Titel: | Apparat zur Abgabe von Depeschen verschiedener Stationen an Eisenbahn-Postzüge, ohne daß diese angehalten werden; von Varailhon-Lafilolie zu Larochechalais. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXVIII., S. 342 |
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LXXVIII.
Apparat zur Abgabe von Depeschen verschiedener
Stationen an Eisenbahn-Postzüge, ohne daß diese angehalten werden; von Varailhon-Lafilolie zu Larochechalais.
Aus Armengaud's
Génie industriel, Juli 1865, S. 19.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Barailhon's automatischer Depeschen-Beförderer.
Längs der Eisenbahn, nahe an einer Seite des Geleises, werden fixe sogenannte
Poststationen errichtet, welche in geeigneten Behältern die zu befördernden
Sendstücke aufnehmen; beim Vorüberfahren des Trains werden dieselben dann mittelst
einer am Postwagen angebrachten Vorrichtung geöffnet und von demselben die
Beförderungsstücke rasch aufgenommen, ohne daß der Zug angehalten zu werden braucht.
Auf ähnliche Weise soll der Postwagen selbst mit derartigen Briefbehältern versehen
werden, die dann beim Vorüberfahren an den fixen Poststationen automatisch geöffnet
werden, um hier ihren Inhalt abzugeben.
Behufs der Abgabe der Sendstücke von einer derartigen fixen Poststation an den
vorüberfahrenden Postwagen wird nämlich an jener eine Stange oder Säule, die um ihre
Längenachse drehbar ist, vertical aufgestellt und an dem oberen Ende der letzteren
der zur Aufnahme der Briefe etc. bestimmte Apparat so angebracht, daß er von dem
vorüberziehenden Postwagen an bestimmten Stellen noch berührt werden kann. Der
Apparat selbst ist aus zwei Halbcylindern zusammengesetzt, von welchen die eine
Hälfte jene Sendstücke enthält, welche nach einer Gegend hin, die andere aber jene,
welche nach gerade entgegengesetztem Sinne befördert werden sollen. Geht also z.B.
der Postzug von rechts nach links, so werden beim Vorüberfahren des Postwagens
mittelst eines an dem Dache des letzteren angebrachten Hakens die beiden
Halbcylinder von einander getrennt, die rechte Hälfte wird dabei von ihrem Inhalte
entleert, während die linke Hälfte geschlossen bleibt. Das Entgegengesetzte tritt
ein, wenn der Zug von links nach rechts geht.
Die Einrichtung einer solchen fixen Poststation ist in den beigegebenen Abbildungen
versinnlicht. Fig.
26 stellt eine Gesammtansicht der ganzen Vorrichtung, Fig. 27 einen Querschnitt
der geschlossenen cylindrischen Büchse, welche die Paquete enthält. Fig. 28 die beim
Vorüberfahren des Postwagens einseitig geöffnete Briefkapsel im Querschnitte
dar.
Die cylindrische Briefkapsel G, G' ist auf der drehbaren
Säule P
angebracht; an dem
Träger der Kapsel befindet sich der um d drehbare Riegel
D, D', auf welchen der Postwagen mittelst des an dem
Dache des letzteren angebrachten Hakens B entweder von
der einen oder von der anderen Seite drückt, wodurch das Trennen der beiden
Halbcylinder bewirkt wird. Die beiden letzteren, G und
G', sind unter sich mittelst des Stabes F verbunden, durch welchen mittelst der eingekerbten und
passend gekrümmten Schale C der Apparat in zwei Fächer
getheilt wird, so daß diese Schale das eine Fach verschlossen hält, wenn das andere
geöffnet wird. Die beiden Halbcylinder G und G' sind bei g und g' mittelst Flantschen mit den zugehörigen Stäben t und t', um welche sie bei
ihrer Trennung drehbar sind, verzapft. Im verschlossenen Zustande wird der Apparat
mittelst einer starken Feder R von oben nach unten
gedrückt, und zwar so, daß das Trennen der beiden Halbcylinder dabei begünstigt
wird; ein um d drehbarer Riegel D, D' wird beständig mittelst der Feder F
gegen einen der Einschnitte c der Schale C angedrückt. Die Briefe befinden sich in der
geschlossenen Kapsel auf den schiefen Ebenen p und p', die so angeordnet sind, daß wenn durch den Ansatz
B an dem Postwagen V, V'
das Trennen der beiden Halbcylinder nur zum Theile gewirkt hat, das Abfallen der
Briefe schon beginnen muß. In Fig. 28 ist gezeigt, wie
beim Vorüberfahren des Zuges von links nach rechts durch den Druck des Ansatzes B auf das Hebelende D' das
Hebelende D aus dem Einschnitte c ausgelöst, das Umkippen des Halbcylinders G
und Oeffnen des letzteren bewirkt, sowie das Seitwärtsdrücken des Halbcylinders G' mittelst der Feder R,
welch' letzterer dabei verschlossen bleibt, hervorgebracht wird. Die aus G herausfallenden Briefe werden an dem oberen Theile des
Postwagens, der zu diesem Zwecke mit einer Gallerie versehen ist, aufgenommen etc.
Sollte das Oeffnen des Halbcylinders G dabei nicht
hinreichend bewirkt worden seyn, so kann mittelst des Ansatzes B der vorüberfahrende Postwagen auf den Vorsprung A stoßen und so die rechte Hälfte G' des Apparates drehen, um das sichere Trennen von dem zu öffnenden
linken Halbcylinder zu bewirken.
Soll das Oeffnen des Apparates stattfinden, während der Zug von rechts nach links
geht, so hat man an dem linken Theile G ähnlich wie bei
c eine Kerbe anzubringen, gegen welche ein Riegel
wirkt; nur muß dann der Vorsprung A beweglich gemacht
und in passender Weise mit dem Ende D des Riegels
verbunden werden.
Soll der Zug beim Vorüberfahren Sendstücke abgeben, so hat man an dem rückwärtigen
Theile des Waggon einen dem eben beschriebenen Apparate ähnlichen so anzubringen,
daß dieser mittelst eines an der drehbaren Säule der fixen Poststation angebrachten
Vorsprunges umgekippt wird, um die von der schiefen Ebene abfallenden Briefe in einen Auffänger mit
trichterförmiger Oeffnung gelangen zu lassen.Im polytechn. Journal Bd. CLXIX S. 325 wurden die in England gebräuchlichen
Apparate zum Aufnehmen und Abgeben der Briefbeutel während des vollen Laufes
der Eisenbahnwagenzüge beschrieben.