Titel: | Ueber die Unzulässigkeit der Anwendung von Metallfarben zum Färben der Stearin-, Wachs-, Paraffin- und Wallrath-Lichter; von Dr. H. Vohl in Cöln. |
Autor: | Hermann Vohl |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXIV., S. 292 |
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LXIV.
Ueber die Unzulässigkeit der Anwendung von
Metallfarben zum Färben der Stearin-, Wachs-, Paraffin- und
Wallrath-Lichter; von Dr. H. Vohl in Cöln.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Vohl, über die Verbrennungsproducte gefärbter Kerzen.
Es kommen jetzt häufig im Handel gefärbte Kerzen vor und besonders ist es bei den
sogenannten Wachsstöcken Mode geworden, dieselben entweder lebhaft roth, grün oder
gelb zu färben. Diese Farben werden nicht in die Masse eingerührt, sondern es werden
die Kerzen entweder durch eine gefärbte Masse durchgezogen, wo dann die Farbe eine
sogenannte Ueberfangfarbe ist, oder aber die Wachsstücke werden in nicht zu langen
Stücken auf Tafeln gerollt, die mit den betreffenden Farben eingepudert sind.
Bei den Stearin-, Paraffin- und Wallrath-Lichtern findet die
Färbung in der Masse statt, und es sind diese Färbungen nur deßhalb eingeführt, um
die schlechtere Qualität des Kerzenmaterials zu maskiren.
Man benutzt für
Roth: Zinnober, Mennige, Alkannawurzel, Drachenblut;
für
Gelb: chromsaures Bleioxyd (Chromgelb), Schwefelarsen
(Königsgelb), chromsaures Zinkoxyd, Curcuma; für
Grün: Schweinfurter Grün, stearinsaures Kupferoxyd,
grünen Zinnober (eine Mischung von chromsaurem Bleioxyd und Berlinerblau).
Bei den in Anwendung gebrachten rothen Farben sind nur diejenigen aus Alkanna und
Drachenblut der Gesundheit nicht schädlich, dagegen wirken Zinnober (aus Schwefel
und Quecksilber bestehend) und Mennige (Bleioxyd) während der Verbrennung durch ihre
Verbrennungsproducte auf die Gesundheit der Umgebung nachtheilig ein.
Zündet man einen mit Zinnober gefärbten Wachsstock an, so ist es leicht durch den in
der beigegebenen Zeichnung abgebildeten Apparat als Verbrennungsproducte schweflige
Säure und Quecksilberdampf nachzuweisen.
Wurde die Färbung durch Mennige hervorgerufen, so finden wir das Trichterrohr des
Apparates mit einem Anfluge von Bleioxyd beschlagen.
Die gelben Farben, welche zur Färbung benutzt werden, wirken größtentheils schädlich
auf die Gesundheit ein, nur das Färben mit Curcuma macht eine Ausnahme.
Das chromsaure Bleioxyd gibt bei der Verbrennung im Apparat einen Beschlag von
Bleioxyd, wohingegen die Chromsäure, ihres Sauerstoffs beraubt, als Chromoxyd in der
Dochtasche zurückbleibt.
Ungleich schädlicher und gefährlicher wirkt jedoch das Schwefelarsen, wenn dieses zur
Färbung benutzt wurde, da hierbei als Verbrennungsproducte schweflige und arsenige
Säure auftreten. Von den giftigen Eigenschaften letzterer Säure ist Jedermann
überzeugt.
Das chromsaure Zinkoxyd liefert einen Beschlag von Zinkoxyd, wohingegen wie beim
chromsauren Bleioxyd die Chromsäure als Chromoxyd in der Dochtasche
zurückbleibt.
Bei den grünen Farben ist als schädlich wohl nur die Färbung mit Schweinfurter und
Scheele'schem Grün zu betrachten, da auch hier als
Verbrennungsproduct arsenige Säure auftritt. Reines stearinsaures Kupferoxyd bleibt
als reines Kupfer auf dem Dochte zurück.
Diese giftigen Dämpfe, welche sich bei der Verbrennung gefärbter Lichter demnach
entwickeln können, machen sich durch den Geruch in keiner Weise bemerkbar. Es ist
dieß leicht erklärlich, da die Blei-, Zink- und Quecksilberdämpfe
überhaupt keinen Geruch besitzen, die schweflige Säure in so geringer Menge
auftritt, daß sie ebenfalls unbemerkt bleibt und das gebildete reducirte Arsenik,
welches sich in der Flamme als solches ausscheidet, vollkommen verbrannt, d.h.
oxydirt wird und als geruchlose arsenige Säure aufsteigend keine Veranlassung gibt
einen Knoblauchgeruch zu verbreiten.
Untersuchung der Verbrennungsproducte
gefärbter Kerzen.
Um die Verbrennungsproducte einer qualitativen und theilweise auch einer
quantitativen Untersuchung unterwerfen zu können, habe ich den in Figur 27 dargestellten
Apparat construirt.
A ist ein Glasrohr von 5/4 Zoll Weite und 6 Zoll Länge,
welches unten trichterförmig erweitert, oben aber bis auf 2 Linien verengt ist und
eine Kugel angeblasen hat. Die Glaskugel
B ist durch ein gemeinschaftliches Rohr mit dieser
Glaskugel verbunden und mündet an der entgegengesetzten Seite in ein birnförmiges
Glasgefäß
C, welches mit der Waschflasche
D in Verbindung steht.
E ist ein ebensolches Gefäß, durch welches die Gase,
nachdem sie das Waschgefäß D passirt haben, treten und
alsdann in die Waschflasche
F gelangen. Durch das Kugelrohr
G steht die Waschflasche mit dem Glasgefäß
H in Verbindung. Durch das Trichterrohr
J kann dieses Gefäß mit Wasser gefüllt werden und durch
den Hahn
K wird der Ausfluß des Wassers aus H ermöglicht.
Hat man das Gefäß H mit Wasser gefüllt und öffnet den
Hahn K, so wird durch den Ausfluß des Wassers sich ein
continuirlicher Luftstrom in dem ganzen Apparate herstellen, welcher in das Rohr A eintritt und schließlich sich in H ansammelt.
Wird nun, während der Apparat so in Thätigkeit gesetzt ist, die Flamme eines
brennenden Körpers unter die trichterförmige Oeffnung von A gebracht, so werden die Verbrennungsproducte aufgesaugt und zuletzt sich
in dem Gefäße H ansammeln.
Die Glaskugel des Rohres A, sowie B und C sind mit loser Baumwolle gefüllt, um
die leicht verdichtbaren Verbrennungsproducte zurückzuhalten und die Gase gleichsam
zu filtriren.
Das Glas D ist zur Aufnahme des gebildeten Wassers
angebracht, und im Falle sich schweflige Säure entwickelt, wird diese größtentheils
von demselben zurückgehalten.
Man gibt auch zur Erkennung, ob saure Producte sich gebildet haben, ein blaues
Lackmuspapier in D, welches durch saure Producte sofort
geröthet wird und auf diese Weise das Vorhandenseyn derselben bekundet. E ist mit einem Pfropfen von Baumwolle gefüllt, welcher
mit Bleihyperoxyd schwach braun gefärbt ist und im Falle das saure Product
schweflige Säure ist, sofort durch Bildung von schwefelsaurem Bleioxyd entfärbt
wird. Das Glas F ist mit Kalilauge zu einem Drittel
gefüllt, um die sauren Producte, Kohlensäure, schweflige Säure etc. zu binden, und
im Falle ammoniakalische Producte sich vorfinden, dieselben frei zu machen. G enthält Curcuma- und geröthetes Lackmuspapier,
auch kann Georginenpapier dazu genommen werden. Im Falle ammoniakalische Producte
sich gebildet haben, werden diese Reagenzpapiere es sofort anzeigen.
Wird nun z.B. eine mit arsenikalischen Farben grün gefärbte Kerze brennend so unter
A gestellt, daß alle Producte aufgesaugt werden, so
erhält man sowohl in A wie in B und C sämmtliches Arsen als arsenige Säure,
die man später durch Ausziehen der Baumwolle und Waschen der Gefäße in Lösung
bringt, wornach sie durch die geeigneten Reagentien weiter nachgewiesen werden
kann.
Bei den rothen und gelben Lichtern, wo also Quecksilber und Blei vorhanden seyn kann,
werden diese beiden Metalle schon von der Baumwolle in der Kugel der Röhre A zurückgehalten. Bei Gegenwart von Schwefel, also von
Zinnober und Schwefelarsen, wird die schweflige Säure in D und E zurückgehalten.
Am besten ist es, wenn man in D in Wasser ausgeschlämmtes
Bleihyperoxyd gibt, wodurch sofort alle schweflige Säure in Schwefelsäure verwandelt
wird, die, an Bleioxyd gebunden, nun quantitativ bestimmt werden kann. – Das
Vorkommen von schwefliger Säure als Verbrennungsproduct ungefärbter Stearinlichter ist sehr häufig, und zwar deßhalb, weil das
meiste Stearin durch Behandeln der Fette mit concentrirter Schwefelsäure, also durch
Zerstören des Glycerins, dargestellt wird. Diese Zersetzung ist stets von einer
energischen Entwickelung von schwefliger Säure begleitet und bei der nachherigen
Destillation dieser behandelten Fette treten selbst nach dem vorsichtigsten
Auswaschen erhebliche Mengen von schwefliger Säure auf, welche theilweise von der
Stearinmasse gebunden gehalten werden. Werden also diese Schwefligsäure enthaltenden
Massen zu Kerzen verwandt, so tritt beim Brennen derselben schweflige Säure auf, die
vermittelst dieses Apparates nach einer kurzen Brennzeit schon nachzuweisen ist.
(Die Gegenwart der schwefligen Säure in dem Kerzenmaterial bedingt eine gute
Bleichung.)
Da nun diese verschiedenartigen Verbrennungsproducte, welche durch das Färben der
Lichter hervorgerufen werden, nachtheilig auf die Gesundheit wirken, so ist in
sanitätspolizeilicher Hinsicht ein strenges Ueberwachen der Färbungen der Lichter
angezeigt, und die königl. Regierung zu Cöln hat in Folge meiner Untersuchung in
diesem Frühjahr in mehreren hiesigen Läden solche grün, roth und gelb gefärbten
Lichter confisciren und das Publicum vor dem Gebrauche derselben warnen lassen.
Cöln, im April 1865.