Titel: Ueber die Maschine zum Pulverisiren von Merckelbagh in Paris; Bericht von Dumery.
Fundstelle: Band 177, Jahrgang 1865, Nr. LXXX., S. 346
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LXXX. Ueber die Maschine zum Pulverisiren von Merckelbagh in Paris; Bericht von Dumery. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, April 1865, S. 204. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Merckelbagh's Maschine zum Pulverisiren. Diese Maschine, mittelst welcher die verschiedensten Materialien, wie Gyps, Cement, Kohle für Gießer u.s.w. zu Pulver zerrieben werden können, unterscheidet sich von allen früheren durch die sinnreiche Art, auf welche die verschiedenen, einzeln nur wenig Kraft erfordernden und nur unvollständig ausführbaren Operationen so verbunden sind, daß sie durch ihre gleichzeitige Ausführung einander ergänzen und verbessern. Bei dem Mahlen des Getreides beginnen die Mühlsteine ihre Wirkung auf das Korn mit einem progressiven Druck, um dasselbe zuerst zu brechen und auszubreiten, dann platt zu drücken und endlich das rindenartige Häutchen methodisch zu schaben, was den Zweck hat, alle brauchbaren der Schale anhängenden Theile von derselben abzulösen. Bei den in Pulver zu verwandelnden Materialien, wie Gyps, Cement, Sandstein etc., verhält es sich anders; die Operation ändert ihre Natur nicht nach ihren verschiedenen Fortschrittsgraden, sondern sie ist und bleibt immer ein Zerkleinern, dessen Producte mehr oder weniger fein und mehr oder weniger reichlich sind. Diesen großen Unterschied vor Augen habend und überzeugt, daß das Pulverisiren das richtige Mittel zum Zerkleinern der verschiedenen Substanzen ist, dachte Hr. Merckelbagh (rue de la Ville l'Évêque Nr. 61 in Paris) über die wirksamsten Mittel nach, um ein rationelles Zerkleinern zu bewirken, nämlich ein solches, das sowohl in Bezug auf die Quantität als auch auf die Qualität günstig ist. Seine Beobachtungen haben ihn dann zu der Ueberzeugung geführt, daß ein verticaler Mühlstein, welcher in einem kreisförmigen Troge umläuft und die Materialien auf seinem Wege zerquetscht, das kräftigste Mittel von allen ist, weil die Einwirkung der Schwere beständig stattfindet und das ganze Gewicht des Mühlsteines unvermeidlich auf jede Unebenheit geleitet wird, die sich demselben darbietet; er erkannte aber auch, daß nach der Art, wie man bisher dieses Mittel zur Anwendung gebracht hat, das Maximum des Nutzeffectes sich nicht erreichen läßt. Wir geben im Nachstehenden die Gründe an, welche Hrn. Merckelbagh auf seine Ansicht führten. Wenn Materialien von ungleicher Größe ohne Unterschied und Auswahl unter einen Mühlstein gelegt werden, welcher kreisförmig in einem Troge umläuft, so wird der Mühlstein auf die größten Stücke einwirken und dieselben zerdrücken, in so fern sie nicht so groß sind, daß sie seinem Gewichte widerstehen; die kleinen Stücke werden aber ganz bleiben, weil sie das aus den großen entstandene Pulver schützt. Wenn man nun, um auch auf die kleinsten Stücke einzuwirken, den Mühlstein mehrere Umläufe auf denselben Materialien machen läßt, so wird er auf ein Gemisch von pulverisirten Materialien drücken, welche ein Schutzmittel für diejenigen Stücke bilden, die der Mühlstein bei seinem ersten Umlaufe nicht erreicht hat und die Operation kann auf diese Weise sehr lange fortgesetzt werden, ohne daß sie die Arbeit vollendet. Könnte man dagegen den verticalen Mühlstein mit Stücken von gleicher Größe speisen und fortwährend das bereits fein pulverisirte Material, welches nicht zuläßt daß der Mühlstein den Trog vollständig berührt, aus dem Troge beständig herausschaffen, so müßte die Lösung der Aufgabe gelingen, nämlich in einer gegebenen Zeit die Maximalleistung, und zwar ein Product von vollkommener Zartheit zu erzielen. Hr. Merckelbagh verfährt folgendermaßen, um dieses Resultat zu erlangen: Die Materialien werden in einen Zerkleinerungsapparat oder eine Mühle mit conischer Nuß geworfen, welche der Nuß einer verticalen Kaffeemühle ähnlich, nur in größerem Maaßstabe ausgeführt ist. Diese Mühle zerbricht die Materialien, wenn auch nicht in gleich große, so doch in Stücke, welche eine gewisse Größe nicht überschreiten. Da nun bei dem Zerbrechen gleichzeitig eine ziemliche Menge von den zerkleinerten Materialien pulverisirt wird, und da ferner, wenn man das Ganze durch den verticalen Mühlstein zerquetschen lassen wollte, das comprimirte Pulver, wie oben erwähnt, das Zerdrücken der zu zerkleinernden Stücke verhindern würde, so unterzieht Hr. Merckelbagh die zerbrochenen Stücke einem Durchsieben, wornach nur die übrig gebliebenen Stückchen dem Mühlstein übergeben werden. Die Arbeit besteht hiernach in Folgendem; Zerkleinern in der Mühle mit conischer Nuß; Durchsieben des hierbei erhaltenen Materials; Zerquetschen der nach dem Durchsieben verbleibenden Stücke durch den Mühlstein; abermaliges Durchsieben des von dem Mühlsteine zerquetschten Materiales; endlich Zerquetschen der im Sieb zurückgebliebenen Stücke unter dem Mühlsteine, und so fort. Wie leicht einzusehen ist, würden zu diesen verschiedenen Operationen zahlreiche und daher kostspielige Handthierungen erforderlich seyn, wenn jede Operation in einem getrennten, von den anderen unabhängigen Apparate vorgenommen werden sollte. Hr. Merckelbagh hat daher diese Operationen mit einander zu verbinden gesucht, um die möglich größte Nutzleistung zu erzielen, und es gelang ihm zu diesem Zwecke eine Maschine zu construiren, welche bei guter Ausführung sicher sehr günstige Resultate liefern wird. Er legt die drei erforderlichen Apparate um eine verticale Welle, welche dieselben in der Art in ihre rotirende Bewegung hineinzieht, wie dieß bei den hölzernen Pferden etc. der Carroussels für Kinder der Fall ist. Unabhängig von diesem kreisförmigen Umlaufe im Raume, bewegt sich jeder von den drei Apparaten in der ihm eigenen Weise, so daß er ungestört seine Arbeit ebenso gut verrichten kann, als wenn er feststehend wäre. Hieraus ergibt sich: 1) daß der Zerkleinerungsapparat mit der conischen Nuß die Arbeit vorbereitet, nämlich die erste Zerkleinerung bewerkstelligt und die Stücke in den ringförmigen Trog fallen läßt, über dem er sich bewegt; 2) daß der Sammler alles aus der Mühle fallende Material aufhebt und auf ein in der Mitte der ganzen Maschine befindliches Sieb wirft, welches das feine Material durchläßt, alles andere aber zurückhält und wieder in den Trog fallen läßt, damit es der Mühlstein von Neuem zerquetscht. Bei dieser Einrichtung der Maschine reducirt sich die ganze Bedienung derselben darauf, daß der Arbeiter das grobe Material in die Zerkleinerungsmühle einwirft, in dem Maaße als zerkleinertes Material aus derselben herausfällt. Hinsichtlich der jedem von den Apparaten mitzutheilenden Bewegung ist Folgendes zu bemerken: Der verticale Mühlstein erhält seine rotirende Bewegung durch die Berührung seines Umfanges mit dem Boden des ringförmigen Troges. Die beiden anderen Apparate, die Zerkleinerungsmühle und der Sammler, deren Wellen je mit einem Zahnrade versehen sind, erhalten ihre rotirende Bewegung durch den Eingriff dieser Zahnräder in zwei andere unbewegliche Zahnräder; das Zahnrad an der horizontalen Welle des Sammlers steht im rechten Winkel zu seinem zugehörigen festen Zahnrade, während das Zahnrad an der verticalen Welle der Zerkleinerungsmühle sich in einer horizontalen Fläche um sein zugehöriges Zahnrad bewegt. Das Sieb, gegen welches der Sammler das Material ausschüttet, ist ein Kegel von Drahtgaze, dessen Grundfläche von dem inneren Rande des kreisförmigen Troges getragen wird und dessen sehr wenig abgestumpfte Spitze die Hauptwelle umgibt. Alles Material, welches durch die Maschen des Siebes fällt, kommt nicht mehr zum Vorschein; dagegen fällt natürlich alles Material, welches für die Maschen zu groß ist, in den Trog zurück und wird einer abermaligen Einwirkung des verticalen Mühlsteines unterzogen. Um sicher zu seyn, daß das Sieb den Dienst nicht versagt, setzt Hr. Merckelbagh dasselbe aus mehreren verticalen Segmenten zusammen, welchen er eine schüttelnde Bewegung mittheilt, wodurch eine Verlegung der Siebmaschen verhindert wird. Die vom Berichterstatter besichtigte Maschine ist in halber Größe ausgeführt; dieselbe besitzt noch einige Mängel, der Erfinder ist aber ein zu gewandter Praktiker, als daß es ihm nicht sicher gelingen sollte, dieselben bei seiner definitiven Maschine zu beseitigen. Merckelbagh's Maschine ist, wie man sieht, das Resultat einer scharfsinnigen Erwägung der Bedingungen, unter welchen das Pulverisiren von Materialien am zweckmäßigsten auszuführen ist. Beschreibung der Abbildungen. Fig. 9 Seitenansicht der Maschine und Verticaldurchschnitt der Zerkleinerungsmühle; Fig. 10 obere Ansicht, im Niveau der unmittelbar über dem Mühlstein gedachten horizontalen Ebene genommen. A Hauptwelle der Maschine. B, B' conische Räder, welche die Bewegung der horizontalen Treibwelle auf die Welle A übertragen. C Gebälk, welches die Treibwelle trägt, sowie das Halslager, worin sich die Welle A dreht. D ist das an das Gebälk C befestigte Halslager, worin sich die Welle A umdreht. E ist eine von der Welle A getragene Scheibe, die sich mit derselben dreht und daher den Mühlstein, die Zerkleinerungsmühle, sowie den Sammler treibt, welche an der Scheibe so befestigt sind, daß sie Winkel von ungefähr 120° unter sich einschließen. F Welle des Mühlsteines, welche in einem Einschnitt der Scheibe E liegt und in einer verticalen Ebene um ihren Aufhängungspunkt in der Nähe der Welle A (man sehe die punktirten Linien in Fig. 9) schwingen kann, so daß sie mit dem Mühlstein in die Höhe geht, wenn derselbe bei seinem Umlaufe auf zu große Stücke des zu pulverisirenden Materials trifft. G verticaler Mühlstein, welcher (wie ein Rad auf seine Achse) auf die Welle F befestigt ist und der rotirenden Bewegung der Scheibe E entsprechend selbst rotirt. H horizontale, an der Scheibe E befestigte Stange, welche mittelst eines Armes die Welle J der Zerkleinerungsmühle umfaßt und letztere in die rotirende Bewegung der Scheibe E hineinzieht. I Zerkleinerungsapparat oder Mühle mit conischer Nuß, in welche die zu pulverisirenden Materialien zuerst gebracht werden. J Welle der Zerkleinerungsmühle, welche sich in Folge des Eingriffes der Zahnräder R um sich selbst dreht und das Zerbrechen des Materials bewirkt, während die Zerkleinerungsmühle, wie erwähnt, mit der Scheibe E umläuft, an welche sie nach Fig. 9 befestigt ist. K Welle des Sammlers, die mit der Scheibe E verbunden ist und sich mit dieser im Kreise bewegt, während sie zugleich um ihre eigene Achse rotirt; letztere Bewegung wird durch den Eingriff des auf der Welle K angebrachten conischen Rades T in das mit der Lagerhülse D verbundene conische Rad S bewerkstelligt. L ist ein sechseckiger gußeiserner, vertical auf die Welle K befestigter Rahmen mit den Gefäßen M, welche alles aus der Mühle I kommende Material aufheben; durch Pflöcke an der Außenseite dieser Gefäße ist dafür gesorgt, daß dieselben, wenn sie bei ihrer Ankunft an der höchsten Stelle umkippen und ihren Inhalt auf die geneigte Ebene N ausschütten, in der richtigen Lage erhalten bleiben. N geneigte Ebene, auf welche der Inhalt der Gefäße M geschüttet wird, wornach er auf das conische Sieb O gelangt. O conisches Sieb, in dessen Mitte sich die Welle A dreht, welche dem Siebe mittelst eines innen angebrachten Daumens und einer Frictionsrolle eine unterbrochene schüttelnde Bewegung mittheilt, damit die Maschen nicht verlegt werden. P ist der kreisförmige Trog, in welchem der Mühlstein, die conische Nuß und der Sammler sich bewegen. Q ist ein mit der Lagerhülse D verbundenes, also feststehendes Zahnrad. R ist ein auf die Welle J der Zerkleinerungsmühle I befestigtes Zahnrad, welches in das Zahnrad Q eingreift und dadurch die drehende Bewegung der Welle J um ihre eigene Achse veranlaßt. S, T sind die schon erwähnten conischen Räder, durch deren Eingriff die rotirende Bewegung der Welle K entsteht. S ist ein an der Lagerhülse D befestigtes conisches Rad, während das conische Rad T auf der Welle K angebracht ist, die sich mit demselben dreht. U (Fig. 10) ist ein Schwengel, durch welchen die Anordnung des Göpels bezeichnet werden soll, wenn man die Maschine durch ein Pferd betreiben will. Der Grundriß zeigt, wie schon bemerkt wurde, daß die Stange H und die Wellen F und K Winkel von 120 Grad unter sich einschließen; in der Seitenansicht Fig. 9 ist aber der Mühlstein nicht in der ihm zukommenden schiefen Stellung gezeichnet, um die hinter ihm liegenden Theile der Maschine nicht zu verdecken.

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