Titel: Versuche mit den Speisepumpen für Dampfkessel von Potez und Chibaut; Bericht von Cresca.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXVII., S. 339
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LXXVII. Versuche mit den Speisepumpen für Dampfkessel von Potez und Chibaut; Bericht von Cresca. Aus den Annales du Conservatoire des arts et métiers, 1865, t. V p. 404. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Potez und Thibaut, Pumpen für Dampfkessel. Der Apparat von Potez und Thibaut, welcher im Conservatoire des arts et métiers probirt wurde, besteht aus zwei ganz getrennten Theilen, nämlich aus einer sogenannten Hülfsvorrichtung für den Heizer (aide-chauffeur) und aus dem selbstthätigen sogen. Reiniger (purgeur) der Pumpe. Die Hülfsvorrichtung ist bloß eine Röhre, welche man seitlich mit dem Rohre der Speisepumpe oberhalb des Saugventils in Verbindung setzt. Diese Röhre, welche vertical in die Höhe steigt, endigt oben in eine Fassung aus Messing, auf welche sich eine Art Ventil mit einem Sitze aus Kautschuk aufsetzt. Sobald letzteres der Fall ist, so daß die Mündung der Röhre geschlossen ist, hat die Hülfsvorrichtung keine Wirkung; wird dagegen das Ventil von seinem Sitze aufgehoben, so kann die Luft durch die offene Mündung einströmen und die Pumpe saugt nur Luft an. Um dieses abwechselnde Schließen und Oeffnen, je nachdem eine Speisung des Kessels erforderlich ist oder nicht, hervorzubringen, genügt es, das Ventil mittelst einer verticalen Zugstange und eines Winkelhebels an einen guten Schwimmer zu befestigen; hiernach wird man sich vollständig überzeugen, daß die Pumpe nicht ansaugt, so oft der Wasserstand im Kessel größer ist als der normalmäßige, im Voraus bestimmte. Wenn die Pumpe von selbst hätte ansaugen können, sobald der Wasserstand unter eine bestimmte Grenze gesunken war, so wäre die Aufgabe schon vollkommen gelöst gewesen; aber dieses selbstthätige Ansaugen der Pumpe scheint bei den früheren Constructionen des Apparates nicht erreicht worden zu seyn; durch die Anwendung des sogenannten Reinigers ist nun dieser Mangel beseitigt worden. Der Reiniger ist ein Hahn von kleinem Querschnitte, und enthält ein Ventil mit Spiralfeder, das bei jedem Spiel der Pumpe einen Theil von der Luft oder von dem Wasser, welches durch das Saugventil eingedrungen ist, durchströmen läßt. Durch die Wirkung dieses Organes soll verhindert werden, daß nach dem Schließen des Druckventiles ein nachtheiliger Druck in dem Pumpenstiefel stattfindet, was bei einer Speisung mit sehr warmem Wasser von besonderer Wichtigkeit ist. In dem besonderen Falle wo ein selbsttätiges Ansaugen der Pumpe gesichert werden soll, ist es durchaus nothwendig, daß ein solcher Druck nicht stattfindet, und in der That hat die Anwendung dieses Reinigungshahnes das Ansaugen der Pumpe ohne Ausnahme herbeigeführt, wenn in Folge des Schließens der Mündung der Hülfsvorrichtung eine neue Speisung wünschenswerth geworden war. Wir haben den aus den erwähnten zwei Theilen bestehenden Apparat von Potez und Thibaut sorgfältigen Versuchen unterzogen; nachdem wir uns von seiner Wirkungsweise bei der Speisung mit kaltem Wasser überzeugt hatten, haben wir den Ausgußkasten der Pumpe mit Wasser von 98 bis 100° Cels. gefüllt und das Ansaugen hat ganz regelmäßig stattgefunden. Der Gang dieses Apparates wird seit zwei Monaten sehr aufmerksam überwacht und die Genauigkeit, mit welcher derselbe beständig den Wasserstand im Kessel erhalten hat (derselbe variirte kaum um 2 Centimeter), gestattet uns, das beste Zeugniß über seine Wirksamkeit ausstellen zu können. Seine Anwendung ist gewiß von der Art, daß ein guter Betrieb gesichert, die Arbeit des Heizers aber sehr bedeutend vermindert wird, unter der einzigen Bedingung, daß er den Schwimmer in einem sehr guten Zustande erhält. Beschreibung der Apparate. Figur 11 zeigt die sogenannte Hülfsvorrichtung für den Heizer, Fig. 12 den Reinigungshahn der Pumpe. A in Figur 11 ist der Koppelring an der Seite des Saugrohres der Pumpe, an welchen die Hülfsvorrichtung befestigt wird; die Communication zwischen letzterer und der Pumpe wird durch eine kleine Oeffnung im Koppelring und in dem Pfropfen hergestellt, den man in der Figur sieht. B ist der Körper des Apparates, auf welchen oben ein Deckel aufgeschraubt ist, in bessen Innerem sich ein bewegliches Stück C befindet, das von einer mit dem Schwimmer im Kessel verbundenen Zugstange aufgehoben oder niedergelassen wird. So lange das Stück C aufgehoben ist, kann die Pumpe nur Luft ansaugen, welche durch die Oeffnung b zudringt. Ist dagegen in Folge des Sinkens des Wasserstandes in dem Kessel auch das Stück C gesunken, so wird hierdurch der Schluß der Oeffnung in dem oberen Ende des Körpers B herbeigeführt und durch einen kleinen, an dem Stück C angebrachten Sitz aus Kautschuk gesichert. Die Oeffnung b ist dann ebenfalls abgeschlossen und der Apparat hört zu wirken auf. Der in Fig. 12 dargestellte sogen. Reiniger ist mit dem Inneren des Pumpenstiefels durch das Rohr T in Verbindung gesetzt, welches mit einem Hahne R versehen ist. In dem Augenblicke, wo das Wasser in der Pumpe hinaufgedrückt wird, erhebt sich das Nebenventil C ein wenig von seinem Sitze und läßt eine kleine Menge von dem was die Pumpe angesaugt hat, nämlich Wasser, Luft oder bei hoher Temperatur selbst Wasserdampf durchströmen, in Folge dessen der Pumpenstiefel, sobald er auf diese Weise ganz leer geworden ist, sich bei dem darauffolgenden Ansaugen leichter anfüllen wird. Das Ventil S wird, nachdem es seine Function verrichtet hat, durch die Spiralfeder s, welche den Stift umgibt, wieder auf seinen Sitz niedergedrückt. Die Wirkungsweise dieses Apparates bietet außerdem den Vortheil, daß man durch das Auslassen eines kleinen Wasser- oder Luftstrahles durch die Röhre U erkennen kann, ob die Speisung in normaler Weise stattfindet, oder ob dieselbe durch das Spiel des Apparates oder aus irgend einer anderen Ursache unterbrochen ist.

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