Needham-Danek'schen. Sind sämmtliche Preßtücher eingehängt (jedes Tuch hat zu dem Zwecke ein Loch, das über den Rohrstutzen u' paßt), darauf die Kammern zusammengepreßt, auch das vierkantige Rohr R heruntergelassen und mittelst der Schraubenbügel b, b auf der Oberfläche der Preßplatten befestigt, so läßt man durch Oeffnen der Ventile v, v und des Hahnes Z durch das Rohr Z', das Steigrohr des Schlammmontejus, den Schlamm einströmen und die Filtration beginnen. Der durch A, A in der in Fig. 24 durch Pfeile angedeuteten Richtung eintretende Schlamm wird, den Raum i der Kammer erfüllend, gegen die Tuchflächen t, t gepreßt, sein Saftinhalt nach beiden Seiten durch Tuch- und Siebfläche gedrückt, während der feste Schlammkuchen zurückbleibt. Der durchgepreßte Saft rinnt in den Cannelirungen r, r und r', r' hinunter, durch die Löcher e, e und o, o in die Canäle s', s' und d', d' um durch die auf beiden Seiten angebrachten Hähne d⁴, d⁴ und s'', s'' in die Sammelrinne S und von da durch S' abzulaufen. Sobald die Hähne d⁴ und s'' nicht mehr laufen, also die Preßkammern ganz mit festem Schlamm gefüllt sind, schließt man die Ventile v, v und den Hahn z' und beginnt mit dem zweitem Stadium der Arbeit, der Aussüßoperation, die sich wesentlich von der bei der Danek'schen Presse beschriebenen unterscheidet und welche eben das Eigenthümliche und Vortheilhafte des Trinks'schen Verfahrens ausmacht. Der aussüßende Dampf tritt nicht wie sonst durch die oberen Schlammeinströmungsöffnungen A, A in die Kammern, sondern mittelst folgender Einrichtung auf der einen Breitseite jedes Kuchens ein. Sämmtliche Preßrahmen rahmen und Holme sind zu dem Zwecke oben in der Richtung vom Hahne u nach dem Rohre W durchbohrt, so daß die Hähne u (ein Dreiweghahn) und W', wenn die Presse geschlossen ist, mittelst eines die Preßplatten durchziehenden Canals u, W mit einander communiciren. Von diesem Canale u, W führen horizontal und rechtwinkelig Seitencanäle d'', d'' ab, im oberen Theile der Preßrahmen entlang, aber nicht in jedem, sondern abwechselnd in dem je zweiten Rahmen, nämlich immer nur in den mit d bezeichneten, während die mit s bezeichneten nicht durchbohrt sind. Jeder Dampfcanal d'' steht durch Löcher o', o' nach beiden Seiten mit dem durch die Cannelirungen r, r gebildeten schmalen freien Raume hinter dem Siebe i' in Verbindung. Die unteren anfangs zum Saftablauf mitbenutzten Austrittsöffnungen e, e und d', d' dieses Raumes werden beim Aussüßen durch Schließen sämmtlicher Hähne d⁴, d⁴ nach außen hin abgesperrt, nur die Ausgänge der Canäle s', s', also die an der anderen hier nicht sichtbaren Seite der Presse befindlichen Hähne, bleiben noch für den Saftablauf offen. Sobald man jetzt durch u entweder directen Dampf aus x oder Retourdampf aus y in die Canäle d'', d'' treten läßt, dringt derselbe durch o', o' die Rinnen r, r hinunter, erfüllt den Raum hinter dem Siebe i' und durchdringt, als eine der Oberfläche des Schlammkuchens gleich große pressende Fläche, Tuch, Sieb und Kuchen in der Richtung der in Fig. 26 gezeichneten Pfeile, treibt den Saftinhalt des letzteren in die Cannelirungen r', r' der benachbarten Preßplatte, in denen er hinab- und durch oo, s' und endlich s'' ausfließt. Eine Umgehung des Kuchens durch den Dampf, die man sich nur an dessen Kanten denken könnte, findet in Wirklichkeit nicht statt, da ringsherum das Tuch in doppelter Lage dichtet, überdieß der nur 1 Zoll starke Kuchen dem Dampfdurchgange äußerst geringen Widerstand bietet. „Dampfkammern“ nennt man in der Praxis die Räume r, r hinter dem Siebe, in welche beim Aussüßen der Dampf tritt; „Saftkammern“ dagegen die entgegengesetzten r', r', in welche der Saft getrieben wird; man nennt auch wohl schlechtweg die Preßrahme d Dampfkammern, die Preßrahme s Saftkammern. Ein Reißen des Tuches ist hier weniger zu fürchten wie bei der Needham'schen Presse, da das Sieb i' demselben eine feste immer ebene Unterlage gewährt, während es ohne diese Unterlage in die Rinnen der Preßkammern gedrückt und dadurch eine bedeutende Reibung erleiden, auch den Saftabfluß erschweren würde. Um das Rohr R ausdämpfen zu können – was immer vor Beginn der Filtration geschehen muß – paßt dessen vorderste Oeffnung W'' auf die des Hahnes W'; der Dampf strömt dann aus u durch den Canal u, W und den Hahn W' in das Rohr R und tritt durch den Hahn a (Fig. 25) und den Schlauch l aus – gewöhnlich in einen Eimer E, um den mitgerissenen Schlamm aufzufangen. Ueber die am Bocke B befestigte Rolle läuft die Kette p, an welcher beim Neubeschicken der Presse (Auswechseln der Preßtücher) das Rohr R in die Höhe gezogen wird. F Hebel zum Anziehen der Muttern m, m, zwischen welche und dem Holm h die Hülsen k, k (Fig. 24) zur Raumausfüllung gelegt werden. n, n Schraubenköpfe der Balken T, T. Im Allgemeinen hat man bemerkt, daß sich der nach der alten Scheidungsmethode gewonnene Scheideschlamm wegen seiner zähen, gummigen und leichten Beschaffenheit nicht so gut in der älteren Needham-Danek'schen Filterpresse behandeln läßt als der aus der neuen (z.B. Jelinek'schen) Scheidungsart resultirende Schlamm, der, weil größtentheils aus kohlensaurem Kalk bestehend, schwer, pulveriger, „kürzer“ ist und sich weit leichter vom anhängenden Safte trennt. In der Trinks'schen Presse dagegen sollen sich beide Arten Schlamm gleich gut und schnell verarbeiten.“

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