Titel: | Chemische Untersuchungen über die hydraulischen Cemente; von E. Fremy. (Erste Mittheilung.) |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. XC., S. 377 |
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XC.
Chemische Untersuchungen über die hydraulischen
Cemente; von E. Fremy. (Erste Mittheilung.)
Aus den Comptes rendus,
t. LX p. 993; Mai 1865.
Fremy, Untersuchungen über die hydraulischen Cemente.
Die Arbeiten Vicat's über die hydraulischen Cemente haben
die Fundamentalthatsache erwiesen, daß die hydraulischen Eigenschaften eines Cements
von der eigenthümlichen chemischen Verbindung herrühren, welche durch das Glühen von
Kalkstein bei Gegenwart von Thon gebildet wird.
Welche Körper, denen die hydraulischen Eigenschaften der Cemente zugeschrieben werden
müssen, entstehen nun aber bei der Reaction des Kalks auf den Thon? Diese
theoretische Frage ist noch keineswegs vollständig gelöst und diese Unsicherheit ist
vielleicht eine Mitursache der Schwierigkeiten, welche die Darstellung und die Verwendung
der hydraulischen Cemente in gewissen Fällen darbieten.
Offenbar muß man, um die Ursachen zu bestimmen, welche auf die Festigkeit oder
Zersetzung der hydraulischen Cemente von Einfluß sind, vor allem ihre wirkliche
chemische Constitution kennen.
Eine nähere Erörterung dieses wichtigen Punktes ist der Zweck der Arbeit, von welcher
ich der (französischen) Akademie hiermit eine kurze Uebersicht vorlege.
Nach Vicat's Annahme entsteht beim Brennen eines
thonhaltigen Kalksteins ein Doppelsilicat von Thonerde und Kalk, welches sich
hydratisirt, d.h. Wasser chemisch bindet und dadurch das Erhärten der hydraulischen
Cemente verursacht. Die Bildung eines mit Säuren gelatinirenden Silicats, welches im
gebrannten Cemente vorhanden ist, aber im Kalkstein vor dem Brennen nicht existirte,
scheint diese Theorie Vicat's zu bestätigen.
Rivot und Chatonay haben in
einer wichtigen Abhandlung über die CementeVgl. L. E. Rivot, Docimasie. Traité d'analyse
minérale etc. Paris 1862, tome
II p. 599, chap.
III. „Considérations
générales sur les matériaux employés
dans les constructions.“ A. d. Red. den Satz aufgestellt, daß sich beim Brennen von thonhaltigem Kalkstein
Kalkaluminat 3CaO, Al²O³ und Kalksilicat, 3 CaO, SiO³ bildet,
welche beiden Salze in Berührung mit Wasser die Hydrate
3CaO, Al²O³ + 6HO und
3CaO, Si O³ + 6HO
geben, die das Binden oder Erhärten der Cemente
verursachen.
Diesen beiden Theorien zufolge würden demnach die hydraulischen Eigenschaften der
Cemente durch bloße Wasseraufnahme bedingt, ähnlich wie das Erhärten von Gyps.
Aus meinen eigenen Untersuchungen ergibt sich aber, daß das Erhärten der
hydraulischen Cemente in Wasser von zwei verschiedenen chemischen Vorgängen
herrührt, nämlich 1) von der Hydratisirung der Kalkaluminate und 2) von der
Verbindung des Kalkhydrats mit den Silicaten. Demnach spielen die in den Cementen
enthaltenen Kalkaluminate und Kalksilicate im Augenblicke des Erstarrens, meinen
Untersuchungen zufolge, zwei verschiedene Rollen: jene nehmen Wasser auf, diese
verbinden sich mit Kalkhydrat.
Diese Theorie ist auf Untersuchungen über die Eigenschaften und die gegenseitige Wirkung der
nachstehenden vier Körper, welche die hydraulischen Cemente constituiren, gegründet.
Es sind dieß:
1) Kalksilicat;
2) Kalkthonerdesilicat;
3) Kalkaluminat;
4) Aetzkalk.
Die Details meiner Arbeiten enthält die der Akademie übergebene Abhandlung, deren
wesentlichsten Inhalt ich hier mittheile.
Kalksilicate. – Diese Salze stellte ich
synthetisch nach allen Methoden auf nassem und trockenem Wege dar. Zu diesem Zwecke
benutzte ich die gegenseitige Zersetzung eines löslichen Silicats durch ein
Kalksalz, die Einwirkung von Kieselsäurehydrat auf Kalk, sowie das Glühen
verschiedener Gemenge von Kieselsäure und Kalk bei den verschiedensten Temperaturen.
Dadurch erhielt ich zusammengebackene, gefrittete und geschmolzene Kalksilicate.
Alle diese Salze, in unfühlbares Pulver verwandelt und dann mit Wasser angerührt,
lieferten Teige, welche langsam austrockneten, aber niemals erhärteten oder fest
wurden.
Ich halte mich demnach zur Aufstellung des Satzes berechtigt, daß wenn beim Brennen
von thonigem Kalkstein kieselsaurer Kalk entsteht, das Erhärten des Cements nicht
durch Wasseraufnahme von Seite des letztgenannten Salzes erklärt werden kann.
Kalkthonerdesilicate. – Bei dieser Versuchsreihe
verband ich die Kieselsäure auf trockenem Wege in allen Gewichtsverhältnissen nicht
allein mit Thonerde und Kalk, sondern ich setzte den Doppelsilicaten dieser Basen
auch Alkalien, Magnesia und Eisenoxyd zu.
Gegen Wasser verhielten sich diese mehrfachen Silicate ganz so, wie die Kalksilicate;
sie erhärteten durchaus nicht in der Weise, wie sie für die hydraulischen Cemente
charakteristisch ist.
Demzufolge ist die Hydratisirung oder Wasseraufnahme des beim Brennen von thonigem
Kalkstein sich bildenden Doppelsilicats von Kalk und Thonerde keineswegs die Ursache
des Erhärtens der hydraulischen Cemente im Wasser.
Kalkaluminate. – Die Eigenschaften der
Kalkaluminate, auf deren Wichtigkeit beim Erhärten der Cemente zuerst von Rivot und Chatonay aufmerksam
gemacht worden, habe ich den sorgfältigsten Untersuchungen unterzogen.
Ich stellte diese Verbindungen dar, indem ich in wandelbaren Verhältnissen
zusammengesetzte Gemenge von Kalk und Thonerde bei verschiedenen Temperaturen
glühte; zur Vermeidung jeder Fehlerquelle nahm ich dazu reine, durch Glühen von Ammoniakalaun bereitete
Thonerde und gleichfalls reinen, aus Doppelspath durch Glühen dieses Minerals im
Windofen dargestellten Kalk, welcher nicht schmilzt, sondern sich in eine
krystallinische Masse verwandelt, deren Bruch an den des Marmors erinnert.
Da diese Versuche oft die höchste in einem Windofen zu erzielende Temperatur
erforderten, und die gewöhnlichen Schmelztiegel dem Einfluß des Kalks unter diesen
Umständen nicht widerstehen können, so wendete ich bei der Darstellung der
Kalkaluminate mit dem größten Vortheile Kohlentiegel an. Dieselben haben nur den
Fehler, daß sie den schwefelhaltigen Brennmaterialgasen Zutritt gestatten, welche an
der Oberfläche der Aluminate die Bildung geringer Mengen von krystallisirtem
Schwefelcalcium veranlassen. Dieß wird indessen ganz vermieden, wenn man
Doppeltiegel von Kohle anwendet und den zwischen beiden bleibenden Raum mit
gepulvertem Kalk ausfüllt.
Bei diesen Untersuchungen über die Kalkaluminate beobachtete ich zunächst die
auffallende Thatsache, daß Thonerde einen vortrefflichen Fluß für den Kalk bildet
und auf diese Basis noch energischer wirkt, als selbst Kieselsäure. Vollkommen
geschmolzene Kalkaluminate erhielt ich im Windofen mit Gemengen von 80 Th. Kalk und
20 Th. Thonerde, sowie von 90 Th. Kalk und 10 Th. Thonerde.
Das Gemenge von
93 Th. Kalk und
7 Th. Thonerde
war sogar gefrittet und kommt beinahe in Fluß.
Diese so kalkreichen Kalkaluminate sind krystallisirt; auf dem Bruche erscheinen sie
zuckerkörnig; sie zeigen stark alkalische Reaction und verbinden sich mit Wasser
unter Wärmeentwickelung.
Obgleich streng genommen nicht hierher gehörig, will ich die Metallurgen auf die
Schmelzbarkeit und die Alkalinität dieser einen großen Kalküberschuß enthaltenden
Aluminate aufmerksam machen.
Von derartigen Verbindungen werden Schwefel und Phosphor nicht allein begierig
aufgenommen, sondern auch energisch zurückgehalten, und deßhalb würde sich in
manchen Fällen durch ihr Vorhandenseyn in den Hohofenschlacken der bei der
Production des zum Feinen und zur Stahlfabrication bestimmten Roheisens mit Recht so
gefürchtete Schwefel- und Phosphorgehalt des letzteren wohl beseitigen
lassen.
Beim Erhärten der hydraulischen Cemente können diese stark basischen Aluminate,
welche im Wasser ebenso „wachsen“ (d.h. eine Volumvermehrung
erleiden) wie
gebrannter Kalk, keine Rolle spielen; anders aber verhält sich dieß mit weniger
basischen, den Formeln
CaO, Al²O³; 2CaO, Al²O³; 3CaO,
Al²O³
entsprechend zusammengesetzten Aluminaten. Rührt man letztere
als feines Pulver mit einer geringen Menge Wasser an, so werden sie fast
augenblicklich starr und bilden Hydrate die in Wasser eine bedeutende Härte
annehmen.
Die mit Wasser erhärtenden Kalkaluminate besitzen überdieß die Eigenschaft, mit
verschiedenen, gegen sie indifferent sich verhaltenden Substanzen, z.B. Quarz, sich
zu einer festen Masse zu verbinden. So mengte ich das Aluminat 2CaO,
Al²O³ mit 50 Proc., 60 Proc., 80 Proc. Sand, und erhielt dadurch
Pulver, welche in Wasser so hart und fest wurden, wie die besten Steine.
Diese Gemenge von Kalkaluminat und kieseligen Substanzen dürften für die Praxis von
großer Bedeutung werden, namentlich zur Darstellung von Blöcken, welche der
Einwirkung der Atmosphärilien und des Seewassers ausgesetzt sind; durch Anwendung
solcher Betons, welche fast gänzlich aus kieseligen, durch eine geringe Menge
Kalkaluminat mit eineinander verbundenen Substanzen bestehen, werden aller
Wahrscheinlichkeit nach Bauten, die den Einwirkungen des Seewassers zu widerstehen
vermögen, ohne Schwierigkeit ausführbar werden.
Meine Untersuchungen über die Kalkaluminate führten mich zur Erklärung einer der
interessantesten Eigenthümlichkeiten der Portlandcement-Fabrication.
Bekanntlich müssen diese jetzt so sehr geschätzten Cemente bei sehr hoher Temperatur
gebrannt werden, wenn sie von guter Qualität ausfallen sollen. Nun müssen, nach
meinen Beobachtungen, auch die Kalkaluminate, welche in Folge ihrer chemischen
Zusammensetzung die Eigenschaft besitzen, in Wasser zu erhärten, einer sehr starken
Hitze ausgesetzt werden, wenn sie diese Eigenschaft in höherem Grade erlangen
sollen.
Diese merkwürdige Thatsache beobachtete ich, als ich ein und dasselbe Gemenge von
Thonerde und Kalk bei verschieden hoher Temperatur erhitzte. Die im Windofen recht
scharf geglühte und in Fluß gerathene Probe zeigte weit stärkere hydraulische
Eigenschaften, als die nicht so stark gebrannte.
Demnach wird bei der Fabrication von Portlandcement durch das Brennen bezweckt, eine
Reaction des Kalks auf die Thonerde bei hoher Temperatur zu bewirken und das
Kalkaluminat zum Schmelzen zu bringen, welches dann das Maximum seiner hydraulischen
Eigenschaften besitzt.
Aus den verschiedenen, im Vorstehenden erörterten Versuchen ergibt sich, daß das
Kalkaluminat den wirksamen Hauptbestandtheil der rasch erhärtenden Cemente bildet.
Es bleibt nun aber noch zu bestimmen, ob diese Verbindung auch der einzige, die
hydraulischen Eigenschaften der Cemente bedingende Bestandtheil ist.
Wirkung des fetten Kalks auf die verschiedenen Körper.
– Beim Brennen eines thonigen Kalksteins entsteht, außer dem Kalkaluminate,
dessen hydraulische Eigenschaften nicht weiter in Frage gestellt werden können, ohne
Zweifel auch noch Kalksilicat und Kalkthonerdesilicat, welche bekanntlich mit Säuren
gelatiniren, aber sich im Wasser nicht hydratisiren. Muß man annehmen, daß das
Kalksilicat und das Doppelsilicat von Thonerde und Kalk, welche in allen
hydraulischen Cementen vorhanden sind, beim Erhärten der Cemente in Berührung mit
Wasser gar keine Rolle spielen? Ich glaube es nicht und für meine Ansicht dürften
folgende Versuche sprechen.
Das Kalksilicat und das Kalkthonerdesilicat üben, wie erwähnt, keine unmittelbare
Wirkung auf Wasser aus und können in dieser Beziehung den Kalkaluminaten nicht zur
Seite gestellt werden. Allein ein Cement enthält nach dem Brennen freien Kalk und
das Kalkaluminat kann, indem es sich im Wasser zersetzt, ebenfalls freien Kalk
liefern, daher ich, von dem Gedanken ausgehend, daß diese Base möglicherweise auf
die mit Wasser nicht unmittelbar sich hydratisirenden Körper einwirkt und ihnen die
Rolle von Puzzolanen zuweist, die nachstehenden Untersuchungen über die
Eigenschaften und die Zusammensetzung der Puzzolane
anstellte.
Zunächst hatte ich zu untersuchen, ob der Aetzkalk in den Cementen und Mörteln auf
andere Weise wirkt, als indem er aus der Luft Kohlensäure absorbirt oder indem er
ein Hydrat bildet, welches beim Austrocknen erhärtet.
Die chemische Einwirkung des Kalkhydrats auf Puzzolane ist bekanntlich in letzterer
Zeit stark bestritten worden. In dieser Beziehung lassen aber meine Untersuchungen
keinen Zweifel übrig und beweisen, daß wirklich eine Reihe von Substanzen existirt,
welche in der Kälte mit dem Kalkhydrat eine Verbindung eingehen und mit demselben
Massen bilden können, die im Wasser eine bedeutende Festigkeit annehmen.
Um die Natur der mit dieser merkwürdigen Eigenschaft begabten Körper zu bestimmen,
wählte ich fast sämmtliche natürliche oder künstliche Verbindungen, welche in Folge
ihrer chemischen Eigenschaften etc. eine Vereinigung eingehen können und mengte sie
mit verschiedenen Mengen von wasserfreiem Kalk oder Kalkhydrat. Meine Versuche
wurden hauptsächlich angestellt mit Kieselsäure und Thonerde in ihren verschiedenen Zuständen, mit
getrocknetem und bei verschiedener Temperatur gebranntem Thon verschiedener Art, mit
natürlichen und künstlichen Silicaten, den wichtigsten Gesteinen, den unlöslichen
Phosphaten und Carbonaten, den durch ihre Porosität ausgezeichneten Körpern, z.B.
Thierkohle, ferner mehreren Hüttenproducten etc., kurz mit allen Substanzen, welche
in Folge ihrer chemischen Zusammensetzung oder ihrer physikalischen Eigenschaften,
durch chemische Verwandtschaft oder durch Capillarattraction sich mit dem Kalk
chemisch zu verbinden oder mechanisch zu vereinigen vermöen.
Gleichzeitig beabsichtigte ich, den Zustand des Kalks zu bestimmen, welcher für die
Verbindung mit den Puzzolanen der geeignetste ist.
Aus meinen Versuchen geht nun zunächst hervor, daß die bei vorsichtigem Ablöschen des
gebrannten Kalks sich bildende Verbindung CaO, HO diejenige ist, welche sich unter
dem Einfluß des Wassers mit Puzzolanen am leichtesten verbindet. Außerdem habe ich
gefunden, daß wahre Puzzolanen, d.h. solche welche mit dem Kalkhydrat bei
gewöhnlicher Temperatur eine im Wasser erhärtende Verbindung eingehen, weit seltener
sind, als gewöhnlich angenommen wird. Vulcanische Substanzen, mehr oder minder stark
gebrannter Thon, Letten und Lehm, welche allgemein als Puzzolane gelten, können zu
dieser Classe von Körpern keineswegs gerechnet werden; mit nur wenigen Ausnahmen
erhärten sie in Berührung mit Kalkhydrat durchaus nicht. Wirklich active, wahrhafte
Puzzolanen sind die einfachen oder mehrfachen Kalksilicate mit nur 30 bis 40 Proc.
Kieselsäure, welche basisch genug sind, um mit Säuren zu gelatiniren. Da nun
wirklich gute hydraulische Cemente gerade sehr stark basische, mit Säuren
gelatinirende, einfache oder mehrfache Kalksilicate enthalten, so kam ich zu der
Annahme, daß die Rolle dieser Körper beim Erhärten der Cemente darin besteht, daß
sie wie Puzzolane wirken und sich unter dem Einfluß des Wassers mit dem im Cement
vorhandenen freien Kalk verbinden.
Dieß stimmt ganz mit Chevreul's Beobachtungen überein,
mittelst deren er nachgewiesen hat, daß die Puzzolanen sich mit dem Kalk in Folge
von Capillaraffinität verbinden.
Nachdem ich die Resultate meiner Untersuchungen über die Eigenschaften und die
Zusammensetzung der verschiedenen in den Cementen enthaltenen Elemente im
Vorstehenden mitgetheilt habe, will ich nun meine Theorie des Erhärtens derselben
kurz zusammenfassen:
Das Erhärten der hydraulischen Cemente wird nicht, wie man allgemein annimmt, durch
die Hydratisirung des Kalksilicats oder Kalkthonerdesilicats verursacht, da diese
Salze mit dem Wasser keine Verbindung eingehen, sondern es ist das Resultat zweier verschiedenen
chemischen Wirkungen, nämlich:
1) der Hydratisirung der Kalkaluminate, und
2) der Reaction des Kalkhydrats auf das Kalksilicat und das Kalkthonerdesilicat,
welche in allen Cementen enthalten sind und in diesem Falle wie Puzzolane
wirken.
Durch Brennen eines thonigen Kalksteins erhält man nur dann einen guten Cement, wenn
die Menge des Thons zu der des Kalks in solchem Verhältnisse steht, daß sich
erstlich ein Kalkaluminat von der Zusammensetzung
CaO, Al²O³, oder 2CaO, Al²O³, oder
3CaO, Al²O³
bilden kann, zweitens ein einfaches oder mehrfaches sehr
basisches, mit Säuren gelatinirendes Kalksilicat, dessen
Zusammensetzung sich der durch eine der beiden nachstehenden Formeln ausgedrückten
nähert:
2CaO, SiO³ oder 3CaO, SiO³,
und drittens freier Kalk, welcher auf die angeführten
Puzzolanesilicate wirken kann.
In vielen Fällen wird die Qualität des Cements nicht einzig und allein von der
chemischen Zusammensetzung des thonigen Kalksteins bedingt, sondern es ist auch
erforderlich, daß die Reaction des Kalks auf den Thon bei sehr hohen
Temperaturgraden erfolgt; denn nur bei einer sehr bedeutenden Hitze können die
hydraulischen Elemente des Cements so basisch werden wie es für das Erhärten im
Wasser erforderlich ist, und nur bei sehr hoher Temperatur kommt das Kalkaluminat
zum Schmelzen, wodurch der Cement seine volle Wirksamkeit erhält.
Eine nähere Erörterung der praktischen Verwendbarkeit dieser theoretischen
Untersuchungen und ihrer Resultate behalte ich mir für eine spätere Mittheilung
vor.