Titel: | Amerikanische Knopfloch-Nähmaschine. |
Fundstelle: | Band 177, Jahrgang 1865, Nr. CX., S. 461 |
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CX.
Amerikanische
Knopfloch-Nähmaschine.
Nach dem Practical
Mechanic's Journal, April 1865, S. 11; aus dem polytechnischen Centralblatt,
1865 S. 927.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Amerikanische Knopfloch-Nähmaschine.
Diese Maschine, welche von einer Gesellschaft in Philadelphia bereits in vielen
Exemplaren gebaut worden ist, ist in Fig. 12 der bezüglichen
Abbildungen in der Seitenansicht, zum Theil im Durchschnitt, dargestellt; Fig. 13 zeigt
einen Querdurchschnitt durch die für den Durchgang der Nadel bestimmte Oeffnung in
der Platte, welche den Stoff aufnimmt; Fig. 14 einen anderen
Querdurchschnitt durch diese Platte, um die selbstthätige Einrichtung zum Anhalten
der unteren Spule zu veranschaulichen; Fig. 15 bis 19
versinnlichen die Entstehung des Knopflochstichs; Fig. 20 zeigt den
Knopflochstich selbst, und Fig. 21 und 22 sind
Durchschnittsansichten, welche die Benutzung, der Maschine als gewöhnliche
Nähmaschine zeigen.
Der Knopflochstich wird mit zwei Fäden ausgeführt, von denen der eine durch eine
gewöhnliche gerade Nadel A, der andere durch eine
schwach gekrümmte Hakennadel B gezogen ist. Die gerade
Nadel durchsticht den Stoff in der Nähe des Randes, die Spitze der gekrümmten Nadel
dagegen geht im Schlitz des Knopflochs aufwärts oder bewegt sich der Länge des
Stoffes nach, wenn die Maschine zum Säumen oder Verzieren des Randes benutzt wird.
Wie der Stich erzeugt wird, ergibt sich aus den
Figuren 15
bis 19. Die
gerade Nadel geht durch den Stoff und bildet unterhalb desselben eine Schlinge; dann
erhebt sie sich etwas, um die Schlinge zu öffnen, und durch die dargebotene
Schlingenöffnung geht die gekrümmte Nadel hindurch, indem sie eine Schlinge des
unteren Fadens mitbringt und über den Rand des Stoffes erhebt. Hier bemächtigt sich
ein Finger C dieser Schlinge, erweitert sie und zieht
einen Theil derselben quer über den Rand herüber. Dadurch kommt die Schlinge in eine
solche Lage gegen den Stoff, daß die gerade Nadel bei ihrem nächsten Niedergang
durch sie hindurch geht. Der Finger C läßt nun die
Schlinge los und dieselbe wird sogleich durch den Niedergang der gekrümmten Nadel
auf der oberen Fläche des Stoffrandes befestigt.
Die Betriebswelle D liegt unter dem Tisch E, auf welchem wie gewöhnlich ein bügelförmiges Gestell
F befestigt ist. Durch den horizontalen Arm des
Bügels ist eine mit schwingender Bewegung versehene Welle G gelegt, die durch den Hebelarm H und die
Zugstange I mit einer an dem Würtel und Schwungrad K befestigten Kurbelwarze verbunden ist. Der Radius der
Kurbelwarze und die Länge des Hebelarmes H stehen in
einem solchen Verhältniß zu einander, daß die drehende Bewegung des Schwungrades in
eine schwingende Bewegung der Welle G umgesetzt wird. Am
vorderen Ende der Welle G befindet sich ein Hebel L mit einer Laufrolle, welche in einem geschlitzten
Rahmen M an der Nadelstange N eingreift und dieser, sowie der geraden Nadel A eine in verticaler Richtung auf und nieder gehende Bewegung
ertheilt.
Die gekrümmte Nadel B sitzt am Ende eines Winkelhebels
O, welcher sich um die Achse P dreht. Der andere (durchschnitten dargestellte) Arm Q des Winkelhebels greift in eine Nuth eines Excentrics
an der Welle D und ertheilt der gekrümmten Nadel B vermöge der geneigten Lage des Winkelhebels eine in
schräger Richtung aufsteigende Bewegung, nach deren Vollendung sie ihre Schlinge dem
Finger C darbietet. Der Finger C sitzt an einer langen Hülse R, innerhalb
welcher die Nadelstange ungehindert auf und ab gehen kann. Die Hülse R selbst aber kann sich im vorderen Theile des Bügels
frei drehen und wird hierzu durch eine in ihren äußeren Umfang eingeschnittene,
schraubenförmige Nuth veranlaßt, in welche ein mit der Nadelstange verbundener Stift
eingreift. Wenn nun dieser Stift mit der Nadelstange auf und nieder geht, so
ertheilt er der Hülse und dem Finger C eine schwingende
Bewegung um die gerade Nadel herum, wobei die Schlinge gefaßt, erweitert und endlich
losgelassen wird.
Der Faden der geraden Nadel wickelt sich von der Spule s
ab, er geht über einen Spannapparat t, durch den
Fadenführer S und eines der Löcher in dem beweglichen
Hebel T nach dem Oehr der Nadel. Der untere Faden kommt von der Spule
s' und geht über einen Spannapparat t', durch ein Oehr am Ende der Spannfeder u und durch einen festen Fadenführer v nach der mit zwei Oehren versehenen gekrümmten Nadel
B über, wo er zuerst durch das untere und dann durch
das obere Oehr gezogen ist.
Der Hebel T hebt und senkt sich mit der Nadelstange; er
gibt Faden nach, wenn die gerade Nadel niedergeht, um eine Schlinge zu bilden, und
zieht ihn wieder straff an, wenn die Nadel in die Höhe geht. Diese Bewegung wird
durch einen an der Stange U befestigten Stift
hervorgebracht, welcher in einen Schlitz des Hebels T
eingreift. Die Stange U kann in dem röhrenförmigen,
oberen Ende der Nadelstange sich frei auf und nieder bewegen, wird aber durch einen
an der Nadelstange befestigten Stift p, welcher in einen
Schlitz der Stange U eingreift, verhindert, sich in
demselben zu drehen. Sie wird durch einen kleinen Bügel V gerade geführt und erhält ihre Bewegung nach oben durch den Druck einer
in die Höhlung der Nadelstange eingelegten Schraubenfeder. Wenn beim Niedergange der
Nadel der Stift p die untere Bewegung des Schlitzes in
der Stange U erreicht hat, so nimmt er die Stange U und folglich den Hebel T
bei der fortgesetzten Niedergangsbewegung mit, wodurch der zur Schlingenbildung
nothwendige Faden geliefert wird. Wenn dann die Nadel ihren Aufgang beginnt, so wird
unter der Einwirkung der genannten Schraubenfeder die Schlinge sofort zugezogen.
Ein unterhalb des Tisches gelagerter Hebel W, welcher
seine Bewegung von einem Excentric b an der
Betriebswelle D empfängt, läuft am entgegengesetzten
Ende in eine Feder c aus, welche zur Bremsung der Spule
s' dient. Wenn die gekrümmte Nadel B durch die Schlinge des Fadens der geraden Nadel
aufsteigt, so äußert das Excentric b keine Wirkung auf
die Spule s', und der untere Faden erhält seine Spannung
lediglich durch den Spannapparat t' und die Feder u. Wenn aber nach dem Eintreten der Nadel A in die Schlinge des unteren Fadens die gekrümmte Nadel
B ihren Rückgang beginnt, so hebt das Excentric b den langen Arm des Hebels W und drückt die Feder c scharf gegen den Rand
der Spule s', so daß diese sich nicht drehen kann und
der Faden zwischen dem Fadenführer v und dem Gewebe
während des Niederganges scharf angespannt wird.
Um die Nadel A zu schützen, und sicher zu seyn, daß die
Schlinge ihres Fadens die richtige Lage gegen die gekrümmte Nadel B annimmt, ist an der Seite der geraden Nadel, welche
der gekrümmten gegenüber liegt, eine geriffelte Sicherheitsplatte g angebracht; dieselbe liegt der Nadel so nahe, daß der Faden
zwischen derselben keine Schleife bilden kann. Eine andere in der Tischebene
liegende Platte h verrichtet dieselben Dienste für die
gekrümmte Nadel B, wenn diese über den Stoff in die Höhe
steigt; sie gibt der Schlinge die angemessene Lage, um von dem Finger C gefaßt zu werden, und verhindert, daß der
Knopflochrand, welcher dem zu umnähenden gegenüber liegt, die Oeffnung, durch welche
die gekrümmte Nadel B aufsteigen soll, verdeckt.
Zugleich dient sie als Führung beim Drehen des Stoffes, wenn die abgerundeten Enden
des Knopflochs umnäht werden.
Die Maschine dient in der Gestalt, wie sie in Fig. 12 dargestellt ist,
außer zum Knopflochumnähen auch zum Säumen und Besetzen. Der Schiffchenbetrieb ist
hierbei ausgerückt. In der Gestalt dagegen wie sie in Fig. 21 und 22 dargestellt
ist, kann die Maschine als gewöhnliche Nähmaschine benutzt werden; hier ist der
Knopflochmechanismus außer Thätigkeit gesetzt und dagegen der Schiffchenbetrieb
eingerückt. Zu diesem Zwecke wird die Drehachse P des
Hebels O, an welchem die gekrümmte Nadel B sitzt, in dem Schlitze P'
des Achsenlagers so weit zurückgezogen, daß die gekrümmte Nadel aus dem Bereich der
geraden Nadel und des einzurückenden Schiffchens tritt, und dagegen der
Schiffchentreiber m, welcher vorher an einem Stift o der Platte g aufgehängt
war, gehoben und mit dem einen Ende der gegabelten Kurbelstange f verbunden, deren entgegengesetztes Ende unter
Vermittelung einer Laufrolle in dem excentrischen Schlitze einer auf der
Betriebswelle D befestigten Scheibe K läuft. Das Schiffchen ruht auf einer mit dem
Schiffchentreiber verbundenen Leiste und bewegt sich längs der Platte g. Die Platte h muß
weggenommen werden, wenn die Maschine als gewöhnliche Nähmaschine dient.